Erbschaftsmarketing: Wie weit darf man gehen?

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Transkript:

Issue Session 3: Erbschaftsmarketing: Wie weit darf man gehen? SwissFundraisingDay, 18. Juni 2010 Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 1

PodiumsteilnehmerInnen: Samy Darwish (WWF & Präsident Verein My Happy End) Felizitas Dunekamp (Krebsliga Schweiz) Christian Neuenschwander (Notar, Bern) Input und Moderation Muriel Bonnardin (Greenpeace) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 2

Situation Schweiz Erbschaftsfundraising besteht in der Schweiz seit schätzungsweise 15 20 Jahren Grosse, internationale Organisationen haben begonnen Beispiel nehmend an USA, UK Was vor 10 Jahren noch ein Tabu war, wird heute akzeptiert (Medienresonanz, Reaktion SpenderInnen) Heutzutage erwähnen die meisten Hilfswerke (aber auch andere Institutionen) die Möglichkeit eines Testamentes. Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 3

Situation Schweiz In der Schweiz werden jährlich rund 28,5 Mia. CHF vererbt. (Quelle Nationalfondsstudie 2006) Rund 1.1 Mia. CHF gehen an steuerbefreite gemeinnützige Organisationen, d.h. klassische Hilfswerke, aber auch Kulturinstitutionen, Kirchen, Universitäten, Spitäler (Quelle Nationalfondsstudie 2006) Rund 101 Mio CHF gingen an die ZEWO Werke (Quelle: Medienmitteilung ZEWO, 30.9.2009) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 4

Ei Alle wollen ein Stück vom Kuchen doch wie weit darf man gehen? Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 5

Beispiel einer englischen Kinderorganisation Mailing Text: "My name is Linda and I am the legacy marketing manager at Barnardos. I have to find 12 legacy pledgers in Cambridgeshire by the end of the month. Please sign up now so that I reach my target" (Quelle: Richard Radcliffe) Mein Name ist Linda und ich bin die Zuständige für Erbschaften bei Barnardos. Ich muss bis Ende Monat 12 Legatäre in Camrighdeshire finden. Bitte melden Sie sie jetzt, sodass ich mein Ziel erreichen kann Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 6

Beispiel Greenpeace Australien (erste Kampagne vor ca. 10 Jahren) Wenn Sie als Wal wiedergeboren werden, werden Sie froh sein, Greenpeace in ihrem Testament bedacht zu haben. Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 7

Kurzanalyse Schweiz Palette von einfacher, zurückhaltender Erwähnung von Testamenten bis hin zu professionellem Erbschaftsfundraising mit breiter Massnahmen Palette Nennung auf Website ist heute bei fast allen gemeinnützigen Hilfswerken Usus Ein paar Eindrücke Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 8

Nennung auf Website / Angebot von Ratgeber Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 9

Und bei kirchlichen, kulturellen Institutionen ebenfalls: Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 10

Erster Legat-TV-Spot in der Schweiz: 2008 durch Caritas Hintergrundsendungen auf Privatsendern (Vielfalt TV) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 11

Nationale Legat-Inseratekampagnen: Verschiedene Organisationen, (z.b. WWF, Greenpeace) KleinInserate: Todesseiten, Spezialbeilagen, Sonderheft zum Thema Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 12

Erbschaftsmailing an SpenderInnen: Viele Organisationen, insbesondere grosse Organisationen (z.b. Greenpeace, Heilsarmee etc.) Erbschaftstelefone: Vereinzelte Organisationen, Nachfassen Mailing Attraktive Beratungsangebote: NPO bietet kostenlos iuristische Beratung an Erste Erbschaftsberatungsstunde kostenlos Notarkosten werden übernommen Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 13

Infoveranstaltungen Öffentlichkeit: Verschiedene Organisation, u.a. Pro Infirmis Infoveranstaltungen eigene Mitglieder: Verschiedene Organisationen, u.a. Greenpeace, WWF, Berghilfe, Caritas, Rotes Kreuz etc. etc. Inforveranstaltungen in Altersheimen: Vereinzelte Organisationen Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 14

