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FRACKING EINE BRÜCKE INS NICHTS Hamm, 15.10.2012
Fracking eine neue Technologie? Hydraulic fracturing (kurz: Fracking) existiert seit Jahrzehnten. Methode, Technologie und Chemikalien sind neu. Gasbohrungen in mehrere tausend Meter tiefe Gasvorkommen sind heftiger und riskanter als herkömmliche. Aufsprengung harter Gesteinsformationen, in denen das Gas lagert. 3
Neue Studie aus NRW Gutachten mit Risikostudie zur Exploration und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen (NRW) und deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt insbesondere die öffentliche Trinkwasserversorgung vom 07.09.2012 Auftraggeber: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen 4
Fracking Bohrturm Abb. 5-1: Bohrplatz und Bohrturm der Bohrung Goldenstedt Z21 der ExxonMobil Production Deutschland GmbH (aus Gutachten NRW, Kurzfassung S.19) 5
Vertikale und horizontale Bohrungen Beim Fracking werden vertikale und horizontale Schächte gebohrt. Nach dem Bohren wird ein Mix, genannt "Slickwater", aus Wasser, Sand und meist giftigen Chemikalien unter extrem hohen Druck eingeführt. So wird das Gestein aufgebrochen bzw. aufgesprengt und das Gas freigesetzt. (Abbildung aus Kurzfassung Studie NRW S. 20) 6
Gefährliche Chemikalien beim Fracking Einsatzmöglichkeit einiger ausgewählter Additive und Angabe ihrer bisherigen Einsatzhäufigkeit in Frack-Fluiden in Deutschland (u.a. Tight GasLagerstätten in Niedersachsen) Abbildung aus Gutachten NRW S. 24 Häufig werden auch Stoffgemische eingesetzt über die es keine Sicherheitsdatenblätter gibt. 7
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Bei den unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen handelt es sich um vermutete Kohleflözgas- und Schiefergas-Vorkommen, die mit Tiefenlagen von teilweise weniger als 1.000 m im Vergleich zu den konventionellen Erdgas-Vorkommen (z.b. in Niedersachsen ca. 3.500 bis 5.000 m) in geringerer Teufe liegen. Das bedeutet auch, dass der Abstand zu Grundwasservorkommen, die für die Wassernutzung oder für Ökosysteme relevant sein können, entsprechend geringer ist. 8
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Die Erkundung der potenziellen Erdgas-Vorkommen steht in NRW noch am Anfang. Die vergebenen Aufsuchungserlaubnisse betreffen ca. 60 % der Landesfläche von NRW. Mit einer Aufsuchungserlaubnis ist keine Genehmigung von Probebohrungen verbunden. Da die Erkundung vermuteter Kohleflözgas- und SchiefergasVorkommen noch ganz am Anfang steht, ist die Frage nach der wirtschaftlichen Gewinnbarkeit bisher nicht geklärt. 9
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Die Erkundung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten können mit einer Reihe von erheblichen Umweltauswirkungen und Umweltrisiken verbunden sein. Sie resultieren hauptsächlich aus dem Gefährdungspotenzial der eingesetzten FrackFluide, der Formationswässer und des Flowback in Kombination mit möglichen Wegsamkeiten, über die eine Verbindung zu Schichten mit genutztem und nutzbarem Grundwasser geschaffen werden könnte. 10
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Insbesondere im Hinblick auf die Langzeitintegrität von Bohrungen müssen Bewertungs- und Genehmigungskriterien erarbeitet werden, die den dichten Abschluss der Bohrungen während der Betriebszeit und in der Nachsorgephase sicherstellen. Die Gutachter haben festgestellt, dass auch für die weiterentwickelten Frack-Fluide immer noch von einem hohen Gefährdungspotenzial ausgegangen werden muss. 11
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten In allen Bereichen wurden erhebliche Wissens- und Informationsdefizite identifiziert. Dies betrifft Daten und Informationen, die nicht frei zugänglich sind oder nicht vorlagen, wie etwa Stoffdatenblätter oder belastbare statistische Daten zu Eintritts- und Versagenswahrscheinlichkeiten. Eine abschließende Bewertung aller Risiken ist auf der Betrachtungsebene des Gutachtens derzeit - insbesondere aufgrund der festgestellten Defizite - nicht möglich. 12
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Die Vorlage eines vollständigen und konkreten Katalogs von Bewertungs- und Genehmigungskriterien ist nach Auffassung der Gutachter vor dem Hintergrund der Wissensund Informationsdefizite derzeit nicht möglich. 13
