Pilotphase Drug Checking Endbericht

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Transkript:

Pilotphase Drug Checking Endbericht DROGENARBEIT Z6 - MDA BASECAMP

Inhalt Einleitung... 3 I. Die Pilotphase Drug Checking... 4 1. Rahmenbedingungen... 4 2. Ablauf... 5 3. Beratungsgespräch... 5 4. Warnungen... 5 II. Auswertung der abgegebenen Proben... 6 1. Überblick... 6 2. MDMA und Ecstasy... 8 2.1. MDMA... 8 2.2. Ecstasy... 9 3. Amphetamin (Speed)... 10 4. Kokain... 10 5. Neue psychoaktive Substanzen... 12 III. Statistische Auswertung des Fragebogens... 13 1. Demografische Aspekte... 14 1.1. Geschlecht... 14 1.2. Alter... 14 1.3. Ausbildung... 15 1.4. Berufstätigkeit... 15 2. Substanzkonsum... 16 2.1. Lebenszeit-, Jahres- und Monatskonsumprävalenz im Vergleich... 16 2.2. Konsumhäufigkeit im letzten Monat... 17 3. Konsequenzen des Analyseergebnisses... 19 IV. Fazit und Ausblick... 20 Abbildungsverzeichnis... 23 Anhang: Informationen zu Streckmitteln und NPS, Fragebogen... 23 2

Einleitung Drug Checking - darunter versteht man die chemische Analyse von vorwiegend am Schwarzmarkt erworbenen, synthetisch hergestellten psychoaktiven Substanzen. Seit vielen Jahren gilt Drug Checking als wirkungsvolle und angesehene Maßnahme zur Schadensminderung in der Drogenprävention. Außerdem erweist es sich als sinnvolles Instrument, um regionale Marktanalysen hauptsächlich illegalisierter Substanzen zu erstellen. Drug Checking wird von mehreren in der Drogenaufklärung tätigen Einrichtungen in der Schweiz, den Niederlanden, Spanien oder Frankreich angeboten. In Österreich ermöglicht seit 1997 ChEck it!, eine Einrichtung der Wiener Suchthilfe, das anonyme und vertrauliche Testen psychoaktiver Substanzen. Nach jahrelanger intensiver Vorarbeit, etlichen Gesprächen und zahlreichen Vernetzungs- und Kooperationstreffen startete die Drogenarbeit Z6 - MDA basecamp in Kooperation mit der Gerichtsmedizin Innsbruck und ChEck it! in Wien am 17.03.2014 die Pilotphase Drug Checking in Innsbruck. Diese wurde auf ein Kontingent von 100 Testungen beschränkt. Das Projekt wurde im Unterschied zum Drug Checking in Wien nicht als mobiles, sondern als stationäres Angebot in der MDA basecamp - Zentrale konzipiert. Gut ein Jahr später, am 24.04.2015, endete mit der Resultatbekanntgabe der 100. Probe die Pilotphase. Das Angebot wurde von 49 Personen in Anspruch genommen. Aufgrund der guten Rezeption der Klientel wird Drug Checking seitdem als reguläres Angebot der Drogenarbeit Z6 - MDA basecamp weitergeführt. Dieser Endbericht fasst die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse der Pilotphase Drug Checking der Drogenarbeit Z6 - MDA basecamp in übersichtlicher Form zusammen. Kapitel I. erläutert in aller Kürze die Rahmenbedingungen sowie die praktische Umsetzung der Pilotphase. Die Auswertung der 100 abgegebenen Proben verschafft einen Überblick über die im Labor der Gerichtsmedizin Innsbruck bzw. bei ChEck it! in Wien analysierten Substanzen. Für die drei klassischen Partydrogen MDMA/Ecstasy, Amphetamin und Kokain wurden jeweils Auswertungen bezüglich Reinheit und Verunreinigungen vorgenommen. Gesondert beschäftigt sich der Endbericht mit während der Pilotphase abgegebenen neuen psychoaktiven Substanzen (im Weiteren NPS). In Kapitel III. werden die grundlegenden Auswertungsergebnisse der Fragebögen, die von den KlientInnen beim Erstbesuch ausgefüllt wurden, präsentiert. Im Fazit wird schließlich ausführlich auf die in der Pilotphase gemachten Erfahrungen eingegangen und die beobachteten positiven Effekte des Drug Checkings werden noch einmal beleuchtet. Im Anhang finden sich schlussendlich Informationen zu Streckmitteln, NPS und der Fragebogen. 3

I. Die Pilotphase Drug Checking 1. Rahmenbedingungen Die Pilotphase Drug Checking wurde als wissenschaftliches Projekt im Einklang mit dem Suchtmittelgesetz durchgeführt. Das Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck war mit der Aufgabe betraut, die Substanzproben einer chemisch-toxikologischen Analyse zu unterziehen. Der wissenschaftliche Leiter des Projekts, A. Univ.Prof.Dr. Walter Rabl verfügt über eine Bestätigung der zuständigen Aufsichtsbehörde gemäß 6 Abs. 2 Z 2 Suchtmittelgesetz. Die MitarbeiterInnen der Drogenarbeit Z6 - MDA basecamp wurden vom Projektleiter autorisiert, die Substanzproben in der MDA basecamp - Zentrale entgegenzunehmen und dem Institut zur Testung zu übergeben. Die erhaltenen Proben wurden von der Gerichtsmedizin bzw. von den Wiener KollegInnen bei check it! qualitativ und quantitativ getestet. Die Analyse wurde hierbei mittels Gasund/oder Flüssigkeitschromatographie sowie verschiedener Detektoren (v.a. Massenspektronomie) durchgeführt. Alle synthetisch hergestellten Substanzen konnten getestet werden. Zu den Standardsubstanzen gehörten Amphetamine und deren Derivate (z.b. MDMA), Kokain, Opiate und Opioide. Nach der Testung wurden die Substanzproben vernichtet, die KlientInnen erhielten die abgegebenen Substanzen nicht zurück. Im Vorfeld der Pilotphase erstellte o.univ.prof.dr. Klaus Schwaighofer vom Institut für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie der Universität Innsbruck ein Gutachten, welches die Rechtmäßigkeit der Pilotphase bestätigt. Es wurde ebenfalls klargestellt, dass sich die Klientel durch die Abgabe einer Substanzprobe zur Testung nicht der Weitergabe von Suchtmitteln schuldig macht. Durch das Angebot wurde auch kein Beitrag zum Besitz illegalisierter Substanzen geleistet, da die potentiell psychoaktive Substanz schon vorher - unabhängig vom Drug Checking - Angebot - besessen wurde. Vor Beginn der Pilotphase kam es außerdem zu einem Treffen mit Polizei und Staatsanwaltschaft. Im Gespräch konnte sichergestellt werden, dass der Klientel mit Inanspruchnahme des Angebots keine rechtlichen Konsequenzen drohen. Sowohl in der Vorbereitung als auch während der Durchführung der Pilotphase wurde das MDA basecamp tatkräftig vom Tiroler Suchtkoordinator DSA Christof Gstrein unterstützt. 4

