Inhaltsverzeichnis. Einleitung

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Inhaltsverzeichnis Einleitung Die Digitale Fotografie bietet besonders Einsteigern eine Vielzahl an Möglichkeiten. Fotos können umgehend am Display betrachtet und beurteilt werden. Ist das Ergebnis nicht wie gewünscht, hat man sofort einen kostenlosen zweiten Versuch. Außerdem besitzen moderne Kameras intelligente Automatikprogramme, die dem Nutzer Entscheidungen abnehmen können. Jedes Modell im Einsteiger- und Fortgeschrittenen- Segment bietet einen Modus Vollautomatik an. War früher für die Verwendung einer Spiegelreflexkamera umfangreiches Fachwissen über Lichtempfindlichkeit, Belichtungsmessung und die Wahl der richtigen Blende erforderlich, werden diese Aufgaben heute gerne an die Automatik der Kamera delegiert. Mit dem schnell voranschreitenden Einzug dieser intelligenten digitalen (Spiegelreflex-)Kameras in die Haushalte der begeisterten Amateur- und Hobbyfotografen entstand so eine Vielzahl an Nutzern, die über die Hintergründe der Fotografie kaum mehr Bescheid wissen musste. Sogar die Werbung suggeriert, dass man dank der Automatikprogramme lediglich auf den Auslöser drücken muss, damit ein gelungenes Foto entsteht. Wobei neue Kameras nicht einmal mehr das verlangen. Eine Ende 2011 veröffentlichte Systemkamera wirbt etwa damit, bereits im Hintergrund auszulösen, sobald der Auslöser halb durchgedrückt wird. So werden von einem kurzen Moment mehrere Dutzend Fotos gemacht. Anhand von Belichtung und Gesichtsausdruck bei Menschen selektiert eine Kameraautomatik die besten Fotos und zeigt sie dem Benutzer. Der eigentliche Moment der Auslösung verliert somit an Bedeutung. ISO: 200 Blende: f/2 Belichtungszeit: 1/1000 Sekunde Belichtungskorrektur (EV): -1 Weißabgleich (WB): Sonne Nur wenn Sie Ihre Kamera manuell und ohne Automatikprogramme bedienen können, werden Ihnen auch in anspruchsvollen Situationen, wie im abendlichen Streiflicht beim Foto oben, schöne Fotos gelingen. Seite 7

Digitale Fotografie für Einsteiger Es soll hier keineswegs der Eindruck entstehen, dass diese Flut an Automatikprogrammen schlecht sei. Das ist sicher nicht der Fall, solange diese als Unterstützung betrachtet werden. Die Kamera mit all ihre Hilfen und Korrekturen ist lediglich Ihr Werkzeug zum Erstellen von Fotos. Im Großen und Ganzen gelingten ie meisten Fotos in der Vollautomatik bei einfachen Bedingungen. Um einen Strand mit der Sonne im Rücken zu fotografieren, reicht der Landschaftsmodus. Doch was machen Sie bei höheren Ansprüchen an das Foto oder bei schwierigen Aufnahmebedingungen? Bei einer Hochzeit in einer dunklen Kirche etwa, bei einem Gegenlichtportrait oder bei einer Langzeitbelichtung der abendlichen Innenstadt? Es sind genau diese anspruchsvolleren Situationen, die ein tieferes Verständnis der Kamera und Ihrer Funktionsweise erfordern. Nur wenn Sie Ihr Werkzeug so weit beherrschen, dass Sie im richtigen Moment die richtigen Einstellungen selbst wählen können, werden Ihnen auch bei schwierigeren Bedingungen gute Fotos gelingen. Das Ziel dieses Skriptes könnte man deshalb so formulieren: Aufhören mit unüberlegtem automatischen Knipsen. ISO 1600 f/2.5 1/100 EV +2.0 Im Automatikmodus werden Fotos mit Gegenlicht meist zu dunkel belichtet. Verhindern lässt sich dies durch den Einsatz manueller Einstellungen, wie etwa der Belichtungskorrektur. Beginnen mit bewusstem manuellen Fotografieren. Viele Einsteiger schreckt das Wort manuell anfangs ab. