Matthäus Merian ( ) Die Zeit als Künstler
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- Meike Zimmermann
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1 Matthäus Merian ( ) Matthäus Merian der Ältere wurde am 21. oder 22. September 1593 in Basel geboren. Das genaue Datum lässt sich nur vermuten, der 21. September ist nämlich der Matthäustag. Gestorben ist er am 19. Juni 1650 in Bad Schwalbach, wo er sich häufig zur Kur aufhielt. Matthäus Merian der Ältere stammt aus einer Säger-Familie aus Basel. Die von seinem Großvater 1553 gegründete "Meriansche Säge" bestand bis Merian, der von seinem Vater 1607 zum Beruf des Glasmalers bestimmt wurde, war der erste Künstler der Familie. Er stellte sein künstlerisches Geschick ab 1609/10 auch im Kupferstich unter Beweis, ehe er sich darüber hinaus auch ab 1624/25 als erfolgreicher Geschäftsmann in seinem Frankfurter Verlag erwies. Merian war in erster Ehe mit Magdalena de Bry ( ) und in zweiter Ehe mit Johanna Sibylla Heim verheiratet. Aus der ersten Ehe entstammten acht Kinder, darunter die Söhne Matthäus d. J. und Caspar, beide ebenfalls erfolgreiche Künstler. Eines der beiden Kinder aus der zweiten Ehe war die berühmte Pflanzenund Insektenmalerin Maria Sibylla Merian( ).Diese reiste als erste deutsche Frau in das südamerikanische Surinam, um die dortige Pflanzenwelt zu erforschen und in farbigen Kupferstichen festzuhalten. Die Zeit als Künstler Merian begann seine Lehrzeit als Glasmaler von ca an in Basel und ab 1609 als Kupferstecher in Zürich, wo er im gleichen Jahr auch seine erste Radierung, eine Kopie des ältesten Baseler Stadtbildes, entstand. In seiner Gesellenzeit war er nach 1610 für kurze Zeit jeweils in Straßburg und Nancy, ehe er sich in Paris aufhielt. Dort war er für verschiedene Verleger tätig und fertigte etwa 40 Radierungen und erstmalig auch emblematische Darstellungen an kehrte er schon als erfahrener Künstler nach Basel zurück. Er begann sofort mit der Arbeit am großen Baseler Stadtplan und radierte ab 1616 große Ansichten verschiedener Städte unternahm Merian, da ihm aufgrund einer dort herrschenden Seuche die Einreise nach Italien verweigert worden war, eine Reise nach Süddeutschland. Er besuchte unter anderem Augsburg, Stuttgart und Nürnberg, ehe er nach Oppenheim am Rhein kam und dort bis 1620 als Kupferstecher im Verlag von Johann Theodor de Bry tätig war. Er hatte ein ähnliches Glaubensbekenntnis wie die de Brys, und vermutlich zogen ihn deren berühmte Reisewerke an, an denen er in seiner Oppenheimer Zeit maßgeblich beteiligt war. Er arbeitete bereits in dieser Zeit auch schon auf eigene Rechnung, z.b. erstellte er die zweite Version seines Baseler Stadtplans, was für eine gewisse Unabhängigkeit Merians innerhalb des Verlages de Bry spricht. Begünstigt wurde dies, da er auch durch die Heirat mit de Brys Tochter Maria Magdalena im Februar 1617 als Familienmitglied eine wichtige Rolle im Verlag spielte.
