Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt Predigt zu EG 609

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Transkript:

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt Predigt zu EG 609 Gemeinde singt EG 609,1+2 Willkommen an Bord, liebe Gemeinde! Willkommen an Bord auf dem Schiff, das sich Gemeinde nennt und bei dem über der Reling steht: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Ein Schiff ist unterwegs, ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Unterwegs auf dem Meer der Zeit. Der Dichter und Komponist dieses Liedes, von dem wir eben die ersten beiden Strophen gesungen haben, Martin Gotthard Schneider, ist vor zehn Tagen im Alter von 86 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass steht heute Morgen kein Bibeltext, sondern ein Lied im Mittelpunkt der Predigt. Insgesamt 11 Lieder im Gesangbuch stammen aus der Feder von Martin Gotthard Schneider. Das bekannteste ist das Lied, das wir zu Beginn des Gottesdienste gesungen haben: Danke für diesen guten Morgen. 1963 stand es sogar auf Platz 1 der deutschen Charts. Ein Jahr vorher, im Jahr 1962, schrieb Martin Gotthard Schneider das Lied Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. 1

Woran denken Sie, wenn Sie an ein Schiff denken? An Freiheit und das weite Meer? Oder an schwankenden Boden und ein flaues Gefühl im Magen? Auf welchen Schiffen waren Sie schon unterwegs? Die Fahrt auf einem Kreuzfahrtschiff ist etwas anderes als eine Kanutour. Um was für ein Schiff handelt es sich bei diesem Schiff, das sich Gemeinde nennt? Es ist kein kleines Boot. Immerhin, es ist unterwegs auf dem Meer, dem Meer der Zeit. Es ist also nicht mehr ganz jung, sondern hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Offensichtlich macht dieses Schiff auf manche keinen besonders guten Eindruck: Immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn? Erreicht es wohl sein großes Ziel? Wird es nicht vorher untergehn? Denn da sind Bedrohungen: Sturm und Wellen, Angst und Gefahr. Wie klingt da die Begrüßung: Willkommen an Bord? Tatsächlich: Wenn man sich die Kirche anschaut, dann entdeckt man so einiges, bei dem man sich fragt: Geht das noch lange gut? Uneinigkeit darüber, in welche Richtung es gehen soll. Die Klagen darüber, dass die Mannschaft an Bord nicht mehr so fit ist, ziemlich überaltert. Zu wenig Nachwuchs. 2

Kirche wirkt altmodisch, geht nicht mit der Zeit. Kirche dreht sich nur um sich selbst, kümmert sich nicht um die Sorgen der Menschen. Manchen Menschen dagegen ist die Kirche zu modern und achtet zu wenig auf die Tradition. Vom Zeitgeist getrieben. Und immer wieder Skandale: Machtmissbrauch, Geldverschwendung. Es gibt immer wieder Stimmen, Propheten der Postmoderne, die so tun, als wäre das Schiff am Sinken, die Zeit des Christentums abgelaufen, zumindest bei uns in Westeuropa. Wir müssen aufpassen, wovon wir uns leiten lassen. Gilt es noch: Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit? Oder geht der Text in Wirklichkeit so: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist heißt: Sparkurs, Demografischer Wandel, Stellenkürzung, Haushaltskonsolidierung, Reduzierung von Gebäudeflächen? Martin Gotthard Schneider beschreibt in der zweiten Strophe sehr schön, was passieren kann, wenn wir uns nicht mehr an Gottes Ewigkeit und seiner Zusage orientieren. Dann kann es passieren, dass das Schiff im Hafen festliegt, weil sich keiner mehr traut, aufzubrechen. 3

Und dazu kommt: Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangner Herrlichkeit. Ja, das kennen wir auch: Früher, da waren noch bessere Zeiten. Da wusste man noch, was richtig und was falsch ist. Da sind alle Menschen noch in die Kirche gegangen. Seltsam, wie verklärt die Vergangenheit manchmal beschrieben wird. So verklärt, dass man sich wundert, warum die Jungen nicht die schönen Verhältnisse der Alten einfach übernommen haben. Oder war vielleicht gar nicht alles so schön? Kam es vielleicht doch vor, dass Menschen ungerecht behandelt wurden, dass Notlagen übersehen wurden, dass sich auch früher Menschen in der Kirche nicht wohl gefühlt haben? Dass Konfirmanden v.a. viel auswendig lernen mussten? Kirche wie Schule erlebt haben? Entscheidend ist: Beides, das ängstliche Starren auf Sorgen und Probleme und der verklärte Blick auf die ach so schöne Vergangenheit lähmt und führt dazu, dass man heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit ist. Und wie lautet dieser Ruf zur Ausfahrt heute? Zum Beispiel so: Wo sind Menschen, die noch nie gehört haben, dass Gott sie liebt? Es gibt sie auch in unserem Ort, in unserer Straße. Nehmen wir sie wahr? Was wären 4