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass bewusstes Fotografieren vor allem bedeutet, dass Sie selbst entscheiden, wann Sie Einstellungen manuell vornehmen und wann Sie lieber auf die Automatik der Kamera zurückgreifen. Sie müssen nicht bei jedem Foto alle Einstellungen manuell vornehmen. Dies ist nur selten sinnvoll. Je nach Aufnahmesituation ist es aber wichtig, einzelne Werte zu ändern. Zum Aufbau: Nach wichtigen Kapiteln helfen Zusammenfassungen und Übungen, das Gelesene zu verarbeiten und umzusetzen. Zum besseren Verständnis sind unter vielen Fotos die verwendeten Einstellungen die s.g. EXIF-Daten angegeben, die Sie nach dem nächsten Kapitel bereits interpretieren können. Dieses Skriptum ist für alle digitalen Kameras geeignet, die manuelle Einstellungen ermöglichen. Dies sind Spiegelreflexkameras sowie Bridge- bzw. Systemkameras, aber auch einige sehr gute Kompakte. Nach dem Lesen dieses Skriptes und mit etwas Übung wird unkontrolliertes Knipsen der Vergangenheit angehören und Sie sollten dank bewusstem Fotografieren zahlreiche Erfolgserlebnisse bei der Jagd nach gutem Licht und schönen Motiven haben. Dabei wünsche ich Ihnen viel Spaß! Seite 8

Kapitel 1 - Technische Grundlagen 1. Technische Grundlagen Fotografie bedeutet wörtlich übersetzt etwa Zeichnen mit Licht. Eine Bedeutung, die Sinn macht, wenn man sich die technische Entstehung eines digitalen Fotos vor Augen führt (dazu gleich mehr). Sie werden in den kommenden Kapiteln aber auch sehen, welche entscheidende Rolle Licht sowohl technisch als auch gestalterisch bei der Entstehung eines Fotos hat. 1.1. Der digitale Sensor Zu Zeiten analoger Fotografie war es der Film, der das einfallende Licht aufzeichnete. In der digitalen Welt ist es ein kleiner, hochkomplexer Sensor im Inneren der Kamera, der das fotografische Herzstück bildet. Bei SLR-Kameras liegt der Sensor hinter dem Spiegel und wird vom davor liegenden Verschluss nur während der Belichtung freigelegt. Technisch betrachtet besteht der Sensor aus einer Vielzahl von kleinen Messzellen, die das Licht, das auf sie fällt, in elektrische Signale umwandeln. Je heller das Licht ist, desto stärker ist die Spannung, die erzeugt und weitergeleitet wird. Um später zuordnen zu können, welche Farbe das Licht hatte, befinden sich über dem Sensor Farbfilter. Dadurch wird auf jeden Messpunkt jeweils nur Licht in einer der drei Grundfarben durchgelassen. Auf eine Messzelle trifft z.b. nur der grüne Teil des Lichts, auf jene daneben nur der blaue und auf eine weitere Nachbarzelle nur der rote Teil des Lichts. Der Sensor gibt dann die ermittelten Farbhelligkeiten von jedem Messpunkt an die Elektronik der Kamera weiter, die diese kombiniert und daraus Pixel erstellt. Fertig ist das digitale Foto als JPG-Datei. Der Sensor ist das Herzstück digitaler Kameras. Kleine Zellen messen die Helligkeit des Lichts, unterteilt in die drei Grundfarben Rot, Grün, Blau. Die Qualität und vor allem die Größe des Sensors sind maßgeblich für die Qualität des Fotos verantwortlich. Besonders deutlich zeigt sich er Unterschied bei schlechten Lichtverhältnissen. Kameras für den Amateur- und semiprofessionellen Bereich besitzen deutlich kleinere Sensoren als Profikameras. ZUSAMMENFASSUNG Der Sensor misst, wie hell das Licht ist, das (jeweils in einer der drei Grundfarben) auf seine Messzellen trifft. Die Kameraelektronik erzeugt aus dieser Information die Pixel, aus denen eine JPG-Datei besteht. Je größer und neuer der Sensor ist desto besser ist die Bildqualität. Seite 9

