Gemeinsam wieder Vertrauen fassen



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Transkript:

Gemeinsam wieder Vertrauen fassen Gruppentraining für Kinder, deren Eltern auseinander gehen Hug Blickensdrfer Die Familien- und Erziehungsberatung Basel führt seit über zehn Jahren Gruppen für Kinder, deren Eltern getrennt der geschieden sind. Die Gruppen werden zusammen mit dem Schulpsychlgischen Dienst Basel-Stadt (SPD) und der Vrmundschaftsbehörde Basel-Stadt, Abteilung Kindes- und Jugendschutz (AKJS) angebten. Das Gruppenangebt ist ein kinderspezifischer Bestandteil eines therapeutischen Gesamtknzepts der Familienberatung für Familien in Trennung und ein ergänzendes Angebt für den SPD und die AKJS. Eltern trennen sich Kinder bleiben Kinder brauchen beide Eltern. Die Eltern haben dafür zu srgen, dass sie trtz ihrer Knflikte ihre Elternaufgaben nach der Trennung gut wahrnehmen können. Es liegt in ihrer Verantwrtung, ihre Kinder rechtzeitig auf die Trennung vrzubereiten und ihre Elternschaft für die Zeit nach der Trennung klar zu regeln, mit dem Ziel, die Trennungssituatin mit den Kindern zusammen möglichst gut zu bewältigen. Die Kinder sllen ihre Vrstellungen und Ängste aussprechen und je nach Alter auch ihre Wünsche anbringen können, zum Beispiel bei wem sie nach der Trennung whnen möchten. Auch bei der Besuchsregelung sind die Interessen der Kinder in den Vrdergrund zu stellen. Die Mitarbeiter/innen der Familien- und Erziehungsberatung (Psychlginnen, Psychtherapeuten und Szialarbeiterinnen) bieten für Paare und Familien in Trennung swhl psychtherapeutische Unterstützung als auch Sachhilfe an (Infrmatinen über nötige Schritte bei einer Trennung, Unterstützung bei der Regelung vn Srge- und Besuchsrecht, Budgetplanung). Kinder brauchen Unterstützung Sgar bei einer psitiven Haltung der Eltern bleiben die Bedürfnisse der Kinder ft auf der Strecke. Die Kinder werden allein gelassen mit ihren Knflikten und Gefühlen, weil die Eltern selber überlastet sind mit der Umstellung auf die neue Lebenssituatin der eben zerstritten bleiben und ihren Erwachsenenstreit auch in ihr Elternsein hineintragen. In der Regel wllen Kinder, auch wenn sie vielleicht schn lange unter den Spannungen zwischen den Eltern leiden, nicht, dass sich ihre Eltern trennen. Eine Trennung macht die Kinder hilfls, sie können sie nicht verhindern, nch können sie die Eltern wieder zusammenführen. Für die Kinder braucht es neutrale Unterstützungsangebte, um ihre Trennungserlebnisse s gut wie möglich verarbeiten zu können, damit daraus nicht eine traumatische Erfahrung wird. Die Kinder müssen lernen, mit ihren Ängsten umzugehen, zum Beispiel mit der Angst, einen Elternteil ganz zu verlieren. Oder sie brauchen Unterstützung, wenn sie miterleben, wie stark zum Beispiel ein Elternteil unter der Trennung leidet. Zusätzlich stehen ihnen zahlreiche Umstellungen bevr, die sie bewältigen müssen, etwa ein Whnungswechsel, vielleicht verbunden mit einem Orts- der Schulhauswechsel, der auch den Verlust der Freunde bedeuten kann. Durch den Weggang eines Elternteils verändert sich die Rlle der Kinder in der Familie, indem die Kinder zum Beispiel mehr Verantwrtung für Geschwister übernehmen der mehr mithelfen müssen. Vielleicht müssen sich die Kinder schn bald auf einen neuen Lebenspartner der eine neue Lebenspartnerin der Mutter der des Vaters einstellen, eventuell auch auf Stiefgeschwister. Diese kurze Aufzählung zeigt, was vr, während und nach einer Trennung alles auf die Kinder zukmmen kann. Auch wenn heute viele Kinder vn einer der mehreren Trennungen ihrer Eltern betrffen sind und sie bei Freunden schn verschiedene neue Familienfrmen kennen gelernt haben, ist eine Trennung nie eine nrmale Angelegenheit. Das sagen auch viele Eltern, die selber aus Schei- 1

