Frauen des Barockzeitalters Die Naturforscherin - Maria Sibylla Merian

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Transkript:

Frauen des Barockzeitalters Die Naturforscherin - Maria Sibylla Merian Inhalt Maria Sibylla Merian (1647-1717) war in jeder Hinsicht eine außerordentliche Frau und mehr als nur die Tochter eines berühmten Vaters. Sie lernte malen und zeichnen und entwickelte schon früh unbändige wissenschaftliche Neugier. Vor allem die Welt der Schmetterlinge hatte es ihr angetan. Knapp dreizehn Jahre alt begann sie, die Pflanzen und Insekten der Heimat zu erforschen und hielt ihre Beobachtungen in ebenso akribischen wie ästehtischen Skizzen fest. Die Ernte dieser leidenschaftlichen Naturerkundungen gab sie 1675 im Alter von 28 nur Jahren als Neues Blumenbuch heraus. Bereits vier Jahre später erschien ihr zweites Werk: Der Raupe wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung. Damit war die wissenschaftliche Insektenkunde geboren und Maria selbst hatte die Wandlung von der bloßen Künstlerin zur Naturforscherin endgültig vollzogen. 1685 trennte sie soch von ihrem Mann und zog nach Holland. Hier schloss sie sich den Labadisten, einer am Urchristentum orientieren, reformierten Glaubensgemeinschaft an. Berichte aus Südamerika und nach Holland geschaffte Zeugnisse der reichen Tier- und Pflanzenwelt des weitgehend unerforschten Subkontinents ließen den Wunsch in ihr reifen, diese Wunder mit eigenen Augen zu sehen. Maria Sybilla schlug alle Warnungen vor den Gefahren einer solchen Reise in den Wind. Nach gewissenhaften Vorbereitungen brach sie 1699 zusammen mit ihrer Tochter Dorothea von Amsterdam aus zu einer zweijährigen Expedition nach Surinam auf. Mehrmals unternahmen sie anstrengende Exkursionen, die sie tief ins Landesinnere und in den Regenwald führten. Auch hier waren es vor allen Insekten, die ihre Neugier fesselten. Maria studierte ihre Lebenszyklen, die sie in unzähligen Skizzen, Zeichnungen, Aquarellen und Beobachtungen festhielt. 1701 erzwang eine schwere Malaria die frühzeitige Heimkehr nach Holland. Gestützt auf ihre Aufzeichnungen und Dokumentationen ging sie unverzüglich daran, die Reise wissenschaftlich und künstlerisch auszuwerten. In nur drei Jahren entstand so ihr Hauptwerk Metamorphosis insectorum Surinamensium, das 1705 erschien und eine Vielzahl bis dahin in Europa völlig unbekannter Tiere dokumentierte. Ihr größtes wissenschaftliches Verdienst ist der darin geführte Nachweis, dass Insekten nicht wie damals behauptet, aus Schlamm entstehen, sondern beschreibbare Entwicklungsstadien durchlaufen. Obwohl ihr Ruhm sich in gan Europa verbreitete, wurde das Prachtwerk kein finanzieller Erfolg. 1717 starb Maria Sibylla Merian, weltberühmt aber bettelarm, mit siebzig Jahren in Amsterdam. Bayerischer Rundfunk 1

Fakten 1. Herkunft und Jugend Maria Sibylla Merian wurde als Tochter des Kupferstechers Matthäus Merian und dessen zweiter Frau Johanna Sybilla Heim am 2. April 1647 in Frankfurt am Main geboren. Ihr 53jähriger Vater war berühmt und zu Wohlstand und Ansehen gekommen, war er doch der Herausgeber des "Theatrum Europaeum" und der "Topographien", in denen er die Städte von ganz Europa in Kupfer gestochen hatte. Doch bereits drei Jahre später starb er während eines Kuraufenthaltes in Bad Schwalbach. Maria Sibyllas Mutter heiratete ein Jahr darauf den aus der niederländischen Malerkolonie Frankenthal stammenden Blumenmaler Jakob Marell. Für Maria Sibylla Merian war diese neue Verbindung