Digitale Fotografie für Einsteiger 1.2. Belichtung Sobald der Auslöser halb durchgedrückt wird, misst die Kamera die Helligkeit des Sucherbildes. Sie merken dies, weil einige Werte auf dem Display oder im Sucher angezeigt werden. Damit das Foto weder zu dunkel (unterbelichtet) noch zu hell (überbelichtet) wird, braucht der Sensor eine bestimmte Menge an Licht, die im Idealfall von der Kamera korrekt ermittelt wird. Eine korrekte Belichtung (wie auf diesem Foto) zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl in den dunklen als auch in den hellen Flächen noch Details zu erkennen sind. Der Prozess der Belichtung bestimmt im nächsten Schritt, wie die Kamera auf diese Lichtmenge kommt. Dies passiert durch das Zusammenspiel drei sich gegenseitig beeinflussender Faktoren: Belichtungszeit Lichtempfindlichkeit (ISO) Blendenöffnung Je nach Modus, in dem Sie fotografieren, können gar keine (Automatik), einer, zwei oder alle drei (manuelle Modi) dieser Faktoren selbst eingestellt werden. Die nicht selbst eingestellten Werte werden von der Kamera automatisch ergänzt. Je nachdem welchen Faktor bzw. welche Faktoren Sie selbst einstellen, können Sie das Foto grundlegend anders gestalten. Wichtig ist jedoch, dass Sie sich immer vor Augen halten: Die Belichtung verändert nicht die Helligkeit des Fotos, sondern beeinflusst nur, wie die Kamera die notwendige Lichtmenge erreichen soll. Außer im vollmanuellen (M-)Modus bewirkt die Änderung eines Wertes nur die automatische Anpassung des von der Kamera definierten Faktors technische Machbarkeit vorausgesetzt. Veranschaulichen lässt sich dies mit der symbolischen Gleichung a * b * c = 100, wobei die Buchstaben für die drei Belichtungsfaktoren und 100 für die (gleichbleibende) erforderliche Lichtmenge stehen. Wird Wert a verändert, müssen sich die Werte b und c so anpassen, dass wieder 100 herauskommt. Werden die Werte a und b verändert, muss sich c anpassen, usw. ZUSAMMENFASSUNG Bei der Belichtung wird bestimmt, wie der Sensor auf die notwendige Lichtmenge gelangen soll. Durch Beeinflussung der Faktoren Belichtungszeit, Lichtempfindlichkeit (ISO) und Blendenöffnung kann das Foto zwar grundlegend verändert werden, die Helligkeit des Fotos wird jedoch nicht verändert. Seite 10

Kapitel 1 - Technische Grundlagen 1.2.1 Belichtungszeit Die Belichtungszeit ist jene Zeitspanne, in der der Verschluss geöffnet ist und der Sensor das einfallende Licht aufzeichnet. Alles, was während dieser Zeit passiert, ist auf dem Foto zu sehen. Die Belichtungszeit wird in Sekunden als Bruchzahl oder als ganze angegeben. Kurze Zeiten können schnelle Bewegungen einfrieren. Lange Belichtungszeiten können dagegen Bewegungen dynamisch darstellen. ISO 100 f/18 540 Sekunden (540 ) Lange Belichtungszeiten (mehrere Sekunden oder Minuten) zeigen Bewegung und erfordern ein Stativ. Das häufigste Problem in schwierigen Lichtsituationen sind verwackelte Fotos. Diese