Innovationen bringen Wachstum. Aber was ist eine Innovation? Etwas Neues, bisher nicht Existierendes? Eine herausragende technische Leistung? Lexika definieren Innovationen als planvolle, zielgerichtete Erneuerungen ( ) durch Anwendung neuer Ideen und Techniken. Die Ingenieure der BMW Group erweitern diesen Innovationsbegriff um eine wesentliche Komponente: den Kundennutzen. Er ist Basis und Ziel jeder Innovation, die in Fahrzeuge der BMW Group Einzug findet. Denn nur wenn der Kunde durch eine neuetechnologie einen klaren Mehrwert erfährt, ist er bereit, dafür zu bezahlen. Solche von Kunden wertgeschätzten Innovationen sind daher die Grundlage für die Produktsubstanz von Automobilen der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce. Das dreistufige Innovationsmanagement der BMW Group stellt sicher, dass Innovationen, neue Produkte und Technologien möglichst schnell ihren Weg finden von Labors, Werkstätten und Versuchsfahrzeugen in die Fahrzeuge. Der Prozess des Innovationsmanagements beginnt in der BMW Group in einer frühen Phase mit der Innovation Research. Dabei greifen Ingenieure neueste Technologien auf, die entweder im eigenen Unternehmen entstanden sind oder aber in anderen Branchen, wie zum Beispiel der Informationstechnologie, ihren Ursprung haben. Es folgt in einem zweiten Schritt die Innovation Control, die sämtliche neue Technologien hinsichtlich Kundennutzen und Marktchancen bewertet. Entspricht eine neue Technologie allen Anforderungen, sorgt schließlich das Innovation Transfer Management dafür, dass die Neuerung in den Fahrzeugen und Dienstleistungen der BMW Group umgesetzt und den Kunden schnellstmöglich angeboten wird. Das zentrale Innovationsmanagement befindet sich im BMW Group Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) in München. Das FIZ ist strategisch vernetzt mit weiteren Entwicklungsstätten, die weltweit neue interessante Trends aufspüren und für die automobile Anwendung adaptieren. Hierzu zählen zum Beispiel das BMW Technology Office in Palo Alto (Silicon Valley), BMW Group DesignworksUSA in Los Angeles, das BMW Technology Office in Tokio oder die BMW Car IT sowie die BMW Group Forschung und Technik in München. Doch die Kontakte enden nicht an den Firmentoren. Auch Zulieferbetriebe und Universitäten sind in das Know-how-Netzwerk der BMW Group integriert, es besteht ein ständiger kreativer Austausch. Die Mitarbeiter der BMW Group vereint dabei eine gemeinsame Grundidee die Leidenschaft für individuelle Mobilität, verbunden mit dem Wunsch, Gutes ständig besser zu machen. Potenziale erkennen. Wachstum gestalten. Innovationen treiben 40
BMW Automobile setzen Maßstäbe in der Fahrdynamik. Die Agilität und Kurvenwilligkeit, die hinter dem Slogan Freude am Fahren stecken, zählen zu den überzeugendsten Verkaufsargumenten für einen BMW. Jede Innovation, die diese Kerneigenschaften noch weiter verbessern hilft, hält die Marke auf Erfolgskurs. Die Aktivlenkung ist eine solche Innovation: Erstmals passt sich die Lenkübersetzung der aktuellen Geschwindigkeit an. Bei schneller Fahrt reagiert sie eher indirekt und sorgt so für maximale Spurtreue. Bei langsamer Fahrt reduziert sie den Lenkaufwand, beispielsweise beim Rangieren oder im langsamen Stadtverkehr. Bei Landstraßentempo sorgt sie in Kurven für eine einzigartige Agilität. Neue Ideen entstehen im Team Informations- und Gedankenaustausch in regelmäßigen Besprechungen. 41
Innovationen treiben Eine Innovation braucht Mut. Sie erfordert Verantwortungsbewusstsein und Know-how. Und sie benötigt das Wissen um den richtigen Zeitpunkt und den sicheren Weitblick für das, was der Autofahrer in Zukunft von seinem Auto erwartet. All diese Faktoren kamen Ende der 90er Jahre bei der Aktivlenkung zusammen. Die Idee war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr neu. Ein amerikanischer Professor hatte sich das Prinzip bereits 1990 patentieren lassen. Aber die Zeit war damals noch nicht reif, aus dieser Idee eine Innovation zu machen. Im Zuge der Entwicklungsarbeiten für den neuen BMW 5er passten dann alle Faktoren, die das BMW Innovationsmanagement permanent überprüft, um neue Technologien schnell zum Kunden zu bringen. 