Martin Thalheimer Wasserhaushalt und Bewässerung in Südtirol

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Transkript:

Martin Thalheimer Wasserhaushalt und Bewässerung in Südtirol 1

2

Mittlere jährliche Niederschlagshöhen im europäischen Alpenraum 1971 1990 Quelle: Hydrologischer Atlas der Schweiz http://hydrologischeratlas.ch/downloads/01/content/tafel_26.pdf 3

Durchschnittliche Jahresniederschläge Quelle: WASSERNUTZUNGSPLAN für die Autonome Provinz Bozen,Teil 1 4

120 100 80 60 40 20 0 Jahresverteilung der Niederschläge Laimburg 816 mm Schlanders 490 mm 5 März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Februar Jänner Niederschlag (mm)

Jahresniederschläge von 1965-2016 Laimburg 823 958 846833 547 862 801 622 679 628 794 1016 933 866 1103 666 1025 654 769 784 707772 965 708 841851 635 988 776 705 655 1124 langjähriges Mittel: 816 mm 739 810 996 1050 896 1017 614 649 619 575 636 1193 768 943 684 963 1010 1152 539 661 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 1400 1200 1000 800 600 400 200 1965 1966 1967 0 6

Fließgewässer und Seen in Südtirol 7

8

Im Laufe eines Jahres angestaute und wieder zurückgegebene Wassermengen in Südtirol Quelle: WASSERNUTZUNGSPLAN für die Autonome Provinz Bozen,Teil 1 9

Bewässerungsbecken Perdonig (Eppan), September 2003 10

Gletscher in Südtirol Quelle: WASSERNUTZUNGSPLAN für die Autonome Provinz Bozen,Teil 1 12

ca. 1930 2000 2016 17

Grundwasser 19

Tiefbrunnen in der Umgebung von Tramin Quelle: Amt für Gewässernutzung 20

Etschpegel bei Branzoll und Grundwasserstand Laimburg 2010 300 0 250 50 Etschpegel (cm) 200 150 100 100 150 200 Grundwasserabstand (cm) Etschpegel Grundwasser 50 250 0 J F M A M J J A S O N D 300 21

Wasser in Südtirol (Mio. m 3 ) Natürliche Niederschläge pro Jahr Grundwasser (Meran bis Salurn) Gletscher Seen 5000 4000 3500 250 22

Wasserbedarf in Südtirol geschätzter jährlicher Verbrauch: Landwirtschaft 150 Mill. m³ Industrie Privathaushalte Kunstschnee 75 Mill. m³ 45 Mill. m³ 6 Mill. m³ 23

Ackerland Obstbau Weinbau Grünland Landwirtschaft in Südtirol (Stand 2010) 4000 ha 18500 ha 5000 ha 212000 ha 25

Bewässerung in Südtirols Landwirtschaft Kulturart Obstbau Weinbau Grünland, Ackerund Gemüsebau Gesamtfläche 18500 ha 5000 ha 216000 ha Anteil bewässerte Fläche 100% ~80% 10-15% Kulturart Obstbau Weinbau Grünland, Acker- und Gemüsebau Anteil am Gesamtwasserbedarf 60% 10% 30% 26

Waale: historische Zeugen einer jahrhunderte alten Geschichte der Bewässerung 27

Begrenzte Wasserverfügbarkeit führt zu Konflikten: Regelung durch den Wassernutzungsplan 30

Wassernutzungsplan : 2 L Wasser pro Sekunde und km 2 Einzugsgebiet müssen als Restwasser im Bachbett verbleiben 0,5 L Wasser pro Sekunde und km 2 Einzugsgebiet sind für die Landwirtschaft reserviert; Landwirtschaft hat Vorrang über Stromerzeugung Sonderregelung für Trockengebiete: nach Überprüfung können Restwassermengen unterschritten werden 31

Was bringt die Zukunft? Steigende Konkurrenz von anderen Wirtschaftszweigen Weniger Wasserverfügbarkeit und höherer Wasserbedarf durch Klimawandel? Ausdehnung der bewässerten Flächen in der Südtiroler Landwirtschaft Effizienterer Umgang mit dem Wasser wird unvermeidlich 32

Tipps für einen effizienteren Einsatz des Wassers: -Anpassung der Wassergaben an den Standort - Optimale Ausbringungstechnik - Optimale Steuerung der Wasserverfügbarkeit durch die Genossenschaft (Turnusse) - Förderung des verantwortlichen Handelns der einzelnen Betriebe - Einsatz von technischen Hilfsmitteln zur Ermittlung des Bewässerungsbedarfs 33

Anpassung der Wassergaben an den Standort 34

Richtwerte zur Wasserspeicherfähigkeit des Bodens Bodenart nutzbare Feldkapazität (nfk) (vol. %) Sand lehmiger Sand schluffiger Sand toniger Sand lehmiger Schluff sandiger Schluff sandiger Lehm schluffiger Lehm toniger Lehm sandiger, schluffiger Ton lehmiger Ton Ton Lagerungsdichte gering mittel hoch 10 22 21 18 27 26 22 24 19 19 20 20 9 17 18 15 24 22 17 19 15 15 14 15 9 15 17 13 20 19 14 16 12 12 11 11 35

Rechenbeispiel: 30 cm Wurzeltiefe Gesamtbodenvolumen von 300 L/m 2 nutzbare Feldkapazität (z.b.) 20% 60 L/m 2 Volumen der Steine berücksichtigen: (z.b.) 50% 30 L/m 2 Bewässerungsgabe von 50 mm in diesem Fall sickern 20 mm über den Wurzelraum hinaus 36

Optimale Ausbringungstechnik: - Verteilernetz warten und bei Bedarf erneuern: hohe Wasserverluste durch veraltete Leitungssysteme - Möglichst einheitliche Wasserverteilung auf der beregneten Fläche anstreben (Auswahl Regnermodell, Anzahl Regner/Fläche) - Ausgeglichener Betriebsdruck im Betrieb und in der gesamten Genossenschaft 37

Modell HW40S-12 Betriebsdruck 2,5 3,5 4,5 Wasserausstoß (m 3 /h) 11,2 13,3 15,0 38

Optimale Steuerung der Wasserverfügbarkeit durch die Genossenschaft (Turnusse) -Turnusse mit langen Intervallen verleiten zu ständiger Nutzung des Wassers. -Bei häufiger Verfügbarkeit des Wassers können auch Turnusse übersprungen werden. 39

Förderung des verantwortlichen Handelns der einzelnen Betriebe : - Ermittlung der durch die einzeln Betriebe ausgebrachten Wassermengen (Wasseruhren, Betriebszeiten) - Bei der Festlegung der Konsortialspesen einen variablen Anteil auf der Basis des bezogenen Wasservolumens berechnen finanzieller Anreiz zu bewusstem Handeln 40

Einsatz von technischen Hilfsmitteln zur Ermittlung des Bewässerungsbedarfs: Sensoren zur Messung der Bodenfeuchte Öffnen und Schließen von Ventilen mittels Fernsteuerung 41

Bewässerungssteuerung mit GPRS Datenübertragung 42

Zusammenfassung: Die Konkurrenz der verschiedenen Wirtschaftszweige um das Wasser wird zunehmen Die natürliche Verfügbarkeit des Wassers kann in Zukunft zurückgehen Lösungsansätze: -Verbesserung der Bewässerungstechnik - Bedarfsangepasste Bewässerung - Errichten von Speicherbecken und anderen Infrastrukturen 43

Danke für die Aufmerksamkeit 44