entstehen, wenn die Belichtungszeit so lange ist, dass Ihre eigenen Bewegungen beim Halten der Kamera (Foto rechts) oder jene des Motivs (Foto rechts unten) während dem Fotografieren zu sehen sind. Da ein Foto immer scharf sein muss, haben Sie zwei Möglichkeiten, ungewollte Verwacklungsunschärfe zu vermeiden: Sie stabilisieren die Kamera, z.b. mit einem Stativ, oder Sie überschreiten bestimmte (auf der nächsten Seite angeführte) Zeitlimits nicht. Diese Grenzen hängen von mehreren Faktoren ab: Je stärker Sie sich etwa an Ihr Motiv heranzoomen und je schneller die Bewegung ist, die Sie einfrieren möchten, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein. Hat Ihr Objektiv oder Ihre Kamera einen Bildstabilisator, erhöht sich der Spielraum, den Sie bei unbewegten Motiven, z.b. Landschaft, haben. Wollen Sie mittels längerer Belichtungszeiten bewusst die Dynamik einer Bewegung fotografisch einfangen, muss die Kamera, z.b. auf einem Stativ, stabilisiert werden, damit der unbewegte Teil des Fotos nicht durch Ihre Bewegung verwackelt wird. ISO 200 f/2 1/8000 Sekunde Sehr kurze Belichtungszeiten im Bereich von Tausendstel-Sekunden frieren einen Moment ein. ISO 640 f/5.6 1/50 Ungewollte längere Belichtungszeiten verursachen Unschärfe, da Ihre Bewegungen (siehe Negativbeispiel oben) oder jene des Motivs (unten) abgebildet werden. Beachten Sie daher einige zeitliche Limits. ISO 3200 f/2.8 1/500 Seite 11

Digitale Fotografie für Einsteiger Belichtungszeit Relevant, weil... 1/8000 bzw. 1/4000 Kürzeste Belichtungszeit Bewegung wird eingefroren. Sehr kurze Zeiten sind allerdings nur bei starken Lichtquellen, z.b. Tageslicht, möglich. 1/2000-1/640 Längste Zeit ohne Verwacklungsgefahr bei Sportfotografie je nach Geschwindigkeit des Motivs. (siehe Sportfoto auf der vorherigen Seite) 1/400-1/200 Längste Zeit ohne Verwacklungsgefahr bei Fotos mit Tele- oder Makroobjektiv. 1/60-1/30 Längste Zeit ohne Verwacklungsgefahr bei unbewegten Motiven und Objektiven mit wenig Zoom ( Weitwinkel ). 1/40-1/10 Längste Zeit ohne Verwacklungsgefahr bei unbewegten Motiven und Objektiven mit wenig Zoom ( Weitwinkel ) und Bildstablisiator. 30 (Sekunden) Längste reguläre Zeit von Spiegelreflexkameras. Bei Kompakt- und Bridgekameras manchmal unterschiedlich. Eine Fixierung der Kamera (z.b. auf einem Stativ) ist Grundvoraussetzung für eine gelungene Langzeitbelichtung. BULB (im M- oder tlw. als eigener B-Modus) Das Foto wird belichtet, solange der Auslöser gedrückt wird. Damit können individuelle (z.b. 7 ) oder sehr lange (z.b. 600 ) Belichtungszeiten erzeugt werden. Externe Auslöser sind sinnvoll, um nicht den Finger durchgehend auf die Kamera drücken zu müssen und dadurch Verwacklungen zu erzeugen. ÜBUNG 1 Fotografieren Sie ein bewegtes Motiv (z.b. Wasser, fahrende Autos, etc.) mit unterschiedlichen Belichtunsgzeiten. Wechseln Sie dazu in den Zeitmodus bzw. Blendenautomatik (je nach Kameramarke S bzw. TV) und wählen Sie mittels Einstellrad die gewünschte Belichtungszeit. Berücksichtigen Sie, dass sehr kurze bzw. sehr lange Zeiten nur bei einer sehr starken Lichtquelle bzw. bei sehr wenig Licht realisierbar sind. Achten Sie bei dieser Übung auf die unterschiedliche Dynamik sowie Schärfe. Stabilisieren Sie bei Bedarf die Kamera, z.b. durch Auflegen oder mittels Stativ. NOTIZEN Seite 12