dungsfamilien stammen und unter der Trennung ihrer Eltern gelitten haben und es darum ums mehr bedauern, dass nun auch ihre Kinder eine Trennung miterleben müssen. Trtz all der zahlreichen Herausfrderungen und Belastungen, die eine Trennung mit sich bringt, kann eine gut vrbereitete und durchgeführte Trennung für die Kinder allmählich eine Entlastung bedeuten, s dass die Kinder aus der neuen Situatin gestärkt hervrgehen (siehe z.b. Glückliche Scheidungskinder vn Rem H. Larg und Mnika Czernin). Gruppentraining Das Gruppentraining richtet sich an Kinder im Alter vn acht bis zwölf Jahren. Die Gruppen finden zweimal im Jahr statt, jeweils Ende Frühjahrs- (Anfang April) respektive Ende Herbstferien (Ende Oktber). Die Gruppengrösse ist auf maximal acht Kinder beschränkt. Es finden sieben Kindersitzungen à 90 Minuten und ein Elternabend statt. Die Ksten belaufen sich auf 200 Franken pr Kind. Es gibt keine Vrselektin. Alle angemeldeten Kinder können am Gruppentraining teilnehmen, wenn genügend Plätze frei sind. Knzept Im Zentrum des Gruppentrainings stehen die Kinder und ihre Art, mit ihrer ganz persönlichen Trennungssituatin fertig zu werden. Die Kindergruppe ist vrwiegend systemisch und verhaltenstherapeutisch rientiert, mit klaren Inhalten und Zielen, die aber der Zusammensetzung und dem Verlauf der aktuellen Gruppe angepasst werden. Unser Knzept haben wir im Laufe der Jahre aufgrund unserer Erfahrungen weiterentwickelt. Es basiert auf dem Gruppeninterventinsprgramm für Kinder mit getrennt lebenden der geschiedenen Eltern (Fthenakis u. a.), auf dem Gruppentraining mit Kindern aus Trennungs- und Scheidungsfamilien (vn Jaede, Wlf und Zeller-König) swie auf einem Kurs vn Max Peter und Mnique Frrer über ihre Erfahrungen mit der Scheidungskindergruppe Im Chreis der Familienberatung Bülach. Das Alterspektrum ist s gewählt, weil Kinder im Alter vn acht bis zwölf Jahren allmählich fähig sind, eine Situatin differenziert zu betrachten und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Sie reagieren anders als Kinder unter acht Jahren, die mit diesem themenzentrierten Angebt überfrdert wären, und anders als Kinder in der Pubertät. Der Entwicklungsunterschied innerhalb der Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen ist trtzdem grss. Da immer zwei Persnen die Gruppe leiten (Psychlgen/Psychlginnen der Psychtherapeutinnen und Szialarbeiter der beteiligten Institutinen), ist es möglich, zeitweise in Untergruppen zu arbeiten, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. In der Gruppenleitung sind immer ein Mann und eine Frau vertreten. Das erleichtert den Kindern, sich swhl mit der väterlichen als auch mit der mütterlichen Seite auseinander zu setzen. sind immer ein Mann und eine Frau vertreten. Das erleichtert den Kindern, sich swhl mit der väterlichen als auch mit der mütterlichen Seite auseinander zu setzen. Gleichzeitig erleben die Kinder ein Mdell, wie ein Mann und eine Frau zusammen umgehen können. Sieben bis acht Sitzungen in wöchentlichen Abständen haben sich für uns als ptimal erwiesen, swhl für die Entwicklung der Gruppendynamik als auch für die Vermittlung der nötigen Inhalte. Für die Kinder sind sieben Sitzungen absehbar, danach sind die meisten gesättigt. Die einzelnen Eltern können am Ende des Gruppentrainings ein Gespräch mit den Gruppenleiter/innen vereinbaren, um eine allgemeine Einschätzung über ihr Kind (unter Beachtung unserer Schweigepflicht gegenüber dem Kind) der mögliche Empfehlungen zu erhalten. Die Gruppenleiter/innen laden ihrerseits die Eltern ein, wenn sie eine weitere psychtherapeutische Interventin der eine andere Empfehlung für das Kind der die Familie für nötig erachten. 2

