BAUWIRTSCHAFT (HOCHBAU/GEBÄUDEBAU) SCHWEDEN
Schweden - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) Branche kompakt: Schweden - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) (Juni 2015) Stockholm (gtai) - Die Investitionen in Schwedens Bauwirtschaft könnten nach Angaben des schwedischen Bauverbandes Sveriges Byggindustrier 2015 um 8% steigen. Zum einen hat der Wohnungsbau seit Herbst 2013 wieder an Fahrt gewonnen. Zum anderen dürfte auch die öffentliche Hand wieder ein wichtiger Wachstumstreiber sein, vor allem durch Investitionen in das Schienennetz. Marktentwicklung/-bedarf Die Investitionen in die Bauwirtschaft könnten damit auf knapp 381 Mrd. Schwedische Kronen (skr; rund 41,9 Mrd. Euro; durchschnittlicher Wechselkurs 2014: 1 Euro = 9,0985 skr) steigen, vorausgesetzt, die Wachstumsprognose von 8% tritt ein. Das starke Wachstum der Investitionen in den Wohnungsbau setzt sich fort (voraussichtlich um 19%, nach 21% im Jahr 2014), wegen der starken Zuwanderung besonders im Großraum Stockholm. Auch dürfte die öffentliche Hand wieder ein wichtiger Wachstumstreiber sein, die 2015 zwar weniger in den Straßenbau, dafür aber mehr Geld in das Schienennetz investieren wird. Neue Büroflächen im Großraum Stockholm kommen in größerem Umfang erst 2016 wieder auf den Markt. Mieter zieht es zunehmend in periphere Stadtgebiete, wo sie noch größere, zusammenhängende Flächen anmieten können. Neue Büroflächen, die 2015 in Göteborg fertiggestellt werden, sind bereits zu vier Fünfteln vorvermietet. Auch der Anlagenbau bietet Geschäftschancen. Ein Kernpunkt im Regierungsprogramm der rotgrünen Koalition ist der angestrebte Abbau der Kern- und gleichzeitige Ausbau der erneuerbaren Energien, was geplanten neuen Projekten im Energiesektor, darunter neue Windkraftwerke und der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, Auftrieb geben könnte. Ausgewählte Strukturdaten zum Hochbau in Schweden (in Mrd. skr; Veränderungen in %) Kennziffer Investitionen 2014 Veränderung 2014/2013 Veränderung 2015/2014*) Veränderung 2016/2015 *) Bauinvestitionen insgesamt 380,9 15 8 7 Wohnungsbau 162,0 21 18 3 Neubau 77,9 37 30 5 Umbau 67,4 10 9 1 öffentlicher, gewerblicher und 81,8 9 0 0 industrieller Anlagenbau privat 46,5 14-4 -1 öffentlich 35,3 3 4 2 sonstiger Hochbau 137,1 12 2 1 privat 89,5 12 2 1 öffentlich 47,6 13 2 1 *) Prognosen Quelle: Sveriges Byggindustrier, Juni 2015 Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Schweden - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) Die Anzahl der Baubeginne stieg 2014 um rund ein Viertel an. Experten rechnen daher damit, dass die Investitionen in den Wohnungsbau 2015 landesweit um 18% auf 162 Mrd. skr zulegen werden. Die Bauaktivität konzentriert sich dabei vor allem auf den Großraum der Hauptstadt. Große Wohnungsneubauprojekte (jeweils Mehrfamilienhäuser) gibt es unter anderem in Solna und Uppsala, aber zum Beispiel auch in Lulea. NIMAB Entreprenad, eine Tochtergesellschaft des Strabag-Baukonzerns, wird in Malmö zwei Wohnkomplexe errichten. Ganz neue Wohngebiete sollen unter anderem in Nynäshamn und Sigtuna entstehen. Anzahl der Baubeginne im Wohnungsbau in Schweden Anzahl 2014 2015*) 2016*) Neubau 37.800 45.000 48.500 Mehrfamilienhäuser 29.450 35.600 38.500 Einfamilienhäuser 8.350 9.400 10.000 Nettozuwachs durch Umbau 2.600 2.500 2.700 Insgesamt 40.400 47.500 51.200 *) Schätzung/Prognose Quelle: Boverket Der Markt für Wohnungsrenovierungen und -modernisierungen, 2014 bereits um gut 7% gewachsen, könnte 2015 noch stärker (um 8 bis 9%) zulegen. Das Investitionsvolumen lag im letzten Jahr bei 67,4 Mrd. skr. Besonders die Erneuerung der Gebäudetechnik und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz führen zu weiteren Umbauaktivitäten. Während die Regierung zur Verbesserung der Energieeffizienz in Mehrfamilienhäusern Fördermittel in Höhe von 3,5 