Das Ozeanflugzeug aus Warnemünde

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Transkript:

Letzte Vorbereitungen an der He 6a vor dem Erstflug am 2. August 1927 in Warnemünde Das Ozeanflugzeug aus Warnemünde Ein Bericht über die Heinkel HE 6 von Dr. Volker Koos (ADL) Erstveröffentlichung in JET + PROP Heft 5/1992 In den zwanziger Jahren versuchten viele wagemutige Flieger, den Atlantik im Flugzeug zu überqueren. Einige bezahlten dafür mit ihrem Leben. Um so größer der Jubel, als am 21. Mai 1927 nach einem sensationellen Rekordflug von 33 Stunden und 30 Minuten der amerikanische Postflieger Charles Lindbergh von New York kommend in Paris landete. Die wegen der meist aus dem Westen wehenden Winde schwierigere Ost-West-Überquerung des Atlantik stand noch aus. Diese gelang erst 11 Monate später Köhl, von Hünefeld und Fitzmaurice auf einer Junkers W 33. Daß auch die Ernst Heinkel Flugzeugwerke in Warnemünde einen solchen Versuch starteten, ist weitgehend unbekannt geblieben. Da das dafür gebaute Flugzeug eine Krönung der damals bei Heinkel gepflegten Bauweise von Seetiefdekkern war, wollen wir hier die Entstehungsgeschichte der HE 6 und den - allerdings erfolglosen - Ozeanflugversuch nachzeichnen. 1927 wurde der Bau dieses Flugzeugs als privates Risiko des Firmenchefs Ernst Heinkel dargestellt und besonders das rasche, "typische Heinkel"-Bautempo betont. Diese Lesart ist nur zum Teil richtig, beinhaltet aber wahrscheinlich auch einen wesentlichen Grund, der letztendlich zum Scheitern des ganzen Unternehmens führte. Was Heinkel geflissentlich verschwieg, war die Tatsache, daß hinter dem Ozeanflugversuch gleich zwei solvente Auftrag- und damit auch Geldgeber standen: Die Reichsmarine und die Hamburg- Amerika-Linie! Die Marineleitung hatte bei den Firmen Lorenz und Telefunken moderne Flugzeugfunkgeräte entwickeln lassen, die nun auf einem Atlantik-Rekordflug ihre Brauchbarkeit beweisen sollten. Dieser Hintergrund mußte damals aber verborgen bleiben, da die Entwicklung und der Bau militärischen Fluggeräts den Deutschen nach dem Versailler Friedensvertrag verboten war. Die Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG), eine der größten deutschen Reedereien mit Sitz in Hamburg, entwickelte in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre ausgeprägte Luftverkehrsinteressen und unterhielt in dieser Zeit sogar eine eigenständige Abteilung "Luftfahrt". Auf Vorstandsebene wurde beschlossen, die maßgeblichen deutschen Transozeanflugversuche zu finanzieren. Man legte aber Wert darauf, zunächst im Hintergrund zu bleiben. Erst nach gelungener Atlantiküberquerung wollte die Reederei in das Licht der Öffentlichkeit treten. Die HAPAG unterstützte zwei Vorhaben: Einmal wurde bei der schwedischen Junkers-Tochterfirma "AB Flygindustri" in Linhamn bei Malmö eine dreimotorige G 24 he (Werknummer 923) in Ganzmetallbauweise für den Ozeanflugversuch präpariert und als D-1230 in Deutschland zugelassen. Im Gegensatz dazu entstand die Heinkel HE 6 in der damals typischen Gemischtbauweise aus Stahlrohr, Holz und Leinwand. Sie war eine Weiterentwicklung der erfolgreichen Reihe von See-Aufklärungs-Tiefdeckern, die auf der von Ernst Heinkel 1918 bei den Hansa und Brandenburgischen Flugzeugwerken herausgebrachten W 29 basierte. Während die G 24 im Besitz der Junkers-Flugzeugwerke verblieb, ging die HE 6 sogar in das Eigentum der HAPAG über (Kaufpreis ohne Motor: 120.000 Mark). Die Kosten für die Flugdurchführung, wie z.b. Versicherungen, Benzin, Personal, Organisation, trug ebenfalls die Reederei: Bei der G 24 beliefen sich diese Kosten auf rund 245.000 Mark, bei der HE 6 handelte es sich um 180.000 Mark. Die Junkers-Maschine erhielt übrigens von der HAPAG den Namen "Taube" zugewiesen, während die HE 6 als "Schwalbe" bezeichnet wurde. Nach Außen hin traten diese Namen allerdings nicht in Er- Chefkonstrukteur Karl Schwärzler und der HE 6 Pilot, Flugkapitän Merz, stellen sich dem Fotografen. 40

