Ergebnisbericht INNOVATIONSBEIRAT DER IHK SCHWABEN Rohstoffreport Schwaben Bedeutung und Verfügbarkeit einzelner Rohstoffe für die Wirtschaft in Schwaben Eine Bewertung durch die Unternehmerschaft Dr. Matthias Köppel Georg Muschik Juli 2016 08.07.2016 Seite 1 von 8
ZUSAMMENFASSUNG Die Forschungsfrage der Untersuchung lautete: Welche Rohstoffe sind für die Produktion in Ihrem Unternehmen in Schwaben heute von Bedeutung und welche Bedeutung messen Sie diesen Rohstoffen im Jahr 2030 zu? Zentrale Ergebnisse: 1. Vor allem Kunststoffe (v.a. ABS, Polyamide), Metalle (v.a. Stahl, Kupfer, Aluminium) und Holz sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des verarbeitenden Gewerbes in Schwaben. 2. Elementare Versorgungsengpässe sind derzeit nicht zu erkennen. Methodik: Die dargestellten Ergebnisse beruhen auf einer schriftlichen Befragung von 450 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 50 Mitarbeitern (nur HR-Unternehmen) in Bayerisch- Schwaben. Die Erhebung wurde im Oktober des Jahres 2015 durchgeführt. Die Analyse basiert auf 61 Unternehmensantworten, was einer Rücklaufquote von 13,5 Prozent entspricht. Inhaltsverzeichnis 1. Anspruch und Ziel... 3 2. Ergebnisse... 4 3. Quellen und weiterführende Information... 8 08.07.2016 Seite 2 von 8
1. Anspruch und Ziel Bayerisch-Schwaben verfügt nach wie vor über eine starke Basis im produzierenden Gewerbe. Die höchste regionale Spezialisierung ist momentan im Metall- und Maschinenbau gegeben. Das nachfolgende Tableau zeigt auf einen Blick die derzeitige Branchenstruktur der schwäbischen Wirtschaft in allen relevanten Wirtschaftszweigen. Abbildung 1: Branchenportfolio der Region Schwaben 2013. Quelle: PROGNOS AG Das Hauptanliegen der Untersuchung liegt in der Analyse des Rohstoffbedarfs für die in Schwaben produzierenden Unternehmen in zwei Zeitdimensionen: Heute und in der Zukunft. Der Bedarf wurde mit Rohstoffverknappungsfaktoren abgeglichen um zukünftig Versorgungsrisiken zu ermitteln. Dazu wurden Unternehmensvertreter aufgefordert, die aktuelle und zukünftige Bedeutung von Rohstoffen für ihr Unternehmen zu bestimmen. Um die Versorgungssicherheit für den Produktionsstandort Bayerisch-Schwaben abschätzen zu können, wurde den wichtigsten Rohstoffen der jeweilige Herfindahl-Hirschmann-Index (HHI) zugeordnet. Der HHI ist ein Maß für die Marktkonzentration der Rohstoffquellen. Je höher der HHI, umso mehr konzentriert sich die Nachfrage auf wenige Erzeuger. Dies erhöht potenziell das Versorgungsrisiko. Einfach gesprochen lautet die Frage der Untersuchung: Welche Rohstoffe werden für die Wirtschaft in Schwaben in Zukunft von Bedeutung sein und wie wird deren Verfügbarkeit eingeschätzt? 08.07.2016 Seite 3 von 8
2. Ergebnisse I. Bedeutung von Rohstoffen für die Produktion 2015 und 2030 Die Befragung der Unternehmer zielte auf eine Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Bedeutung von ausgewählten mineralischen und metallischen Rohstoffen sowie einiger weiterer Materialien ab. Abbildung 2: Bedeutung ausgewählter Rohstoffe 2015 und 2030 mit Angabe des Herfindahl-Hirschmann-Index. Stahl Aluminium 1.649 1.763 Eisen Holz/ Zellulose Kupfer Kein HHI 1.388 1.763 Zink Chrom 1.581 2.438 Nickel Zinn 1.148 2.667 Carbonfasern Kein HHI Graphit Phosphat Lithium Zement Titan Blei Platin Selen Tantal 4.787 2.137 3.179 Kein HHI 1.334 2.934 5.447 1.413 1.678 2030 2015 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4 2,6 2,8 3 Geringe Hohe Bedeutung Bedeutung 08.07.2016 Seite 4 von 8
Die höchste Bedeutung für die Sicherung ihrer Produktion sprechen die Unternehmer sowohl aktuell als auch in Zukunft dem Werkstoff Stahl zu. Hauptbestandteil dieser metallischen Legierung ist Eisen, dem von den befragten Unternehmen auch eine große Bedeutung beigemessen wird. Durch die vielfältigen Eigenschaften von Stahl ergibt sich ein breiter Anwendungsbereich als Werkstoff, der unter anderem in den Leitbranchen, Metall- und Maschinenbau sowie der Luft- und Raumfahrttechnik, eingesetzt wird. Als zweitwichtigster Rohstoff wird Aluminium eingestuft. Aluminium kommt als Leichtmetall insbesondere in der Luft- und Raumfahrt und im Fahrzeugbau zum Einsatz. Dem Werkstoff Carbon wird in der Zukunft noch sehr viel zugetraut Insbesondere Carbonfasern scheinen für die Zukunftsfähigkeit der schwäbischen Wirtschaft von Bedeutung zu sein. Die Nutzung von Kohlenstofffasern im Vergleich zu anderen Materialien führt bei ähnlichen Eigenschaften zu Gewichtseinsparungen, was wiederum einen Einsatz, vor allem im Bereich der Luft- und Raumfahrt sowie