Mrd. skr bereitstellt, wird der sogenannte Rot-avdrag, durch den Kosten für handwerkliche Facharbeiten zur Wartung, Sanierung und Reparatur von Häusern und Wohnungen bislang zu 50% steuermindernd geltend gemacht werden konnten, auf 30% reduziert. Um den Energieverbrauch in Wohn- und Geschäftshäusern auf Landesebene deutlich zu reduzieren, müsste Schweden den Fokus stärker als bisher auf Effizienz verbessernde Maßnahmen in bestehenden Gebäuden (Umbau, Renovierung) richten. Denn neue Gebäude machen pro Jahr nur etwa 1% des Immobilienbestands aus. Erheblicher Modernisierungsbedarf besteht vor allem bei Mehrfamilienhäusern aus den 1960er- und 70er-Jahren in den Randgebieten größerer Städte. Die Anzahl sanierungsbedürftiger Objekte dieser Art liegt laut Experten bei 800.000 bis 850.000 Wohnungen. Zur Verbesserung der Energieeffizienz in Mehrfamilienhäusern stellt die Regierung Fördermittel in Höhe von 3,5 Mrd. skr bereit. Daneben begünstigen nationale Handlungspläne unter anderem bestimmte Förderprogramme, Forschungsgruppen und Netzwerke, von denen Schweden - im Gegensatz zu vielen anderen Ländern - gleich eine ganze Reihe unterhält. Aufgabe der Energieeffizienznetzwerke ist es, Gemeinden, Provinziallandtage, die Industrie, Eigentümer von Immobilien, den öffentlichen Sektor und Privathaushalte in Energieeffizienzfragen zu unterstützen. Der öffentliche, gewerbliche und industrielle Anlagenbau ist 2014 um 9% gewachsen. Dazu haben vor allem gewerbliche und industrielle Projekte beigetragen (+14%). Im Jahr 2015 sollen diese aber um 4% zurückgehen, während der öffentliche Anlagenbau nochmals leicht zulegen dürfte (+4%). Zwei aktuelle Großprojekte sind der Bau einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Boras für rund 3,2 Mrd. skr (geplanter Betriebsstart ist im Jahr 2018) und großer Logistikflächen am Hafen von 2 Branche kompakt
Göteborg für über 4 Mrd. skr (zu den Investoren gehören neben der Hafengesellschaft Göteborgs hamn auch die Bau- beziehungsweise Immobilienfirmen Castellum, NCC, Prologis und Bockasjö). Nachdem der öffentliche Anlagen- und sonstige Hochbau im Vorjahr um knapp 4% geschrumpft war, stieg er 2014 um 7% an (Volumen 2014: 82,9 Mrd. skr). In diesem Jahr wird ein Plus von 2 bis 3% erwartet. Eines der größten Vorhaben ist der Bau einer Forschungsanlage zur Analyse der Eigenschaften von Stoffen mithilfe von Neutronen in Lund bei Malmö (Lund European Spallation Source (ESS); Gemeinschaftsprojekt von 17 europäischen Staaten, wobei sich Schweden mit gut einem Drittel an den Baukosten beteiligt, Deutschland mit 11%). Weitere bedeutende Projekte sind der Ausbau des Angström-Laboratoriums an der Universität in Uppsala und der Bau des neuen Nobel-Centers (Nobelhuset) in Stockholm. Ausgewählte Großprojekte in Schweden (in Mio. skr) Vorhaben Investitionssumme Baubeginn Umbau des Stockholmer Stadtgebiets Slussen Bau des Testfahrtengeländes Climate Arena für Kfz in Sunne Bau von Mehrfamilienhäusern mit Wohnungen und Büros in Uppsala Bau eines neuen Rathauses und von Einfamilienhäusern im Stadtzentrum von Södertälje Bau einer Methanolfabrik in Hagfors Bau einer Bioraffinerie im Industriegebiet Kvarntorp Bau einer Vergasungsanlage in Landskrona Bau einer Produktionsanlage für biologische Arzneimittel bei Södertälje Auftraggeber 8.000 März 2015 Stockholms Stads Exploateringskontor, Stockholms Stad, Trafikkontoret 5.000 2016 Climate Arena Holding AB 2.000 bis 5.000 Januar 2016 Magnolia Bostad AB 2.000 bis 4.000 2016 Södertälje kommun 3.500 Oktober 2015 Värmlandsmetanol AB 3.000 2016 benannte Unternehmen: Värmlandsmetanol AB, Sakab und E.ON Gasification Development 3.000 2016 E.ON Sverige AB 2.300 November 2015 Astra Pharmaceutical Production AB Quelle: Sverige Bygger AB (www.sverigebygger.se) Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Schweden - Bauwirtschaft (Hochbau/Gebäudebau) Produktion/Branchenstruktur