2 Eines der Hauptwerke seiner Oppenheimer Zeit waren Bilder zu 100 Emblemen des Dr. Julius Wilhelm Zincgref, erstmals erschienen 1619 unter dem Titel "Emblematum Ethico-politicorum Centuria". Dies war Merians erste selbständige Leistung auf dem Gebiet der Buchillustration und der Topographie: Die in Kreise gefaßten, miniaturhaften Embleme bilden den Vordergrund zu Landschaften im Hintergrund, die das Sinnbild jeweils räumlich und inhaltlich erweitern. Die Illustrationen waren so bedeutsam, dass Merian gleichberechtigt mit dem Autor auf dem Titel des Buches erschien. Schon in Oppenheim kam Merian mit der Alchemie, der im 17. Jahrhundert noch weit verbreiteten geheimen Wissenschaft, in Berührung. Er widmete sich weitgehend selbständig den alchemistischen und metaphysischen Werken von de Brys Verlag. De Bry war einer der wichtigsten und bedeutendsten Verleger alchemistischen Schrifttums. Merian illustrierte die teilweise schwer verständlichen Werke der Alchemisten Robert Fludd und Michael Maier, dem Leibarzt von Kaiser Rudolph II. und des Landgrafen Moritz von Hessen, die beide selbst alchemistisch interessiert waren. Fludds Werke waren ein wirtschaftlicher Erfolg für de Bry, weil sie damals sehr populär waren. Maier brachte 1617 mit Unterstützung Merians und de Brys die "Atalanta Fugiens" (vollständige Übersetzung: "Die flüchtige Atalanta, das sind Neue alchemistische Embleme von den Geheimnissen der Natur") heraus. Sie enthalten 50 von Merian gestochene Embleme. Insgesamt erschienen im 17. Jahrhundert, vorwiegend zwischen 1616 und 1625, in Deutschland mehrere Tausend Bücher über Alchemie, die trotz der fortschreitenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen, z.b. durch Newton und Keppler, einen Höhepunkt erlebte. Das mystische Denken der Alchemie wurde schließlich durch die Realität des Krieges und der rationalen neuen Wertordnung in den Wissenschaften überwunden. Merian folgte dieser neuen Ansicht und gab nach 1625 nur noch ein alchemistisches Titelblatt heraus. Er wandte sich schließlich auch den Naturwissenschaften zu. Das Gesamtschaffen Merians für de Bry in Oppenheim umfasst Titelkupfer und Illustrationen für über 10 Bücher sowie für drei Bände der "Großen Reisen" und eine Zusammenfassung davon kehrte Merian mit seiner Familie nach Basel zurück und gründete eine eigene Werkstatt. Dort lebte und arbeitete er bis Der Grund für seine Rückkehr in die Heimat war wahrscheinlich der Wunsch, völlig selbständig zu arbeiten. Diese Zeit war der Höhepunkt seiner Laufbahn als Künstler. Es entstanden Werke wie z.b. die sogenannten kleinen Merianblättchen und der Baseler Totentanz. Der Totentanz ist eine seit dem späten Mittelalter populäre Gattung der christlichen Kunst. Er wurde zunächst auf Friedhofsmauern gemalt. Die Bilder enthalten jeweils als Skelett oder Sensenmann dargestellt den Tod, der alle Stände, Berufe und Lebensalter ereilt oder zum Tanz bzw. zum Mitkommen animiert. Der Baseler Totentanz war ein 1440 von einem unbekannten Künstler an eine Friedhofsmauer gemaltes Wandbild. Es bestand aus 37 Paaren von Tod und Mensch. Im ersten Bild wurde der Papst vom Tod ereilt, im letzten ein Bauer. Merian wurde 1616 wohl mit dem Abzeichnen des Baseler Totentanzes beauftragt. Nach seinen Zeichnungen fertigte er die Radierungen an, die 1621
3 erstmals veröffentlicht wurden. Die Kupferplatten verkaufte Merian und kaufte sie in Vorahnung seines eigenen Todes - wieder zurück. Er überstach die Kupferplatten und verlegte sie selbst nochmals. Bis 1733 erschienen insgesamt 5 Auflagen davon. Merians Totentanz erhält und erhielt die Erinnerung an ein wichtiges Kulturgut der Stadt Basel. Die Friedhofsmauer mit dem Totentanz wurde nämlich nach dem 17. Jahrhundert nicht mehr sorgfältig restauriert und im 19. Jahrhundert abgerissen. Übersiedlung nach Frankfurt und Verlagsübernahme Nach dem Tod von Merians Schwiegervater Johann Theodor de Bry im August 1623, der keine männlichen Nachkommen hatte, erbte dessen Witwe die Officina Bryana. Diese hatte jedoch Schwierigkeiten mit der Führung des Unternehmens und bat deshalb ihren Schwiegersohn um Hilfe. Daraufhin zog Merian im Herbst 1624 mit seiner Familie nach Frankfurt, um den Verlag und auch das Erbe seiner Frau und seiner Kinder zu erhalten wurde er zunächst Beisasse, also Stadtbewohner ohne volles Bürgerrecht, und im Juni 1626 erhielt er, nachdem er den Rat Frankfurts wegen der Verlagsübernahme um Aufnahme gebeten hatte und nach der Löschung seines Basler Bürgerrechtes schließlich das Frankfurter Bürgerrecht. Dies zu erlangen, war zu dieser Zeit