Was Menschen denken Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 15

Positive Beispiele Menschen, für welche es stimmt, dass Organisation mit dem Thema Testament werben Menschen, die bereit sind, offen zu ihrem Entscheid zustehen Quelle Geld & Herzblut 16 Menschen und ihr Testament Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 16

Regula Siegrist (Berghilfe) Das Schreiben des Testamentes als solches hat für mich wenig Emotionen ausgelöst. Es ist nur ein Dokument, ein sachliches Papier, eine praktische Sache. Verlassene, verlotterte Alphütten stimmten mich traurig. Diese Betroffenheit bewegte mich dazu, auf ein Inserat der Schweizer Berghilfe zu reagieren. Ich erhielt die Möglichkeit, mit einem Experten von Alp zu Alp zu fahren. Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 17

Martin Metzler (Amnesty) Ein Testament zu schreiben bedeutet für mich Ruhe, Ordnung und Freiheit und gibt mir die Sicherheit, richtig verstanden zu werden und keinen Streit zu entfachen. Den Sinn für Gerechtigkeit entwickelte ich schon in jungen Jahren. Deshalb Amnesty. Sie kämpfen über Parteien, Religionen und Kulturen hinweg gegen jede Form von Diskriminierung. Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 18

Rita, Urs, David und Linda Elmer (Bergwaldprojekt) Wenn einem nahestehende Menschen gleichen Alters sterben, animiert es dazu, über die eigene Situation nachzudenken. Wir schauen das Testament mit den Kindern an Nachdem der Sturm Lothar bei uns grosse Schäden verursacht hatte, war das Bergwaldprojekt sehr aktiv. Man konnte überall darüber lesen. (Mutter) Mir ist wichtig, dass das Geld dem Glarnerland zugute kommt meiner Heimat. (Sohn) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 19

Negative Reaktionen Menschen, für welche es stossend ist, dass Hilfswerke mit dem Thema Testament werben Menschen, für welche das Testament privat ist. Quelle Geld & Herzblut 16 Menschen und ihr Testament Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 20

Auszug aus Korrespondenz Sie haben mich extrem geärgert. Einen Tag nach meinem 65. Geburtstag erhielt ich einen Brief mit der Bitte, mir Gedanken über ein Legat zugunsten von xy zu machen. Ich finde es geschmacklos. Guten Tag, solche Appelle möchte ich nicht mehr erhalten von Personen, die ich nicht persönlich kenne. Das ist billiges Fundraising. Obschon wir unserer Endlichkeit bewusst sind, empfinden wir ihre Aufforderung, xy testamentarisch zu berücksichtigen einen dreisten Übergriff in unsere Privatsphäre. Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 21

Auszug aus Korrespondenz 8. Juni 2010: So sehr ich Organisation XY bewundere, so sprachlos liess mich Ihr Schreiben. Ich bin 84 Jahre alt. Diejenigen, welche an Organisation XY denken und es sich leisten können, werden es in ihrem Testament nieder schreiben. Ich glaube nicht, dass es ein Schreiben braucht, welches Menschen in einem gewissen Alter verletzt und verunsichert. Wissen Sie wie viele Schreiben wie das Ihrige ich Woche für Woche im Briefkasten finde? Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 22

Wieso eine Schweizer Legat Dachkampagne www.myhappyend.org? (Samy Darwish) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 23

Warum die Krebsliga by My happy End nicht mitgemacht hat (Felizitas Dunekamp) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 24

Brauchen Menschen überhaupt Erbschaftsmarketing? Wissen sie nicht eh schon, wen sie bedenken wollen? (Christian Neuenschwander, Notar ) Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 25

Danke für Ihre Aufmerksamkeit Diskussion: Erbschaftsmarketing wie weit darf man gehen? Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 26

Soll man direkt das Testament ansprechen oder nicht? Reicht nicht die überzeugende Arbeit einer Organisation, dass ein/e Spender/in sie im Testament bedenken? Muss man darauf aufmerksam machen? Und wo sind die Grenzen? Muriel Bonnardin Wethmar, Wethmar, März 2009 2010 27