Willkommen an der Wurster Nordseeküste. Der möwenstarke Reiseführer von Henni und Tjark. WURSTER NORDSEEKÜSTE DIE NATIONALPARK-REGION
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KALLE UNTERWEGS. UND WARUM KRABBEN DIE NORDSEE LIEBEN Kalle die Krabbe. Genau das bin ich. Meine Möwen-Freunde Henni und Tjark haben in diesem Jahr so viel zu tun, dass sie mich gebeten haben, euch die Wurster Nordseeküste aus Krabbensicht vorzustellen. Und hier bin ich nun, am Strand in Dorum-Neufeld und freue mich darauf euch zu erzählen, was ich an diesem Ort liebe und wie mein Alltag hier so aussieht. Kurverwaltung 3
MEHR ALS NUR DIE NORDSEE Das Wasser hier ist meine Heimat, mein Bett und mein ganz persönlicher Lieblingsort. Aufwachen tu ich am liebsten vergraben unter einer dicken Schicht Schlick, manchmal im Wasser, manchmal an Land. Das Besondere am Meer für mich ist: Es ist salzig und nicht immer da wo man es zuletzt gesehen hat. Als ich noch eine kleine Krabbe war, hat meine Krabben-Mutter mir erklärt warum: Das Salz in der Nordsee ist über viele Jahre durch Regen, der Mineralien von Gesteinsschichten alter Vulkane heruntergewaschen hat, entstanden. Wenn das Wasser durch die Sonne verdunstet, bleibt das Salz zurück. Sogar in der Luft kann man es bei uns bemerken. Probiert es mal aus und leckt eure Lippen nach einem Tag am Meer ab Kurverwaltung ihr werdet es schmecken. Der heutige Tag beginnt früh am Morgen schon gleich mit einem spannenden und uns Bewohnern der Nordsee altbekanntem Naturschauspiel: Während ich diese Zeilen schreibe merke ich, wie mein geliebtes Wasser sich langsam aus dem Staub macht. Ihr fragt euch sicher wer so viel Wasser in Bewegung setzen kann. Auch dafür hatte meine Mama eine Erklärung. Die Strömung der Ebbe setzt ein. Das Niedrigwasser ist der Moment, an dem ihr an Stelle des Wassers das Wattenmeer sehen könnt. Oft höre ich euch Menschen andere Menschen fragen:»wo ist das Wasser hin?«die Antwort wird euch überraschen: Der Mond hat es genommen. Natürlich ist er nicht der Einzige, der für das Verschwinden des Wassers verantwortlich ist: Auch die Neigungen der Erdachse und das Verhältnis der Erdumlaufbahn zur Bahn des Mondes und viele weitere Faktoren beeinflussen die Gezeiten. Jedoch ist vor allem der Mond der Antrieb dieses beeindruckenden Naturschauspieles. Die Anziehungskraft zwischen Erde und Mond in Kombination mit der Drehung der Erde um ihre eigene Achse, haben Fliehkräfte zur Folge, die der Grund dafür sind, dass wir zweimal am Tag Ebbe und Flut haben. Das bedeutet, dass man etwa alle sechs Stunden beobachten kann, wie das Wasser verschwindet und langsam wieder zurückfließt. Zweimal am Tag heißt es hier bei uns also: Schnell vor den hungrigen Möwen verstecken! Für uns ist das eine gute Art uns fit zu halten und stets weiter in andere Gebiete entlang des Strandes vorzudringen. Es ist lebensnotwendig aber ebenso lebensgefährlich für uns, da jede Menge an Nahrung zum Vorschein kommt wenn das Wasser abtreibt und das lockt natürlich auch andere Tiere an. Naja, ich krabbel nun in Richtung der Schiffe, um zu frühstücken und euch mehr von meiner Heimat zu erzählen. 4
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KUTTER AUS KRABBENSICHT Meine Krabben-Mutter hat mir von klein auf beigebracht, dass ich mich von den bunten Kuttern, die den Hafen verlassen, um Fischen zu gehen, fernhalten soll. Sie hat mir erzählt, dass die Besatzung dieser ganz speziellen und bunten Schiffe auf Nahrungssuche ist. So wie wir täglich unsere Lieblingsspeisen essen, ernähren sich die Menschen seit einer langen Zeit unter anderem von Nordseegarnelen. Deshalb legen sie bei gutem Wetter etwa zwei Stunden, bevor das Wasser seinen höchsten Stand erreicht hat, mit ihren Kuttern ab und machen sich auf, auf die große Fangreise. Wir können also ganz entspannt bei Ebbe die Schiffe erkunden und den einen oder anderen Leckerbissen abgreifen. Wenn sie unterwegs sind, sollte man sich als Krabbe bloß fernhalten denn beim Fangen werfen sie rechts und links vom Boot ihre Fangnetze aus, um so die Nordseegarnelen zu fangen und mit nach Hause zu bringen. Manchmal gerät einer meiner Kumpels in das Fangnetz der Fischer das ist aber gar nicht so schlimm, weil wir kein Granat sind und deshalb gleich wieder in unser Zuhause zurückgebracht werden. Eine Aufregung ist es für uns aber allemal denn wir sind relativ scheue Tiere. Ulich 6
