Krise und Ende der römischen Republik ( v. Chr.)

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Geschichte Oliver C. Krise und Ende der römischen Republik (133-27 v. Chr.) Von den Reformen der Gracchen bis zum Prinzipat des Augustus Skript

KRISE UND ENDE DER RÖMISCHEN REPUBLIK (133-27 V. CHR.) INHALTSVERZEICHNIS Einleitung...1 I. Voraussetzungen und Ursachen...1 1) Voraussetzungen für Stabilität der Klassischen Republik...1 2) Differenzierung und beginnende Desintegration der politischen Klassen...1 3) Krise des römischen Bauerntums...2 4) Die Vermassung der Sklaverei...3 5) Das Bundesgenossenproblem...3 6) Die Überforderung des politischen Systems...3 7) Reformversuche des 2. Jahrhunderts...4 II. Die Gracchen...5 1) Tiberius Sempronius Gracchus (162-133)...5 2) Die Jahre nach dem Tribunat des Tib. Gracchus...6 3) Gaius Sempronius Gracchus (153-121)...7 III. Restauration und außenpolitische Krise (121-105)...9 1) Friedhofsruhe und optimatische Dominanz...9 2) Außenpolitische Debakel und ihre Rückwirkungen...9 IV. C. Marius und Appuleius Saturninus...10 1) Die große Zeit des C. Marius...10 2) Die innenpolitische Wendung: Populare Gegenaktionen (105-103)...11 3) Der Revolutionsversuch des L. Appuleius Saturnius...12 V. Konservative Reaktion und Bundesgenossenkrieg...12 1) Optimatische Politik der 90er Jahre...12 2) Der Reformversuch des M. Livius Drusus...13 3) Der Bundesgenossenkrieg (91-89)...13 4) Unbehobene Probleme...15 VI. Lucius Cornelius Sulla...15 1) P. Sulpicius Rufus und Sullas Erster Marsch auf Rom...15 2) Machtergreifung des L. Cornelius Cinna (Cinnanum tempus)...16 3) Sullas Zweiter Marsch auf Rom...17 4) Sullas Neuordnung...18 5) Gesamteinschätzung...19 VII. Der Aufstieg des Pompeius und die Auflösung der sullanischen Ordnung...20 1) Innere und äußere Probleme im ersten Jahrzehnt nach Sulla...20 2) Die Demontage der sullanischen Ordnung durch Pompeius und Crassus...20 3) Die Dominanz des Pompeius...21 VIII. Das Erste Triumvirat und die Rivalität zwischen Pompeius und Cäsar...23 1) Pompeius der Große in den Niederungen der römischen Politik...23 2) Das Erste Triumvirat...23 3) Straßenterror: P. Clodius Pulcher und Titus Annius Milo...25 4) Rivalität zwischen Cäsar und Pompeius bis zum Krisenjahr 52...26 5) Der Weg in den Bürgerkrieg...28 IX. Der Bürgerkrieg und die Diktatur Cäsars (49-44)...29 1) Der Bürgerkrieg (49-45)...29 2) Der Diktator Cäsar (49-44)...31 X. Octavians Aufstieg und die Begründung des Prinzipats...33 1) Von den Iden des März bis zur Schlacht von Philippi...33 2) Der letzte Zweikampf...35 3) Der Prinzipat...37 EXKURSE...38

1 EINLEITUNG - späte Republik als Epoche als Revolutionszeit (Theodor Mommsen, Ronald Syme, Alfred Heuß) als Zeit der Krise (Karl Christ) oder sogar: Krise ohne Alternative (Christian Meier) Krisenbewusstsein der Zeitgenossen - Begründung für solche Etikettierungen: Ende der Republik, Begründung der Monarchie; gesehen als länger währender Prozess - Charakteristika immer wieder Verstoß gegen Regeln politischen Handelns und Rekurs auf politisch-militärische Gewalt bis hin zum Bürgerkrieg zunehmende Verrechtlichung z.t. auch außergewöhnlicher Institutionen als Antwort darauf - Zeitlicher Rahmen: 133 (Ti. Gracchus), Zäsur 88 (Sulla), 31 (Actium) - Hauptfragen der wissenschaftlichen Debatte: Verhältnis Elite-Volk. Primär: Desintegration der politischen Elite (Senatsaristokratie) als unstrittiges und entscheidendes Kennzeichen der Epoche; außerdem: Frage nach Beteiligung des Volkes: nur subsidiär (= helfend, unterstützend) oder sozialrevolutionäre Elemente? Frage nach Zwangsläufigkeit der Entwicklung; keine Alternative? I. VORAUSSETZUNGEN UND URSACHEN 1) Voraussetzungen für Stabilität der Klassischen Republik - Balance von individuell-familialem Ehrgeiz und Orientierung auf die res publica (am besten: "Gemeinwesen") in der Senatsaristokratie - strikte vertikale Solidarität zwischen Elite und Volk - durch Eroberung ständig neue Erschließung materieller Ressourcen - hohe Kapazität zur Integration anderer Eliten (v.a. der Verbündeten = socii) 2) Differenzierung und beginnende Desintegration der politischen Klassen a) ökonomische Veränderung - Rom als größter Finanzplatz: Reichtümer fließen dort zusammen - Beute, Handel, Geschäfte wachsen an (v.a. durch Punische Kriege) Reichtum, Besitz, Macht wächst stetig für einige wenige; riesige Besitzunterschiede - Lex Claudia de nave senatoris 1 (218) 1.Schritt zur Differenzierung der Oberschicht o Höchstgrenze von 300 Amphoren für Schiff eines Senators (o. dessen Sohnes) o Senator darf nur noch eigene Landerzeugnisse transportieren Handel als eigener Erwerbszweig für Senatoren verschlossen 2 - zugleich Verbot: Senatoren dürfen keine Publicani 3 sein, also keine Steuerpachtgeschäfte abwickeln (Liefer- und Transportaufträge, zunächst zur Versorgung der Soldaten im Ausland, dann zur wirtschaftlichen Ausbeutung der Provinzen) 1 auch: de modo navium = über das Maß der Schiffe. 2 Der Zweck war also, [den Senatoren] den Handel als selbständigen Erwerbszweig zu verschließen. Es bestanden demnach Tendenzen zu einer Kommerzialisierung des Senatorenstandes. Gegen sie wurde hier Front gemacht und damit tatsächlich erreicht, daß hinfort die regierende Klasse in Rom das blieb, was sie auch früher war, eine Schicht von Agrariern, und daß sie den Charakter eines traditionsgebundenen Adels behielt. Eine derartig gewichtige Bestimmung wäre natürlich nie durchzuführen gewesen, wenn ihr nicht starke Strömungen im Kreis der von ihr Betroffenen entsprochen hätten (Heuß, Röm. Gesch., S. 81f.). 3 Publicanus = Staatspächter ; Publicani, gewöhnlich aus dem Ritterstand, übernahmen Aufträge, welche ihnen die res publica anvertraute. Im engeren Sinne zeichnet sich das Publikanen-Geschäft dadurch aus, dass der Interessent einen Auftrag ersteigert, also zur Durchführung des Auftrages in Vorleistung geht. Zumeist schließen sich dafür mehrere Publikanen zu einer Gesellschaft, einer societas publicanorum, zusammen. Risiko und

2 [N.B.: Abhängigkeit der Publicani vom Senat: Vergabe von Aufträgen; alle Prozesse (wg. Erpressung) mit Senatoren als Richter] Landbebauung als Einkommensquelle zugewiesen; Senatoren legen ihre Gelder (meist) in Grund und Boden an - aber: Ackerland steht in Italien nicht unbegrenzt zur Verfügung - Senatoren (sowie andere reiche Römer + Honoratioren der bundesgenössischen Städte) bemächtigen sich des Staatslandes (ager publicus) 4 in Mittel- und v.a. Unteritalien - Kapitalisierung der Landwirtschaft; riesige