DIE PANZERENTE. Hildegard Slowiak

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Transkript:

DIE PANZERENTE Wer ist dieses Ding da in der Mitte? Hildegard Slowiak

Impressum Hildegard Slowiak, Linz, 2003, Eigenverlag Alle Rechte vorbehalten

Für alle, die sich anders fühlen!

Siehst du die Ente dort, an dem großen Teich nahe der Wiese? Sie sitzt schon viele Tage dort. Ob sie gar kleine Küken ausbrütet.

Und siehst du auch die drei Eier in ihrem Nest? Sind die alle gleich? Die Entenmutter hört ein lautes Klopfen. Und siehe da, es zerspringt ein Ei! Da kommt plötzlich ein wunderschönes Küklein heraus. Es ist noch ganz nass und klebrig von dem Eiklar, das bis jetzt die Nahrung für das Küken war. Die Mutter Ente reibt es mit ihrem Flügel ab und freut sich über das junge Leben. Bald darauf zerbricht das zweite Ei und wieder kommt ein wunderschönes Küken heraus. Doch das dritte Ei will einfach nicht aufbrechen und die Entenmutter meint schon, sie müsse nun bald mithelfen. Sie hört immer nur ein leises Klopfen, und sie fühlt, dieses Küken ist anders als die anderen.

Endlich schafft es das dritte Küken doch noch alleine aus der Schale herauszukommen. Doch was muss die Mutter da sehen? Das dritte Küken hat keine Federn wie die anderen zwei. Es hat einen dicken Panzer! Es hat auch keine zwei schlanken Füße, wie die anderen, sondern hat gleich vier dicke Beinchen! Der Schnabel ist nicht spitz, er ist eher rund und ihre Augen sind zwei mal so groß, wie die der anderen Küken. Soll das wirklich eine Ente sein? Was soll die arme Entenmutter nun tun? Sie muss das Panzerküken wohl genau so lieb haben, wie die anderen, denn sonst ist es ja ganz alleine. Mit der Zeit wird sie sich schon an da seltsame Küken gewöhnen.bald geht die Entenmutter mit ihren drei Jungen schwimmen. Zwei von den kleinen Enten platschen gleich ins Wasser und spielen vergnügt darin. Doch das dritte Entlein mit dem dicken Panzer und den dicken Füßen will nicht ins Wasser gehen. Es hat zu sehr Angst, es könnte untergehen. Die anderen Entlein lachen es aus und sagen:

Du bist doch gar keine richtige Ente, kannst nicht schwimmen, hast einen harten Panzer und viel zu dicke Beine. Da wird die Panzerente so traurig, dass sie am liebsten nicht mehr leben will. Mama Ente tröstet sie und sagt: Sei doch nicht so traurig, du bist doch auch mein Kind und wenn du willst, trage ich dich auf meinen Flügeln im Wasser herum, damit auch du ein bisschen Spaß hast. Die Panzerente klettert ganz vorsichtig auf den Rücken ihrer Mutter. Das Panzerküken kann nun wie auf einem Schiff im Wasser herumfahren. Einige Male am Tag darf es das tun. Doch die anderen Entlein können ins Wasser, wann immer sie wollen. Sie selber nur, wenn ihre Mama für sie Zeit hat. Es ist zum Verrücktwerden! Und seit sich Mama so viel um dieses gepanzerte Etwas kümmert, spotten es die anderen Enten doppelt so viel aus, sodass das Panzerküken jeden Tag trauriger wird.

Eines Tages schwimmt das Panzerküken wie immer mit ihrer Mama auf dem Teich. Doch dann geschieht etwas ganz schreckliches! Denn die großen Schwäne haben heute einen mächtigen Streit. Das Wasser spritzt nach allen Richtungen und schaukelt wie wild hin und her.

Die Entenmutter muss das Panzerküken auf einer Seerose absetzen, damit sie sich selbst an das Ufer retten kann! So schaukelt das Panzerküken hin und her, der Streit der Schwäne wird immer heftiger und das Wasser macht ganz große Wellen. Und auf einmal: plumps, fällt das Panzerentlein endgültig ins Wasser. Es denkt: Jetzt muss ich ertrinken und bin doch erst so klein! Nun liegt es ganz ruhig im Wasser und wartet, bis es untergeht. Doch dann denkt es: Warum bin ich nicht untergegangen? Kann ich etwa schwimm... schwimm... schwimmen?

Das Panzerküken beginnt nun, mit seinen Füßen zu paddeln, so gut es kann und das es stellt fest: Der Panzer trägt mich im Wasser! Ich kann schwimmen! Ich brauche mich nur ins Wasser zu legen und schon schwebe ich darin herum. Plötzlich macht es ihm großen Spaß, im Wasser zu sein. Seine Mama, am sicheren Ufer, staunt nicht schlecht, als sie ihr Panzerküken so schwimmen sieht.

Die Wellen haben es nun schon sehr weit hinausgetragen und das Panzerüklein sieht das Ufer nur mehr von der Ferne. Viel näher ist es einer kleinen Insel gekommen, die mitten im See liegt und wo es sich immer schon gewundert hat, wer wohl auf dieser Insel lebt. Das Wasser trägt es auf diese Insel.

Was sieht das Panzerküken da? Da sind plötzlich Tiere, die es vorher noch nie gesehen hat. Diese Tiere haben aber genau die selben Füße wie es selbst. Irgendwie hat das Panzerküken das Gefühl, als ob es hier viel besser dazugehörte als zu den Enten. Wer war es denn nun eigentlich? War es etwa gar keine richtige Ente? Und wer war das Panzerküken dann?

Literaturverzeichnis: Autor: Hildegard Slowiak Bilder übernommen aus: Jadocus Quark, Geschichten aus dem Fabelwald,1994 Swan Books International Group, London, Isis Verlag AG Hundertwasser Architektur, Friedrich Hundertwasser; Harel Management, Wien Gruener Janura AG, Glarus, 1997 Benedikt Taschen Verlag GmbH Photoshop 7.0 Kompendium, Geico Neumeyer, Markt +Technik, Bestell-Nr. 26351 Internetrecherchen - Tierbilder -Strichzeichnungen

Herzlichen Dank für die treue Unterstützung Rainer Stangl, der den Text überarbeitete und das Nachwort schrieb Tobias Slowiak, der Korrektur las Jonathan Stangl, der seine Mama arbeiten ließ Ferdinand Schimpelsberger, der eine Geschichte für den Schwimmunterricht brauchte Christa Himmelbauer, die mir einiges Bildmaterial zur Verfügung stellte Peter Stefan, der mir das nötige Know How vermittelte Meine Kurskollegen, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen

Die Panzerente ist ein Märchen vom Anderssein, wie es sein kann, wenn man nirgends dazugehört. Aber man ist immer nur solange fremd in der Welt, bis man jenen Platz gefunden hat, wo man hin gehört oder wo man hin muss...