aufgrund der politischen Ereignisse schwierig. Doch seine Aufnahme in die Stadt hatte auch wirtschaftliche Gründe: In Frankfurt herrschte ein Mangel an Kupferstechern, die die Werke der Verlage zeitgemäß opulent ausgestalteten. Daher setzten sich viele Verleger für Merians Zuzug ein. Als Dank für die Aufnahme in die Stadt widmete er ihr 1628 den "Plan Frankfurts aus der Vogelschau". Diese Stadtansicht Frankfurts gilt als die genaueste Merians, da er dazu Teile der Stadt selbst vermessen hat. ( Der Plan ist heute im Historischen Museum in Frankfurt zu bewundern ). Im Oktober 1625 übernahm Merian die Officina Bryana zusammen mit seinem Schwager Wilhelm Fitzer, von dem er sich aber schon vor der Frankfurter Messe 1626 trennte und alleiniger Besitzer des Verlags wurde, dem er daraufhin seinen eigenen Namen gab. (Davor gab er seine Verlagswerke noch unter dem Namen de Brys heraus). Fortan war er in erster Linie Geschäftsmann. Künstlerisch tätig war er nur noch für seine eigenen Verlagswerke. Für andere Verlage, denen er Illustrationen fertigte, arbeitete er nur noch in seiner Anfangszeit als selbständiger Verleger, bis etwa 1630, um sich das notwendige Kapital für sein eigenes Unternehmen zu verdienen. Der Umzug nach Frankfurt war also eine wichtige Zäsur im Leben Merians. Das Verlagsprogramm des Merianschen Verlages Merians Übernahme der Officina Bryana fand in einer durch den Krieg wirtschaftlich geschwächten Zeit statt, so dass er zunächst das Verlagsprogramm der de Brys fortsetzte. Auch hatte durch die Erfolge der katholischen Liga zu Beginn der 1620er Jahre die kaiserliche Bücherkommission in Frankfurt die
4 Oberhand. Bis 1634 brachte Merian die "Großen und kleinen Reisen" mit zwei weiteren Bänden zum Abschluß. Ab 1626 gab er medizinische Literatur, u.a. Werke des Frankfurter Arztes Johann Peter Lotichius, der später auch einen Band des Theatrum Europäum schrieb, und die deutsche Ausgabe des "Hebammenbuches" von Louise Bourgeois heraus folgten Werke über praktische Mechanik und auch literarische Werke, darunter die "Metamorphosen" von Ovid, die jedoch bald wieder aufgegeben wurden. Ab 1626 erschien bei Merian, der der Lehre Calvins nahestand, religiöse Literatur. Die wurde begünstigt durch die (protestantische) schwedische Besetzung von 1631 bis 1635, während der es in Frankfurt keine Zensur gab und die sich für den Verlag insgesamt positiv auswirkte. In dieser Zeit begann Merian auch mit der Herausgabe seiner großen Werke. Zwischen 1631 und 1635 kam es vermutlich zu einer Zusammenarbeit des Verlags mit den schwedischen Repräsentanten, die auch nach der Besetzung noch fortdauerte. Insgesamt umfaßte das für seine Zeit typische Verlagsprogramm Merians die Gebiete Topographie, (Zeit-)Geschichte, Religion, Medizin und Naturwissenschaften sowie Technik und Militärwissenschaften - darunter über die schwedische Kriegskunst. Trotz der durch den Krieg verursachten Wirtschaftskrise, die auch Frankfurter Verlagshäuser traf, wurden im Durchschnitt pro Jahr im Verlag Merians kontinuierlich ein bis sechs Bücher hergestellt. Zwischen der Verlagsübernahme 1624 und seinem Tod 1650 erschienen etwa 90 Werke sowie verschiedene Einzelblätter, die zur Kostendeckung der umfangreichen großen Werke ebenfalls verlegt wurden. Verglichen mit anderen Verlagen ist diese Zahl gering. Es muss dabei aber berücksichtigt werden, dass die meisten Werke mehrbändig und mit aufwendiger illustratorischer Ausstattung waren. Das Programm des Verlages war dank Merians guter Unternehmensführung und seines gut ausgebauten Fernhandels - insbesondere die Topographien setzte er auch in den betreffenden Regionen ab - so gefestigt, dass er die letzten Kriegsjahre und die Nachkriegszeit unter Leitung der Erben relativ gut überstand. Durch das Aufgreifen aktueller Themen wie die naturwissenschaftlichen sowie die medizinischen Entdeckungen und die Herausgabe von Chroniken über das Zeitgeschehen lag Merian stets im Trend seiner Zeit. Mit seinen Verlagswerken unterstützte Merian während des Krieges den Wunsch nach Frieden und dem Ende der konfessionellen Spannungen. Im Theatrum Europäum setzte er sich mit den aktuellen Geschehnissen auseinander. Mit den Topographien wollte er für die Nachwelt den Zustand Deutschlands vor der Zerstörung durch den Krieg bewahren. Gemäß den Bedürfnissen seiner Zeit setzte er zur Unterstützung und Verdeutlichung der in Deutsch verfassten Texte zahlreiche Illustrationen ein, die durch ihre lebhafte Bildersprache auch Lese - Unkundigen verständlich waren. Nicht zuletzt dadurch fand sein Werk ein großes Publikum.