Allgemeine Ziele des Gruppentrainings Die Kinder darin unterstützen, mit den zahlreichen Knflikten, die eine Trennung mit sich bringt, fertig zu werden und auch mögliche psitive Seiten einer Trennung betrachten zu können. Entlastung der Kinder: Viele Kinder fühlen sich verantwrtlich für das Zerbrechen der Familie und haben das Gefühl, sie können die Eltern wieder zusammenbringen. Förderung einer vertrauensvllen Gruppenumgebung: Im Gruppenrahmen können die Kinder erleben, dass sie nicht allein sind, und erfahren, wie andere Kinder mit dieser Situatin umgehen. Den Kindern helfen, die im Zusammenhang mit der Trennung erlebten Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken (Wut, Trauer, Scham, Angst, Schuld etc.). Entwickeln vn Bewältigungsstrategien: Fertigkeiten austauschen und den Kindern aufzeigen, wie sie mit der neuen Familiensituatin kreativ und knstruktiv umgehen können. Förderung einer psitiven Selbst- und Familienwahrnehmung. Infrmatin über die Bedeutung der Begriffe Trennung der Scheidung vermitteln. Aufbau des Gruppentrainings Beim Aufbau des Gruppentrainings und für jede einzelne Gruppensitzung wurde darauf geachtet, eine ausgewgene Mischung zwischen Infrmatin, dem Bearbeiten vn einzelnen Themen, Spiel und Bewegung zu finden. Inhaltlich steht am Anfang ein eher sachlicher Umgang mit dem Thema Trennung/Scheidung, um allmählich mehr das persönliche Erleben der Kinder in den Vrdergrund zu stellen. Knkrete, vn den Kindern vrgebrachte Situatinen führen dazu, neue Bewältigungs- und Prblemlösestrategien zu entwickeln. Auch mögliche Vrteile der Trennungssituatin werden besprchen. Das Ende des Gruppentrainings als erneute Trennung wird frühzeitig vrbereitet. Methden und Beispiele Gruppenregeln Die Gruppe ist ein Mdell, wie Kinder und Erwachsene miteinander umgehen können. Darum gelten genau wie in der Familie auch für das Gruppentraining klare Regeln, die zum Teil mit den Kindern erarbeitet werden: Regelmässige Teilnahme, Pünktlichkeit, Abmelden bei Krankheit. Vertraulichkeit/Schweigepflicht: Die Kinder reden ausserhalb der Gruppe nicht über die anderen Kinder: Nicht weitersagen! Pflicht, dem sprechenden Kind der Erwachsenen zuzuhören: Nicht dreinreden! Keine abwertenden Bemerkungen über andere Kinder: Respekt vr den andern Kindern! Keine Gewalt, nicht plagen, keine Schimpfwrte. Das Recht, nichts sagen zu müssen: Ein grsses Stfftier ist der Tröster, wenn ein Kind traurig ist und sich mit ihm zurückziehen will. Das ist gleichzeitig das Signal für die andern Kinder, dieses Kind im Mment in Ruhe zu lassen. Kennenlernen/Gruppendynamik Zum Kennenlernen kann neben bekannten Kennenlernspielen eine gemeinsame Zeichnung das Gruppengefühl fördern. Auf einem sehr grssen Papier mit dem Grundriss eines Btes und s vielen Bullaugen, wie Kinder am Gruppentraining teilnehmen, kann jedes Kind seinen Teil des Schiffes und sein Bullauge nach seinen Ideen bemalen. Mtt: Wir sitzen alle im selben Bt, aber jedes Kind hat seine Einzigartigkeit. Auf diese Art können sich die Kinder langsam beschnuppern und an die Umgebung gewöhnen. Die meisten Kinder zeichnen gerne und können sich auf diese Weise gut ausdrücken. Jedes Kind kann danach erzählen, was es in sein Bullauge gezeichnet hat. Um der Gruppe einen Rahmen zu geben, mit Einstimmung und klarem Abschluss, beginnt und endet jede Sitzung mit einem Ritual: Sitzen im Kreis, Begrüssung, eine Kerze anzünden, jedes Kind darf 3