Das Gros der Bauaufträge in Schweden wird an Generalauftragnehmer vergeben. Im Gegensatz zur mittelständisch geprägten deutschen Bauwirtschaft dominieren mit NCC, Skanska und Peab in dem Königreich drei große Baukonzerne das Geschehen, die alle über eigene Einkaufsorganisationen verfügen und ihre Produkte auch im Ausland beziehen. Für Zulieferer ist es daher oft schwierig, einen Fuß in den Markt zu bekommen, ohne die eigenen Produkte direkt bei den Großen der Branche zu präsentieren. Dennoch kommen auch deutsche Unternehmen bei einer Reihe von Projekten als Subauftragnehmer oder Lieferanten in Frage. NCC, Skanska und Peab vereinigten 2013 knapp zwei Drittel des von den 30 größten Bauunternehmen des Landes in Schweden erwirtschafteten Umsatzes auf sich. Im Hinblick auf die Beschäftigung lag der Anteil sogar noch leicht darüber. Insgesamt waren in der Bauindustrie nach Verbandsschätzungen im Zeitraum Mai 2014 bis April 2015 durchschnittlich rund 308.000 Personen beschäftigt. Von den 2014 in Schweden registrierten knapp 1.158.350 Unternehmen hatten gut 96.700 (gut 8%) Bezug zur Bauwirtschaft, davon 22.300 im Bereich Gebäudebau. Weitere 13.100 befassten sich mit Abbruch- und Nivellierungsarbeiten, gut 19.500 mit Bauinstallationen und 39.650 mit Bauabschlussarbeiten. Mit Veidekke (Norwegen), Strabag (Österreich), Lemminkäinen (Finnland) und Strukton Rail (Niederlande) haben vier der zehn größten Bauunternehmen in Schweden ihren Hauptsitz außerhalb des Königreichs. Große Bauunternehmen in Schweden Unternehmen Peab Skanska NCC JM Svevia Veidekke Sverige 1) Infranord Strabag Sverige 2) Lemminkäinen 3) Strukton Rail AB Internetadresse www.peab.se www.skanska.se www.ncc.se www.jm.se www.svevia.se www.veidekke.se www.infranord.se www.strabag.se www.lemminkainen.se www.strukton.se 1) Veidekke Bostad, Veidekke Entreprenad und Veidekke Sverige; 2) Strabag Sverige, Strabag Projektutveckling, Züblin Scandinavia und Nimab Entreprenad; 3) Rekab Entreprenad und Lemminkäinen Sverige Quelle: Sverige Bygger 4 Branche kompakt
Nach Einschätzung von Branchenkennern können Kooperationen mit schwedischen Unternehmen deutschen Baufirmen den Markteintritt erleichtern. Gerade im Hinblick auf die gute Baukonjunktur und damit entstehende Engpässe, neue Technologien und Werkstoffe sowie die hohen inländischen Baustoffpreise können Anbieter aus Deutschland wichtige Faktoren in eine Partnerschaft einbringen. Geschäftspraxis Große öffentliche Bauvorhaben werden EU-weit ausgeschrieben. Onlinedatenbanken wie www.byggfakta.se oder www.sverigebygger.se informieren detailliert über anstehende Projekte in Schweden. Ein bedeutendes Geschäftsfeld der großen Bauunternehmen ist die Projektentwicklung. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkung AHK Schweden www.handelskammer.se Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Portal 21 www.portal21.de Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa Näringsdepartementet www.regeringen.se zuständiges Ministerium Boverket www.boverket.se Baubehörde Sveriges Byggindustrier www.bygg.org Bauverband byggnyheter.se www.byggnyheter.se Fachzeitschrift Byggfakta Projektnytt www.projektnytt.se Fachzeitschrift Byggindustrin www.byggindustrin.se Fachzeitschrift Nordbygg www.nordbygg.se zweijährliche Baumesse, nächster Termin 5. bis 8.4.16 in Stockholm Sverige Bygger www.sverigebygger.se Internetportal Forum för Energieffektiva Byggnader www.ivl.se Internetportal des Schwedischen Umweltinstituts (IVL Svenska Miljöinstitutet) Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Heiko Steinacher, Stockholm Redaktion: Axel Dörr Tel.: +49 (0)228/24993-263 E-Mail: axel.doerr@gtai.de Ansprechpartnerin: Edda vom Dorp Tel.: +49 (0)228/24993-279 E-Mail: edda.vom-dorp@gtai.de Redaktionsschluss: Juni 2015 Bestell-Nr.: 20136 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.