Kinderfüße richtig pflegen

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Transkript:

Kinderfüße richtig pflegen

Kinderfüße richtig pflegen Maren Bloß Verlag Neuer Merkur GmbH

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 2008 Verlag Neuer Merkur GmbH Verlagsort: Postfach 60 06 62, D-81206 München Alle Urheberrechte vorbehalten. Vervielfältigungen bedürfen der besonderen Genehmigung. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver - vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle in dieser Veröffentlichung enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und von ihm und dem Verlag mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Gleichwohl sind inhaltliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. Daher erfolgen alle Angaben ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages oder des Autors. Sie garantieren oder haften nicht für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten (Produkthaftungsausschluss). Im Text sind Warennamen, die patent- oder urheberrechtlich geschützt sind, nicht unbedingt als solche gekennzeichnet. Aus dem Fehlen eines besonderen Hinweises oder des Zeichens darf nicht geschlossen werden, es bestehe kein Warenschutz. Maren Bloß, Kinderfüße richtig pflegen 1. Auflage 2008 ISBN 978-3-937346-49-6 Titelentwurf: Dagmar Papic Layout: Peter Hänssler Druck: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, Bobingen

Danksagung Wie viele Eltern habe ich kennen gelernt, die mit den Füßen ihrer Sprösslinge überfordert sind. Sei es beim Nägelschneiden, bei Warzen oder im Umgang mit dem Schuhkauf. Es gibt viele gute Bücher über Kinderfüße, oft haben sie sich aber einem Thema gewidmet. Ich möchte dem Leser die Möglichkeit bieten, mit diesem Buch viele nutzvolle Informationen in einem zu erhalten. Um dieses Buch zu schreiben bedurfte es vieler Recherchen und Hilfen. Einen lieben Dank sage ich meiner Familie und für die Zeit, die sie mich entbehrten. Die Kinder des Jahrgangs 2006 aus dem Kindergarten Hand in Hand in Axstedt haben mir viele Füße für Fotos gezeigt. Sabine Stickelmann hat mich mit ihrem Wissen im krankengymnastischen Bereich sehr unterstützt. Dr. Hermann Berthold hat mit seinem Wissen als Kinderarzt sich die Mühe gemacht, das Skript auf Herz und Nieren zu prüfen. Vielen Dank auch an Frau Gutte für die schönen Illustrationen. Für die viele Arbeit beim Korrigieren der Texte sage ich: Danke, Frau Friemuth. Natürlich möchte ich hier nicht meine Fußfotomodelle und Helfer vergessen, die mir Tatkräftig zu Seite standen. Ich wünsche mir mit diesem Buch, interessierten Lesern ein hilfreiches Werk in die Hand zu geben. Maren Bloß 5

Vorwort Ich kenne Maren Bloß seit vielen Jahren als eine engagierte Kämpferin für den gesunden Fuß und schätze Ihre Arbeit sehr. Wie wunderbar, dass Maren selbst ihre zwei Kinder bekam und sich dem so wichtigen Thema der Kinderfuß dadurch annahm. Füße sind unsere Grundlage, unsere Verbindung mit dem Untergrund, und sie werden so selten beachtet und noch weniger wichtig genommen in unserer hektischen Zeit. Als Krankengymnastin werde ich selbst häufig mit dem katastrophalen Zustand der Nägel bei Kindern konfrontiert. Selten wissen Mütter meiner kleinen Patienten darüber Bescheid, warum ihren Zöglingen das Hüpfen auf einem Bein nicht gelingt. Bei näherer Betrachtung der Zehennägel war dann die schlichte Ursache ein Nagel, der seit langem schon ins Nagelbett eingewachsen war und einfach wehtat. Mir sind die Unsicherheiten der Eltern bei der Pflege bekannt und oft wird so ein Nagel zu einem Dauerbrenner, wenn der Doktor erst mit dem Messer große Verletzungen setzt. Wie gut, dass hier den Eltern eine Hilfestellung gegeben wird, um all diese Unsicherheiten für immer zu verbannen, dass es gar nicht erst so schlimm kommen muss und viele Schmerzen gar nicht erst entstehen werden. Achten wir alle doch einfach mehr auf die Füße, die uns durchs Leben tragen. Sabine Stickelmann 6

