Predigt Jesaja 40, 1-11
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- Victor Kaufman
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1 Predigt Jesaja 40, 1-11 Der Predigttext von heute kommt aus dem Kapitel 40 vom Propheten Jesaja. Mit diesem Kapitel fängt im Buch Jesaja ganz ein neuer Abschnitt an. Nachdem im Jahr 587 v. Chr. das angekündigte Strafgericht eingetroffen ist: das Königreich Juda zerschlagen, der Tempel in Jerusalem verbrannt, Jerusalem ein trostloser Trümmerhaufen, ein groser Teil der Bevölkerung seit Jahrzehnten in der Fremde und Gefangenschaft in Babylonien, taucht unter den Deportierten ein Prophet auf, der nicht mehr von Strafe und Gericht redet, sondern davon, dass das Volk Gottes getröstet werden soll. Die Verse 1-11 aus Jesaja 40 reden von Not und von Trost, von Gefangenschaft und Befreiung; von der Fremde und dem Zurück-Kommen nach Hause. Davon, dass Gott auf uns zukommt, (ganz adventlich) bei uns ankommt, und dass er uns mitnimmt auf seinem Weg des Friedens und der Freude. Lesung Jesaja 40, 1-11 Lied 361, 1-5: O Heiland, reiss die Himmel auf Ich glaube, etwas, das wir alle immer wieder brauchen, ist Trost. Wenn uns etwas missglückt, wenn wir irgendwie gestolpert sind im Leben, wenn uns etwas verletzt hat, wir eine Enttäuschung erlebt haben; dann ist eines nötig: Trost und Zuversicht. Und vielleicht sieht unser Leben gegen aussen ganz gut aus, wir sind erfolgreich, haben eigentlich alles, was wir brauchen; und doch fehlt uns im Innern etwas: eine tiefe Geborgenheit, die Gewissheit, ich bin gewollt, wichtig, geliebt und erwünscht; mein Leben hat einen Sinn. Auch das ist das Bedürfnis nach Trost. Oder denken wir nicht zuletzt - an viele Menschen, die verletzt und verwundet sind, traumatisiert und verängstigt durch Terror und Extremismus, durch Kriege; auf der Flucht, unterwegs. Ein schier unendliches Bedürfnis nach Trost, für diese Welt, für alle Völker. Auch das Volk Israel hat zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft Trost gebraucht. Die Zerstörung von Jerusalem im Jahr 587 v.chr. und die Verschleppung von vielen Einwohner haben sie als Straf, als Gericht, als Antwort von Gott angenommen, weil sie sich von Gott und seinen Geboten abgewendet haben. Sie sind verloren, getrennt von Gott, wie tot. Jetzt brauchen sie Trost, neue Hoffnung, eine neue Perspektive, eine Zukunft. Die 1
2 Gewissheit, dass Gott sie nicht vergisst, dass er kommt, sie rettet, wieder heim führt zurück zu Ihm. Genau das ist hier die Botschaft des Jesaja: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott, Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst (= Knechtschaft; Kriegsdienst in der Fremde), zu Ende geht, dass ihre Schuld beglichen ist, denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden. (Jes 40, 1-2). Und so hört der Jesaja die Stimme vom Himmel, die ihm ein Bild vor Augen malt: eine Bahn, ein Weg soll durch die Wüste gehen, wo darauf Gott kommt zusammen mit allen, die er befreit: Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Strasse für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben. Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn. (Jes 40, 3-5a) Darin liegt der Trost für das Volk von Gott. Dass Er seine Herrlichkeit zeigt: seine Kraft, die befreit; seine Macht, die stärker ist als jeder Krieg, als alle Gewalt der Unterdrücker. In Babylon gab es prachtvolle Strassen, auf denen die Götterbilder in Prozessionen herumgeführt wurden. Der Gott Israels dagegen lässt eine Strasse für sich bauen, auf der er sein Volk nach Hause führen will. So wie er sein Volk schon einmal durch die Wüste geführt hat aus der Gefangenschaft in Ägypten in die Freiheit, ins gelobte Land. Was der Prophet Jesaja hier angekündigt hatte, ist eingetroffen. Nach einer Generation in der babylonischen Gefangenschaft übernahmen die Perser die Herrschaft im Land. Ihr König Kyros liess die Gefangenen zurückkehren in ihre Heimat. Und so kann die Stadt Jerusalem zur Botschafterin der Freude werden: dass Gott kommt und mit ihm seine Menschen, die er liebt, die er trägt, führt und leitet, wie ein guter Hirt: Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich 2
