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Transkript:

Vereins-Servicetag 2014 im Stuttgart Seminar-Skript Trainingsmethoden eines Dt. Meisters Referent: Jörg Schlichter Kontakt Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern e.v. Geschäftsstelle Markus Senft, Referent für Sportentwicklung Fritz-Walter-Weg 19 70372 Stuttgart Tel. 0711 28077 606 Fax 0711 28077 601 E-Mail: senft@ttvwh.de

Trainingsmethoden eines deutschen Meisters Bilder von Volker Arnold Jörg Schlichter 30 Jahre alt aktuell Spieler beim TTC Weinheim 2. Bundesliga Produkt Manager bei adidas Tischtennis Nummer 27 der deutschen Rangliste (Mai 2014) einige Jahre Mitglied der Nationalmannschaft 3 Jahre Bundesligaspieler des TTC Fulda-Maberzell EM-Dritter im Jungen-Einzel 2001 Gliederung 1. Spielertyp Jörg Schlichter 2. Aufschlagvarianten 3. Aufschlag Training 4. Rückschlagvarianten 5. Rückschlag Training 6. Aufschlag-/Rückschlagstrategien gegen verschiedene Systeme Im Mittelpunkt des Seminars stehen Trainingsmethoden von Jörg Schlichter und Varianten des Doppel-Trainings. Das nachfolgende Protokoll gibt einen tiefen Einblick in die Aufschlag- Rückschlag Welt eines deutschen Meisters. 1. Spielertyp Jörg Schlichter Jörg Schlichter ist Rechtshänder, Angriffsspieler und bezeichnet sich selbst als "AIIrounder". Er meint damit, dass bei ihm Vorhand und Rückhand etwa gleich stark ausgeprägt sind und er bemüht ist, variabel zu agieren, also möglichst vielfältige Technik- und Taktikentscheidungen zu fällen, um diese dann in seinem Spiel umzusetzen. Als vorrangigen Schwachpunkt in seinem Spiel benennt er die Beinarbeit und, dass er manchmal im Spiel neue Sachen ausprobiert bzw. zu viele Ideen hat. Seine Stärken liegen in der Antizipation und im passiven Spiel. Als übergreifende Beschreibung für Jörgs Spiel kann man sagen: Jörg spielt anders als die meisten Spieler. 2. Aufschlagvarianten Jörg verzichtet prinzipiell auf RH-Aufschläge und verfügt auf der VH-Seite über eine ganze Reihe von Aufschlag- Variationen. Dabei benutzt er den für diese Aufschlag-Klasse üblichen Spezialgriff: Die drei Finger, die normalerweise den Griff umschließen, werden für den Moment des Aufschlags vom Griff weggenommen und liegen - gebeugt und zusammengelegt wie ein Fächer - auf der Rückseite des Schlägerblatts. Ein Aufschlag, der ihn schon viele Jahre begleitet, ist der lange VH-Service auf den Ellbogen oder in die Rückhand des Gegners. Jörg spielt diese Technik mit Seitenschnitt (Rechtsdrall) oder Unterschnitt und auch die Konter- bzw. Rollvariante ist Bestandteil seines Repertoires. Für Abwechslung im Spiel sorgen der kurz platzierte und der halblange Unterschnittaufschlag, eine effetlose Variante sowie der betont kurz gesetzte Seitenschnitt-Aufschlag mit Rechtsdrall. Das grundlegende Bewegungsmuster bei den vorgenannten Aufschlägen sieht vor, dass der Akteur in der Ausholphase den Ellbogen seines Schlagarmes betont nach hinten oben führt, um in der Schlagphase den Schläger - ähnlich einer Schiffschaukel - hinter bzw. unter den Ball zu führen. Das Handgelenk vollzieht grundsätzlich eine Bewegung, die dem Buchstaben S ähnelt: Ein Rechtshänder führt dabei seinen Schläger von rechts nach links (der Ball bekommt hierbei Rechtsdrall) und nach Erreichen des Scheitelpunkts wieder nach rechts (Linksdrall). Wird der Ball relativ früh, d.h. zu Beginn der Schiffschaukel, mit steilem Schlägerblatt getroffen, dann ist Seit- oder Überschnitt im Ball. Das Schlägerblatt zeigt