Danksagung 5 Vorwort 6 Vorbemerkungen 11 In eigener Sache 12 Am Anfang stand der Fuß 13 Die Geschichte eines künstlich schönen Fußes 13 Ein gesunder Fuß von Angang an 13 1 Die Anatomie des Kinderfußes 15 1.1 Fußdeformitäten 16 1.1.1 Der kindliche Knick-Senkfuß 18 1.1.1.1 Das Erkennen des kindlichen Knick-Senkfußes 18 1.1.1.2 Diagnose des kindlichen Knick-Senkfußes 19 1.1.1.3 Die Behandlung des kindlichen Knick-Senkfußes 19 1.1.2 Der Spreizfuß 20 1.1.3 Der Plattfuß 20 1.1.4 Der Spitzfuß 21 1.1.4.1 Therapiemöglichkeiten beim Spitzfuß 22 1.1.5 Der Hohlfuß 23 1.1.6 Der Klumpfuß 23 1.1.7 Der Sichelfuß 25 1.1.8 Zusammengewachsene Zehen (Syndaktylie) 25 1.2 Die Unterscheidung der Fußtypen 27 1.3 Der Kinderfuß sieht anders aus 28 1.4 Die Notwendigkeit von Einlagen für das Kind 29 2 Nagelaufbau 31 2.1 Die Aufgaben des Nagels 32 2.2 Nagelerkrankungen und Verletzungen erkennen 32 2.3 Nagelerkrankungen 33 2.3.1 Nagelplattenablösung (Onycholyse) 33 2.3.2 Nagelbettentzündung (Panaritium) 34 7

8 2.3.3 Eingewachsener Nagel (Unguis incarnatus) 35 2.3.4 Rollnagel/Zangennagel/Pincernail-Pinzettennagel (Unguis convolutus) 38 2.3.5 Löffelnagel (Koilonychie) 40 2.3.6 Aufsplittern in Längsrichtung (Onychorrhexis) 40 2.3.7 Noch so klein und schon ein Nagelpilz 41 2.3.8 Ein blauer Nagel 43 2.4 Professionelle Hilfe beim eingewachsenen Nagel 45 2.4.1 Die Orthonyxiespange 45 2.4.2 Die 3TO-Spange 46 2.4.3 Die Fraserspange 47 2.4.4 Das Tamponieren 49 2.4.5 Das richtige Schneiden 49 2.4.6 Richtiges oder falsches Nägelschneiden 51 2.5 Das richtige Werkzeug zum Kürzen von Kindernägeln 53 2.6 Die Arzneimittel für den Kinderfuß 54 3 Hauterkrankungen 57 3.1 Fußpilz 58 3.2 Warzen, ein lästiges Übel 59 3.3 Hilfe bei Schweißfüßen 63 4 Schuhkauf ist das A und O 65 4.1 Worauf muss geachtet werden? 66 4.2 Barfuß laufen 67 4.3 Der erste Schuh 68 4.4 Pro/Contra Lauflernschuh 69 4.5 Der teure Kinderschuh 70 4.6 Gebrauchte Schuhe 70 4.7 Die Merkmale eines Kinderschuhs 70 4.8 Schnürschuh oder Klettverschluss 71 4.9 Schuhe mit oder ohne Fußbett 71 4.10 Die Bedeutung von W-M-S 72 4.11 Der passende Schuh 73 4.12 Tests und gängige Hilfsmittel für den Schuhkauf 73

5 Fußgymnastik 77 5.1 Zur Prophylaxe und Behandlung von Fußdeformitäten bei Kindern 78 5.2 Übungen 78 5.3 Übungsgründe 79 5.4 Übungsbeispiele 79 5.5 Fußfehler 81 5.6 Worauf geachtet werden muss 82 6 Die tägliche Pflege der Füße 83 6.1 Säuglingsfußpflege 84 6.2 Kinderfußpflege 85 6.3 Wenn das Kind in was reingetreten ist 86 7 Hausschuhe oder barfuß im Kindergarten 89 7.1 Fehlstellung durch falsche Hausschuhe 90 7.2 Kinder wollen barfuß laufen 91 7.3 Barfuß laufen im Kindergarten 91 7.4 Die Bedenken der Eltern 92 Literaturverzeichnis 95 Stichwortverzeichnis 99 9