eine gute Fügung. Was ihr leiblicher Vater nun nicht mehr zu vermitteln vermochte, holte der Stiefvater nach. Im Kreise seiner Schüler lernte Maria Sibylla Merian malen, zeichnen und in Kupfer zu stechen. Er vermittelte ihr den Naturalismus der holländischen Blumenmalerei sowie die großartige Tradition der Zeichenkunst eines Albrecht Dürer. Bereits mit dreizehn Jahren interessierte sie sich für die heimische Insekten- und Pflanzenwelt. Heimlich begann sie Tierchen einzufangen, zu beobachten und schuf erste Zeichnungen und Aquarelle von Insekten und Pflanzen. Mit achtzehn Jahren heiratete sie den Architekturmaler Johann Andreas Graff. Zwei Jahre später, nach der Geburt ihrer ersten Tochter Johanna Helena, übersiedelte die junge Familie in ie väterliche Geburtsstadt Nürnberg. 2. Maria Sibylla wird Naturforscherin In Nürnberg wandelte sich Maria Sibylla Merian allmählich von der Künstlerin zur Naturforscherin. Sie holte sich Hunderte verschiedener Insekten zu sich nach Haus, vor allem Raupen und Schmetterlinge aus den Wiesen und Wäldern vor den Toren der Stadt. Ihr Arbeitszimmer war vollgestellt mit Schachteln und Gläsern, in denen sie die Tiere sammelte. Mit unendlicher Geduld und dem nötigen Spürsinn erforschte sie die komplizierten Lebensläufe ihrer Insekten. Zu jener Zeit war das Interesse an den Insekten besonders ungewöhnlich, da in der Mitte des 17. Jahrhunderts noch die auf Aristoteles zurückgehende Auffassung vorherrschte, dass es sich bei dem Kleingetier der Maden, Käfer, Würmer, Larven und Raupen um "Teufelsgetier" handele, das aus einer Urzeugung aus faulendem Schlamm entstehe und sich von Unrat ernähre. Doch von der herrschenden Meinung ließ sich Maria Sibylla Merian nicht beirren, sie forschte weiter und beobachtete, wie sich ihre Raupen verpuppten und wie aus den Puppen schließlich die schönsten Falter und Schmetterlinge schlüpften. Von dieser Metamorphose, die im übrigen in der damaligen Zeit nur wenige Zeitgenossen kannten, war sie so begeistert, dass sie die Verwandlung in all ihren Stadien minutiös in ihrem Skizzenbuch festhielt. Dabei entdeckte sie, dass jede Schmetterlingsart ihre eigene Futterpflanze hat, ohne die die Tiere nicht leben können. Die Falter legen auf dieser Pflanze ihre Eier ab, die Raupen ernähren sich von den Blättern dieser Pflanze und verpuppen sich auch dort. 1675 brachte sie als 28jährige ihr erstes Buch "Neues Blumenbuch" heraus. Einzelne Blumen bzw. Blumengebinde wurden in diesem Buch äußerst kunstvoll von ihr illustriert. Zwei Jahre später folgten der zweite und dritte Teil des Blumenbuchs. 1679, ein Jahr nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Dorothea Maria, erschien ihr zweites epochales Werk mit dem Titel "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung". In diesem Buch stellte sie sämtliche Entwicklungsstadien einer Schmetterlingsart mit der dazugehörigen Futterpflanze dar. Mit diesem Buch begründete sie eine neue Wissenschaft, die Insektenkunde. Dabei hat die von ihr getroffene Einteilung der Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter noch heute ihre Gültigkeit. Bayerischer Rundfunk 2