dem Maschinen- und Fahrzeugbau, begünstigt. Auch Holz und Kupfer stellen essentielle Materialien für das verarbeitende Gewerbe dar. Überraschend ist, dass Holz in der erwarteten zukünftigen Bedeutung verliert. Den weiteren Rohstoffen beziehungsweise Materialien wird eine eher geringe Bedeutung zugesprochen. Abbildung 2 beschreibt zudem auch den genannten HHI der einzelnen Rohstoffe. Dieser misst die Marktkonzentration der Rohstoffproduzenten und ist definiert als die Summe der quadrierten Anteilswerte aller Marktteilnehmer. Unter einem Wert von 1.500 gilt ein Markt als niedrig konzentriert (grün), zwischen 1.500 und 2.500 als mäßig konzentriert (orange) und alle Werte darüber deuten auf eine hohe Konzentration des Marktes hin (rot). Die Ergebnisse zeigen, dass die für die schwäbische Wirtschaft bedeutenden Rohstoffe eine niedrige oder mäßige Konzentration an Marktteilnehmern aufweisen, so dass für die wichtigsten Rohstoffe keine Verknappung zu erwarten ist. Bei Platin beispielsweise zeigt der HHI einen hohen Wert von 5447, was auf eine Vormachtstellung einiger weniger Platinproduzenten und auf starke Abhängigkeiten zu diesen Förderern hinweist. 08.07.2016 Seite 5 von 8
II. Verteilung der teilnehmenden Unternehmen nach Branchen Abbildung 3: Verteilung der Unternehmen nach Branchen. 18,0% Herstellung von Metallerzeugnissen 16,4% Maschinenbau 11,5% H.v. Gummi- und Kunststoffwaren 11,5% H.v. chem. Erzeugnissen 6,6% H.v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen 6,6% Metallerzeugung und -bearbeitung 6,6% H.v. Papier, Pappe und Waren daraus 6,6% H.v. Nahrungs- und Futtermitteln 4,9% H.v. Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 3,3% H.v. Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen 3,3% H.v. Druckerzeugnissen; Vervielfältigung bespielter Ton-, Bild- und Datenträger 3,3% Herstellung von Textilien 1,6% Herstellung von sonstigen Waren 1,6% Herstellung von elektrischen Ausrüstungen 1,6% Getränkeherstellung In Abbildung 3 ist die Verteilung der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, nach Branchen dargestellt. 18 Prozent der Unternehmen sind in der Herstellung von Metallerzeugnissen tätig, gefolgt von Unternehmen des Maschinenbaus und der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren. Aber auch die Herstellung von chemischen Erzeugnissen, Kraftwagen und Kraftwagenteilen, Nahrungs- und Futtermitteln, Papier, Pappe und Waren daraus sowie die Metallerzeugung und bearbeitung haben eine hohe Bedeutung für die schwäbische Wirtschaft. Die genannte Branchenverteilung begründet somit die Bedeutungszumessung der in Abbildung 2 genannten Rohstoffe und Materialien. 08.07.2016 Seite 6 von 8
III. Jährlicher Verbrauch der wichtigsten Rohstoffe und Materialien Zusätzlich zur Abfrage nach den wichtigsten fünf Rohstoffen und Materialen der jeweiligen Unternehmen wurde auch nach dem jährlichen Verbrauch dieser gefragt. Die Ergebnisse wurden nach der Summe der Nennungen geordnet. Abbildung 4: Summe der Nennungen (n) und Bedarf in Tonnen pro Jahr. Kunststoff wurde von vielen Unternehmen (23 Nennungen) als für sie wichtiges Material angegeben, gefolgt von Eisen / Stahl und Aluminium. Papier und Zellulose wurden zwar nur von acht Unternehmen als wichtige Materialien für die Produktion genannt, sie weisen jedoch mit über 300.000 Tonnen den höchsten jährlichen Rohstoffbedarf in Schwaben auf. Auf Rang zwei, gemessen am Bedarf in Tonnen pro Jahr, folgen Eisen und Stahl. Hier überlagern sich die hohe Zahl der Nennungen (17) als wichtigste Materialien und der Jahresbedarf. Die genannten Rohstoffe tragen entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit der unterschiedlichen Branchen der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft bei, werden jedoch durch Berechnungen des HHI nicht als kritisch in ihrer Versorgungssicherheit eingestuft. 08.07.2016 Seite 7 von 8
3. Quellen und weiterführende Information Rohstoffreport Bayern 2015 Die aktuelle Rohstoffsituation der bayerischen Industrie Download unter: www.schwaben.ihk.de Dok.-Nr. 2696202. DERA-Rohstoffliste 2014, Angebotskonzentration bei mineralischen Rohstoffen und Zwischenprodukten Download unter: http://www.deutsche-rohstoffagentur.de/dera/de/publikationen/schriftenreihe/schriftenreihe_node.html Ansprechpartner: Dr. Matthias Köppel Stettenstraße 1 + 3 86150 Augsburg Tel 0821 3162-205 Fax 0821 3162-342 Matthias.Koeppel@schwaben.ihk.de Georg Muschik Stettenstraße 1 + 3 86150 Augsburg Tel 0821 3162-403 Fax 0821 3162-342 Georg.Muschik@schwaben.ihk.de 08.07.2016 Seite 8 von 8