2. Ablauf KonsumentInnen synthetischer Drogen hatten jeden Montag in der Zeit von 17.30-20.30 Uhr die Möglichkeit, Proben ihrer Substanzen in der MDA basecamp - Zentrale zur Testung abzugeben. Alternativ dazu konnten gesonderte Termine auch persönlich oder via unserer Onlineberatungsseite (www.onlinedrogenberatung.at) vereinbart werden. Bei Substanzen in Pulver- oder Kristallform reichte zur Analyse eine Messerspitze. Bei Tabletten wurde aufgrund der nicht zwingend gegebenen Homogenität derselben eine Ganze benötigt. Die Proben wurden am Folgetag bei der Gerichtsmedizin Innsbruck abgegeben und anschließend im Labor der Gerichtsmedizin bzw. bei check it! in Wien auf ihre qualitative und quantitative Zusammensetzung analysiert. Die Ergebnisse wurden am darauffolgenden Freitag dem MDA basecamp zur Resultatbekanntgabe an die KlientInnen übermittelt. Zusammen mit den AngebotsnutzerInnen wurden jeweils freitags von 17.00-19.00 Uhr die einzelnen Ergebnisse besprochen und eine Risikoeinschätzung vorgenommen. 3. Beratungsgespräch Beim Drug Checking - Erstbesuch einer Person fand mit dieser ein Beratungsgespräch statt. Grundlage dieses Gesprächs war ein ausführlicher Fragebogen, anhand dessen wir mit der Person ihr Konsumverhalten reflektierten und wichtige Themen wie z.b. die Risiken des Mischkonsums besprachen. Außerdem wurden in den Gesprächen Substanzwissen und Schadensminderungsmaßnahmen vermittelt sowie eine psychosoziale Bestandsaufnahme durchgeführt. Weitere Gespräche mit der Drug Checking - Klientel fanden bei der Resultatbekanntgabe, weiteren Besuchen in der Zentrale oder auch am MDA basecamp - Infostand auf Partys sowie bei der Weitervermittlung an das BeraterInnen-Team statt. 4. Warnungen Bei gesundheitlich bedenklichen Ergebnissen, wenn die Substanz also hochdosiert, gestreckt oder aus einem anderen Grund als gefährlich einzuschätzen war, veröffentlichte das MDA basecamp auf der Homepage http://www.drogenarbeitz6.at/ sowie auf Facebook dementsprechende Warnungen. Diese wurden für die Arbeit auf Veranstaltungen adaptiert und dort ausgehängt. Außerdem versendeten wir die aktuellen Warnungen auch an regionale, nationale und internationale Systempartner und sonstige Interessierte. Die Warnungen wurden folglich u.a. von KollegInnen in Deutschland, Südtirol und der Schweiz auf deren Homepages bzw. Facebook-Auftritten veröffentlicht. 5

Abbildung 1: Beispiel Warnung II. Auswertung der abgegebenen Proben 1. Überblick Die Pilotphase umfasste 100 Proben, welche im Zeitraum vom 17.03.2015 bis 24.04.2015 beim MDA basecamp abgegeben wurden. Da es um die Feststellung der tatsächlichen Inhaltsstoffe der Substanzprobe ging, wurde die Verteilung der abgegebenen Substanzen nach deklariertem Wirkstoff vorgenommen. Die folgende Einteilung richtet sich also nicht nach dem Analyseergebnis, sondern danach, was die KientInnen zu besitzen glaubten und als was sie die Probe abgegeben haben. 6

Probe abgegeben als... 16 17 8 3 1 25 20 NPS MDMA XTC Amphetamin Kokain unbekannt LSD Heroin 10 Abbildung 2: Probe abgegeben als... Ein Viertel der Proben wurde als NPS zur Analyse gebracht. Unter der Bezeichnung NPS ist eine Vielzahl an Substanzen zusammengefasst, welche weiter unten genauer beschrieben werden. Als MDMA in Form von Pulver oder Kristallen wurden 20 Proben abgegeben. Zehn Proben erhielten wir als Ecstasy-Tabletten. Proben mit dem deklarierten Wirkstoff Amphetamin wurden 17 Mal analysiert. 16 Proben erhielten wir als Kokain. Achtmal wusste der/die KlientIn nicht, um welche Substanz es sich handeln sollte. Schließlich erhielten wir noch drei als LSD deklarierte Proben und eine vermeintliche Heroinprobe. Insgesamt warnten wir während der Pilotphase vor 62 der 100 abgegebenen Proben. Vor einer Substanz wurde dann gewarnt, wenn sie a. zumindest eine unerwartete Substanz enthielt, b. hochdosiert war oder c. aus einem anderen Grund als gesundheitsgefährdend eingestuft werden musste. a. In 44 der 100 Proben wurde zumindest eine unerwartete Substanz analysiert. Das bedeutet, dass entweder der deklarierte Wirkstoff (z.b. MDMA) nicht enthalten war oder zusätzlich zum Wirkstoff in der Probe zumindest eine weitere psychoaktive bzw. die Wirkung beeinflussende oder gesundheitsschädliche Substanz detektiert wurde. In 10 Proben war der deklarierte Wirkstoff nicht enthalten. 7

b. 25 Proben mussten als hochdosiert eingestuft werden. Für die klassischen Partydrogen MDMA/Ecstasy, Amphetamin (Speed) und Kokain bestehen Grenzwerte, aufgrund derer Ergebnisse als hochdosiert eingestuft werden. Diese Grenzwerte orientieren sich an den durchschnittlich am Markt üblichen Dosierungen bzw. an empfohlenen Dosierungen im Sinne der Schadensminderung. Hohe Dosierungen des Wirkstoffes beeinflussen die Wirkung und die gesundheitsschädlichen Risiken und Langzeitfolgen maßgeblich. Die Reinheit einer Substanz ist optisch nicht erkennbar und unterliegt außerdem sehr großen Schwankungen, weshalb das quantitative Ergebnis einer Probe aus schadensmindernden Gesichtspunkten von großer Bedeutung ist und Überdosierungen so verhindert werden können. c. Eine als unbekannt abgegebene Probe entpuppte sich als Mephedron, eine stark stimulierende neue psychoaktive Substanz. Das Ergebnis konnte weder als unerwartet noch als hochdosiert eingestuft werden. Trotzdem entschieden wir uns, auch aufgrund der auffälligen galenischen Form ( Globoli-Kügelchen ), eine Warnung zu veröffentlichen, um über die Gesundheitsrisiken dieser NPS zu informieren. Es folgt eine Überschau für die als MDMA oder Ecstasy, Amphetamin (Speed) und Kokain abgegebenen Substanzen. Konkret wird auf durchschnittliche Dosierungen bzw. Reinheitsgrade sowie Verunreinigungen in diesen Substanzen eingegangen. 2. MDMA und Ecstasy Unter MDMA werden Pulver und Kristalle mit dem Wirkstoff MDMA verstanden. Als Ecstasy werden gepresste Tabletten mit MDMA als Wirkstoff bezeichnet. 2.1. MDMA Dosierung Neun der 20 Proben enthielten eine hohe Dosis MDMA. Bei MDMA in Pulver- oder Kristallform gilt eine Dosierung ab 750 mg/g = 75% Reinheit als hoch. Die durchschnittliche Reinheit der 20 Proben belief sich auf 74,4%. Die Proben wiesen eine Reinheit von 29,6% - 97,5% auf. Verunreinigungen Insgesamt fünf MDMA-Proben waren verunreinigt, enthielten also andere bzw. weitere psychoaktive Stoffe. Vier dieser fünf Proben enthielten gar kein MDMA. In diesen Proben wurden jeweils Ketamin, Methylon, 3,4-Dimethylmethcathinon (3,4-DMMC) und Koffein sowie die bis dato noch recht unbekannte Substanz bk-mddma (Dimethylon, N-Methyl-Methylon) analysiert. Eine Probe enthielt neben MDMA auch Spuren von MDE. 8