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NEUGIERIGE GÄSTE Weniger scheu, sondern meist tüchtig neugierig ist eine andere Art von Gast an der Wurster Nordseeküste: Der Hund. Einige Menschen nehmen natürlich auch ihre besten Freunde mit in den Urlaub ans Meer, schließlich sind auch sie Teil von Familien und wären sicherlich traurig, wenn sie zu Hause bleiben müssten. Ich habe bisher nur freundliche Hunde kennengelernt, habe aber von meinen Freunden im Tierreich des Wattenmeeres gehört, dass einige von ihnen große Angst vor den haarigen Kameraden haben, die schnüffelnd ihre Umwelt erkunden und dabei manchmal etwas tollpatschig sind. Um die heimischen Tiere in ihrem Lebensraum vor diesen und anderen Ängsten oder Stress zu bewahren, haben sich die Menschen etwas ganz Tolles einfallen lassen: Den Nationalpark. Er ist ein Bereich, in welchem es verboten ist, uns zu stören und zu ärgern. Das gilt natürlich auch für Hunde macht aber gar nichts, da für diese besonderen Gäste ein ganz eigener Strand in Dorum-Neufeld zur Verfügung steht, an dem sie ausgelassen im Freilaufbereich toben oder ganz entspannt mit Herrchen oder Frauchen am Strand schmusen und entspannen können. Ich jedenfalls werde nun bis zum Nachmittag ein kleines Schläfchen machen. Wer weiß, was heut noch alles passiert Uwe Wendland 8
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HOCH HINAUS ÜBER DAS WATTENMEER Am Nachmittag, wenn das Meer langsam wiederkommt und ich mich satt gegessen habe und erholt fühle, belausche ich manchmal Henni und Tjark während sie mit ihren tollen Flugreisen über die Wurster Nordseeküste angeben. Hin und wieder werde ich sogar ein wenig neidisch, wenn sie von den tollen Spielplätzen, die es hier gibt, schwärmen und sich von Urlaubern fotografieren lassen wie echte Models. Meine Familie und ich werden selten fotografiert. Das liegt daran, dass wir ziemlich weit vom Strand entfernt wohnen. Hin und wieder treffe ich aber Gruppen von Menschen, die vorsichtig das Watt erkunden und neugierig jemandem lauschen, der über mich und meine Freunde im Wattenmeer erzählt. Das ist dann oft auch der große Auftritt von Willi dem Wattwurm: Er lebt im Schlick und wird manchmal vorsichtig von Menschen ausgebuddelt, damit man ihn betrachten kann. Das genießt er richtig, weil er weiß, dass ihm niemand etwas tun möchte und er schon bald wieder in seinem Gang verschwinden kann. Ulich 11
ORDENTLICH WAS LOS AM STRAND Während ich zusehe, wie die Gruppe Wattwanderer sich weiter in Richtung Horizont bewegt, höre ich von weit entfernt ein mir bekanntes Geräusch. Erst bei genauerem Hinhören wird mir klar, dass es sich hierbei um eine verlassene Baby-Robbe, einen sogenannten Heuler handelt. Er liegt in weiter Ferne, direkt an der Kante zum Strand und kommt nicht vor oder zurück. Heuler sind Seehunde, die aus verschiedenen Gründen ihre Mutter ganz oder nur für eine kurze Zeit verloren haben. Manchmal, wenn Stürme an der Nordsee toben, kommt es vor, dass das Baby sich in der tosenden See verirrt und so seine Mutter aus den Augen verliert. Der Heuler ist dann meist völlig hilflos und darauf angewiesen, dass sich jemand um ihn kümmert. Aber auch bei der Nahrungssuche kann ein Junges verloren gehen. Meist ist die Mama dann aber ganz in der Nähe im Wasser und wartet darauf, dass es das Jungtier allein zurück nach Hause schafft. Ich beobachte häufig, dass Menschen versuchen diesen Tieren zu helfen. Sie anfassen, um sie zu beruhigen, Fotos machen oder ganz nah an den Heuler herangehen. Ich weiß aber von meinen Robbenfreunden, dass das keine gute Idee ist. Sie bekommen große Angst und werden davon krank. Wenn ihr also mal eine Baby-Robbe in der Nähe des Strandes findet, sagt bitte schnell in der Kurverwaltung bescheid, damit die Mitarbeiter einen Seehundbeauftragten informieren können, der das Jungtier retten kann. Ulich 12
