Stephanie M. J. Rodenbäck

Transkript

1 Mein Sternenkind Mein Eisenherz Mein Ärme Hoof Mein Seelentröster Mein kleines Männelein Mein Geheimniskrämer Mein Bauarbeiter Mein Mondbewohner Mein Sternenkind 1

2 Doch Und ich kann nicht sehen, wie du jetzt schaust, nicht sehen, was du tust. Doch- Ich spüre es, ich kann es fühlen, ich weiß, dass du jetzt furchtbar weinst. Doch- Du gehst an mir vorbei und merkst nicht, dass ich furchtbar weine. Doch- Mein Herz trotzt dieser eisigen Kälte, die du mir entgegen sendest. 2

3 Tränen Langsam bilden deine Hände den Vorhang, welcher zuvor dein Herz bedeckte. Langsam beginnst du damit dir Augen, Nase und deinen Mund zuzudecken. Ich kann dich nicht erkennen, ich spüre nur deinen immer schneller werdenden Herzschlag unter meiner Hand. Dein Gesicht verbirgt sich unter deinen Händen, ich nehme nur wahr, wie du immer schwächer wirst und deine Hände langsam dein Gesicht wieder freigeben, du erstarrst, dein Herz erstarrt und du sinkst in meinen Armen auf deine Knie in den kalten Schnee und hörst auf zu atmen. Ich fange dich auf, ich versuche dir zu sagen, dass noch nicht alles vorbei ist, aber dein Herz steht still. Ich beginne ganz leise und still zu weinen, die Tränen lassen den Schnee auf deinem Gesicht schmelzen, und dann guckst du mich an, erhebst dich und fliegst davon. 3

4 Zeichen Ich sehe sie vor mir. Ich sehe sie immer wieder vor mir. Diese ganzen Gesichter. Diese unendlichen Gesichter. Namenlos schweigen sie in meinen Gedanken. Namenlos schreien sie in meinen Gedanken. Ich kann sie malen, beschreiben, mich an sie erinnern. Und doch sind sie nichts als zusammenhanglose Augen, Nasen und Münder. Gesichter, was bedeuten sie? Namen, was sagen sie? 4

5 Namen So viele Freundschaften vergangen. So viele Träume geträumt. So viele Tränen geweint. Und doch hast du keinen Menschen gefunden. Niemand, den du wirklich in deine Seele lassen kannst. Denn alle, die Blicke hineinwarfen, haben dich verletzt. Haben dein zerbrechliches Herz immer wieder zum Zerklirren gebracht. So viele Worte geschrieben, keines gesprochen. So viele Freundschaften im Sande verlaufen. So viele Tränen auf deiner Wange getrocknet. Und doch hat niemand sie weggezaubert. Niemand, der dein Gesicht rein waschen konnte. Denn alle, die es versuchten, haben an der Oberfläche gekratzt. Haben dein zerbrechliches Herz immer wieder zum Zerklirren gebracht. So viele Wege versucht zu beschreiten. So viele Steine zu Häuserfassaden gestapelt. So viele Freundschaften begraben. 5

6 A Priori Ist Vernunft der Grund für alle Entscheidungen? Und könnte Vernunft jemals objektiv sein? Wäre sie dann nicht vielmehr nur ein subjektives Moralkonzept? Wenn Wahrheit das Resultat von Realismus oder Rationalität wäre, bedeutete das, dass alle emotionalen; sentimentalen Träumer bloß Lügner sind? Falls Erfahrung das Ergebnis eines jeden Lebens ist, wofür leben wir dann? Das Ergebnis steht am Ende einer Gleichung. Doch wenn man stirbt, kann man nicht mehr viel mit dem Ergebnis seines Daseins anfangen. Oder ist die Erfahrung vielleicht das, was wir mitnehmen ins Jenseits; in unser anderes Leben; ins Paradies; wiedergeboren als Schmetterling, um dann auf ihrer Basis alles besser machen zu können? Oder steht am Ende gar nicht die Erfahrung, sondern die Erlösung als Belohnung? Als Belohnung für das Leben oder die Gläubigkeit? Vielleicht bekommt ja jeder sein eigenes Ergebnis in der (Un)-Gleichung Leben. Mit dem Wissen einer bloßen Existenz erfährt ein Mensch täglich ob Wahrheit oder nicht. Manche bauen Luftschlösser in Träumen, die zu Teilen nicht mal ihre sind vielleicht für bessere Zeiten. Manche überleben, existieren ohne je zu wissen, was das Leben überhaupt bedeuten soll. Wozu mit bedeutungsvollen Worten um sich werfen, wenn sie auch nichts als Buchstaben sind? Vernunft Wahrheit Erfahrung Leben Der Mensch Das vernunftbegabte Wesen: Wo ist diese Vernunft in den dunklen Zeiten dieser Menschheit? 6

7 Mein persönlicher Horizont (Sternenkind II) Wenn der Himmel voller Wolken ist, dann überleg ich mir, dass du vielleicht auf einer sitzt und mich beschützt. Doch was ist, wenn die Sonne strahlt so hell und freundlich hoch am Himmel steht? Nirgends eine Wolke, nirgendwo dann du? Am Abend dann der Mond steht tief Ein Stern fällt in mein Auge: so klein und doch so stark. Dann denk ich so bei mir: Vielleicht bist du ein Stern, denn der ist immer da. Ja, so glaub ich, du bist da, ein Stern bei Tag und auch bei Nacht, der dann und wann auf einer Wolke über mich und all die andren wacht. So behalt ich dich im Herzen, mein kleines liebes Sternenkind. 7

8 Wie Masken legt er sich die Emotionen an, gerade so wie er sie braucht. Und wenn jemand einen Blick erhascht auf das wahre Wesen seines Geistes, dann entfernt er sich von denen, die er nicht länger täuschen kann. So bleibt er einsam bis in alle Tage, ohne je zu wissen, wie schön es ist, jemanden so wahrhaft anzusehen, wie er es niemals kann. Denn sobald man in sein Auge blickt erkennt man alles: Schwäche Liebe Glück. 8

9 Der Wintertag war juniblau. Oktoberrot schien die Sonne über den märzgrauen Bergen und du starrtest mich an Mit maigelben Augen. 9