Latifundien entstehen (v.a. in Unteritalien und später auf Sizilien) - rationellere Methoden (z.t. von Karthagern übernommen) für die Großgüter o Produktion: möglichst wenig Arbeitskräfte, möglichst großer Gewinn o Anbau von Ölbäumen und Wein, sowie Viehwirtschaft (wenig arbeitsintensiv); zu Lasten des Getreideanbaus b) Soziale Konsequenzen - Herausbildung eines zweiten Standes : Ritterstand ( Geschäftsritter ; ordo equester) dürfen als publicani fungieren (manchmal sogar als ordo publicanorum bezeichnet), wichtig: mit lex Claudia (218) ist publicani zugleich Zugang zum Senat verwehrt - Ausbeutung der Provinzen c) Politische Tendenzen: - Zunehmende Exklusivität; Abgrenzung nach unten (immer weniger homines novi) - Kaufen von Wählerstimmen (Geld wird immer wichtiger) - Verschiebung des politischen Kampfes d) Mentale Veränderung - Senator als hellenistischer Gottkönig - griechische Prägung; Hellenisierung der Oberschicht (Kunst, Sprache, Philosophie) - Luxus und Status 3) Krise des römischen Bauerntums a) Negative Konsequenzen der Expansion bzw. Kriegführung im 2. Jh. - um 200 v. Chr. sind 80-90% der Bürger Bauern oder Soldaten - schwierige und verlustreiche Kriege (v.a. Punischen) - im 2. Punischen Krieg zeitweise 10 % der Gesamtbevölkerung Italiens unter Waffen - danach: 6-13 Legionen stets unter Waffen (gegen die hellenistischen Großreiche) - Dauerpräsenz in Spanien, Norditalien - Verlustreiche Kämpfe in Spanien 154-133 - Entwicklung zum ununterbrochenen Dienst von 6 Jahren häufige Absenz vom Hof; Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz eigentlich Berufsheer erforderlich (in Republik nicht geschafft!) organisatorischer Aufwand lagen also ganz bei Privatleuten. Die Publikanen sind nicht zuletzt deshalb in die Geschichte eingegangen, weil sie in manchen römischen Herrschaftsgebieten das Recht der Steuereintreibung in Händen hielten (sogenannte Steuerpacht). Unter günstigen Bedingungen bot diese Pacht hervorragende Renditen, d.h., das eingesetzte Kapital konnte bisweilen um ein Vielfaches wieder hereingeholt werden (Wikipedia, Publicani ). Problematisch war die fehlende öffentliche Kontrolle der Publicani und ihrer Geschäfte, weshalb sich ihre Tätigkeit in den Provinzen oftmals verselbständigte. Ihr Verhalten als allmächtige Herrscher vor Ort führte zudem zu zahlreichen Konflikten mit den einheimischen Bevölkerungen. Nach Einführung der ständigen Gerichtshöfe, an denen über erpresste Gelder aus den Provinzen verhandelt wurde, barg die Frage über die Verteilung der Geschworenenbänke an Senatoren und/oder Ritter erhebliches Konfliktpotential (s.u.). 4 Staatsland stammt zum allergrößten Teil aus Annexionen von im Hannibalkrieg abgefallenen Bundesgenossen. Damals nicht verteilt worden, wegen Dezimierung der Bauernschaft im Krieg; in folgenden Jahrzehnten des 2. Jh. werden alle landsuchenden Römer in der großangelegten Kolonisation Oberitaliens (bis 177) weitgehend befriedigt; nach Gewohnheitsrecht dürfen alle Bürger Staatsland zu persönlichen Zwecken okkupieren und nutzen; aber: naturgemäß sind es die Reichen und Vornehmen, die in der Lage sind, diese Möglichkeit auch zu verwirklichen; Reichen haben also ihren ager privatus + ager publicus occupatorius. Siehe auch EXKURS ager publicus.