über weite Strecken der Bewegung mit der Spitze nach unten bzw. vorne. Je später der Ball im Rahmen der Bewegung getroffen wird, desto weiter unten wird der Ball in der Nähe seines Südpols touchiert und desto mehr Unterschnitt erhält der Ball. Das Handgelenk ist bei diesem "geschobenen S-Aufschlag" die zentrale Drehachse. Frank Fürste weist darauf hin, dass das Hochnehmen des Ellbogens nach hinten oben für das Gelingen von entscheidender Bedeutung ist. Die geschobene Variante des Vorhand-S-Aufschlags unterscheidet sich damit recht deutlich von dem "normalen" Vorhand-S-Aufschlag, wie er beispielsweise von Vladimir Samsonov praktiziert wird und bei dem der Ellbogen die zentrale Drehachse darstellt (vgl. VDTT-Lehrposter "Aufschlag-Variationen"). Der "Gegenläufer'', also ein hochgeworfener Vorhand-"U"- Aufschlag, bei dem der Spieler (Rechtshänder) dem Ball Linksdrall mitgibt, komplettiert Jörgs Aufschlag-Repertoire. Der Begriff U-Aufschlag weist darauf hin, dass der Schläger eine halbkreisförmige Bewegung, ähnlich dem Buchstaben U, macht- ohne irgendeine Richtungsumkehr. Für einen Rechtshänder bedeutet dies, dass er beim Gegenläufer-Aufschlag den Schläger in einem Halbkreis von links nach rechts führt. Um eventuelle "Bananen-Flips" des Rückschlägers zu vermeiden, spielt der Schwabe den Gegenläufer meistens in die Vorhand des Gegners oder auf den Ellbogen. Aber Jörg wäre nicht Jörg, wenn der Gegenläufer nicht manchmal urplötzlich als Überraschung in die Rückhand seines Gegenübers gespielt würde. Der Ex-Bundesligaspieler versucht den Ball beim Gegenläufer nach Möglichkeit kurz zu setzen. Interessanterweise ändert der ehemalige Bundesliga-Akteur im Vergleich zu den anderen hochgeworfenen VH-Aufschlägen beim Gegenläufer seine Schlägerhaltung: Der Daumen wird noch außen "verschoben" und damit deutlich näher in Richtung Schlägerkante aufgelegt. Mit dieser Maßnahme versucht Jörg zu vermeiden, dass beim Gegenläufer das Ende des Schlägergriffes gegen das Handgelenk stößt. Frank Fürste weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch das Umgreifen unmittelbar nach Ausführung des Aufschlags - also der Übergang vom Spezialgriff zum normalen Shakehand-Griff - gelernt sein will und deswegen geübt werden sollte (gerade auch beim isolierten Aufschlagtraining ohne Partner). Betrachtet man Jörgs Fußposition beim VH-Aufschlag, dann fällt auf, dass er bei sämtlichen Varianten prinzipiell die gleiche Aufstellung einnimmt. Er schlägt aus der RH- Ecke auf, was als durchaus gängig bezeichnet werden kann. Charakteristisch für Jörgs Aufschlagspiel ist des Weiteren ein hörbares Aufstampfen mit dem Fuß, das seinen Aussagen zufolge- unwillkürlich abläuft und mit dem er keine bestimmte Zielsetzung verfolgt. 3. Aufschlag Training Das Aufschlagtraining des EM-Dritten im Jungen-Einzel findet in der Regel nicht isoliert statt, sondern ist in das Systemtraining mit einem Partner integriert. Frank Fürste weist darauf hin, dass dies in neuerer Zeit der übliche Platz für ein Training der Aufschläge ist. Ein isoliertes Aufschlagtraining (ohne Partner) sei im Anfängerbereich sicherlich die Methode der Wahl, aber die Zielsetzung müsse es sein, das Aufschlagtraining relativ schnell in die Standardübungen (Kontrolle, Beinarbeit) und Wettkampfübungen zu integrieren. Bereits Kontrollübungen können durch einen "richtigen" (d.h. wettkampftauglichen) Aufschlag eingeleitet werden. Auf Nachfrage erklärt Frank, dass die VH-Aufschläge durchaus früh in das Training mit Kindern eingeführt werden können. Bereits Kinder sollen die Gelegenheit erhalten, mit diesen Aufschlägen zu experimentieren. Um den Teilnehmern einen möglichst plastischen Einblick in sein Aufschlagtraining zu geben, hat Jörg Schlichter vier Standardübungen mitgebracht. Die Dauer einer Aufschlagübung beträgt bei Jörg 8 bis l0 Minuten.