5 Die großen Werke Matthäus Merians d.ä. - Eine Auswahl 1. Gottfrieds Chronik ( ) Gottfrieds Chronik ist eine nach dem Autor benannte chronologische Weltgeschichte, von Jahr zu Jahr erzählt von der Schöpfung bis zur Gegenwart - aus damaliger Sicht Sie enthält 329 Kupferbilder. Davon sind 321 von Merian und acht von de Bry gestochen. Hilfreich bei einigen Darstellungen waren ihm seine Ortskenntnis aus den zahlreichen Landschaftsradierungen seiner Baseler Zeit und auch seine Phantasie, wenn es zu bestimmten Themen noch keine bildlichen Darstellungen gab. In diesem Fall begnügte er sich aber auch mit schematischen Illustrationen. Insgesamt erschienen acht Auflagen der Chronik, wovon die ersten drei von Merian selbst herausgegeben wurden. 2. Theatrum Europaeum (ab 1633) Das Theatrum Europaeum ist eine direkte Fortsetzung der Chronik Gottfrieds gab Merian im Anschluss und als Fortsetzung von Gottfrieds Chronik einen chronologischen historischen Bericht über die Deutsche Geschichte der Jahre heraus mit dem Titel "Historische Chronik (Historischer Chroniken Continuation) oder Wahrhaffte Beschreibung aller.. denkwürdigen Geschichten, so sie sich von zugetragen". Sie wurde von Merian reich mit Kupfern über die wichtigsten Ereignisse und Orte sowie Personenporträts ausgestattet. Schwerpunkt des Berichtes war das Eingreifen des schwedischen Königs Gustav Adolf in den Krieg zur Rettung der protestantischen Stände. Der Autor dieser Chronik war Johann Philipp Abele. Die Lücke des historischen Berichtes von 1618, dem Ende der Gottfried-Chronik, bis 1629, dem Beginn der historischen Chronik, ließ Merian ebenfalls von Abele schließen. Sie wurde 1635 unter dem Titel "Theatrum Europaeum" herausgebracht. Alle Neuauflagen der Historischen Chronik erschienen fortan ebenfalls unter diesem Titel. Das Theatrum Europaeum war das größte und teuerste Werk des Verlages Merian, das wirtschaftlich sehr erfolgreich war. Merian erkannte das Bedürfnis der Menschen nach Berichten über das Zeitgeschehen - zu Beginn des 17. Jahr- Hunderts kamen die ersten Zeitungen auf -, insbesondere über den herrschenden Krieg. Daher berichtet das Theatrum Europaeum detailliert über die politischen und kriegerischen Ereignisse in Deutschland und über Geschehnisse in Europa. Es stellt als zeitgenössische historische Dokumentation eine wertvolle Quelle für das 17. Jahrhundert dar. Es wurde in regelmäßigen Abständen herausgegeben als historische und dokumentarische Aufarbeitung der jeweils zurückliegenden Jahre. Der historische Quellenwert des Theatrum Europaeum ist umstritten, es ist jedoch eine ausführliche, zusammenhängende und zeitgenössische Beschreibung der Geschichte des 17. Jahrhunderts aus protestantischer Sicht, wobei Merian selbst sich bemühte, nicht allzu einseitig zu berichten. Die 21 Bände enthalten insgesamt Illustrationen, davon 720 größere und 19 kleine Kupferstiche - Ortsansichten und Bilder von Schlachten - sowie 693 Bildnisse von Fürsten und Feldherren. Viele Kupfertafeln kommen auch in anderen Werken des Verlages vor, extra für das Theatrum Europaeum sind nur 50 Tafeln gestochen worden. Wesentlich am