3. Maria Sibylla wandert nach Holland aus rieten ihr viele Freunde ab, da eine Reise über den Ozean zu jener Zeit gefährlich war und heimtückische Krankheiten in der fernen südamerikanischen Kolonie sie bedrohen würden. Doch ihr Entschluss stand fest. 4. Maria Sibyllas Forschungsreise nach Surinam Nach achtjähriger Vorbereitung und einem Reisestipendium der Stadt Amsterdam stach sie im Jahre 1699 endlich in See und reiste mit ihrer jüngsten Tochter Dorothea auf einem Handelsschiff nach Surinam. Die holländischen Kolonisten belächelten die beiden Frauen, als sie von derer Interesse erfahren. Sie konnten nicht verstehen, dass jemand eine so weite und beschwerliche Reise auf sich nimmt, um "Ungeziefer" zu studieren und zu malen. Von der Hauptstadt aus unternahm Maria Sibylla Merian mit ihrer Tochter mehrmals weite Exkursionen bis tief ins Landesinnere. Was sie hier im Regenwald entdeckten, ging weit über die Erfahrungen mit der Metamorphose der heimischen Schmetterlinge hinaus. Sie dokumentierte minutiös die Metamorphose der tropischen Insekten Surinams im Regenwald und an der Küste und schuf unzählige Zeichnungen und Aquarelle. Im Frühjahr 1701 erkrankte Maria Sibylla Merian so schwer an Malaria, dass sie ihre Arbeiten einstellen musste und viel früher als geplant kehrten die beiden Frauen daraufhin mit reicher Ausbeute nach Holland zurück. 5. Maria Sibyllas Hauptwerk " Metamorphosis insectorum Surinamensium " Maria Sibylla Merian trennte sich 1685 von ihrem Mann und zog mit ihren beiden Töchtern und ihrer alten Mutter zu ihrem Stiefbruder Caspar auf das Schloss Waltha nach Holland. Ihr Bruder hatte sich dort der Glaubensgemeinschaft der Labadisten angeschlossen. Schloss Waltha gehörte der Familie des Gouverneurs von Surinam, Cornelis van Sommelsdijk. Maria Sibylla Merian erfuhr hier von der Wunderwelt der tropischen Flora und Fauna Südamerikas. Sie konnte nie gesehene exotische Schlangen, riesige metallisch schillernde Schmetterlinge, bizarre Käfer und Zikaden bestaunen, die von Reisenden aus Surinam mitgebracht wurden. Nachdem ihre Mutter und auch ihr Stiefbruder gestorben waren, zog sie 1686 mit ihren beiden Töchtern nach Amsterdam. Im weltoffenen Amsterdam war die Autorin des Raupenbuchs längst keine Unbekannte mehr. Daher erhielt sie Zutritt zu den vielen privaten Raritätenkabinetten, Orangerien und Volieren der begüterten Bürger, die dort tropische Pflanzen und Insekten hielten. Schnell reifte in ihr der Wunsch nach Surinam zu reisen, um dort die Tier- und Pflanzenwelt genauer zu erforschen. Als ihr Wunsch bekannt wurde, Ohne sich viel Ruhe zu gönnen, begann Maria Sibylla Merian mit der Auswertung ihrer Sammlung und den vielen Zeichnungen und Aquarellen. Sie dienten als Vorlagen, nach denen sie die Kupferplatten für ein großformatiges Prachtwerk über die Fauna und Flora Surinams stechen wollte. Da die Arbeiten für sie allein zu umfangreich waren, beauftragte sie die Amsterdamer Kupferstecher Jos. Mulder, Jan Pieter Sluyter und D. Stopendaal ihr zu helfen. Sobald ein Kupferstich gedruckt war, begann sie, ihn auszumalen. Nach drei Jahren unermüdlicher Arbeit konnte sie ihr Hauptwerk "Metamorphosis insectorum Surinamensium" 1705 in Amsterdam veröffentlichen. Dieses Buch wurde zu ihrem berühmtesten Werk, es enthält viele Abbildungen von tropischen Pflanzen und Tieren, vornehmlich von Faltern. Aber auch Schlangen, Spinnen, Leguane Bayerischer Rundfunk 3