Über die Substanz bk-mddma gibt es bis jetzt kaum Informationen. Dementsprechend können über Wirkung, Risiken und Langzeitfolgen keine gesicherten Aussagen getroffen werden, weshalb in der Warnung auch vom Konsum abgeraten wurde. Besonders bedenklich war die Probe, die als MDMA abgegeben und als Ketamin analysiert wurde. Hier wurde offensichtlich Ketamin - das darüber hinaus mit 985 mg/g = 98,5% (!!!) überaus hoch dosiert war - als MDMA weitergegeben. Ketamin weist ein völlig anderes Wirkspektrum als MDMA auf und wird auch anders dosiert. Dementsprechend stellt ein Ketaminkonsum im Irrglauben, MDMA zu konsumieren, eine beträchtliche Gefahr für die Gesundheit dar und kann bei entsprechender Dosierung und Mischkonsum, bspw. mit Alkohol, bis zum Tod führen. 2.2. Ecstasy Dosierung Acht der zehn Ecstasy-Tabletten waren hochdosiert. Der Grenzwert, ab welchem Tabletten als hochdosiert eingestuft werden, liegt bei 100 mg/tablette. Die Dosierungen der getesteten Ecstasy- Tabletten reichten von 79 mg bis 204 mg MDMA. Der durchschnittliche MDMA-Gehalt betrug 133,9 mg/tablette. Diese Zahl verdeutlicht die in letzter Zeit immer stärker werdende und aus gesundheitlicher Sicht bedenkliche Tendenz, hochdosierte Ecstasy-Pillen auf den Markt zu bringen. Drei Tabletten enthielten extrem hohe Dosierungen. Die Tablette Heineken enthielt 200 mg, die Tablette Handgranate enthielt 204 mg und die Tablette Gold 196 mg MDMA. Die Tablette Handgranate wurde im Rahmen der Pilotphase im Abstand mehrerer Monate zweimal zur Testung gebracht. Zwar waren die Tabletten optisch ident, der jeweilige MDMA-Gehalt unterschied sich jedoch auf drastische Weise (siehe Abbildung 3). Solch Ergebnisse veranschaulichen, dass KonsumentInnen niemals vom Aussehen der Tablette auf deren Dosierung schließen sollten, da dies zu ungewollten Überdosierungen und damit einhergehenden gesundheitlichen Konsequenzen führen kann. Im Rahmen der Pilotphase wurde keine verunreinigte Tablette analysiert. 9

MDMA-Gehalt: 200 mg MDMA-Gehalt: 204 bzw. 114 mg MDMA-Gehalt: 196 mg Abbildung 3: extrem hochdosierte XTC-Pillen 3. Amphetamin (Speed) Dosierung Für eine der 17 Amphetamin-Proben wurde aufgrund der extrem hohen Dosierung eine Warnung erstellt. Die Reinheit dieser Probe lag bei 82,5%. Amphetamin-Proben werden ab einer Dosierung von 250 mg/g = 25% als hoch eingestuft. Der durchschnittliche Reinheitsgrad der getesteten Amphetamin-Proben betrug 16,05%, wobei dieser Wert durch die besagte Probe stark verfälscht wird. Berücksichtigt man diese Probe nicht, ergibt sich für die restlichen Proben ein Reinheitsgrad von 11,9,%. Der Reinheitsgrad dieser Proben variierte dabei zwischen 3,2% und 22,9%. Verunreinigungen Zwölf der 17 Speed-Proben waren verunreinigt. In jeder dieser Proben fand sich Koffein, in zwei zusätzlich die neue psychoaktive Substanz 4-Methylamphetamin (4-MA) und in einer zusätzlich MDMA. 4. Kokain Dosierung Fünf der 16 Kokain-Proben wurden als hochdosiert eingestuft. Der Grenzwert liegt bei Kokain bei 400 mg/g = 40% Reinheit. Interessanterweise erhielten wir sämtliche hochdosierte Kokain-Proben erst im letzten Drittel der Pilotphase. Der durchschnittliche Reinheitsgrad der Kokain-Proben betrug 36,6%. Die Reinheitsspanne bewegt sich zwischen 4,4% und 88,3%. Verunreinigungen 14 der 16 Proben waren verunreinigt. Zwei davon enthielten gar kein Kokain, sondern Koffein und eine unbekannte Substanz bzw. drei unbekannte Substanzen. 10

Das am häufigsten verwendete Streckmittel in Kokain war Levamisol, welches in 10 der 14 Proben, die Kokain enthielten, analysiert wurde. Das Lokalanästhetikum Lidocain und Koffein fanden sich in jeweils vier Proben. Das Schmerzmittel Phenacetin wurde zweimal, das Antihistaminikum Hydroxyzin einmal detektiert. Die Grafik zeigt die prozentuelle Häufigkeit (gerundet) der genannten Streckmitteln in den 14 Proben, die Kokain enthielten. 80% 70% Prozentsatz, zu welchem Streckmittel in Kokain-Proben enthalten war 71% 60% 50% 40% 30% 29% 29% 20% 10% 14% 7% 0% Levamisol Lidocain Koffein Phenacetin Hydroxyzin Abbildung 4: Prozentsatz, zu welchem Streckmittel in Kokain-Proben enthalten war Im Besonderen muss hier auf Levamisol aufmerksam gemacht werden. Levamisol wird in der Tiermedizin gegen Wurmbefall eingesetzt und kann bei regelmäßigem Konsum lebensbedrohliche Immunschwäche und Lungenhochdruck verursachen. Der hohe Anteil von mit Levamisol verunreinigtem Kokain ist keineswegs ein Tiroler Phänomen, sondern ein langjähriger, zumindest europaweiter Trend. Aus Sicht des Produzenten liegt die Beigabe der Substanz auf der Hand: Levamisol wird im Körper zur Amphetamin-artig wirkenden Substanz Aminorex verstoffwechselt, dessen stimulierende Wirkung dann eintritt, wenn die Wirkungsdauer des Kokains sich dem Ende neigt. Dadurch verlängert sich insgesamt die stimulierende Wirkung, was die KonsumentInnen zum Irrglauben verleitet, qualitativ hochwertiges Kokain gekauft zu haben. Insofern bemerkenswert ist jedoch, dass auch vier der fünf hochdosierten Kokain-Proben mit Levamisol gestreckt wurden. 11

5. Neue psychoaktive Substanzen Das Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz, das seit 01.01.2012 in Kraft ist, definiert in 1 Z1 neue psychoaktive Substanzen folgendermaßen: Im Sinne dieses Bundesgesetzes ist Neue Psychoaktive Substanz eine Substanz oder Zubereitung, die die Fähigkeit besitzt, bei ihrer Anwendung im menschlichen Körper eine psychoaktive Wirkung herbeizuführen und nicht der Einzigen Suchtgiftkonvention 1961 oder dem Übereinkommen von 1971 über psychotrope Stoffe unterliegt. Die hier verwendete Definition folgt nicht jener genannten, sondern orientiert sich an der Abgrenzung zu den klassischen und häufiger konsumierten psychoaktiven Substanzen wie MDMA, Speed, Kokain, LSD oder Heroin. So werden in diesem Bericht Substanzen wie Mephedron, 2C-B oder DMT als NPS eingestuft, auch wenn ihre Existenz schon des längeren bekannt und die Substanzen im Suchtmittelgesetz (SMG) geregelt sind. Insgesamt konnten in 28 der 100 Proben 18 verschiedene als NPS eingestufte Substanzen analysiert werden. Dabei konnte es durchaus vorkommen, dass eine Probe zumindest zwei NPS enthielt. In zwei Speed-Proben wurde das Phenetylamin 4-Methylamphetamin (4-MA) entdeckt. Wie bereits erwähnt wurden drei als MDMA zu Testung abgegebene Substanzen als Methylon, Dimethylon bzw. 3,4- DMMC und eine unbekannte Probe als Mephedron analysiert. Nachstehende Grafik unterteilt die in der Pilotphase detektierten NPS nach ihrer Zugehörigkeit zu Substanzgruppen. Die Einteilung nach Substanzgruppen ermöglicht zumindest Aussagen zur primären Wirkweise von ansonsten meist recht unerforschten Substanzen. So wirken synthetische Cathinone und Phenetylamine stimulierend, Tryptamine stark halluzinogen und Arycyclohexylamin- Verbindungen dissoziativ. 12