Möglichkeiten, dass sie das Evangelium von Jesus Christus hören? (Konfi-Thema Mission ) Oder so: Wo ist heute unser Engagement als Kirche gefragt? In welche Aufgabe sind wir gerufen, um Salz der Erde zu sein, wie Jesus es fordert? Wenn Diskussionen nur noch mit schrillem Ton und Schaum vor dem Mund geführt werden. Wenn Ängste geschürt werden und Stimmung gemacht wird: Dann müssen wir beitragen zu einer Beruhigung. Wenn aber Menschen entrechtet und entwürdigt werden und keiner sagt was: Dann müssen wir laut werden. Wenn es immer heißt, dass unsere Gesellschaft sich spaltet: Einzelne Gruppen, die unversöhnlich einander gegenüber stehen: Dann müssen wir als Kirche und als Christen Räume öffnen, wo man einander begegnet und ohne Wut, ohne Aggression miteinander spricht. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass keiner sie wahrnimmt. Wenn sie sich in ihr Schneckenhaus verkriechen und keinem mehr trauen dann müssen wir ihnen nachgehen und sie einladen zur Gemeinschaft, zum Vertrauen auf Gott, der ihnen erfülltes Leben schenkt. Aber: Vor dem Ruf zur Ausfahrt steht der Ruf zum Gebet: Dass wir still werden und Gott bitten: Zeig uns, in welche Richtung wir aufbrechen sollen. Geh du uns voran. Deshalb 5

der Refrain nach jeder Strophe: Bleibe bei uns, damit wir nicht allein sind auf der Fahrt durch das Meer. Wir singen die dritte Strophe Ein Schiff braucht eine Mannschaft. Das heißt: Einer reicht nicht, es braucht mehrere, die zusammen arbeiten. Jeder an seinem Platz, jeder mit seinen Gaben und Fähigkeiten. Im Zusammenspiel kann etwas gelingen. Da können wir als Kirche von so einer Schiffsbesatzung oder von Mannschaftssportarten lernen. Es braucht jeden und es geht um ein koordiniertes Miteinander. Jesus hat eine Gruppe von Jüngern berufen, Paulus war immer im Team unterwegs auf seinen Missionsreisen. Auch die Reformation war nicht das Einzelwerk Luthers, sondern ein gemeinsames Eintreten dafür, dass sich die Kirche erneuert. Leben und Wirken als Gemeinde ist Teamwork: als Ortsgemeinde, im ökumenischen Miteinander, im Kirchenbezirk. Es gilt schon für unsere Gruppen und Kreise. Gut, dass wir nicht alleine dastehen und Krabbel-Gottesdienste, Jungscharstunden, Krippenspiel, Konfi-Unterricht, Abendgottesdienste, Seniorennachmittag, Besuchsdienst planen. Gut, dass wir es gemeinsam tun. 6

Mit den unterschiedlichen Gaben, die Gott uns geschenkt hat. Und in der Kraft seines Geistes, der uns fest zusammen schweißt, und zwar zu allererst in Glaube, Hoffnung, Zuversicht. Vor dem gemeinsamen Mitarbeiten steht der gemeinsame Gottesdienst, das gemeinsame Gebet und der gemeinsame Glaube. Gott ist zuerst an uns selbst interessiert und dann an unsrer Mitarbeit. Er freut sich über jeden, der auf dem Schiff mitarbeitet, aber zuerst einmal freut er sich, dass wir drauf sind auf dem Schiff und mitfahren. Mit den anderen, die auch mitfahren. Und weil wir unterschiedlich sind, kommt es manchmal vor, dass Unklarheit aufkommt: In welche Richtung soll es als nächstes gehen? Wir singen die vierte Strophe Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel und kommt kurzsichtig, wie man ist nur weiter weg vom Ziel. In der Tat: In der Kirche wird viel geredet. Und die Themen, um die es da geht, scheinen alle ganz wichtig. Wenn man dann mal wieder den Blick wieder frei bekommt und den weiten Horizont von Gottes Auftrag und seinen Zusagen wahrnimmt, dann merkt man plötzlich: Es ist 7

nicht alles wichtig, was wichtig scheint und sich nach vorne drängt: Strukturreformen, Gebäudeoptimierung, Haushaltspläne usw. Jesus selbst hat uns die Richtung vorgegeben: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird alles andere, um das ihr euch ständig sorgt, dazu gegeben werden. Und was braucht es dazu? Dort, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt, bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt! Auch hier wieder: Vor dem Aufbruch kommt das Innehalten. Es kann nur einer den Kurs vorgeben, und das ist Jesus Christus selbst. Und er ist es auch, der uns ans Ziel bringt. Er hat uns eingeladen ins Schiff, das sich Gemeinde nennt, er hat uns auf den Weg geschickt. Er fügt uns zusammen als Gemeinde, die einander trägt und unterstützt: Freunde, die auf gleichen Kurs gestellt sind. Und er ist es, der jetzt schon am Ziel auf uns wartet: So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. G: Amen. 8 Gemeinde singt Str. 5

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1. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr, Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr. Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn? Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn? Refr.: Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr! 2. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest, weil sich s in Sicherheit und Ruh, bequemer leben lässt. Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangner Herrlichkeit und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit. Doch wer Gefahr und Leiden scheut, erlebt von Gott nicht viel. Nur wer das Wagnis auf sich nimmt, erreicht das große Ziel. 3. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein, sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein. Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht; wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht. Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammen schweißt in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist. 4. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, fragt man sich hin und her: Wie finden wir den rechten Kurs zur Fahrt im weiten Meer? Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel und kommt - kurzsichtig, wie man ist - nur weiter weg vom Ziel. Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt, bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt! 5. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt: Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt. Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein. So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein. 10