6 Theatrum Europaeum ist jedoch der Text. Merian selbst sah die Illustrationen nur als Unterstützung zur Verdeutlichung der im Text beschriebenen Ereignisse. 3. Topographien (ab 1642) Die Topographien sind bezüglich der Bände und der darin enthaltenen Kupfertafeln das eigentliche Hauptwerk Matthäus Merians d.ä. Mit ihnen hatte er seinen Erfolg. Sie enthalten die Beschreibung und die Geschichte verschiedener Orte unterschiedlicher europäischer Länder. Der Plan zu solchen Ortsbeschreibungen wurde von Merian schon 1638 gefasst, er begann schließlich 1642 mit einem Band über seine Schweizer Heimat. Danach erschienen jährlich ein bis zwei Bände über einzelne Kreise des deutschen Reiches, bis zu seinem Tod elf Bände. Auch die Topographien wurden bis 1688 von Merians Erben weitergeführt. Insgesamt umfassen sie 30 Bände, darunter auch Ortsbeschreibungen aus Frankreich und Italien. Sie enthalten geographisches und historisches Schulwissen, veranschaulicht in etwa Ansichten von Städten, Klöstern und Burgen. Wiederum stammen die Kupferstiche von Merian selbst. Autor der Texte war der Ulmer Historiker Martin Zeiller. Die Folianten über das Deutsche Reich werden die "Topographia Germaniae" genannt, ein zu Merians Lebzeiten schon großer buchhändlerischer Erfolg. Sie enthalten Bilder, die die Städte vor der Zerstörung durch den 30jährigen Krieg zeigen. Sie sind sehr realistisch und auch ziemlich exakt und gleichmäßig gezeichnet. In seinen Vorreden zu den Topographien ging Merian immer wieder auf die Kriegsgeschehnisse ein. Er wollte der Nachwelt die "ehemalige Glückselig- und Herrlichkeit" zeigen, damit sie in der Lage sei, "was noch stehet zu erhalten, was gefallen wider aufzurichten, und was verloren, wider zu bringen". Für viele Orte sind die Radierungen Merians die ältesten Porträts überhaupt. Der Verlag nach dem Tod Matthäus Merians d.ä. Nach dem Tod Matthäus Merians d.ä wurde der Verlag von seinen Söhnen Matthäus Merian d.j. ( ), ein zu seinen Lebzeiten gefeierter Porträtist, der häufig an deutschen Fürstenhöfen tätig war, und Caspar Merian ( ), ein Kupferstecher, weitergeführt. Im Verlag tätig waren außerdem seine Schwiegersöhne Thomas Matthias Götze, ein Buchhändler aus Leipzig, der großen Anteil am weiteren Erfolg des Verlages hatte, sowie der Kupferstecher Christoph le Blon und Melchior Küsel aus Augsburg. Die Erben Merians konzentrierten sich fast ausschließlich auf die großen Reihenwerke, so daß die übrige Buchproduktion gleich zum Erliegen kam. Die reduzierte Produktion der von Merian begonnenen Werke wurde noch über drei Generationen fortgeführt. Noch 1671 war der Verlag ein blühendes Unternehmen von Weltruf. Im gleichen Jahr wurde es aber in zehn Losen unter den Erben aufgeteilt. Es entstanden fünf selbständige Teile, die jedoch bis 1683 unter der Leitung von Caspar Merian standen. Jeder Teil arbeitete auf eigene Rechnung. Für Kupfer, die in mehreren Büchern Verwendung fanden, wurde eine Abnutzungsgebühr entrichtet. Neue Stiche wurden gemeinsam finanziert. Die Aufteilung mit fünf
7 eigenständigen Geschäftsabrechnungen erschwerten Caspar Merian eine gemeinsame und einheitliche Leitung. Dabei ging es mit dem Verlag allmählich bergab wurde eines der Bücherlager des Verlages im Karmeliterkloster durch einen Brand zerstört. Der restliche Bestand wurde daraufhin versteigert erschien unter der Verlagsbezeichnung "Carl Gustav Merians Erben" der 20. Band des Theatrum Europaeum. Wer hinter dieser Firmenbezeichnung stand, ist unklar, evtl. war es der Urenkel Matthäus Merians d. Ä., der Maler Carl Matthäus Merian erlosch der Verlag endgültig. Den Nachkommen gelang es zunächst, das Unternehmen mit den von Merian begonnenen Reihenwerken erfolgreich weiterzuführen, doch konnten sie es nicht über einen längeren Zeitraum zusammenhalten. Auch künstlerisch reichten die Kinder Merians nicht an ihren Vater heran. Trotz ihrer hohen Begabung erreichte keines die Schaffenskraft und den Erfolg von Matthäus Merian d. Ä.. Dessen umfangreiches Lebenswerk ist nie in Vergessenheit geraten, da immer wieder - auch heute noch - einzelne Blätter und Bücher von ihm kopiert worden sind. (Quelle:
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