Abbildung 5: Unterteilung der detektierten NPS in Substanzgruppen III. Statistische Auswertung des Fragebogens Beim Erstbesuch wurde von den KlientInnen ein ausführlicher Fragebogen ausgefüllt, der dem Beratungsgespräch als Grundlage diente. Das Grundgerüst des Fragebogens wurde uns dankenswerterweise von unseren KollegInnen vom DIZ (Drogeninformationszentrum) in Zürich zur Verfügung gestellt und wurde von uns für unsere Zwecke adaptiert und erweitert. Da eine ausführliche Auswertung den Rahmen dieses Berichts sprengen würde, wird hier nur auf demografische Kennzahlen der Klientel, deren Konsumgewohnheiten sowie auf die Frage eingegangen, welche Konsequenzen die KlientInnen bei einem unerwarteten Analyseergebnis ziehen würden. Die vollständige Auswertung des Fragebogens ist in der Masterarbeit von MA Lisa Kathrein einzusehen. Die Arbeit ist auf unsere Homepage www.drogenarbeit Z6.at unter Downloads abrufbar. Insgesamt wurden 49 Fragebögen ausgefüllt. Da jedoch ein Fragebogen unzureichend ausgefüllt war, konnten 48 Fragebögen zur Auswertung der Daten herangezogen werden. Die Auswertung der gesammelten Daten wurde mittels dem Statistikverfahren IBM SPSS Statistics 20 durchgeführt. 13

Wichtige Anmerkung: Die Stichprobe ist keinesfalls repräsentativ. Rückschlüsse auf das Konsumverhalten von Jugendlichen oder PartygängerInnen können nicht gezogen werden. Sie ermöglicht Aussagen betreffend Konsum und Risikoverhalten der Personen, die das Drug Checking- Angebot in Anspruch nahmen. 1. Demografische Aspekte 1.1. Geschlecht Das Angebot wurde überwiegend von Männern in Anspruch genommen. Während 38 Männer das Angebot nutzten, brachten lediglich zehn Frauen Proben zur Testung in die MDA basecamp-zentrale (siehe Abbildung 6). Diese Geschlechterverteilung entspricht im Groben jener bei den Beratungsgesprächen des MDA basecamp auf den Musikveranstaltungen. Geschlecht (N48) 79% 21% weiblich (n10) männlich (n38) Abbildung 6: Geschlechterverteilung 1.2. Alter Das Alter der befragten Personen schwankte zwischen 17 und 46 Jahren, durchschnittlich waren die Personen 25,9 Jahre alt, wobei am häufigsten das Alter von 24 Jahren genannt wurde. Insgesamt war die Hälfte der AngebotsnutzerInnen jünger als 24. Frauen waren zum Zeitpunkt, als sie das Angebot in Anspruch nahmen, mit durchschnittlich 20,5 Jahren (min. 17, max. 28) jünger als Männer, die durchschnittlich 27,3 Jahre (min. 17, max. 46) alt waren. Abbildung 7 zeigt, dass Drug Checking von den verschiedenen Altersgruppen in ähnlichem Ausmaß genutzt wurde. 14

Altersgruppen (N48) 31% 31% bis 21 Jahre (n15) 22-27 Jahre (n18) über 28 Jahre (n15) 38% Abbildung 7: Altersgruppen 1.3. Ausbildung Der Großteil der AngebotsnutzerInnen (83,3%) verfügte über eine abgeschlossene Ausbildung. Ein Sechstel der Befragten hatte einen Hochschulabschluss und jeweils ein Drittel der Befragten konnten Matura oder eine Berufsausbildung vorweisen. Lediglich ein Sechstel verfügte über keine Berufsausbildung. Letzte abgeschlossene Ausbildung (N48) 2% 15% 4% 13% keine (n2) Pflichtschule (n6) Berufslehre/HöhereBerufsbildun g (n16) 33% 33% Matura (n16) Kolleg (n1) Abbildung 8: Letzte abgeschlossene Ausbildung 1.4. Berufstätigkeit Die große Mehrheit der Befragten war zum Zeitpunkt der Erhebung arbeitstätig oder befand sich noch in Ausbildung. Lediglich 5 Personen gaben an, nicht erwerbstätig zu sein. 15

Was machst du derzeit beruflich? (N48) 4% 10% 44% in Ausbildung (n21) ich arbeite (n20) auf Stellensuche (n2) nicht am Arbeitsmarkt aktiv (n5) 42% Abbildung 9: derzeitige Beschäftigung 2. Substanzkonsum 2.1. Lebenszeit-, Jahres- und Monatskonsumprävalenz im Vergleich Um Informationen über die Konsumerfahrung der Klientel zu erhalten, wurde erfragt, welche Substanzen von einer Person jemals in ihrem Leben konsumiert wurde. Weiters fragten wir nach der Konsumprävalenz in den letzten zwölf Monaten sowie in den letzten 30 Tagen. Insgesamt schienen die AngebotsnutzerInnen sehr erfahrene und experimentierfreudige DrogenkonsumentInnen zu sein. Die große Mehrheit der Klientel hatte bereits Tabak, Alkohol, Cannabis und Ecstasy konsumiert und wies außerdem Erfahrungen mit Speed und Kokain auf. Auch psychedelische Drogen wie LSD und psylocybinhaltige Pilze ( Magic Mushrooms ) wurden schon von mehr als der Hälfte der Personen zumindest einmal im Leben ausprobiert. Etwa ein Drittel hatte Erfahrung mit Ketamin, NPS, Poppers, Natural Drugs (z.b. Meskalin) und Opioiden. Ungefähr jede/r Fünfte hat Erfahrung mit Methamphetamin und GHB/GBL. Einem Drittel der Befragten wurden schon psychoaktive Medikamente verschrieben und jede/r Fünfte hat schon mindestens einmal psychoaktive Medikamente ohne Verschreibung eingenommen. Abbildung 10 vergleicht Lebens-, Jahres- und Monatskonsumprävalenz und verdeutlicht, dass Substanzen wie NPS, Poppers, Natural Drugs, Medikamente, Opioide, Methamphetamin, GHB/GBL und Schnüffelstoffe zwar von einem höheren Anteil probiert wurde, sich die nachfolgende Konsumhäufigkeit aber in Grenzen hielt. 16

Andere 4,2 Schnüffelstoffe 2,1 6,3 12,5 nicht-verschriebene Medikamente 2,1 6,3 18,8 GHB/GBL (Liquid Ecstasy) 0 4,2 20,8 Methamphetamin 4,2 8,3 20,8 Opioide (Heroin Substitute) 6,2 10,4 29,2 verschriebene Medikamente 8,3 16,7 31,3 Natural Drugs (z.b. Meskalin) 4,2 10,4 31,3 Poppers 4,2 8,3 33,3 NPS 6,2 12,5 37,5 Ketamin 12,5 22,9 41,7 LSD 16,7 29,2 52,1 Pilze 20,8 33,3 60,4 Kokain 37,5 45,8 77,1 Speed 43,7 52,1 79,2 Ecstasy (MDMA) 52,1 60,4 87,5 Hanfprodukte 79,2 87,5 93,8 Alkohol 87,5 89,6 97,9 Tabak 83,3 85,4 97,9 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 im letzten Monat Jahresprävalenz Lebenszeitprävalenz % Abbildung 10: Vergleich Lebens-, Jahres- und Monatskonsumprävalenz 2.2. Konsumhäufigkeit im letzten Monat Besonders wichtig und grundlegend für die Beratungsgespräche waren die erhobenen Daten zur Häufigkeit des Konsums der einzelnen Substanzen. Die AngebotsnutzerInnen gaben an, welche Substanz sie wie oft in den letzten 30 Tagen gebraucht hatten. Dies ermöglichte den 17

