Baedeker WISSEN HANSESAIL Parade der Windjammer KRANICHZUG Zwischenstopp am Bodden OSTSEEPIPELINE Gas aus Russland HANSE Die»Gleichgesinnten«mit grosser REISEKARTE ECKLENBURG- Vorpommern
14 HINTERGRUND Fakten Fakten
Natur und Umwelt HINTERGRUND 15 Natur und Umwelt Was hat es mit den Bodden auf sich? Wie hoch sind eigentlich die Berge in der Mecklenburgischen Schweiz? Wo stehen die ältesten Eichen des Landes? In diesem Kapitel dreht sich alles um die geologischen Besonderheiten Mecklenburg-Vorpommerns und um seine tierischen und pflanzlichen Bewohner. Naturraum Geologisch gehört Mecklenburg-Vorpommern zur Norddeutschen Senke. Vor etwa 300 Mio. Jahren wurden hier mächtige Gesteinspakete abgelagert. In der Kreidezeit (vor 140 65 Mio. Jahren) ruhten sie verborgen unter einem flachen und warmen Meer mit fossilienreichen Kalken. An manchen Stellen, z. B. am Steilufer der Stubbenkammer auf Rügen, wurden diese Kalke emporgehoben. Im Tertiär (vor 65 Mio. Jahren) zog sich das Meer zurück und es bildete sich der heutige Küstenverlauf. Besonders die letzte Weichsel-Kaltzeit mit diversen Eiszeitphasen (115 000 9700 v. Chr.) hinterließ Spuren. Der Norden des Landes lag für Jahrtausende unter einem Eispanzer, an dessen Rand sich Urstromtäler, Toteisseen, Zungenbecken und später Moore bildeten. Größere Sandgebiete wie die Ueck ermünder Heide oder die Rostocker Heide gehen auf die Mündungsgebiete alter Flüsse zurück, die Sand und Schutt mit sich führten. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Landschaft also alles andere als einförmig: Hier gibt es Steilund Boddenküste und kilometerlange Sandstrände, rund 2000 Seen liegen eingebettet inmitten flacher Hügel, Wälder, Wiesen und Felder. Das Land hat gleich an mehreren landschaftlichen Großräumen Anteil: Von Nord nach Süd sind dies die Ostseeküste, das Nordostmecklenburgische Flachland und die hügelige Mecklenburger Seenplatte. Blick vom Röthelberg bei Burg Schlitz auf die eiszeitlich geprägte Mecklenburgische Schweiz WISSEN Der Bodden Geformt von Meer und Eis Europaweit kommen nur an der mecklenburgisch-vorpommerschen Ostseeküste die sogenannten Bodden vor. Das sind Meeresteile, die durch Inseln bzw. Halbinseln vom offenen Wasser der Ostsee abgeschnitten wurden und nur noch über eine sehr enge Öffnung mit dem Meer in Verbindung stehen deswegen ist hier das Wasser auch nicht so salzhaltig wie weiter draußen.
16 HINTERGRUND Natur und Umwelt Ostseeküste Boddenküste An Mecklenburg-Vorpommerns gut 1700 km langer Küste wechseln sich Flachufer, nehrungsähnliche Seesandebenen und mit Dünen besetzte Strandwälle sowie Steilufer ab. Breite Sandstrände erstrecken sich an den Flachufern und vor den meisten Steilhängen. Die Buchten der Bodden sind lang und seicht, dichte Schilfgürtel säumen die stark zerklüfteten Uferränder. Am Ostrand der Wismarer Bucht kann man die Boddenbildung studieren: Hier wird das Salzhaff durch die Halbinsel Wustrow vom offenen Meer abgetrennt. Landschaftlich besonders eindrucksvoll sind die Bodden zwischen der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und dem Festland, zwischen den Inseln Hiddensee und Rügen und innerhalb der Insel Rügen. Die größten Bodden sind der Greifswalder Bodden, das Achterwasser als die Verbreiterung des Peenestroms und das Oderhaff. Übrigens: Alle Flüsse des Bundeslands fließen in einen Bodden, keiner mündet ins offene Meer. Die Küstenlandschaft ist keineswegs so flach, wie man das an der Ostsee erwarten würde. Die bekannteste Steilküste Mecklenburg-Vorpommerns findet man an der Ostseite von Rügen mit ihren weiß leuchtenden Kreidefelsen. Schweiz en miniature Nordostmecklenburgisches Flachland Hinter der Küstenlinie schließt sich etwa zwischen den Städten Güstrow, Malchin, Neubrandenburg und Prenzlau das nordostmecklenburgische Flachland an. In der südlich angrenzenden Beckenzone liegen einige der größeren Seen des norddeutschen Tieflands wie der Kummerower See, der Malchiner See, der Tollensesee und die Uckerseen. Wegen seiner vielen bewaldeten, maximal 123 m hohen Hügel wird das Gebiet zwischen Teterow und Malchin auch Mecklenburgische Schweiz genannt. Das Herz des