Vorbemerkungen

In eigener Sache Sie kennen das auch, das Pflegen der kleinen Kinderfüße. Man traut sich kaum ran, an die kleinen Füße. Ob Nägelschneiden oder Schuhe kaufen oft höre ich in meiner Praxis die Aussage: Das macht mein Mann, da habe ich Angst vor, die Nägel zu schneiden. oder Wie schneide ich die Nägel eigentlich?. Auch folgende Fragen sind nicht selten: Schuh - kauf? Kann ich auch ein günstiges Modell nehmen? Worauf muss ich denn achten? Müssen Kinderschuhe teuer sein? Sehr viele El - tern sind verunsichert im Umgang mit den Füßen ihrer Sprösslinge. Dabei ist der Umgang so einfach, wenn man nur weiß, wie und ein paar Grundregeln beachtet. Die meisten Fragen ereilen mich im Kinder garten. Hier besteht oft besonderer Erklärungsbedarf. Denn nach den anfänglichen Schwierig - keiten mit dem Geschrei der Kleinen beim Nägelschneiden kommen nun manifeste Probleme dazu wie Warzen, einwachsende Nägel oder Fuß - pilz. Die Eltern sind immer wieder verunsichert, wie sie mit den Füß - chen der Sprösslinge umzugehen haben. Hier möchte ich Ihnen Hilfe - stellungen geben, wie Sie das ein oder andere Problem entspannt lösen können. 12

Am Anfang stand der Fuß 98 Prozent aller Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt, aber nur noch 40 Prozent haben gesunde Füße, wenn sie erwachsen sind! O- Beine beim Säugling oder der sogenannte Knick-Senk-Fuß beim Klein - kind sind oft entwicklungsbedingt. Der breite, leicht o-beinige Gang zum Beispiel gibt dem Baby einfach nur die nötige Sicherheit und Stabilität. Beim Laufen lernen ist eben Balance gefragt! Durch das Krabbeln hat ein Kind zunächst O-Beine, wenn es sich aufrichtet. Wächst es weiter, werden die O- zu X-Beinen. Bis zum sechsten Lebensjahr reckt und streckt sich das X-Bein dann. Es ist dabei erstaunlich, was aus Babyfüßen einmal wird. Sie verändern sich ständig. Das Wachstum der Füße ist erst mit ca. 15 Jahren abgeschlossen. Wenn ein Kind laufen lernt, werden die Füße völlig neu belastet. Füße und Beine übernehmen eine immer größere Rolle. Muskeln, Bänder und Sehnen passen sich der Beanspruchung an. Sobald Ihr Kind also aufrecht die Welt erkundet, ist es besonders wichtig, dass seine Füße sich frei entfalten können. Die Geschichte eines künstlich schönen Fußes Wie man einen Fuß negativ in seiner Entwicklung hemmen kann, zeigt dieses Beispiel aus China. In China galten Lilienfüße" lange Zeit als Schönheitsideal. Die Füße kleiner Mädchen wurden über Jahre hinweg straff bandagiert: Aus dem Fuß wurde eine Faust" gemacht, die Zehenspitzen wurden in Richtung Ferse gebunden. Die Frauen konnten zwar nur mehr in Begleitung gehen, dafür entsprachen sie aber dem gängigen Schönheitsideal. Ein gesunder Fuß von Anfang an Bei den Naturvölkern sind kaum Fußschäden zu finden. Kein Wunder, denn sie tragen auch keine Schuhe. Natürlich ist damit die Verletzungs- 13

und Infektionsgefahr des ungeschützten Fußes um Einiges höher. Füße, die so aufwachsen, sind dafür viel kräftiger und widerstandsfähiger. Die Muskulatur wird permanent trainiert. Die Sohlenhaut ist fest und widerstandsfähig. 14

1 Die Anatomie des Kinderfußes

In einem Babyfuß sorgen 28 Knochen, 107 Bänder, 19 Mus keln sowie Ge len - ke und Sehnen für Halt und Mo bili tät. Das Fußskelett gliedert sich in die Fußwurzel, den Mittel fuß und die Ze - hen auf. Die Gelenke teilen sich in ein oberes und ein unteres Sprung gelenk auf. Die Fußwurzel besteht aus sieben Knochen: dem Sprung bein, Fersenbein, Kahnbein, Würfelbein und den drei Keil beinen. Der Mittelfuß enthält fünf Knochen, die sogenannten Röh renknochen. An die Mit tel fußknochen grenzen dann die Zehen. Abb. 1.1 Der Platzanteil, den die Knochen einnehmen, ist bei Kinderfüßen noch kleiner als bei Erwachsenen. Der Knorpel ist weich und biegsam. Deshalb lassen sich Kinderfüße sehr gut verformen und passen praktisch in jeden Schuh. Das tut den Kindern nicht weh. Die Nerven im Fuß sind zwar besonders gut entwickelt, aber Störelemente werden nicht wahrgenommen, wenn das Tragen von zu engen Schuhen zur Ge - wohnheit wird. Die Entwicklung der Füße dauert bis zum 16. Le bens - jahr, erst dann sind die wichtigsten Strukturen voll entwickelt. 1.1 Fußdeformitäten Bis zum dritten Lebensjahr kann es sein, dass Kinder einen oder beide Füße in eine unregelmäßige Position stellen. Die Ursache dieser Stel - 16