MitarbeiterInnen des MDA basecamp eine Einschätzung der jeweiligen Konsumgewohnheiten und diente als Basis der mit der Person durchgeführten Konsumreflexion. Abbildung 11 zeigt, dass vor allem Tabak und Hanfprodukte sehr häufig und regelmäßig konsumiert wurden. Alkohol wurde von der Mehrheit an weniger als neun Tagen getrunken. Wurde in den letzten 30 Tagen Ecstasy (MDMA) gebraucht, so konsumierte der Großteil an ein bis zwei Gelegenheiten. Auch bei allen anderen Substanzen mit Ausnahme von Tabak und Hanfprodukten überwog der Anteil an KonsumentInnen, die die Substanz an weniger als neun Tagen im Monat konsumierten. Psychedelische Drogen wie LSD oder Pilze wurden nur zu einem sehr geringen Anteil öfter als zwei Mal im Monat konsumiert. Konsumhäufigkeit im letzten Monat (N48) 12,5 14,6 41,7 18,8 12,5 56,3 8,3 6,3 12,5 16,7 37,5 12,5 18,8 10,4 20,8 6,3 12,5 33,3 47,9 2,1 10,4 14,6 16,7 56,3 6,3 2,1 14,6 14,6 62,5 2,14,2 14,6 79,2 16,7 83,3 4,2 4,2 4,2 87,5 4,2 4,2 91,7 4,22,1 93,8 2,1 2,1 2,1 93,8 2,1 2,1 95,8 4,2 95,8 2,1 2,1 95,8 2,1 97,9 2,1 97,9 100 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 20x oder mehr 9-20x 3-9x 1-2x Gar Nicht Abbildung 11: Konsumhäufigkeit im letzten Monat 18

3. Konsequenzen des Analyseergebnisses Von besonderer Bedeutung war selbstverständlich die Frage, inwiefern das Drug Checking Einfluss auf das Konsumverhalten der Klientel haben könnte. Dementsprechend wollten wir wissen, wie die Person reagiert, wenn in der abgegebenen Probe eine unerwartete Substanz analysiert wird. Gut zwei Drittel gaben an, in diesem Falle die Finger von der Substanz zu lassen. 31,3% meinten, dass sie das Vertrauen zur Bezugsquelle verlieren würden. Ein Achtel wollte im Fall eines unerwarteten Analyseergebnisses künftig alles testen lassen. Lediglich eine Person würde unabhängig vom Ergebnis jedenfalls konsumieren. 80 70 Was machst du bei unerwarteten Substanzen in deiner Probe? (N48) 68,8 60 50 % 40 30 31,3 20 10 0 lasse ich die verliere ich Finger davon das (n33) Vertrauen in meine Bezugsquelle (n15) 12,5 lass ich ab jetzt alles testen (n6) 8,3 würde ich meinen Konsum überdenken (n4) 2,1 2,1 konsumiere ich geringere Mengen (n1) egal, ich konsumiere so oder so (n1) 12,5 keine Angabe (n6) Abbildung 12: Konsequenzen des Analyseergebnisses 19

IV. Fazit und Ausblick Nach anfänglichen Schwierigkeiten, welche für den Start eines solchen Projekts auch nicht ungewöhnlich sind, hat sich das Drug Checking - Projekt des MDA basecamp als präventives und schadensminderndes Angebot im Laufe der Pilotphase gut etabliert. Schon Monate vor Ende der Pilotphase kamen alle Beteiligten überein, das Pilotprojekt in ein reguläres Angebot der Drogenarbeit Z6 - MDA basecamp zu überführen. Die in zahlreichen Publikationen beschriebenen Effekte eines Drug Checking - Angebots wurden während der Pilotphase deutlich und sind anhand vieler Beispiele belegbar: Prävention: Drug Checking kann den Konsum gefährlicher Substanzen verhindern und schützt die Klientel davor, Substanzen zu konsumieren, die sie gar nicht konsumieren will. Eindrückliches Beispiel ist die bereits weiter oben erwähnte Probe, die als MDMA abgegeben und als Ketamin, einem dissoziativ (halluzinogen und sedativ) wirkendem Betäubungsmittel, analysiert wurde. Ketamin weist ein gänzlich anderes Wirkungsspektrum als MDMA auf und wird auch anders dosiert. Das Wissen um die tatsächlichen Inhaltstoffe der Probe konnte einen Konsum im Irrglauben, das euphorisierende und stimulierende MDMA zu konsumieren, verhindern. Mögliche gesundheitliche bzw. gar lebensbedrohliche Komplikationen konnten so vermieden werden. Schadensminderung: Drug Checking schützt durch die quantitative Analyse, die Aussagen zur mengenmäßigen Zusammensetzung bzw. zur Reinheit der Substanzen erlaubt, vor Überdosierungen. Wie die Analyseergebnisse bei MDMA und Ecstasy, Amphetamin sowie Kokain zeigen, weisen die abgegebenen Substanzen große Schwankungen in der jeweiligen Reinheit auf. Reinheitsgrade sind optisch in keinster Weise erkennbar. Dies stellt ein Risikopotential für die KonsumentInnen dar, da sie aufgrund fehlender Anhaltspunkte Substanzen unterschiedlicher Reinheit oftmals gleich dosieren. Das Analyseergebnis ermöglicht der/dem Einzelnen, die Substanz, sollte sie konsumiert werden, so zu dosieren, dass Überdosierungen verhindert werden können. Beratungsgespräch und Weitervermittlung: Ein wichtiger Bestandteil des Drug Checking - Angebots stellt das Beratungsgespräch dar, welches die MitarbeiterInnen des MDA basecamp beim Erstbesuch einer Person mit dieser durchführen. Anhand des Fragebogens wird der Konsum der Person reflektiert sowie schadensmindernde Maßnahmen vermittelt. So wird bspw. über Wirkungen, Risiken und der richtigen Dosierung von Substanzen aufgeklärt und die möglichen Folgen von Mischkonsum besprochen. In der Konsumreflexion werden Fragen der Konsumhäufigkeit, der Konsummotivation oder der Stellenwert des Konsums und mögliche negative Auswirkungen desselben im Leben der Person erörtert. Die Möglichkeit, in gemütlicher und sicherer Atmosphäre 20

über ihren Konsum zu sprechen, wurde von fast allen Drug Checking - KlientInnen gerne und mit großer Bereitschaft in Anspruch genommen. So dauerten die Erstgespräche oftmals zwischen 30 und 90 Minuten. Außerdem konnten wir mehrere KlientInnen an das BeraterInnenteam der Drogenarbeit Z6 weitervermitteln. Sensibilisierung: Drug Checking kann den AngebotsnutzerInnen, aber auch KonsumentInnen psychoaktiver Substanzen sowie die Gesellschaft im Allgemeinen für einen bewussteren Umgang mit Drogen sensibilisieren. Eine große Mehrheit der Personen, die das Angebot nutzten, brachten im Laufe der Zeit wieder Substanzen zur Testung. Wie die Auswertung der Fragebögen veranschaulicht, kann Drug Checking zu einer Veränderung des Konsums und sohin des Risikoverhaltens führen. Das Wissen um die tatsächliche Zusammensetzung ihrer Substanz veranlasste einige AngebotsnutzerInnen, ihren Konsum zu überdenken und tw. gar vom Konsum Abstand zu nehmen. Augenscheinlich wurde dies vor allem bei Personen, bei welchen in ihrer Kokain-Probe das Entwurmungsmittel Levamisol detektiert wurde. Nachdem in den Gesprächen die möglichen gesundheitlichen Risiken der Substanz ausführlich erläutert worden waren, verzichteten manche auf den Konsum von Kokain. Weiters ermöglicht Drug Checking die Kontrolle der Bezugsquelle, was für viele Personen ein besonderer Anreiz war, das Angebot zu nutzen. Durch das Veröffentlichen von Warnungen auf der Homepage der Drogenarbeit Z6 sowie unserer Facebook-Präsenz konnten wir eine hohe Zahl an Personen vor gesundheitsschädlichen Substanzen warnen und für einen bewussteren Umgang mit den positiven und negativen Aspekten des Substanzkonsums sensibilisieren. Die Warnungen werden von immer mehr Personen eingesehen und auf Facebook vielfach, unter anderem von nationalen und internationalen Systempartnern, geteilt. Außerdem versenden wir die aktuellen Warnungen an Systempartner der Tiroler Suchthilfe und anderen Interessierten zur weiteren Verwendung. Marktübersicht: Als weiteren positiven Effekt ermöglicht das Drug Checking das Erstellen einer Marktübersicht der in Tirol gängigen chemisch hergestellten psychoaktiven Substanzen. Die regionalen Besonderheiten des Tiroler Drogenmarktes können durch die gewonnenen Ergebnisse eingehend untersucht werden. So liegen Reinheitsgrade von Speed und Kokain im Durchschnitt weit unter jenen in der Schweiz, unterliegen jedoch auch massiven Schwankungen. Einige neue psychoaktive Substanzen, die bspw. in Wien im Umlauf sind, sind in Tirol kaum Thema. Generell wird in Bezug auf die Marktübersicht den NPS besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da es sich meist um unerforschte Substanzen handelt, deren Risikopotential nicht abzuschätzen ist. Wöchentlich kommen neue Substanzen auf den Markt. Umso wichtiger erweist es sich, zum einen das Auftauchen 21

