Zwei Inseln, zwei Welten und ganz wenig Rasenmäher von Honza Klein - Samstag, Januar 25, 2014 https://www.breitengrad53.de/zwei-inseln-zwei-welten-und-ganz-wenig-rasenmaeher/11049 Der Rasenmäherverkäufer gehört sicherlich zu der Berufsgruppe, die auf den folgenden zwei Inseln nicht so zahlreich vertreten ist. Doch auch ohne viel Grün gehören die beiden spanischen Inseln zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Bei Urlaub in Spanien denkt man vor allem an Mallorca. Mehr als vier Millionen deutsche Besucher sind es pro Jahr, die auf die Insel kommen. Diese Tatsache verleitete einst einen Tatortkommissar zu der Aussage: Mallorca ist das einzige Bundesland, aus dem es noch keinen Tatort gibt. Doch im Winter kann es auf der Baleareninsel stürmisch und regnerisch werden. Dann zieht sich selbst König Jürgen Drews zurück in sein Haus in der Nähe von Münster. So verwundert es nicht, das eine andere spanische Inselgruppe immer mehr an Zulauf besser gesagt Zuflug bekommt. 1 / 8
Fuerteventura dient Hollywood als Filmkulisse für den Film Moses. Der Strand auf Die Kanarischen Inseln, vor der Küste Afrikas im Atlantik gelegen und vom Golfstrom umspült, bieten das ganze Jahr über bestes Urlaubsklima. Dass haben auch viele Reiseveranstalter entdeckt und bauen ihr Angebot stetig aus. Motto: Sechs Inseln, sechs Urlaubswelten, eine Sonne. Denn alle sechs Inseln sind grundverschieden. Ganz vorne im Ranking liegen Teneriffa und Gran Canaria, hinten tummeln sich La Gomera und La Palma und im Mittelfeld liegen Lanzarote und Fuerteventura. Abgeschlagen und von vielen Reiseveranstaltern fast nicht bedient ist El Hierro, die siebte fast unbekannte Insel der Kanaren. Etwa 800.000 Urlauber landen auf Fuerteventura Insgesamt sind es fast drei Millionen Deutsche, die pro Jahr die Kanaren besuchen. Etwa 800.000 Urlauber landen auf Fuerteventura. Doch trotz der steigenden Zahlen sei Masse nicht das Ziel. Wir wollen hier nicht die Fehler machen, die anderorts etwa an der spanischen Mittelmeerküste oder auch auf Gran Canaria gemacht worden sind, sagt Moisé Jorge Naranjo, Tourismuschef von Fuerteventura. Nicht immer mehr, immer besser ist uns wichtig. So gebe es beispielsweise ein Verbot von Neubauten. Eher sollen die bestehenden Häuser ihre Qualität verbessern. Da die Preise bei den Reiseveranstaltern kaum gestiegen sind, sei dies ein deutliches Plus für die Gäste der Insel. Zu denen zählten übrigens schon vor Jahrzehnten Willy Brandt, Peter Maffay (feierte in Betancuria, einer der ältesten Städte der Kanaren seinen 60. Geburtstag), James Last (besitzt eine Wohnung). Hollywood dreht Film im Winter 2013/14 Im Süden der Insel mag sich der Besucher im Winter 2013/14 vielleicht über etwas merkwürdig 2 / 8
gewandete Menschen mit Bärten gewundert haben, die doch eher wie aus einer anderen Zeit aussahen. Regisseur Ridely Scott, der schon Columbus das Paradies erobern lies, mit Thelma & Louise durch die USA fuhr und auch Robin Hood zu wiederkehrenden Ehren verhalf (nur um einige zu nennen), nutzt die Insel als Ersatz für Moses Wanderung durch die Wüste Ägyptens. Drei Monate lang ist Scott mit seinem Team vor Ort. Mit Batman Christian Bale als Moses. Immerhin neun Millionen Euro spült das in die Kassen der Insel. Dabei ist es fast symptomatisch, dass Fuerteventura als Ägypten-Ersatz dient. Haben doch seit den Umbrüchen und der damit nicht eben stabilen Lage im Land am Nil etliche Touristen den Pharaonen den Rücken zugekehrt. Davon profitieren die Kanaren gerade in der Wintersaison. Die Einwohner freut es. Immerhin fast 60 Prozent leben vom Tourismus. Tomaten und Käse sind weiterhin Einnahmequellen. Der Käse stammt vor allem von Ziegen. 200.000 dieser Tiere bevölkern die Insel. Doppelt so viele, wie Menschen. Doch nicht nur für den Käse sind Ziegen gut. In einem der besten Restaurants der Insel Casa Santa Maria, in dem, wie schon erwähnt, Peter Maffay feierte, kommt eine hervorragend zubereitetes Zicklein auf den Teller. Kurios allerdings: der Koch ist Tscheche, die Kellnerin aus Dresden. Das Restaurant indes durch und durch traditionell. Ein Besuch lohnt übrigens auch deswegen, weil mal auch den Weg dorthin oder eben dann zurück ans Meer, die ganz wilde Romantik der Landschaft aufnehmen kann. Inklusive der kecken Eichhörnchen an einem der Aussichtspunkte, die immer wieder zum Blick über die karge Landschaft einladen. Grün ist auf der Insel eher selten Grün ist auf Fuerteventura eher die Ausnahme. Schroffe Wüstenlandschaft prägt das Bild. Dazu unendlich scheinende Strände mit guten Windverhältnissen. Genau das Richtige für Surfweltmeisterschaften. Und auf dem Weg nach Norden, zur Fähre nach Lanzarote, durchquert man Dünen, die direkt bis ins Meer reichen. 3 / 8