Übung 1 Wie bei allen vier Übungen geht es bei Übung 1 nicht nur um die Qualität des Aufschlags, sondern insbesondere auch um die Effizienz des 3. Balles. Mit Übung 1 arbeitet Jörg an einer kurzen Platzierung dieses Schlages, um im Wettkampf für Situationen gerüstet zu sein, in denen er mit dem 3. Ball nicht angreifen will bzw. kann. Ferner gibt diese Übung beiden Spielern die Möglichkeit, die Annäherung an den Tisch und vor allem den Schritt zurück in die Grundstellung intensiver zu üben. Übung 2 Durch seinen Gegenläufer in die Vorhand des Gegners provoziert Jörg einen gegnerischen Angriffsschlag (je nach Länge des Aufschlags: Flip oder Topspin), und aufgrund des Linksdralls, den er dem Ball beim Service mitgibt, erwartet Jörg den Rückschlag eher auf seiner VH-Seite. Damit wird bei dieser Übung das Aufrücken aus der Aufschlag-Position in die Tischmitte trainiert und das Abdecken der weiten Vorhand. Übung 3 Bei dieser Übung liegt Jörgs Hauptaugenmerk darauf, abzuschätzen ob der Gegner gerade einen guten oder aber eher schlechten Rückschlag spielt. Bei einem schwachen Rückschlag tendiert Jörg als Aufschläger dazu, mit dem 3. Ball selbst die Initiative zu übernehmen und läuft hier in der Regel um. Bei einem guten Rückschlag des Gegners geht Jörg dagegen eher auf Nummer sicher und benutzt die Rückhand. Übung 4 Der Aufschlag in Übung 4 ähnelt von der Platzierung her dem Aufschlag der Übung 1. Allerdings bringt Jörg bei Übung 4 den Ball ohne Schnitt bzw. mit Seitüberschnitt ins Spiel und widmet sich anschließend dem Handling des zu erwartenden Flips.