neuer NPS zu registrieren, zum anderen Informationen zu Wirkprofil und Nebenwirkungen gerade auch von KonsumentInnen dieser Substanzen zu erhalten. Als Beispiel kann hierbei die neue psychoaktive Substanz bk-mddma (Dimethylon) dienen, welche im Rahmen der Pilotphase als vermeintliche MDMA-Probe zur Testung abgegeben wurde. Die Drogenarbeit Z6 - MDA basecamp arbeitet diesbezüglich mit dem EWS (Early Warning System) der EU zusammen und sendet sämtliche Ergebnisse samt Userinformationen an Gesundheit Österreich, welche die Ergebnisse für Österreich verwaltet und an die EMCDDA (European Monitoring Center for Drugs and Drugs Addiction) weiterleitet. Die Pilotphase konnte beweisen, dass Drug Checking zu einem bewussteren Umgang mit psychoaktiven Substanzen führen kann. AngebotsnutzerInnen müssen nicht mehr ihrer Quelle vertrauen und werden durch die Analyseergebnisse sowie die Beratungsgespräche angeregt, ihren Konsum zu reflektieren und sorgsamer mit ihrer Gesundheit umzugehen. Nicht zuletzt sorgen das Drug Checking und die Warnungen des MDA basecamp auch für eine gesteigerte Glaubwürdigkeit der Einrichtung gegenüber der Klientel. Unsere Beratungsinhalte auf den Partys, beim Drug Checking und in der Beratungsstelle, allen voran präventive und schadensmindernde Maßnahmen, können durch die Ergebnisse der Substanztestung nachvollziehbar erklärt und untermauert werden. Bedenken seitens der KlientInnen, sich mit Inanspruchnahme des Angebots der Gefahr einer Strafverfolgung auszusetzen, konnten oftmals ausgeräumt werden. Durch viele Gespräche auf den Veranstaltungen konnten wir klarstellen, dass das Drug Checking für die Klientel keine rechtlichen Konsequenzen hat. Nichtsdestotrotz bedarf es auch zukünftig vielerlei vertrauensbildender Maßnahmen und Gespräche, um noch mehr Personen von der Sicherheit vor rechtlichen Folgen zu überzeugen. Wir freuen uns, mit dem Drug Checking-Angebot eine weitere wichtige Maßnahme im Bereich Prävention und Schadensminderung in der Tiroler Suchthilfe anbieten zu können. Das Angebot wird auch weiterhin ständig evaluiert, um es den sich im stetigen Wandel befindlichen Gegebenheiten der Szene anpassen zu können. So wird derzeit an einem alternativen Annahmeverfahren für Ecstasy- Tabletten gearbeitet, das künftig den Verlust, den die Klientel in der Pilotphase bei Abgabe einer ganzen Tablette hatte, minimieren und somit die Inanspruchnahme des Angebots fördern soll. Außerdem planen wir in Zusammenarbeit mit den beteiligten Einrichtungen zusätzliche Maßnahmen, um eine weitergehende Marktanalyse zu gewährleisten. 22

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Beispiel Warnung... 6 Abbildung 2: Probe abgegeben als...... 7 Abbildung 3: extrem hochdosierte XTC-Pillen... 10 Abbildung 4: Prozentsatz, zu welchem Streckmittel in Kokain-Proben enthalten war... 11 Abbildung 5: Unterteilung der detektierten NPS in Substanzgruppen... 13 Abbildung 6: Geschlechterverteilung... 14 Abbildung 7: Altersgruppen... 15 Abbildung 8: letzte abgeschlossene Ausbildung... 15 Abbildung 9: derzeitige Beschäftigung... 16 Abbildung 10: Vergleich Lebens-, Jahres- und Monatskonsumprävalenz... 17 Abbildung 11: Konsumhäufigkeit im letzten Monat... 18 Abbildung 12: Konsequenzen des Analyseergebnisses... 19 Anhang: Informationen zu Streckmitteln und NPS, Fragebogen Weiterführende Infos zu Streckmitteln und NPS (in alphabetischer Reihenfolge): Quellen: www.checkyourdrugs.at, www.saferparty.ch, www.erowid.org 2C-B: 2C-B (2,5-Dimethoxy-4-Brom-Phenylethylamin) ist ein halluzinogen wirkendes, synthetisch hergestelltes Meskalinderivat, das meist als Pillen (teilweise auch als XTC verkauft) oder in Pulverform (selten in Kapseln abgefüllt) angeboten und geschluckt oder seltener geschnupft wird. Dosierung: geschnupft 2 bis max. 15 mg, geschluckt 5 bis max. 45 mg. 2C-B wirkt schon in kleinen Mengen. 2 mg mehr oder weniger können viel bewirken. Man sollte sich daher nur in kleinen Schritten an seine individuelle Dosis herantasten. Dosierungen über 35 mg können auch von erfahrenen User/innen als unangenehm stark empfunden werden. Wirkungseintritt: geschluckt nach 30-60 Minuten, geschnupft 5-10 Minuten. Wirkungsdauer: 4-8 Stunden 2C-B gelangt über die Schleimhäute (Mund, Nase) oder den Magen in den Blutkreislauf. Auf Grund der chemischen Ähnlichkeit zu DOB kann man vom gleichen Wirkmechanismus ausgehen. Es ist anzunehmen, dass 2C-B wie viele andere Halluzinogene Einfluss auf 5HT- Rezeptoren (Serotoninrezeptoren) nimmt und so die typischen Effekte bewirkt. Serotonin beeinflusst Stimmung, Müdigkeit/Aktivität, Appetit, Sexualtrieb und Körpertemperatur. Der Konsum dürfte zudem eine vermehrte Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin (Katecholamine) zur Folge haben, was einen Anstieg des Blutdrucks und eine Beschleunigung der Herzfrequenz bewirkt. Zudem kommt es zu gesteigerter Leistungsfähigkeit, leichter Euphorie und erhöhtem Selbstbewusstsein. 23

