Durch die Bibel Jesaja 16,6-18,7 DER STOLZ VON MOAB Das sechzehnte Kapitel im Buch des Propheten Jesaja enthält die Fortsetzung einer Prophetie, die schon im vorherigen Kapitel begonnen hat und sich mit Moab beschäftigt. Ich lese aus Jesaja 16 zunächst Vers 6: Wir haben gehört von dem Hochmut Moabs, der so groß ist, von seinem Hochmut, seinem Stolz und Mutwillen und seinem eitlen Geschwätz (Jes 16,6). Gott musste die Moabiter ablehnen und richten, weil ihr Stolz sie dazu gebracht hatte Gottes Gnadenangebot abzulehnen. Gott hätte sie befreit, aber stattdessen vertrauten sie auf ihre eigene Gerechtigkeit. Kommen wir nun zu den Versen 13 und 14: DIE ERFÜLLUNG DES GERICHTS INNERHALB VON DREI JAHREN Das ist s, was der HERR damals gegen Moab geredet hat. Nun aber redet der HERR und spricht: In drei Jahren, wie eines Tagelöhners Jahre sind, wird die Herrlichkeit Moabs gering werden mit all dem großen Gepränge, dass wenig übrig bleibt, gar nicht viel (Jes 16,13-14). Wenn Gott sich mit den Nationen beschäftigt, die mit Israel zu tun haben, dann benutzt er einen Kalender. Innerhalb von drei Jahren sollten die Moabiter vernichtet werden und innerhalb von drei Jahren benutzte Gott die Assyrer um diese Nation zu zerstören. Das war Gottes Gericht über sie, weil sie so stolz waren. Auch der assyrische Herrscher, der schöne Morgenstern, wurde vom Stolz erhöht. Er wollte seinen Thron über den Thron Gottes stellen. Er wollte sein eigenes unabhängiges Königreich erschaffen und unabhängig von Gott sein. Das ist im Grunde die Position der liberalen Theologie bis heute. Aus Stolz lehnen die 1
Menschen Gottes Wort und seine Offenbarung ab. Viele Menschen wollen sich ihre Religion nach dem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen. Sie wollen irgendetwas tun, um errettet zu werden, denn das dient ihrem Stolz. Viele werfen den Gemeindemitgliedern vor, scheinheilig, selbstsüchtig und manchmal sogar gegen Gott zu sein. All dem liegt der Stolz des menschlichen Herzens zugrunde, so wie es bei Jesaja 53, Vers 6 heißt: Ein jeder sah auf seinen Weg. So kam das Gericht über die Moabiter. Diese völlig vergessene Nation hat eine Botschaft für uns gehabt. Wir kommen nun zu den Kapitel 17 und 18. Diese beiden beschäftigen sich mit der Last von Damaskus und Ephraim und der Last des Landes hinter den Flüssen von Äthiopien. DIE LAST VON DAMASKUS UND EPHRAIM Damaskus war die wichtigste Stadt Syriens und ist es heute noch. Viele nennen sie die älteste Stadt der Welt. Es gibt natürlich viele Orte, die diesen Anspruch erheben. In Griechenland behauptet die Stadt Mykene, die älteste Stadt der Welt zu sein, aber heute gibt es dort nicht mehr viel. Am Jordan verweist ein Schild auf Jericho, die älteste Stadt der Welt. Doch Damaskus kann das wirklich behaupten. Der holländische Theologe Vitringa schrieb: Damaskus wurde öfter zerstört als jede andere Stadt, aber es erhebt sich wieder aus der Asche. Aber in diesem Kapitel bezieht sich Damaskus auf die gesamte syrische Nation. Ephraim bezeichnet sowohl einen Stamm Israels, eine Stadt, ein Gebirge und es ist auch der Name eines Mannes. In der Bibel wird Ephraim oft verwendet, um sich auf die zehn Stämme des Nordreichs Israel zu beziehen. In diesem Sinne wurde der Name auch von den Propheten genutzt, wie zum Beispiel bei Hosea in Kapitel 4: Denn Israel läuft dahin wie eine tolle Kuh; soll da der HERR sie weiden lassen wie ein Lamm auf freiem Feld? Ephraim hat sich zu den Götzen gesellt; so lass es hinfahren (Hos 4,16-17). In unserem Bibeltext geht es also nicht nur um die Last von Damaskus und Ephraim, sondern eigentlich um die Last der Nationen von Syrien und Israel. Beide Staaten waren verbündet, um gegen Juda vorgehen zu können. Deshalb ist Israel mit den über Syrien ausgesprochenen Gerichtsworten verbunden. Das gemeinsame Handeln 2
