wunderten uns darüber, was uns die beleuchteten Dreiecke sagen sollten (mittlerweile wissen wir es: sie kündigen an, wie viele Binnenschiffe hinter der nächsten Ecke zu erwarten sind), und erreichten gegen viertel vor fünf Oberwesel. 39
Wir waren uns sicher: hier verbringen wir den Abend und die Nacht. Schööööööööön einen reinlöten und das Feuerwerk beobachten! Wir sprachen kurz mit der DLRG, ab wann und wo das Feuerwerk denn starten und der Rhein gesperrt werden würde und erhielten als Antwort, das der Rhein ab 18-19 Uhr ab Oberwesel rheinabwärts gesperrt wird und das Feuerwerk gegen 22:30 Uhr starten sollte. Super, jetzt brauchten wir nur noch einen Liegeplatz! Wir fuhren also in den kleinen Hafen in Oberwesel, wo am Ende rechts hinten einige Stege und Liegeplätze sein sollten. Von wegen! Die zwei oder drei Mini-Stege waren natürlich alle schon in Päckchen-Manier belegt. Allerdings war niemand auf den Booten anzutreffen. Und ehe wir uns versahen war es auch schon ganz vorbei mit der Idee, von hier aus Rhein in Flammen zu verfolgen: die Wasserschutzpolizei hatte uns anvisiert. Wir wurden gefragt, ob wir einen Liegeplatz suchen, was wir natürlich bejahten. Uns wurde anschließend erklärt, dass während dieses Ereignisses Liegeverbot herrscht. Jegliche Einwände waren zwecklos, es herrscht ein Verbot und damit mussten wir uns abfinden. Also gut, dann eben nicht. Wir mussten uns Gedanken über das weitere Vorgehen machen, an dessen Ende der Entschluss stand: Hebel auf den Tisch und nächsten Hafen aufsuchen. Was auch sonst! Inzwischen plagten uns schon enorme Hungergefühle. Auch die Kekse, die wir dabei hatten, waren uns mittlerweile zuwider. Wir brauchten zeitnah etwas Vernünftiges! 40
So fuhren wir also weiter stromaufwärts und erreichten gegen zehn nach fünf Kaub bei Rheinkilometer 546 rechts des Rheins. Wir passierten kurz darauf die Burg Pfalzgrafenstein, auch genannt Die Pfalz bei Kaub, 41
begegneten mal wieder einigen Flusskreuzfahrern, fuhren weiter dem Städtchen Bingen entgegen, 42
das wir auch nach einer Dreiviertelstunde Gleitfahrt gegen zwanzig vor sechs erreichten. 43
Wir fuhren zunächst dran vorbei, um uns den Yachthafen anzuschauen, dort eventuell festzumachen und etwas Essbares zu organisieren. Nachdem wir aber gemerkt hatten, dass dieser mindestens zwei Kilometer außerhalb des Zentrums liegt, entschlossen wir uns, hinter den Anleger für die Kreuzfahrer festzumachen. Wir fuhren also zurück und versicherten uns bei der WaschPo, dass das Festmachen an der Kaimauer hinter den Anlegern für die Binnenschiffe erlaubt war und machten bei starker Strömung und 50 Zentimetern Wassertiefe fest. Wir stiegen die Leiter empor, die wir halbwegs bequem von unserer Badeplattform erreichen konnten und standen in einem Weinrestaurant. So machten wir schnell ein paar Schritte nach links und peilten die Lage. 44
Sven kannte sich in Bingen aus und so übernahm er es, für Essen zu sorgen. Währenddessen sicherte ich das Boot mit einer zweiten Leine und fenderte den Rumpf noch besser ab. So ganz geheuer war mir das aufgrund der starken Strömung und der teilweise relativ hohen Wellen durch die Binnenschiffe nicht. Nachdem Sven nach gefühlten drei Tagen mit zwei lecker belegten Baguettes von Subway und dieses Mal ohne Blasen an den Füßen wiederkam, machten wir die Leinen los und tuckerten gemütlich Richtung Schierstein. Wir waren uns einig, dass wir die nächste Nacht dort verbringen würden. 45
So passierten wir essenderweise und mit 1600 Umdrehungen pro Minute, um überhaupt gegen die Strömung vorwärts zu kommen, die Winzerstadt Rüdesheim am Fuß des Niederwaldes bei Rheinkilometer 527 und gaben gegen 19 Uhr ein letztes Mal Gas, um die letzten 12 Kilometer nach Schierstein zu fahren. Die Sonne stand mittlerweile schon tief, was bei jedem Blick nach hinten ein beeindruckendes Bild ergab! 46
So erreichten wir gegen zwanzig vor acht am Abend am Ende dieser immer länger werdenden Ausfahrt unseren Heimathafen Schierstein bei Rheinkilometer 505, von dem aus wir am Morgen gestartet waren und uns zu dem Zeitpunkt nie hätten träumen lassen, auf was für eine ereignisreiche, beeindruckende und abenteuerliche Tour wir an diesem Abend zurückblicken würden! 47
Kurz darauf legten wir unter blutrotem Himmel an. 48
An diesem Abend war nicht zu übersehen, dass wir nach dieser 11-Stunden Tour, in der wir fast 200 Kilometer gefahren sind und um die 110 Liter Benzin verbrauchten, auch ein klitzekleines bisschen müde waren. Nachdem wir uns ein wenig erholt und geduscht hatten und im angegliederten Restaurant noch etwas essen gehen wollten, die Küche aber schon geschlossen hatte, kochten wir uns Rindfleischsuppe und anschließend Nudeln, tranken ein Bierchen und philosophierten bis spät abends über das Erlebte. Nachdem der mitgebrachte Wein sein übriges getan hatte ging dieser absolut geile Tag für uns gegen halb zwölf zu Ende. 49
Der dritte Tag Wasserski und Rückfahrt Der nächste Tag sollte noch für das Wasserskifahren genutzt werden. Der Himmel war bedeckt, ab und zu nieselte es und im Gegensatz zum gestrigen Tag war es relativ kühl. Zunächst gingen wir zum Brunch und schlugen uns die Bäuche voll. Alles sehr empfehlenswert, was das kleine Restaurant hier im Hafen zu bieten hat. Nach zwei Stunden auf der Wasserskistrecke direkt gegenüber des Schiersteiner Hafens 50
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... slippten wir das Boot an gleicher Stelle wie beim einslippen aus dem Wasser und machten es anschließend auf dem Parkplatz des MCMs für die Rückreise bereit. Nachdem das Boot abfahrbereit war durfte ein letztes Foto von Sven und mir natürlich nicht fehlen! 52
Wir gingen ein letztes Mal im Restaurant etwas essen und starteten gegen viertel nach fünf die 540 Kilometer lange Rückfahrt. Ich setzte Sven gegen kurz nach zehn wieder in Hannover ab, und erreichte meinen Heimatort in Hamburg gegen viertel nach zwölf. Die siebenstündige Rückfahrt und dreieinhalb hammermäßige Tage, an die wir uns wie auch an unsere Ostseetour noch lange erinnern werden, waren zu Ende. 53
Wieder einmal haben Sven und ich ein neues Gewässerchen in Deutschland kennengelernt. Wieder haben wir viel erlebt und viel gesehen, wieder haben wir viel Benzin in kurzer Zeit verfahren, wieder werden wir uns lange und gerne an das Erlebte erinnern, wieder einmal sagen wir Es hat sich gelohnt! und wieder einmal sagen wir: Rhein, wir kommen wieder! Sven und Lars 54