Landes Mecklenburgische Seenplatte Die mecklenburgischen Seen zwischen Schwerin im Nordwesten und Neustrelitz im Südosten bilden das landschaftliche»herz«von Mecklenburg-Vorpommern. Das mit Abstand größte Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Müritz. Ganz im Westen des Seengebiets erstreckt sich der Schweriner See, an den sich östlich das Sternberg-Krakower Seengebiet anschließt. Noch weiter im Süden setzt sich das Gewässerband zwischen Plau und Waren mit den sogenannten Großen Seen fort, zu denen neben der Müritz der Plauer See, der Fleesensee und der Kölpinsee zählen. Im Südosten der Großen Seen folgt die Neustrelitzer Kleinseenplatte (u. a. mit Useriner
Natur und Umwelt HINTERGRUND 17 Beeindruckende Kraft der Natur: Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen See, Woblitzsee, Zierker See und Großem Labussee). Den östlichen Abschluss der Seenplatte bildet die Feldberger Seenlandschaft. Im Bereich der Neustrelitzer und der Feldberger Seen bestimmen Sanderflächen die Landschaft, auf denen sich Heidegebiete und ziemlich dichte Wälder (Kiefern, Buchen und Eichen) ausbreiten. Zahlreiche Wasserwege und Kanäle verbinden die Seen miteinander. Naturschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommern schützt mit drei Nationalparks, acht Naturparks, drei Biosphären reservaten und zahlreichen Natur-, Vogelund Landschaftsschutzgebieten fast 35 % der Landesfläche. Zum Erhalt der noch in großen Teilen natürlichen Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns haben die ehemaligen Staatsjagd- und Grenzgebiete der DDR sowie die Truppenübungsplätze der Sowjets beigetragen, da sie für die Bevölkerung unzugänglich waren. Daneben gab es Schutz für weite Landesteile
18 HINTERGRUND Natur und Umwelt zu DDR-Zeiten viele Natur- und Landschaftsschutzgebiete, dank derer herausragende Naturräume bis in die heutige Zeit erhalten geblieben sind. WISSEN Wälder Altes Holz Pflanzen Felder, Seen (5,5 % der Landesfläche) und Wälder (21 % der Landesfläche) prägen das Landschaftsbild. In den Mischwäldern sind etwa 20 Baumarten heimisch, insbesondere Kiefer und Buche. An der Küste wachsen Strandhafer und Strandnelke sowie Sanddorn, zudem die vom Aussterben bedrohten und deshalb geschützten Pflanzen Meerkohl und Stranddistel. Erlenbrüche, In Ivenack sind die Eichen bis zu 1000 Jahre alt und in Mönchhagen wächst eine der ältesten Eiben Deutschlands. Sie ist mindestens 500, eventuell 700 Jahre alt. Berühmt sind die Buchen die Serrahner Buchenwälder wurden zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Bizarr sind auch die auf den Dünen böigem Wind trotzenden Kiefern. Sie heißen»windflüchter«, da die Kronen nur auf der windabgewandten Seite wachsen. An Waldrändern stehen manchmal»sonnendreher«, plattdeutsch»sündreyer«: Ihre Baumkronen folgen dem Lauf der Sonne und führen zur Verzwirbelung des Stamms. Das Prinzip wird heute für Energiesparhäuser (Photovoltaik) genutzt. Röh richte und Salzwiesen sind charakteristisch für die Boddengewässer. Sie sind Lebensraum und Brutgebiet für zahlreiche Vogelarten, ebenso wie die breiten Schilfgürtel, welche die meisten Seen in Mecklenburg-Vorpommern umgeben. Tiere Viele Wasservögel leben sowohl an den Seen als auch an der Küste. Hier gibt es vor allem Möwen, u. a. die Sturmmöwe, die Silbermöwe mit dem roten Punkt auf dem gelben Schnabel und die Lachmöwe, die man im Sommer an ihrem braunen Kopf erkennt. Der Möwenbestand darf nicht zu groß werden, da die Tiere die Eier und Jungvögel seltener Arten fressen. An den Seen nisten Enten, Gänse und Höckerschwäne. In Mecklenburg-Vorpommern horsten wieder 305 See- und 180 Fischadlerpaare. Besonders gut sind sie im Müritz-Nationalpark zu beobachten. Jedes Jahr im Spätherbst lockt der Zug der Kraniche in den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, zu dem Naturschauspiel sammeln sich bis zu 70 000 Kraniche ( Baedeker Wissen S. 160). In Mecklenburg-Vorpommern leben 4000 Brutpaare, knapp die Hälfte aller Brutpaare in Deutschland. Große Kormorankolonien finden sich bei Niederhof am Strelasund und bei Groß Giewitz am Torgelower See, wo auch Graureiher horsten. Neben dem