3 nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen. (Jes 40, 9-11) Gott kommt, (rettet, befreit) und führt uns heim. Was Israel hier erlebt hat, wie Gott sich hier gezeigt hat, wird auch uns zum Segen, soll sich ausweiten auf die ganze Schöpfung. Alle Menschen, alle Völker, die ganze Schöpfung sollen es erfahren: Gott kommt und nimmt uns mit auf den Weg zurück zu Ihm, zu unserem eigentlichen Ursprung, unserer Bestimmung und Heimat. Darum ist Gott in der Geschichte seinen Weg mit seinem Volk weitergegangen. Ums Jahr 30 nach Christus ruft einer, Johannes der Täufer, in der Wüste: Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe So lesen wirs im Matthäusevangelium, das dann über den Johannes sagt: Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Strassen! (Mt 3, 2f). Und das Markus-Evangelium fängt an mit den Worten: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Strassen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. (Mk 1, 1-4) So macht Johannes der Täufer eine Bahn/einen Weg bereit für Jesus Christus. ER kommt und will uns und alle(s) mitnehmen auf den Weg zurück zum Vater. Das ist wahrer Trost: zu spüren, zu glauben, zu wissen; wir alle, jedes einzelne von uns, sind unterwegs auf dieses Ziel zu. Und zu glauben und zu vertrauen; wir sind Teil dieser Welt, Teil der Schöpfung, die nicht verloren ist, sondern aufgehoben im Herzen Gottes. Dieser Trost will sich Bahn verschaffen und Raum bekommen in unseren Herzen und in unserer Welt. Genau das: dass Menschen sich für Gott öffnen können, war Ziel der Botschaft von Jesus Christus. Diese Öffnung geschieht nicht an der Krise vorbei, sondern durch die Krise hindurch. Da ist die Bibel sehr realistisch. 3
4 Darum führt der Weg durch die Wüste. Gott hat überall dort, wo Er in die Geschichte eingreifen wollte, jemanden dazu vorbereitet. Meistens rief Er ihn dazu aus seiner ihm vertrauten Umgebung heraus. Er führt ihn in die Wüste, liess ihn dort längere Zeit verweilen, bis er ihm eine Begegnung mit seiner Person schenkte. Danken wir an Abraham, Mose, Johannes den Täufer oder an Jesus Christus. Für uns kann die Wüste stehen für Orte und Zeiten, wo uns unsere Grenzen bewusst werden, aber auch wo wir uns sammeln können, klären; unterscheiden, was wirklich wichtig und wesentlich ist. Solche Wüstenzeiten können uns helfen, in eine wachsende Freiheit hineinzukommen; loszulassen, was ich eigentlich gar nicht brauche; mich dem zuzuwenden, was das Leben wirklich kostbar macht; Gott; der sorgfältigen Liebe, der Wertschätzung auch vom Kleinen und Unscheinbaren, dem Frieden, den Not-Leidenden. Gerade darin zeigt sich die Würde, die Gott uns geschenkt hat. Wir können durch Durststrecken, durch die Wüste (durch Wüstenzeiten unseres Lebens und das anderer) einen Weg vorbereiten. Wir können durch unser Lebensdickicht eine Strasse bauen. Wir können für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen. Täler der Not und Trauer auffüllen helfen mit Mitgefühl, Trost und Leben. Selbstgerechtigkeit und Erhöhung hingegen sollen wir entlarven. In allem können wir uns aufrichten vor Gott, unser Leben vor ihm entfalten, ordnen in seinem Licht. Nichts müssen wir vor Ihm verstecken. Auch das nicht, was in uns noch dunkel und unerlöst ist. Jesus Christus ist derjenige, der unsere Schuld, Verfehlungen abgetragen hat, ans Kreuz getragen hat. Jesus Christus ist es, der all unsere tiefen Täler, alle Abgründe der Angst ausfüllt mit seiner Liebe. Die Liebe ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, lesen wir im Röm 5,5. Der Heilige Geist wird in der Bibel bezeichnet als Tröster. Das also ist unser Trost: dass nicht wir den Weg zu Gott finden müssen, sondern dass er zu uns kommt als ein Gerechter, Helfer und Tröster; und dass er uns erfüllen möchte mit seiner Gegenwart, mit Seinem Leben, Seinem Geist. Wir machen Ihm den Weg zwäg ; wir tun uns auf für Ihn. 4
5 So möge Gott uns alle in dieser Adventszeit segnen, mit Zeiten der Ruhe, des Innehaltens, dass wir Gott Raum geben können für das, was Er uns schenken möchte, dass wir selber selber Boten und Botinnen des Trostes und der Freude sein können. Jesus Christus kommt und nimmt uns und die ganze Schöpfung mit auf den Weg des Friedens, auf den Weg zu Gott. Amen. 5
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