2C-B weist eine steile Dosis-Wirkungs-Kurve auf. Das heißt, die Wirkung ist stark dosisabhängig!!! Schon wenige Milligramm bewirken beträchtliche Wirkungsverschiebungen. Oft wird die typische 2C-B Wirkung als eine Kombination der Effekte von LSD und MDMA beschrieben, was aber nur bedingt zutrifft. 2 C-B wirkt weniger dissoziativ (= Geist wird abgespalten von Körper und/oder Umwelt erlebt) als LSD oder ähnliche Halluzinogene. Im Vergleich zu MDMA ist die Wirkung weniger vorhersehbar und nicht unbedingt positiv gefärbt. Beide Substanzen wirken zudem leicht anregend und leistungssteigernd. Leichte Euphorie, Heiterkeit und verstärkter Lachreiz können auftreten und es kommt zu gesteigerter Empfindsamkeit dem Körper gegenüber. KonsumentInnen berichten von einem warmen, angenehmen Körpergefühl, wobei auch extreme Kälte- und/oder Hitzegefühle möglich sind. Die sensorische Wahrnehmung ist ebenfalls stark verändert, wobei vor allem das Sehen, Hören, Fühlen und Schmecken sensibler empfunden werden. Optische (Pseudo-) Halluzinationen werden mit offenen und auch geschlossenen Augen wahrgenommen. Typische optische Effekte sind strukturierte, kaleidoskopartige Muster, aber auch Verzerrungen und fließende Formen. UserInnen berichten von Farbverstärkungen bzw. Farbverschiebungen. Auren (farbiges Scheinen um Objekte), vor allem in rot und grün, werden wahrgenommen. Bei nasaler Applikation kommt es zu starkem Brennen auf der Nasenschleimhaut während der ersten 10 Minuten nach dem Konsum. Unsicherheit, Angst, Besorgnis, Orientierungslosigkeit und Verwirrung können vor allem bei hohen Dosen auftreten. UserInnen berichten von Übelkeit, Magenbeschwerden, Durchfall, Krämpfen und Blähungen. Nach dem Konsum kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks, der Körpertemperatur und beschleunigter Herzfrequenz. In manchen Fällen kann es bei männlichen Konsumenten zu unwillkürlichen Erektionen kommen. Derzeit sind keine Langzeitfolgen in Bezug auf 2C-B bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass mögliche negative Langzeitfolgen mit jenen anderer Halluzinogene vergleichbar sind. Die Wahrscheinlichkeit einer körperlichen oder psychischen Abhängigkeit zu entwickeln wird eher als gering eingeschätzt. Veränderte Wahrnehmung, besonders intensives Erleben und Erlebnisse können Angst, Panik und Verwirrung auslösen. So kann der häufige Konsum bei dafür leicht anfälligen Personen psychische Krankheiten wie Angsterkrankungen, Schizophrenie und Depressionen auslösen. Wer zu einer psychischen Krankheit neigt, kann im Voraus schwer festgestellt werden. Bei Vorkommen von psychischen Erkrankungen in der Familie raten wir vom Konsum ab. Nasaler Konsum, vor allem über einen längeren Zeitraum, schädigt die Nasenschleimhaut dauerhaft. 2C-B nicht mit Alkohol oder Medikamenten mischen! Der Mischkonsum von 2C-B und Ecstasy kann zu Krampfanfällen führen. Personen mit Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Diabetiker/innen gehen beim Konsum von 2C-B ein erhöhtes Risiko ein. 24

2C-E: 2C-E ist eng mit 2C-B verwandt, wobei die Wirkung ähnlich aber nicht gleich ist. UserInnen berichten davon, dass die Wirkung von 2C-E leicht überwältigend werden kann, da es zu Wahrnehmungsveränderungen mit starken Synästhesien vor allem im optischen Bereich (Synästhesie: Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung, etwa Farbe und Temperatur - beispielsweise die Verbindung warmes Grün - im engeren Sinne die Wahrnehmung von Sinnesreizen durch Miterregung der Verarbeitungszentren im Gehirn eines Sinnesorgans, wenn ein anderes gereizt wird). Ansonsten wird auf die Ausführungen zu 2C-B verwiesen. 2C-P: 2C-P ist eine potente psychedelische Substanz, welche stärker wirkt als das bekannte 2C-B. Aufgrund des langandauernden Wirkungseintritts (bis zu 3 Stunden) besteht die Gefahr, dass nachdosiert und somit ungewollt eine hohe Menge an 2C-P eingenommen wird. Halluzinogenunerfahrene Personen sollten auf den Konsum dieser Pille verzichten. 2C-P wurde im September 2013 zum ersten Mal als Bestandteil einer als XTC verkauften Pille von saferparty analysiert. 2C-P ist ein psychedelisches 2C-Derivat und charakterisiert sich vor allem durch dessen lange Wirkung sowie dessen starke Halluzinationen. Dosierung: 6-10mg. Bedenke, dass bereits ein Milligramm mehr oder weniger die richtige Menge verfehlen kann und das Risiko zu Nebenwirkungen erhöht wird. Wirkungseintritt: 2-3 Stunden, bis sich die volle Wirkung entfaltet, die dann schlagartig eintrifft. Wirkungsdauer: 10-16h, bei höheren Dosen auch länger (>10mg). 2C-P verursacht starke Halluzinationen, sowohl bei geöffneten als auch bei geschlossenen Augen. Oft nimmt man dabei geometrische Muster wahr oder sieht, wie sich die Umgebung verändert (morphen). Man kann aber auch konkrete Objekte sehen. Es kann zu einer Körper-Geist-Trennung, Euphorie, Visionen und gesteigerten Sinneswahrnehmungen kommen. Die Wirkungsintensität variiert individuell sehr. Es ist deshalb möglich, dass aufgrund eines unterschiedlichen Metabolismus, einige Konsumierende stärker auf dieselbe Dosis reagieren als andere. 2C-P wirkt auch leicht stimulierend und empathogen. Nebenwirkungen: Zittern, Schwitzen, geweitete Pupillen, Verwirrtheit, Husten und Belastung des Herz-Kreislaufsystems. Das Risiko, einen Horrortrip zu erleben, ist gegeben, vor allem bei höheren Dosen und wenn 2C-P nicht in einem geschützten Setting konsumiert wird. Bei psychischen Problemen soll aufgrund des Risikos, eine Psychose zu erleben, auf den Konsum von Halluzinogenen verzichtet werden. 25C-NBOMe: 25C-NBOMe zählt zur Gruppe der Phenetylamine und ist ein Derivat von 2C-C. Es hat eine stark halluzinogene Wirkung und ist noch kaum erforscht. Laut UserInnen-Berichten tritt die 25

Wirkung bereits in sehr geringen Mengen ein (Mikrogramm-Bereich!!!), was eine Dosierung schwierig macht und das Risiko einer Überdosierung erhöht. Phenetylamine wirken sehr stark auf das Herz-Kreislauf-System, wodurch Überdosierungen auch auf körperlicher Ebene bedrohliche Konsequenzen haben können. 3-MeO-PCP: 3-MeO-PCP (3-Methoxyphencyclidin) ist eine dissoziativ wirkende Substanz und gehört zur Gruppe der Arylcyclohexylamine. Es ist ein Derivat von Ketamin und (PCP) Phencyclidin, wirkt jedoch weniger psychotisch als PCP. Spezifische Informationen zu Risiken und Langzeitfolgen liegen nicht vor. Bezüglich der Wirkung und Risiken der Substanzgruppe wir auf die Ausführungen zu Methoxetamin verwiesen. 3,4-DMMC: 3,4-DMMC (3,4-Dimethylmethcathinon) ist ein Cathinon-Derivat mit stimulierender Wirkung und gilt bei KonsumentInnen teilweise als Nachfolger von Mephedron. Zu Risiken und Langzeitfolgen gibt es keine Informationen. Ansonsten wird auf die Ausführungen zu Mephedron verwiesen. 4-MA: 4-MA (4-Methylamphetamin) ist ein Stimulans, welches eine Ausschüttung von Neurotransmittern bewirkt. Ähnlich wie bei MDMA sind es auch hier Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. In Tierversuchen hat sich gezeigt, dass diese Botenstoffe in noch höherem Maße ausgeschüttet werden als bei MDMA. Die Wirkung soll relativ euphorisch sein und wird gerne mit MDMA verglichen. Dabei kommt es jedoch zu erhöhter Stimulation, eher vergleichbar mit Amphetamin. 4-MA wirkt vermutlich schon in sehr geringen Dosen, ein Nachlegen soll sehr negative Effekte, bis hin zum Serotoninsyndrom (Fieber, Durchfall, schneller Puls, Schwitzen, bis hin zu einem tödlichen Ausgang), bewirken. In Zusammenhang mit 4-MA ist es in Großbritannien, den Niederlanden und Belgien bereits zu mehreren Vergiftungen bzw. ungeklärten Todesfällen gekommen. Es wird vermutet, dass 4-MA stark neurotoxisch ist. 4-MA ist eine noch unerforschte Substanz und es gibt kaum Informationen darüber. 4-MA wird häufig in Speedproben gefunden. Vom Konsum wird dringend abgeraten!!!! 4-FA: 4-FA (1-(4-Fluorphenyl)propan-2-amine) wird in Form von Pulver oder Kristallen konsumiert und gehört zu der Familie der Phenetylamine (verwandt mit Methamphetamin, Cathinon und Methcathinon) und wird immer wieder als XTC verkauft. Außerdem dient es als auch Streckmittel in Speed. 26