1999 begann das Projekt Aktivlenkung. EinTeam von Ingenieuren Maschinenbauer und Elektrotechniker formierte sich zur Kern-Entwicklungsmannschaft. Versuchsmuster wurden entworfen, gebaut, getestet, verfeinert. Die Herausforderung dabei: die neuen Möglichkeiten für den Autofahrer intuitiv erfahrbar zu machen. Wie stark sollte die Aktivlenkung unter welchen Bedingungen eingreifen? Wie viel Korrektur empfindet ein BMW Fahrer als vorteilhaft? Und wie viel ist sinnvoll? Streng wissenschaftliche Messmethoden waren die Basis für das erste Applikationsprogramm, das die BMW Ingenieure entwickelten. Das Applikationsprogramm ist das Herzstück der Aktivlenkung, mit der die BMW Group erneut ihren technischen Vorsprung beweist. Um die Innovation weiter voranzutreiben, wurden Experten aller relevanten Disziplinen herangezogen. Zum Beispiel ein Team von Psychologen der Universität Würzburg. Sie untersuchten, wie ein Autofahrer auf den schlimmsten anzunehmenden Fall reagieren würde den Ausfall der Aktivlenkung in einer beliebigen Fahrsituation: Bemerkt er das Abschalten des Systems nur, wird der Fahrer damit zurechtkommen. Erschrickt er aber, kann dies zu Fehlreaktionen führen. Eine ganze Testreihe mit den unterschiedlichsten Autofahrertypen ergab eindeutig: Jeder theoretisch denkbare Systemausfall liegt deutlich unterhalb einer Gefährdungsschwelle. 42
[oben] Testfahrt im Labor das Steuergerät der Aktivlenkung fährt viele Tausend Kilometer, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Erst wenn Software und Hardware alle erdenklichen simulierten Situationen reibungslos meistern, gehen sie in Serie. [unten] CAD ein Bauteil wird am Computer konstruiert und, schon bevor es zum ersten Mal entsteht, für die spätere Montage optimiert. 43
Innovationen treiben [oben links] Diagnose per Laptop ein Speicher in der Bordelektronik merkt sich alle Daten und wird während oder nach der Fahrt ausgelesen. [oben rechts] Bis zur Belastungsgrenze und darüber hinaus in Testfahrten werden die Fahrzeuge härter belastet, als dies jemals im Straßenverkehr möglich ist. Durch gründliche Kontrollen wird dokumentiert, wie sich das Material dabei verhält. [links] DasTestgelände: Immer und immer wieder wird die Aktivlenkung auf Herz und Nieren geprüft. Handlingsparcours oder Hochgeschwindigkeitsstrecke keine Fahrsituation wird ausgelassen. 44
Die größten Hürden musste die Innovation Aktivlenkung intern nehmen. In regelmäßigen Abständen baut die BMW Entwicklung so genannte Funktionsfahrzeuge auf, die den neuesten Stand aller Entwicklungen enthalten. Insbesondere von neuen Technologien. Die Steuersoftware der elektronischen Systeme dieser Prototypen wird laufend aktualisiert, spätestens nach drei Monaten. Die Autos werden in unterschiedlichsten Fahrsituationen immer wieder geprüft, damit die Ingenieure wissen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Und damit die Marktforscher sehen, ob ihre Prognosen auf den richtigen Annahmen beruhen. Auch externe Fachleute wurden beauftragt. Nicht nur das eigentliche Applikationsprogramm, auch die Sprache, in der die elektronischen Bausteine miteinander kommunizieren, wurde wissenschaftlich penibel begutachtet. Ein Missverständnis darf es nicht geben, denn ein Auto ist kein Heimcomputer, eine Lenkung kein Bildschirmspiel. So überprüfte auch der TÜV den Entwicklungsprozess der Software. Unzählige Male stand die Aktivlenkung auf dem Prüfstand, es wurde erprobt, gemessen und hinterfragt. Jeden Freitagabend zog das Team mit dem Baureihenleiter, der für die Entwicklung des neuen BMW 5er verantwortlich zeichnete, kritisch Zwischenbilanz. Doch bald stand fest: Die Aktivlenkung kommt in die Preisliste. Der neue BMW 5er sorgt für Furore mit der Aktivlenkung, die inzwischen mehrfach ausgezeichnet worden ist, unter anderem mit dem Innovationspreis der deutschen Wirtschaft. Eine Innovation, hochgelobt und ganz oben im Interesse der Kunden. Über 40% der Kunden bestellen heute bereits ihren neuen BMW 5er mit der Aktivlenkung. Eine Neuheit, die den Wert der Marke steigert. Das versteht die BMW Group unter einer Innovation. 45