bedeutete ein gemeinsames Gericht über beide. Ich lese nun die ersten beiden Verse des siebzehnten Kapitels: Dies ist die Last für Damaskus: Siehe, Damaskus wird keine Stadt mehr sein, sondern ein zerfallener Steinhaufen; seine Städte werden verlassen sein für immer, dass Herden dort weiden, die niemand verscheucht (Jes 17,1-2). Einige werden schnell sagen, die Prophezeiung, Damaskus wäre ein zerfallener Steinhaufen, hat sich noch nicht ganz erfüllt, insofern das heutige Damaskus behauptet, am gleichen Ort wie die ursprüngliche Stadt zu sein. Wie ich schon sagte, gibt es eine zeitlich weit entfernte Erfüllung all dieser Prophezeiungen und auch eine lokale oder heutige Erfüllung. Er gibt zwei Erklärungen für die von dieser Prophezeiung dargestellten Probleme: (1) Historiker können den genauen Ort historischer Städte nicht immer akkurat bestimmen. Ausgerechnet der Autor eines fundierten Geschichtsbuches gab einmal zu bedenken, dass die weltweit größten Lügner die Historiker gewesen sind. Im Gebiet des heutigen Damaskus gibt es viele Ruinen einer Stadt und jede dieser Ruinen könnte das ursprüngliche Damaskus sein. Wie bei vielen uralten Städten, so ist es auch bei Damaskus: Wenn die Stadt an einem Ort zerstört wurde, wurde sie nicht immer am gleichen Platz wiederaufgebaut, sondern an einem anderen Ort in der Nähe. Andere Städte, wie zum Beispiel Jerusalem, wurden hingegen am gleichen Ort wiederaufgebaut, weil genau dieser Ort den Menschen so wichtig war. Wir überlassen es den Archäologen, eine Antwort auf die Frage nach den richtigen Ruinen von Damaskus zu finden. (2) Im Lauf der Geschichte hat Damaskus den Verwüstungen von Kriegen widerstanden und nie aufgehört, eine Stadt zu sein, obwohl es den Standort verlagert hat. Es ist wahrscheinlich die älteste Stadt der Welt. Bis jetzt hat Damaskus jede Katastrophe überlebt, gerade in einem Land, in dem eine Armee nach der anderen durchmarschiert ist. Damaskus wird zerstört werden und, wie Jesaja hier sagt, nicht länger eine Stadt sein. Es wird zum Trümmerhaufen werden. Diese beiden Erklärungen zeigen die Genauigkeit der Prophezeiung, die Jesaja gegeben hat. Ich lese noch einmal die Verse 1 und 2 aus dem siebzehnten Kapitel des Jesajabuches: 3
Dies ist die Last für Damaskus: Siehe, Damaskus wird keine Stadt mehr sein, sondern ein zerfallener Steinhaufen; seine Städte werden verlassen sein für immer, dass Herden dort weiden, die niemand verscheucht (Jes 17,2). Dies bezieht sich auf die ländliche Gegend um Damaskus. Das bedeutet, das gesamte Gebiet würde zerstört werden. Dies ist wahrscheinlich in der Vergangenheit schon passiert und es wird wieder passieren. Hören wir nun Vers 3: Und es wird aus sein mit dem Bollwerk Ephraims und mit dem Königtum von Damaskus; und dem Rest von Aram wird es gehen wie der Herrlichkeit Israels, spricht der HERR Zebaoth (Jes 17,3). Das nördliche Reich von Israel muss seinen Anteil an der Last für Damaskus tragen, denn sie waren ein Bündnis eingegangen. Im zweiten Buch der Könige, Kapitel 15, Vers 29, steht, dass beide von Tiglat-Pileser belagert wurden, und in Kapitel 17, Vers 6, steht, wie Salmanassar beide wegführte. Dies war eine teilweise Erfüllung von Jesajas Prophezeiung und viele sind der Meinung, dass es sogar die vollständige Erfüllung war. Aber ich denke, dass sich das alles sogar noch auf die Zukunft bezieht. Die Prophezeiung wurde auf jeden Fall schon teilweise erfüllt, aber oft finden wir im Wort Gottes, dass Gott uns durch eine teilweise Erfüllung mitteilen möchte, dass eine Prophezeiung noch vollständig erfüllt werden wird. Im Rest dieses Kapitels lesen wir, wie das Gericht vollstreckt wurde. Ich werde jedoch nicht im Einzelnen darauf eingehen. Ich lese nun weiter bei Vers 10: Denn du hast vergessen den Gott deines Heils und nicht gedacht an den Felsen deiner Stärke. Darum setze nur Pflanzen zu deiner Lust und lege Reben aus der Fremde! (Jes 17,10). Jesaja spricht zum Nordreich Israel und was er sagt, hat sich wortwörtlich erfüllt. Wie immer gibt es auch eine geistliche Anwendung. Im heutigen Israel wurden viele schöne Bäume und Weinreben gepflanzt. Ich selbst durfte fünf Bäume in Israel pflanzen. Die Zedernwälder des Libanons wurden fast völlig gerodet, aber es gibt viele Bäume in diesem Land. Auf dem Ölberg wuchsen viele Bäume, aber während die Türken dieses Gebiet kontrollierten, wurde praktisch das ganze Grün gerodet. 4