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Letzter Motorenprobelauf an der Breitling-Ablaufbahn in Warnemünde. Der Erstflug erfolgte noch ohne Bemalung. scheinung. Doch zurück zum Werdegang der HE 6. Nach der Projektfestlegung im Juni 1927 konnte das Flugzeug bereits am 2. August eingeflogen werden, wobei allerdings noch einige Verkleidungsbleche und der Anstrich fehlten. Die als D-1220 zugelassene Maschine (Werknummer 286) erhielt zunächst den damals stärksten deutschen Motor BMW Via ( 515 kw), der aber noch nicht genügend ausgereift war. Seine Musterprüfung hatte erst im Februar des Vorjahres stattgefunden. Mitte September 1927 sah man sich gezwungen, den BMW-Motor gegen einen amerikanischen Packard 3A-2500 mit 588 kw Leistung auszutauschen, den die SEVERA GmbH leihweise zur Verfügung stellte. Dieser Austausch verzögerte die Erprobung und Startvorbereitung zur Ozeanüberquerung um rund drei Wochen. Die "Packard"-Variante trug die Bezeichnung HE 6 b, während die der Maschine mit BMW- Motor HE 6 a war. Äußeres Kennzeichen der zweiten Ausfüh rung waren geänderte Auspuffstutzen und eine Vierblattschraube. Da das Flugzeug in der Erprobungsphase schlecht vom Wasser abkam, waren auch die Schwimmer geändert und die vorderen Schwimmerstreben verlängert worden. Auch an der Motor- und Kühlerverkleidung lassen die vorhandenen Fotos Umbauten erkennen. Im Rahmen der Erprobung stellte die Besatzung Merz, Bock und Rohde am 10. Oktober mit fast 11 Stunden Dauer und einer Nutzlast von 1000 kg einen neuen deutschen Dauerflug Ernst Heinkel am Schwimmer der HE 6a. Beachte die sechs Auspuffstutzen des BMW-Motors und die Maserung der Holzluftschraube rekord in Warnemünde auf. Das war der letzte größere Testflug, bevor die gleiche Crew am 12. Oktober zur ersten Etappe des geplanten Ozeanflugs startete. Der Abflug verzögerte sich durch einen Defekt am Generator der Funkanlage. Nach Reparatur und Motorprobelauf zog ein Traktor die aufgetankte Maschine, die insgesamt 4320 Liter Treibstoff für 23 Stunden Flugdauer an Bord nehmen konnte, durch das Werktor zur Ablaufbahn an der Ostsee. Unter dem Beifall der etwa 150 anwesenden Werksangehörigen und Zuschauer ging die Maschine noch 1000 Meter in See bevor sie gegen den aus Südost wehenden Wind um 13.23 Uhr aufstieg. Der so begonnene Flug erfüllte leider nicht die in ihn gesetzten hohen Erwartungen. Aufgrund der übereilten Erprobung führten eine Reihe von Defekten zu Notlandungen, die zusammen mit dem zunehmend schlechten Wetter das Flugprogramm verzögerten. Zwei Kühlerdefekte und Schwierigkeiten mit der Funkanlage machten Zwischenstops in Brunsbüttelkoog und Wilhelmshaven-Rüstringen notwendig, bevor der Flug am 14. Oktober nach Amsterdam fortgesetzt werden konnte. Schlechtes Wetter ließ den Weiterflug erst am 16. Oktober zu. Er endete jedoch mit einer Notlandung in Vigo. Erneute Schwierigkeiten mit der Funkanlage und Zollprobleme verzögerten die Ankunft in Lissabon bis zum 18. Oktober. Am 4. November begann dann der Weiterflug nach Horta auf den Azoren. Dieser Flug über 1680 Kilometer gelang in 9 Stunden und 35 Minuten planmäßig. Dort lag auch bereits seit dem 14. Oktober die erwähnte Junkers G 24, die am 4. Oktober mit einer vierköpfigen Besatzung aus Norderney abgeflogen war. Andauernd schlechtes Wetter verhinderte den Weiterflug. Am 13. November brachte dann ein Schlepper die HE 6 bei relativ gutem Flugwetter auf Reede. Beim Startversuch riß wahrscheinlich durch Wasserschlag ein Propellerblatt oder die linke Schwimmerspitze ab, die Maschine schnitt sofort mit beiden Schwimmern unter Wasser und überschlug sich. Die Besatzung konnte sich glücklicherweise aus dem unter Wasser befindlichen Rumpf retten. Am anschließend geborgenen Wrack waren die Backbordtragfläche und das gesamte Schwimmergestell völlig zerschlagen. Nach diesem Mißerfolg des Heinkel-Musters gab die Junkers-Besatzung ihren Plan zur Ozeanüberquerung ebenfalls auf. 42