kurz seine Erlebnisse der Wche erzählen; am Schluss findet eine kurze Feedbackrunde statt, was den einzelnen Kindern in diesem Tag in der Gruppe gefallen hat und was nicht, ein Kind wird ausgewählt, das die Kerze ausbläst, Abschied. In jeder Sitzung gibt es eine kurze Zvieripause. Eigene Erfahrungen austauschen Scheidungskinder schämen sich ft dafür, dass gerade ihre Eltern sich trennen, der wllen die Trennung nicht wahrhaben. Darum erzählen sie andern Kindern selbst wenn sie wissen, dass deren Eltern auch getrennt leben kaum etwas vn ihren Erlebnissen vr und nach der Trennung. Mit Hilfe vn Geschichten der Bilderbüchern zum Thema Trennung (z.b. Papa whnt jetzt in der Heinrichstrasse vn Maar und Ballhaus) ermöglichen wir den Kindern, sich wieder in einzelne Situatinen einzufühlen und zu erleben, dass andere Kinder dasselbe durchgemacht haben wie sie. Damit könne sie leichter ihre eigenen vergleichbaren Erlebnisse schildern und mit den andern Kindern der Gruppe austauschen und verarbeiten. Infrmatinen über Trennung/Scheidung Wenn wir die Kinder fragen, was bei einer Trennung und bei einer Scheidung frmal passiert, wissen die Kinder wenig darüber. Sie haben schn einzelne Begriffe gehört wie Srge- und Besuchsrecht der Anhörung der Kinder und können damit meist nicht viel anfangen. Darum infrmieren wir die Kinder darüber, was die Eltern bei einer Trennung alles unternehmen und berücksichtigen müssen und was die Rechte der Kinder sind (z.b. Anhörung vr Gericht), w sie mitreden dürfen und ihre Anliegen anbringen können. Eigene Gefühle wahrnehmen und ausdrücken Wie fühle ich mich heute in meiner Scheidungsfamilie? Eine Trennung der Eltern löst zahlreiche Gefühle aus wie Angst, Wut, Trauer, Hilflsigkeit etc. Viele Kinder fühlen sich zum Beispiel schuldig an der Trennung: Wenn er und seine Schwester nicht s ft miteinander gestritten hätten, hätten sich die Eltern vielleicht nicht getrennt, sagt ein zehnjähriger Junge und hfft, wenn er und seine Schwester jetzt ganz brav seien, würden ihre Eltern wieder zusammen kmmen. Hier müssen die Gruppenleiterinnen klarstellen, dass allein die Eltern die Trennung verantwrten müssen und die Kinder, auch wenn das manchmal vn den Eltern suggeriert wird, keine Schuld daran haben. Sie können auch nichts dafür tun, dass die Eltern wieder zusammenkmmen. Einige Kinder versuchen ihre Gefühle zu unterdrücken, um ihren Eltern nicht nch mehr Srgen zu machen. Darum ist es wichtig, dass die Kinder in der Gruppe zu ihren Gefühlen stehen dürfen. Jeder hat Gefühle. Alle Gefühle sind wichtig und müssen ernst genmmen werden. Die Kinder können als Wahrnehmungsübung blind und barfuss über verschiedene Materialien und Stffe gehen der über eine vrgestellte Wiese, über Steine der über tiefe, feuchte Erde. Oder sie können alle Gefühle aufzählen, die ihnen in den Sinn kmmen. Wenn das gerade bei jüngeren Kindern schwierig ist, hilft hier vielleicht ein Bilderbuch (z.b. Din zeigt Gefühle vn Löffel und Manske). Gefühle können pantmimisch dargestellt und bestimmten Situatinen zugerdnet werden. Das sll es den Kindern leichter machen, ihre Gefühle auch in realen Situatinen auszudrücken und mitzuteilen. Auseinandersetzung mit der neuen Whnsituatin Ich habe jetzt zwei Zuhause! Meist kein freudiger Ausruf der Kinder. Denn die neue Whnsituatin bringt viele zum Teil unangenehme Umstellungen mit sich. Sie stellt hhe Anfrderungen an die Eltern und Kinder im kmmunikativen Bereich, um insbesndere die Übergänge zwischen den beiden Whnungen gut zu bewerkstelligen. Gerade diese Übergänge und Übergaben der Kinder vn einem Elternteil zum andern sind ft sehr heikel. Hier besteht eine grsse Gefahr, dass die Kinder zwischen die Frnten geraten. Ein neunjähriger Junge beklagt, dass sein Vater immer wieder über seine Mutter schimpft und die Übergaben vr der Tür der Mutter stattfinden, hne dass seine Eltern miteinander reden. Dafür frage 4