und Käfer wurden von ihr dokumentiert. Viele der Tiere waren zu jener Zeit in Europa noch völlig unbekannt. Zu dieser Ausgabe hat sie ein Vorwort geschrieben, welches ihr Engagement und ihre großen Anstrengungen bis zur Fertigstellung des Werks verdeutlicht. Lernziele Die Schülerinnen und Schüler sollen Einblick erhalten in die Qualität der grafischen Arbeiten von Maria Sybilla Merian; ihre Zusammenarbeit mit dem Ehemann in Nürnberg und die Trennung; ihre neue Rolle in Frankfurt und Amsterdam als selbständige Malerin und Forscherin; die Forschungsreise nach Surinam mit ihrer Tochter; die wissenschaftliche Ausbeute der Forschungsreise und die Veröffentlichung in einem Bildband die Fortsetzung der Forschungsarbeiten im Amsterdamer Hortus Botanicus; die Bedeutung ihrer Sammlung von Schmetterlingen und anderen Insekten. Anregungen Der Lehrplan nennt für das Querschnittsprojekt Die Rolle der Frau in der vorindustriellen Gesellschaft folgende mögliche Aspekte: 1717 starb Maria Sibylla Merian im Alter von 70 Jahren in Amsterdam. Sie war die erste Naturwissenschaftlerin, die erkannte, dass Insekten Entwicklungsstufen durchlaufen, während viele ihrer Zeitgenossen noch glaubten, dass Mücken und Raupen aus Schlamm gezeugte "Teufelsbrut" sei. Durch ihre einzigartigen, reich bebilderten Veröffentlichungen erwarb sie sich auch einen großen Namen als Forscherin und Künstlerin und gilt heute als die beste Blumen- und Insektenzeichnerin ihrer Zeit. Ihre Werke werden heute weltweit von Liebhabern gesammelt. Didaktische Hinweise Lehrplanbezüge (Bayern) Die Sendereihe ist geeignet zum Einsatz im Unterricht für die Fächer Geschichte und GSE ab der 8. Jahrgangsstufe. Besonders geeignet sind die Sendungen für den Geschichtsunterricht der 8. Jahrgangsstufe der sechsstufigen Realschule. Der Lehrplan sieht hier zwei Unterrichtsvorhaben zum Thema G8.5 Wiederholen, vertiefen, verknüpfen vor, dafür ist u. a. das Projekt Die Rolle der Frau in der vorindustriellen Gesellschaft vorgesehen. Partnerschaft: Ehe und Familie; Rechtsstellung lediger, verheirateter und verwitweter Frauen Arbeits- und Berufswelt: Frauen als Miterwerber, alleinstehende Frauen und ihr Erwerbsleben Stellung im öffentlichen Leben: Frauen ohne Bedeutung? Alltag der Frauen: Bildungschancen; Wirtschaften und Kindererziehung Die Sendereihe insgesamt deckt alle angeführten Aspekte ab, es werden stets die üblichen Lebensbedingungen der Frauen in dieser Zeit (17. Jahrhundert) genannt und ihnen dann die Leistungen der vorgestellten Frauen gegenübergestellt. Für das Projekt sind 6 Unterrichtsstunden vorgesehen, so dass für die Vorführung jeder Sendung und die Nacharbeit je eine Unterrichtsstunde zur Verfügung steht. Es empfiehlt sich, die Klasse in vier Gruppen einzuteilen, die ihre Beobachtungen niederschreiben bzw. Arbeitsaufträge erledigen. Jede der Gruppen erhält ferner den Auftrag, ein kleines Referat zu je einer der vier Frauen zu erarbeiten, das der Gruppensprecher in einer der verbleibenden zwei Stunden vorträgt. Hier wird auch das Verbindende und Trennende in der Situation der vier Frauen diskutiert, es bieten sich ferner Vergleiche mit der Situation der Frau im Mittelalter und der Frau von heute an. Bayerischer Rundfunk 4

Literatur und Internethinweise Renate Feyl: Der lautlose Aufbruch: Frauen in der Wissenschaft. München [Diana Taschenbuch] 2004. ISBN 978-3453878204. Dieter Kühn: Frau Merian! Eine Lebensgeschichte. Frankfurt/M. [Fischer Verlag] 2003. ISBN-13 978-3100415073. Kathrin Schubert: Maria Sybilla Merian. Eise nach Surinam. München [Frederking & Thaler] 2010. ISBN: 978-3894057725 Links http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/maria-sibylla-merian/ Biographie bei FemBio http://home.wtal.de/hh/merian/mdeu.htm Biographie (Private Homepage) http://www.emma.de/ressorts/artikel/wissenschaftlerinnen/maria-sybilla-merian/ Biographischer Artikel in der Zeitschrift Emma Bayerischer Rundfunk 5