4. Rückschlagvarianten Es ist für Viele neu, dass im Profi-Lager der "Bananen Flip" nicht nur mit Seiten- bzw. Seitüberschnitt, sondern mittlerweile auch mit Seitunterschnitt gespielt wird. Auch Jörg spielt diese Rückhand-Technik gegen Rechts- wie auch gegen Linksdrall. Mit der Vorhand flippt er dann, wenn der Ball des Aufschlägers Seitenschnitt oder keinen Schnitt besitzt. Beim Schupfen legt Jörg die Kugel vorzugsweise kurz und trifft sie dabei gerne seitlich, um mehr Kontrolle zu haben. Aggressiv zu Werke geht er nur dann, wenn er sich ausreichend sicher ist, welche Rotation der ankommende Ball hat und wie stark diese ist. Auch der RH-Seitenschnitt- Schupf (Linksdrall) ist Teil seines Repertoires. Im Hinblick auf die Grundstellung beim Rückschlag lässt sich festhalten, dass Jörg als vorhand-orientierter Spieler gegen Rechtshänder etwas weiter auf der Rückhand-Seite steht und gegen Linkshänder ein wenig mehr zur Tischmitte rückt, um den Aufschlag besser lesen zu können. Deutlich wird an diesem Punkt auch, dass es nicht funktional ist, nach dem Rückschlag mit relativ tiefem Körperschwerpunkt in eine allzu hohe Grundstellung zurückzukehren, um beim nächsten Schlag dann den Körperschwerpunkt ggf. wieder deutlich absenken zu müssen. Ein abwechselndes Hoch-runter-Gehen (Schlag-Grundstellung-Schlag...) sollte also vermieden werden. Eine besonders tiefe Grundstellung (wie sie z.b. Timo Boll einnimmt) hat den Vorteil, dass der Ball-Schläger-Kontakt im Rahmen des Aufschlags für den Rückschläger genauer zu sehen ist. 5. Rückschlag Training Analog zum Aufschlagtraining ist auch das Training der Rückschläge in verschiedene Systemübungen integriert. Jörg gibt hier keine speziellen Rückschlag-Übungen vor, sondern nutzt die Aufschlag-Übungen der Gegner. Er misst dabei dem variablen Testen ganz unterschiedlicher Rückschlag-Varianten einen hohen Stellenwert bei. Technische Abläufe werden damit geschult, es werden dem Spieler aber gleichzeitig taktische Entscheidungsprozesse abverlangt und man bekommt auch verschiedene Bälle zurück, von denen man im Spiel dann weniger überrascht wird. 6. Aufschlag-/Rückschlagstrategien gegen verschiedene Systeme Bei der taktischen Vorbereitung eines Spiels stützt sich Jörg maßgeblich auf Videoanalysen und Erfahrungen vergangener Matches mit dem jeweiligen Gegner. Beim Return richtet Jörg seine Strategie an den gängigen "Technikpaaren" in Aufschlag-Rückschlag aus: Wenn er beispielsweise weiß, dass ein Gegner beim letzten Aufeinandertreffen häufig ohne Schnitt oder mit Überschnitt serviert hat, nimmt er sich vor, bei der bevorstehenden Begegnung etwas häufiger aggressiv zu retournieren. Videoanalysen helfen auch bei der Wahl der richtigen Aufschläge: Wenn er herausfindet, dass ein Gegner auf bestimmte Aufschläge sehr gut reagiert hat, benutzt er bei der nächsten Begegnung verstärkt Aufschlag-Varianten, die den Gegner zu einem anderen Rückschlagverhalten zwingen sollen. Als variabler Spielertyp unterliegt Jörg nicht so sehr dem Druck, beim 3. Ball unbedingt angreifen zu müssen. Dementsprechend ist auch das Umlaufen der Rückhand ein Mittel unter mehreren; es dient der Variation, ist aber keinesfalls typisch für sein Spiel. Gegen Linkshänder schlägt Jörg häufig in die weite Vorhand des Gegners auf, um diesen aus der Grundstellung herauszuholen und in der Rückhand ein Loch aufzumachen. Diese relativ schlechte Position des Rückschlägers versucht er dann anschließend auszunutzen. Auch die Angriffseröffnung erfolgt tendenziell über die Vorhand des Linkshänders auf der anderen Tischseite. Dadurch will Jörg vermeiden, dass der Gegner ihn auf der- für Links-Rechts- Duelle typischen RH-Parallelen festnageln kann. Denn ein Umlaufen der Rückhand ist vor diesem Hintergrund im Vergleich zum Spiel über die Diagonale noch schwieriger. Trifft Jörg auf einen Abwehrspieler, dann ist es - auch für das Aufschlag-Rückschlag-Spiel - von immenser Bedeutung,

ob es sich um einen passiven oder aktiven Defensivspieler handelt. Wenn Jörg einem aktiven Verteidigungsspieler gegenübersteht, dann gilt für sein Aufschlag-Rückschlag-Spiel der Grundsatz, so zu agieren, als handle es sich um einen Angreifer. Verhält sich der Abwehrspieler dagegen passiv, schlägt Jörg im Regelfall mit wenig Seitenschnitt auf, um nicht Gefahr zu laufen, dass der Ball durch den Störbelag seines Gegenübers unangenehm zurückkommt. Beim Aufschlag gegen einen passiven Verteidigungsspieler achtet wird darüber hinaus auf eine gute Platzierung des Balles geachtet. Indem er entweder besonders kurz oder aber extrem lang aufschlägt, zwingt er den Gegner zu relativ langen Laufwegen. Die sich daraus ergebenden Positionen des Gegners versucht er dann im weiteren Verlauf des Ballwechsels zu nutzen. Das nachfolgende Spiel ist prinzipiell davon gekennzeichnet, dass extreme Winkel anvisiert werden. Damit Jörg einem Abwehrspieler den Ball besonders weit in die Vorhand spielen kann, knickt er mitunter seine Schlägerhand nach innen, also in Richtung Handinnenfläche, und spielt Sidespin. Dies ist ein technisches Detail, das auch von Jörgs Vorbild, Jan-Ove Waldner, im Spiel gegen passive Abwehr eingesetzt wird und das Jan-Ove Waldner Jörg in der gemeinsamen Zeit bei Fulda-Maberzell mit auf den Weg gegeben hat. Die Zielsetzung, den Gegner zu extremen Bewegungen zu verleiten, verfolgt Jörg auch wenn es darum geht, die Aufschläge des passiven Abwehrspielers zu retournieren: Die Länge des Balles wird somit auch beim Rückschlag bewusst variiert.

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