ihn seine Mutter aus, was er am Wchenende beim Vater alles gemacht habe. Das belaste ihn sehr, und er möchte, dass seine Eltern wieder direkt miteinander reden und er der Mutter erzählen kann, wann und was er will. Oft ist nicht nur die Whnungssituatin neu, sndern auch die Bezugspersnen: Der Vater der die Mutter haben bereits eine neue Partnerin der einen neuen Partner, eventuell mit mitgebrachten eigenen Kindern. Wer lebt w? Welches sind die wichtigsten Bezugspersnen und Freunde? Wir lassen die Kinder zwei Häuser zeichnen, mit einem Verbindungsweg dazwischen. In jedes Haus malen die Kinder die Persnen, die drt whnen, der stellen Figuren auf das Haus. Jedes Kind kann danach seine Zeichnung erläutern und erzählen, wie es sich in welchem Zuhause fühlt, welche Beziehung es zu wem hat und was für Verbindungen es zwischen diesen Häusern gibt, was gut läuft, was manchmal schwierig ist. Knkrete Situatinen werden besprchen, in Rllenspielen dargestellt und Veränderungswünsche erarbeitet. Aufbau vn neuen Bewältigungsstrategien Welche Situatinen gefallen mir, welche machen mir Mühe? Wie gehe ich mit diesen Situatinen um? Wie kann ich neue Lösungen finden? Wie kann ich Wünsche an meine Eltern anbringen? Neue Situatinen erfrdern neue Bewältigungsstrategien. Die Kinder sind dabei ft sehr kreativ, aber auch schnell überfrdert. Darum ist es wichtig, dass sie in der Gruppe lernen und üben können, schwierige der belastende Situatinen zu meistern. Ein elfjähriges Mädchen beklagt, dass ihr Vater sie an den Besuchswchenenden ft sitzen lässt der zu spät kmmt. Das enttäuscht nicht nur sie selber, sndern ärgert auch die Mutter, was wiederum Zff zwischen den Eltern auslösen kann. Als mag sich das Mädchen gar nicht beklagen und nimmt den Vater sgar nch in Schutz vr der Mutter. Aber eigentlich möchte es dem Vater sagen, dass es ihm stinkt, wenn er zu spät kmmt. Andere Kinder erleben ähnliche Situatinen und können mitteilen, wie sie sich dabei fühlen, und ihre Lösungsideen vrstellen. In Rllenspielen kann das Mädchen üben, was es dem Vater das nächste Mal sagen will, wenn er wieder zu spät kmmt. Und in der nächsten Gruppensitzung kann es darüber berichten, wie es das geschafft und wie der Vater reagiert hat. Rllenspiele machen die Kinder gerne. Sie sind dabei sehr kreativ, und es gibt auch Platz für lustige Mmente und Spiele. Eine bewährte Alternative zu Rllenspielen kann ein Kasperltheater sein, w die Kinder ft indirekt Szenen darstellen, die sie belasten. Abschluss des Gruppentrainings, Zukunftswünsche Der Abschluss des Gruppentrainings als erneute Trennung vn einem jetzt vertraut gewrdenen Rahmen muss rechtzeitig vrbereitet werden. Wir unterstützen die Kinder auch darin, sich später wieder miteinander zu treffen. Vrbereitet wird der Abschluss durch den Aufbau vn neuen Perspektiven: Was gibt es für schöne Mmente bei Vater und Mutter trtz der Trennung? Bringt die Trennung sgar Vrteile mit sich, zum Beispiel eine psychische Entlastung, mehr Zeit mit dem Vater alleine, neue Geschwister etc.? Was habe ich für Zukunftswünsche erfüllbare, vielleicht erfüllbare und nicht erfüllbare Wünsche? Was ist mein grösster Wunsch? Gerade beim Thema Wünsche kmmt immer wieder an erster Stelle: Meine Eltern sllen wieder zusammenkmmen! Die Kinder müssen lernen, was sie tun können, um ihre Wünsche zu erfüllen, der realistische Wünsche zu frmulieren. Vm Wunsch, dass die Eltern wieder zusammenkmmen, müssen sie Abschied nehmen. Wir lassen den wichtigsten Wunsch, vn dem jedes Kind vielleicht schweren Herzens Abschied nehmen muss, auf eine Karte schreiben. Diese binden wir an einen Luftballn, und die Ballns aller Kinder lassen wir gemeinsam in den Himmel steigen. 5