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Dircksen RAUE SEE UND WILDER WIND Doch nicht nur für die Seehunde kann es hier gefährlich werden. Auch die Menschen müssen sich manchmal vor der Nordsee in Acht nehmen. Meine Heimat ist nicht immer ein ruhiges Zuhause. An manchen Tagen im Jahr ziehen furchterregend dunkle Wolkenfelder am Himmel auf und verdunkeln ganze Landstriche. So kann sich bei bestimmten Wetterbedingungen schnell ein schwerer Sturm ankündigen. Dieses Wetterphänomen tritt besonders häufig im Herbst auf und bietet jedes Mal beeindruckende und spannende Bilder. Häufig beobachte ich Menschen dabei, wie sie sich am Strand oder auf dem Deich versammeln, um Erinnerungsfotos von dem Sturm und der Landschaft zu machen. Das kann allerdings sehr gefährlich werden, wenn man die Kräfte der Natur unterschätzt. An einigen Tagen ist der Wind so stark, dass er die Wassermassen des Meeres ohne große Mühen auf das Strandgelände und in Richtung des Deiches, über alle Wege, Parkplätze und Straßen hinweg drückt. Übrigens: Genau aus diesem Grund gibt es unsere Deiche. Sie sollen das Hab und Gut der Menschen vor dem steigenden Wasser schützen. Ganz schön aufregend was man als Krabbe hier so alles erlebt. Deshalb werde ich heute schon am frühen Abend schlafen gehen, um von Henni, Tjark und meinen aufregenden Tagen hier an der Wurster Nordseeküste zu träumen. Ich denke ihr solltet nun wissen, was ich den ganzen Tag hier so mache. 15
EIN HAUS VOLLER WATTENMEER Falls ihr noch mehr über mich, meine Freunde und das Wattenmeer lernen möchtet, könnt ihr in Dorum-Neufeld das Nationalpark-Haus besuchen und den Menschen dort Löcher in den Bauch fragen. Zum Anschauen gibt es hier übrigens auch einiges: Große Meerwasser-Aquarien, echte Meeresbewohner und ein Watt-Modell. Dieses Modell zeigt euch genau, wie die Gezeiten funktionieren, wann das Wasser kommt, wann es geht und welche Meeresbewohner sich hierüber am meisten freuen. Vielleicht habt ihr ja auch Lust, an einer der spannenden Veranstaltungen dort teilzunehmen? Zum Beispiel einer Wattwanderung oder der Fütterung der Aquarienbewohner. Kommt einfach vorbei und entdeckt das Nationalpark-Haus in Dorum-Neufeld. Ihr findet es direkt neben der Kurverwaltung. Kurverwaltung 16
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UNS GIBT ES AUCH ZUM MITNEHMEN Auch der schönste Urlaub geht einmal zu Ende und die Gäste fahren wieder nach Hause. Ihre schönen Erinnerungen an eine erlebnisreiche Ferienzeit haben sie mit im Gepäck.»Auf Wiedersehen, Kalle! Bis zum nächsten Jahr!«, sagt ein kleiner Junge. Er trägt ein blaues T-Shirt, auf dem ich ganz oft zu sehen bin: mal lachend, total verliebt aber auch mal müde vom vielen Geschichten erzählen. Meine Fan-Artikel, und auch die von Henni und Tjark, sind bei der Kurverwaltung und in den Touristinformationen erhältlich.»schickes Shirt«, lobe ich den Jungen und entdecke dabei seine Eltern.»Wow«, rufe ich begeistert und sehe wie groß ich auf der Umhängetasche seiner Mutter abgebildet bin. Das muss ich erstmal Henni und Tjark erzählen, wenn sie wieder da sind. Zufrieden darüber, dass ich auch ein»star«bin verabschiede ich mich scherenklappernd von dem Jungen und seinen Eltern und freue mich schon auf weitere nette Gäste, die meine Freunde und mich besuchen kommen werden. IMPRESSUM Herausgeber Kurverwaltung Wurster Nordseeküste, Am Kutterhafen 3, 27639 Wurster Nordseeküste, www.wursternordseekueste.de, info@wursternordseekueste.de Texte Kurverwaltung Konzeption & Layout Raimund Fohs, www.exil-design.de Gesamtherstellung Druckhaus Wüst, Driftsethe, www.druckhaus-wuest.de Fotos siehe Bild 18
KREYativ MEDIA 19
Ulich Telefon (0 47 41) 9 60-0 Telefax (0 47 41) 9 60-1 41 www.wursternordseekueste.de