Dosis: ca. um die 120mg für einen gesunden Menschen. Wirkungseintritt nach etwa 60 Minuten, volle Wirkungsentfaltung nach 90-120 Minuten. Die Wirkungsdauer beträgt ungefähr 6-7 Stunden. Wirkung: Die Wirkung ist am ehesten vergleichbar mit der von Amphetamin (Speed). Zusätzlich erfolgt während des Konsums von 4-FA auch eine Serotoninausschüttung, was der Wirkung zusätzlich eine emotionale (XTC ähnliche, emphatogene und entaktogene) Komponente verleiht. Es besteht erhöhtes Redebedürfnis, die Gedanken bleiben klar. UserInnen klagten nach Konsum von 4-FA über Kopfschmerzen und tagelanger Niedergeschlagenheit. Studien geben außerdem Hinweise auf eine erhöhte Neurotoxizität (irreversible Schädigung der Nervenzellen). 4-MEC: 4-MEC (4-Methyl-N-Ethylcathinon) gehört zur Gruppe der Cathinone und ist von der Wirkungsweise her 4-Methylmethcathinon (Mephedron) sehr ähnlich, möglicherweise aber potenter. Die Wirkung ist in erster Linie stimulierend und euphorisierend. Es kommt schnell zu einer Toleranzentwicklung. Ein erhöhtes psychisches Abhängigkeitspotential ist - durch die strukturelle Ähnlichkeit zum Mephedron - mit hoher Wahrscheinlichkeit gegeben. Dosierung: 15-50mg, darüber hohe Dosierung. Orale oder nasale Einnahme. 5-MeO-DMT: 5-Meo-DMTist ein starkes, kurz und schnell wirksames Halluzinogen Entheogen ( das Göttliche erweckend ). Die Intensität der Wirkung ist dosisabhängig! Geraucht tritt die Wirkung nach etwa 10-30 Sekunden ein und hält bis zu 20 Minuten an. Nachwirkungen sind in der Regel ca. eine Stunde spürbar. Nasal konsumiert erfolgt der Wirkungseintritt erst nach ca. 5 Minuten wobei die Wirkung auch länger (30-40 Minuten) anhält. In den folgenden 1 bis 2 Stunden befindet man sich, trotz Nachlassen der eigentlichen Wirkung in einem spürbaren Rauschzustand. Oral verabreicht zeigt es ebenso wie N,N-DMT ohne den Zusatz von MAO- Hemmern keine Wirkung. Allerdings ist bei dieser Kombination Vorsicht geboten. Es wurde von einigen Zwischenfällen berichtet, man sollte also auf die Kombination von 5-MeO-DMT und MAO-Hemmern verzichten. Im Gegensatz zu N,N-DMT kommt es kaum zu optischen (Pseudo- )Halluzinationen, wie sie für beispielsweise N,N- DMT typisch sind. Vielmehr steht die Wahrnehmung der eigenen Person und der Beziehung zur Welt im Vordergrund. Ein Gefühl der Leere wird häufig beschrieben, UserInnen sprechen von einem eher dunklen Rausch. Erfahrungsberichten zufolge kann es zu verstärkt erotischen Gefühlen kommen. Durch die besondere Intensität der Wirkung kann es besonders bei hohen Dosierungen zu Panik, Angst und Orientierungslosigkeit kommen. Während der Wirkung kommt es häufig zu kurzer Bewusstlosigkeit, das Reaktionsvermögen ist ausgeschaltet. Es ist daher besonders wichtig nur in Gesellschaft vertrauter Personen, die im Bedarfsfall eingreifen oder Hilfe holen können, zu konsumieren! 27

Bei nasalem Konsum sind Übelkeit und Erbrechen möglich. Es können Muskelzuckungen auftreten, die Stimme und deren Tonlage können verändert sein. Meist ist es besonders schwierig, sich bewusst zu artikulieren. Oft fehlt die Erinnerung an Gesprochenes. Speziell beim Konsum eines Krötensekrets kann es wegen der enthaltenen Katecholaminen (Adrenalin, Noradrenalin) und dem Bufotenin zu Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder krampfartigen Anfällen kommen. Eine zu hohe Dosis hat schwerwiegende Nachwirkungen von bis zu mehreren Tagen zur Folge. Nachwirkungen sind u. a. Schlafprobleme, Angstgefühle, Probleme, tägliche Aufgaben zu erledigen, und Besorgnis das Erlebte betreffend. Oft kommt es zu Problemen, das Erlebte in den Alltag zu integrieren. Die Wahrscheinlichkeit, eine körperliche oder psychische Abhängigkeit von 5-MeO-DMT zu entwickeln ist sehr gering. Allerdings sind mögliche Langzeitfolgen mit jenen anderer Halluzinogene vergleichbar. So kann der Konsum von 5-MeO-DMT, insbesondere bei häufigem Konsum und bei dafür leicht anfälligen Personen, psychische Erkrankungen wie Angsterkrankungen, Schizophrenie und Depressionen auslösen. Wer dazu neigt, kann im Voraus schwer festgestellt werden. 5-MeO-DMT sollte immer sitzend oder liegend konsumiert werden. Es kann zu Bewegungsstörungen wie Grimassen, langsam- gespreizte Bewegungen oder Zuckungen kommen. Man hat während der Wirkdauer Schwierigkeiten aufrecht zu stehen, wodurch die Gefahr des Hinfallens oder Umwerfens von Gegenständen besteht. AMT: AMT (Alpha-Methyltryptamin) ist ein synthetisch hergestelltes Tryptamin und eine Stimulanz. Bei höheren Dosen entfaltet die Substanz psychedelische Effekte. Die Wirkung kann je nach Dosierung bis zu 24 Stunden anhalten. Es wird auf die Ausführungen zu DMT verwiesen. Dimethylon: Dimethylon (bk-mddma) ist ein Cathinon, das mit Methylon verwandt ist und über dessen Langzeitfolgen und Risiken so wie bei anderen neuen psychoaktiven Substanzen auch - kaum bzw. keine zuverlässigen Informationen vorhanden sind. DMT: DMT (Dimethyltryptamin) ist ein schnell und kurz wirksames Halluzinogen mit starker psychoaktiver Wirkung. Der Wirkungseintritt erfolgt bereits nach ca. 10-30 Sekunden. Die eigentliche Wirkung hält ca. 5-20 Minuten an, worauf eine Phase der Entspannung (30-60 min.) folgt. Sie dient der ersten Verarbeitung des Erlebnisses und Wieder- Zurückkommens in die reale Welt. Konsumiert man DMT intramuskulär, tritt die Wirkung etwas später (nach einigen Minuten) ein, sie hält allerdings auch länger an (ca. 1 Stunde). Bei oralem Konsum verlängert sich die Wirkdauer auf 2-6 Stunden, wobei der Wirkungseintritt nach 30-60 Minuten zu erwarten ist. 28