Die erfüllbaren und vielleicht erfüllbaren Wünsche sllen den Kindern helfen, zusammen mit dem im Gruppentraining wiedergewnnenen Selbstvertrauen und zusammen mit den erwrbenen Bewältigungsstrategien, eine psitive Perspektive und Haltung für die Zukunft zu entwickeln. Elternabend Wie ben beschrieben richtet sich das Gruppentraining an die Kinder. Darum gibt es nur einen Elternabend, bwhl uns bewusst ist, dass das Verhalten der Eltern bei der Trennung entscheidend dafür ist, wie gut die Kinder die Trennung bewältigen können. Für die Eltern gibt es andere Angebte in der Familienberatung der den anderen Stellen. Der Elternabend steht unter dem Mtt: Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen? Im Vrdergrund stehen Infrmatinen an die Eltern mit anschliessendem Gedankenaustausch: Infrmatin über alters- und geschlechtsspezifische kindliche Reaktinen auf eine Trennung (nach Birgit vn Söhnen) Infrmatin über wichtige Verhaltensregeln für getrennt lebende Eltern (nach Birgit vn Söhnen) Abgabe eines zusammenfassenden Merkblatts zum Thema Kinder brauchen Unterstützung. Wichtige Punkte im Merkblatt sind.: Kinder in allen Phasen der Trennung ihrem Alter entsprechend über die aktuelle Situatin und bevrstehende Veränderungen infrmieren (z.b. Umzug). Kinder aus den elterlichen Knflikten heraushalten, diese sind ein Erwachsenenprblem. Kinder entlasten, s dass sie sich nicht schuldig fühlen an der Trennung. Kinder müssen wissen, dass sie die Trennung weder verhindern knnten, nch zukünftig Einfluss auf diese Entscheidung der Eltern nehmen können. Kinder sllen weiter beide Eltern lieben können und keinen vn beiden verlieren. Den Kindern einen regelmässigen und zuverlässigen Kntakt zum abwesenden Elternteil gewähren. Kinder nicht als Bten benutzen für Infrmatinen zwischen den Eltern. Kinder nicht ausfragen, wenn sie vm Besuch beim Partner zurückkehren. Partner den Kindern gegenüber nicht schlecht machen. Ein Büchertisch macht auf geeignete Literatur für Eltern und Kinder aufmerksam. Zusammenfassung Aufgrund vn Feedbacks der Kinder und Eltern der vn zuweisenden Stellen wie Kinderärzten bewährt sich das Gruppentraining. Es entlastet die Kinder, unterstützt sie in der Bewältigung der neuen Lebenssituatin, nutzt dabei die Ressurcen der Kinder und fördert ihr Selbstvertrauen. Das Gruppentraining hat aber auch seine Grenzen. Es ist ums wirksamer, je mehr auch die Eltern bereit sind, ihre Paarknflikte zu lösen. Das Gruppentraining und der Elternabend können sehr zerstrittene Eltern ermutigen, zusätzlich zum Gruppentraining eine psychtherapeutische Begleitung der Kinder der eine Beratung der Eltern der der Familie in Anspruch zu nehmen. Oft melden sich Eltern, zum Teil erst Mnate nach Abschluss des Gruppentrainings, für eine Paar- der Familienberatung an. Literatur Fthenakis u. a. (1995). Gruppeninterventinsprgramm für Kinder mit getrennt lebenden der geschiedenen Eltern. Herausgeber: LBS-Initiative Junge Familie, Weinheim und Basel, Beltz. Löffel H. & Manske Ch. (1996). Ein Din zeigt Gefühle. Bilderbuch mit didaktischem Begleitmaterial, Dnna Vita. Jaede, W. & Zeller-König, B. (1996). Gruppentraining mit Kindern aus Trennungs- und Scheidungsfamilien, Beltz. Larg R. H. & Czernin M. (2003). Glückliche Scheidungskinder, München und Zürich, Piper. Maar N. & Ballhaus V. (1989). Papa whnt jetzt in der Heinrichstrasse. Bilderbuch ab 5 Jahren, Mdus Vivendi. 6

vn Söhnen B. Kinder im Trennungs- und Scheidungsprzess. Aufsatz im Kindheitenteam der Webseite kindheiten.de (Leitung: Prf. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler, Fachhchschule Köln, Fakultät für angewandte Szialwissenschaften). Autr Hug Blickensdrfer, lic. phil., Fachpsychlge für Psychtherapie FSP, Familien- und Erziehungsberatung Basel. E-mail: h.blickensdrfer@familienberatungbasel.ch 7