Die HE 6a startet zu einem Versuchsflug auf dem Breitling. Im Hintergrund die Anlagen der Firma Aero Sport von Walter Bachmann. Insgesamt faßten die Tanks der HE 6a in Rumpf und Flächen 4320 Liter Treibstoff. Als Weiterentwicklung der HE 6 bauten die Ernst Heinkel Flugzeugwerke Ende 1928 zwei Exemplare des Musters HE 10 für die Langstrekken- und Funkerschulung der Deutschen Verkehrsfliegerschule (DVS) mit 3 bis 5 Mann Besatzung, die 1929 als D-1662 (Werknummer 317) und D-1731 (Werknummer 318) zugelassen wurden. Technische Daten beider Typen: Typ HE 6 b HE 10 Motor Packard 3A 2500 BMW VI 7,3 Z Leistung 588 kw 552 kw Spannweite 18,20 m 18,40 m Länge 13,18 m 13,10 m Höhe 4,65 m 4,55 m Flügelfläche 60,93 qm 60,89 qm Leermasse 2800 kg 2540 kg Zuladung 3200 kg 2260 kg Flugmasse 6000 kg 4800 kg Höchstgeschw. in 205 km/h Bodennähe 185 km/h Landegeschw. 125 km/h 106 km/h Steigzeit auf 1000 m 14 min 12 min Gipfelhöhe 2350 m 4000 m Die auf einen amerikanischen Motor umgerüstete HE 6b vor der Halle IV auf dem Flugplatz in Warnemünde. Beachte: Nur drei Auspuffstutzen beim Packard 3A 2500 und Vierblatt-Luftschraube. Bauweise: Stahlrohrfachwerkrumpf mit Stoffbespannung; Motor auf Stahlrohrfundament mit leicht abnehmbarer Aluminiumverkleidung; Tragflächen in Holzbauweise mit zwei Kastenholmen und Stahlrohr-Innenverstrebung, Nase sperrholzbeplankt, sonst Stoffbespannung; sämtliche Ruder und Flossen Stahlrohrgerüst und Stoffbespannung; Stahlrohr-Schwimmergestell; Schwimmer Holzkonstruktion mit Duraluminböden mit je 7 Schotten. 43

Mit vereinten Kräften wird die HE 6b vom Werkgelände geschoben. Letzte Startvorbereitungen am 12. Oktober 1927 in Warnemünde. Zahlreiche Zuschauer beobachten den Start zum Ozeanflug. Links: Die He 6b ist in Horta auf den Azoren angekommen. (Foto: Heinkel-Archiv) Rechts: Das Wrack der D-1220 wird nach dem mißglückten Startversuch am 13.11.1927 in Horta geborgen. Der noch unbespannte Stahlrohrrumpf der HE 6a läßt deutlich den großen Tank hinter dem Motor und den Einbau des Funkgeräts im hinteren Teil der Kabine erkennen. AlleFotos, soweit nicht anders vermerkt: Sammlung Koos 44