Nach dem Ersten Weltkrieg begann England eine Baumpflanzinitiative in Israel und bis heute wurden Millionen von Bäumen neu gepflanzt. DIE LAST DES LANDES JENSEITS DER STRÖME ÄTHIOPIENS Wir kommen nun zu Kapitel 18. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der fünften Last, die sich auf das Land hinter den Flüssen Äthiopiens bezieht. Es ist nicht eindeutig, auf welche Nation sich Jesaja wirklich bezieht, deshalb gibt es viele Deutungen. Einige denken, dass er über Ägypten spricht, aber die Beschreibung passt nicht auf dieses Land. Außerdem ist Ägypten das Thema des nächsten Kapitels, wo wir sehen, dass Gott mit diesem Königreich noch nicht fertig ist. Die Prophezeiungen bezüglich Ägypten haben sich bereits erfüllt. Einige Bibelausleger haben sogar vorgeschlagen, dass sich Kapitel 18 auf England und die Vereinigten Staaten von Amerika bezieht. Dem kann ich allerdings nicht zustimmen. Ich glaube, dass Äthiopien am besten auf die Beschreibung in der Bibel passt. Aber welches Äthiopien ist gemeint? In der Bibel werden zwei erwähnt. Das Wort für Äthiopien ist Kusch. Es gibt eines in Asien (vgl. 1 Mose 2,13) und es gibt eines in Afrika. Ich denke, der Text bezieht sich auf das Äthiopien, das in Afrika liegt. Es ist das Land jenseits der Ströme Äthiopiens, und das ist der Nil. Nun lenkt Gott die Aufmerksamkeit der Welt also auf Äthiopien. Ich lese dazu Vers 1 aus dem achtzehnten Kapitel des Jesajabuches: Weh dem Lande voll schwirrender Flügel, jenseits der Ströme von Kusch (Jes 18,1). Weh ist eine unglückliche Übersetzung. An anderen Stellen wird es mit wohlan!, auf! oder her! übersetzt und ist eine Art der Anrede, die Aufmerksamkeit erfordert. Hier sagte Gott also: Auf, du Land, höre was ich dir sage! Der Begriff schwirrende Flügel ist sehr interessant. Ein dortiger Missionar erzählte mir einmal, dass Äthiopien für seine Vogelwelt bekannt ist. Es heißt das Land der Flügel. In der Gute Nachricht Bibel lautet Jesaja 18, Vers 1, so: Weh dem Land der schnellen Boote, Äthiopien an den Quellflüssen des Nils! Kommen wir nun zu Vers 2: 5
das Boten über das Meer sendet und in leichten Schiffen auf den Wassern fährt! Geht hin, ihr schnellen Boten, zum Volk, das hoch gewachsen und glatt ist, zum Volk, das schrecklicher ist als sonst irgendeins, zum Volk, das befiehlt und zertritt, dessen Land Wasserströme durchschneiden (Jes 18,2). Das als hoch gewachsen und glatt bezeichnete Volk ist Israel. Das ist ganz offensichtlich und die meisten Bibelkundigen würden hier zustimmen. Ich lese weiter bei Vers 3: Alle, die ihr auf Erden wohnt und in den Ländern lebt wenn man das Banner auf den Bergen aufrichtet, so sehet! Wenn man die Posaune bläst, so höret! (Jes 18,3). Viele denken, dass das hier erwähnte Banner die Bundeslade ist, die später in den Tempel getragen wurde. Die Bundeslade verschwand zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft und es gibt eine Tradition, die besagt, dass sie nach Äthiopien getragen wurde. Es gibt in diesem Land eine Kirche, die behauptet, die Bundeslade zu haben. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ein Banner wird aus diesem Land kommen. Ich springe nun zu Vers 7. Dieser lautet: Zu der Zeit wird das hoch gewachsene und glatte Volk, das schrecklicher ist als sonst irgendeins, das befiehlt und zertritt, dessen Land Wasserströme durchschneiden, Geschenke bringen dem HERRN Zebaoth an den Ort, da der Name des HERRN Zebaoth wohnt, zum Berge Zion (Jes 18,7). Dies bezieht sich eindeutig auf die Zeit, wenn das Königreich Christi auf dieser Erde vollendet wird und die Äthiopier wieder nach Jerusalem kommen, um dort anzubeten. Es wird kein Gerichtswort gegen sie ausgesprochen. In Psalm 87, Vers 4, antwortet der Äthiopier auf die Frage, was er in Jerusalem macht, dass er dort geboren wurde. Gott hat über Äthiopien wundervolle Dinge zu sagen! Ins Deutsche übertragen von Ricarda Colditz Redaktionelle Bearbeitung: Kai-Uwe Woytschak 6