Erst Anfang des 18. Jahrhunderts ereignete sich auf Lanzarote der letzte Vulkanausbruch. Nicht verpassen sollte man einen Ausflug in den Timanfaya Nationalpark. Lanzarote ist in 30 Minuten zu erreichen Die Nachbarinsel Lanzarote ist von Corralejo mit dem Schiff in nur 30 Minuten zu erreichen. Also 4 / 8
durchaus ein Ziel für einen Tagesausflug in eine ganz andere Welt. Eine Welt die vor allem von einem Namen geprägt ist: César Manrique (1919-1992). Der auf Lanzarote geborene Künstler hat der Insel, aber auch auf anderen kanarischen Inseln und dem spanischen Festland, in vielfältiger Form seinen Stempel aufgedrückt. So erreicht man, wenn man im Süden angelandet ist, schon nach wenigen Minuten das Gebiet des Timanfaya Nationalparks. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts ereignete sich hier der letzte Vulkanausbruch. Entsprechend wirkt die Gegend, als wäre man in der Hölle gelandet. Das Ausflugszentrum inmitten der schwarzen Wüste und kurz unter der Oberfläche, die immer noch so heiß ist, dass Reisig in einem zwei Meter tiefen Loch sofort Feuer fängt, wurde einst von Manrique gebaut. Er sorgte auch dafür, dass es auf der Insel strenge Bauvorschriften gibt. Alle Häuser sind weiß gestrichen und es gibt keine riesigen Hotelanlagen. Auch der weiter im Norden gelegene Kaktusgarten gehört zu seinen Hinterlassenschaften. Ebenso wie der Kaktusgarten, den Manrique so angelegt hat, dass er aus nur weniger Entfernung kaum zu entdecken ist, fügt sich der Mirador del Rio fast unbemerkt in die Landschaft ein. Manrique prägte das Bild der Inseln Manrique nahm das naturgegebene praktisch als Grundlage seiner Arbeit. Der Mirador bietet aus einem Fels einen hervorragenden Ausblick auf die benachbarte kleine Schwester La Gracioso, die von wenigen hundert Menschen bewohnt wird und auf der man noch wirklich einsame Strände findet. 5 / 8
jetzt ein Platz für Konzerte. Manriques Jameos del Aqua mit Pool im Freien. Früher ein Hotel, Ebenfalls mit der Landschaft verbunden ist der Jameos del Aqua. Ein unterirdischer Lavakanal, der über Kilometer weit von einem Vulkan bis zum Meer reicht und immer wieder mal nach obenhin an mehr oder minder großen Löchern, den Blick in den Himmel frei gibt. Jetzt dient es als Kulturstätte für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen. Selbst ein Pool und ein See befinden sich unter der Erdoberfläche und man schaut aus dem Erdinneren in den blauen Himmel. Einst beherbergte die Anlage ein Hotel. Die Handschrift von Manrique erkennt man sofort, wenn man später sein eigenes Wohnhaus unweit der Inselhauptstadt Arrecife besichtigt. Auch hier liegt der Pool in einem Loch unter der Erde. Ansonsten verschmilzt das Haus mit der umgebenden Lava, die teilweise sogar bis ins Haus hinein architektonisch eingebunden wurde. 6 / 8
Lanzarote gehört zu den ältesten Weinanbaugebieten Spaniens. La Geria ist das Zentrum der Trauben. Vorne sichtbar sind die Löcher, in dem der Wein angebaut wird. Doch nicht nur landschaftlich und auf dem Spuren Manriques ist Lanzarote interessant. Es gibt noch eine weitere Einzigartigkeit: Wein, der in bis zu zwei Meter tiefen Löchern inmitten der Lava gedeiht. 14 Bodegas vermerkt die örtliche Weinkarte. Lanzarote gehört zu den ältesten Weinanbaugebieten Spaniens. 7 / 8
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) Zwei Inseln, zwei Welten und ganz wenig Rasenmäher - 01-25-2014 La Geria ist das Zentrum der Trauben. Inmitten der kreisrunden und jeweils mit einer halbrunden Steinmauer geschützten Weinstöcke. Das schützt vor dem Wind, erzählt der alltours-reiseführer. Das fein poröse Vulkangestein speichere die Feuchtigkeit der Nacht und ist außerdem sehr mineralstoffreich. Schon im Juni wird geerntet. Vor allem Malavsia-Trauben, die aus Südgriechenland eingeführt wurden. Aber auch Moscatel und einige Rotweinsorten wachsen hier gut. Und es ist eben etwas wirklich Besonderes. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es Wein, der auf Vulkanasche gedeiht. Weil er schon im Juli geerntet wird, haben wir jetzt im Dezember schon den 2013er Jahrgang auf dem Tisch. Der Heurige aus Lanzarote, scherzte meine Wiener Kollege. Das Restaurant El Golfo sollte übrigens bei keinem Besuch auf der Insel fehlen. Man isst auf der Terrasse mit einem herrlichen Blick auf das tosende Meer und nur ein paar Schritte entfernt, gelangt man zum Lago de los Chicos. Der kleine See leuchtet in einem Grün, dass man denkt, täglich würde jemand einen Eimer Farbe in den, in einer kleinen Bucht versteckten See, schütten. Aber es ist eine Alge, die sich auf dem Grund festgesetzt hat und für diesen Farbtupfer sorgt. Viel Grün bietet die Insel ja ansonsten eher nicht. 400.000 Deutsche kommen jährlich nach Lanzarote. Ich selbst hatte übrigens noch, außer einer Flasche Wein, ein anderes landestypische Produkt im Gepäck: Arahucas, der Rum der Kanaren. Hinweis: Honza wurde von alltours auf diese Reise eingeladen. Vielen Dank! breitengrad53 8 / 8