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Hinsichtlich der zukünftigen Vorgehensweise sollte ein landesweiter Abstimmungsprozess unter den Genehmigungs- und Fachbehörden zu den weiteren erforderlichen Erkundungen initiiert werden. Hier ist abzustimmen, welche Erkenntnisse die Erkundungen liefern müssen, um vorhandene Wissensdefizite zu beseitigen und eine ausreichende Grundlage für die Entscheidung über weitere Schritte zu schaffen. Dabei sollte eine klare Trennung zwischen den Entscheidungen über Vorhaben zur Erkundung ohne Fracking und den Entscheidungen über eventuelle spätere Erkundungs- oder Gewinnungsmaßnahmen mit Fracking erfolgen. Die geologischen und hydrogeologischen Erkenntnisse sollten vom Land transparent veröffentlicht und zur Verfügung gestellt werden. 14
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Für Tiefbohrungen, die im Rahmen der Erkundung unkonventioneller Erdgas-Lagerstätten abgeteuft werden und in denen kein Fracking erfolgt, müssen aus Sicht der Gutachter keine anderen Anforderungen gelten als für andere nicht auf unkonventionelle Erdgas-Vorkommen zielende Tiefbohrungen soweit sie nicht für Fracking in einer ggf. nachfolgenden Phase genutzt werden sollen. Der interdisziplinär besetzte Gutachterkreis schlägt zudem vor, den weiteren Arbeitsprozess transparent zu gestalten und alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen bei der weiteren Gestaltung und weiteren Entscheidungsfindung mit einzubinden. Die Landesregierung wird daher das Gutachten mit allen Beteiligten (Wirtschaft, Umwelt, Städte und Gemeinden, Bürgerschaft) im Rahmen des Dialogs "Umwelt und Wirtschaft" sowie "Dialog schafft Zukunft" diskutieren. 15
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Beide Minister forderten CDU/CSU und FDP im Bundesrat auf, ihre Blockadehaltung gegenüber einer verpflichtenden Umweltverträglichkeitsprüfung aufzugeben. Die NRWLandesregierung hatte im Sommer 2011 im Bundesrat einen Antrag zur "Änderung der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben" eingebracht. Ziel ist es, die Überprüfung der Umweltverträglichkeit bei der Gewinnung von Bodenschätzen über Bohrungen auszuweiten. 16
Zentrale Aussagen aus NRW Gutachten Duin: "Die geltende Regelung reicht nicht aus, um die spezifischen Umweltauswirkungen von Frackingvorhaben zu beurteilen. Mit einer verpflichtenden Umweltverträglichkeitsprüfung erhöhen wir die Transparenz und kommen bei der Beteiligung der Öffentlichkeit einen entscheidenden Schritt voran. Minister Remmel: "Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel, das wir besitzen. Das ist ein Schatz, den wir auch für künftige Generationen bewahren müssen. Wir dürfen es daher nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, weil wir Technologien einsetzen, deren Folgen und Wirkungen über lange Zeiträume derzeit nicht geklärt sind. Dass CDU/CSU und FDP mit diesem Risiko spielen, anstatt klare Kante zu zeigen, ist nicht zu akzeptieren." erschienen am: 2012-09-10 im Europa Ticker 17
Gefahr für das Trinkwasser Wohin sich der Wasser-Chemie-Mix unter Tage hinbewegt, bleibt offen. Extrem hoher Druck bei der Einbringung in das Bohrloch. Die enormen Mengen "Slickwater" breiten sich weitläufig aus. Neue Untersuchungen zeigen, dass das meiste Slickwater im Gestein bleibt. Das Gesteinskörperwasser kommt mit allen Giftstoffen nach oben. 18
Giftige Sonderabfälle fallen an Die Flüssigkeit, genannt "Produced Water" oder Flow-back Water, die zurück an die Oberfläche kommt und mit giftigen Stoffen, ggf. mit Salzen aus dem Gestein versetzt und oft auch radioaktiv ist, muss irgendwohin. Die Erfahrungen in den USA zeigen, dass das "Produced Water" am Ende bisweilen in umliegende Gewässer geleitet wird, da die Kläranlagen nicht darauf ausgelegt sind, es aufzubereiten. Der Abtransport der Abfälle mit LKWs hat erhebliche Umweltauswirkungen und belastet die Nachbarschaft mit Lärm. 19
Fracking verbraucht Trinkwasservorräte Neben dem hohen Druck und den beigemischten Chemikalien, deren Anteil bis zu 20% beträgt, ist der hohe Wasserbedarf von durchschnittlich 11 Millionen Liter Wasser pro Bohrloch unakzeptabel und gleich aus mehreren Gründen problematisch: Die Frischwasservorräte von ganzen Gemeinden werden gefährdet. Inn Süd- und auch in Osteuropa herrscht oft Wasserknappheit. Es darf nicht dazu kommen, dass Bauern und Gemeinden mit stinkreichen Gasfirmen in einen Bieterwettbewerb um ihr Wasser treten müssen, wie bereits in den USA geschehen. 20
Fracking ist keine Brückentechnologie Wieder einmal wird eine riskante und umweltschädliche Technologie als Brückentechnologie deklariert, um Kritiker ruhig zu stellen. In diesem Fall als Brücke von fossilen hin zu erneuerbaren Energien. Anstatt viel Geld in Fracking zu stecken, sollte in Maßnahmen zur Energieeffizienz sowie in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden. Dort würden die Investitionen tatsächlich ihren Zweck für eine Zukunft ohne endliche Energieträger erfüllen. 21
Schluss Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 22