lungen liegt meistens daran, dass die Knochen, Sehnen und Muskeln nicht gleichzeitig, sondern in kleinen Zeitabständen wachsen und damit nur eine Wachstumsphase betonen. Falls diese unregelmäßigen Stel - lungen jedoch im dritten Lebensjahr nicht verschwinden, sollte man einen Orthopäden aufsuchen, da eine angeborene Fehlstellung der Hüfte vorliegen kann. Die Deformitäten können angeboren oder im Lauf des Lebens erworben sein. Eine große und zuweilen verwirrende Zahl von Bezeichnungen dient der Beschreibung einzelner Fußdeformitäten, die mitunter die Lebens - qualität schwer beeinträchtigen. Störungen im Bereich der Fußwurzel und des Mittelfußes umfassen Knick-, Spreiz- und Senkfuß, dessen ausgeprägte Form der Plattfuß ist. Bei diagnostizierten Fehlstellungen unterscheidet man verschiedene Formen. Eine relativ häufige und oft vermeidbare Erscheinung ist der Spitzfuß. Seltener sind Klumpfuß, Hackenfuß, Hohlfuß und Sichelfuß. Zahlreiche, zum Teil fantasievolle Bezeichnungen gibt es für weitere Deformitäten. Die Beschwerden richten sich nach der Form der Veränderungen und diese bestimmt auch die therapeutischen Möglichkeiten. Hier ein Überblick. Nach ihrem Erscheinungsbild, das von der normalen Fußform abweicht, unterscheidet man folgende Fußdeformitäten: kindlicher Knick-Senkfuß, Hackenfuß (Pes calcaneus), Hohlfuß (Pes cavus), Knickfuß (Pes valgus), Klumpfuß (Pes equinovarus, excavatus et adductus), Plattfuß und Senkfuß (Pes planus), Sichelfuß (Pes adductus), Spitzfuß (Pes equinus), Spreizfuß (Pes transverso-planus). Diese Fußdeformitäten können einzeln oder kombiniert auftreten. Außerdem sind sie häufig mit Fehlstellungen der Zehen vergesellschaftet (zum Beispiel Hammerzehe, Krallenzehe, Hallux valgus). 17

1.1.1 Der kindliche Knick-Senkfuß Der Knick-Senkfuß (Abb. 1.2) ist eine der häufigsten Fußverformungen im Kindesalter. Die Ferse ist nach außen geknickt (Knickfuß), das Fuß - gewölbe abgeflacht (Senkfuß oder Plattfuß). Bis zu einem gewissen Grad tritt der kindliche Knick-Senkfuß als normale (physiologische) Ent - wicklungsstufe nach Beginn des Laufen lernens auf. Der Übergang zum schweren, behandlungsbedürftigen (pathologischen) Knick-Senk fuß ist allerdings fließend. Die meisten Knick-Senkfüße korrigieren sich bis zum Schulalter von selbst, da der kindliche Fuß in den ersten Le bens - jah ren sehr flexibel ist und noch wächst. Nur bei wenigen Kindern bildet sich der Knick-Senkfuß nicht zurück. Dann kann es durch die Fuß - deformität im Erwachsenenalter zu Schäden am gesamten Skelett sys - tem kommen. Ursache des kindlichen Knick-Senkfußes ist häufig eine Bandschwäche des Fußgewölbes. Diese Schwäche ist meist angeboren und kann familiär bedingt sein. Ein Knick- Senkfuß kann aber auch durch eine Muskel schwä che oder durch X- bzw. O-Beine verursacht werden. Übergewicht begünstigt die Verformung des Fußgewöl bes. Die gleiche Fuß form kann auch nach Un - fällen, Ent zündungen und Kno chen er kran kungen sowie durch Lähmungen und andere neurologische Erkran kun - gen ent stehen. Abb. 1.2 Links: normaler Fuß; rechts: Knick-Senkfuß. 1.1.1.1 Das Erkennen des kindlichen Knick-Senkfußes Den Eltern fällt die Fußfehlstellung in der Regel bei der Beobachtung des Kindes auf. Selten verursacht der kindliche Knick-Senkfuß Be - schwerden. Durch die Fehlstellung werden die Schuhsohlen auf dem 18