Bioenergiedörfer Klimaschutz und regionale Wertschöpfung 15 10 2013 Mössingen
Was sehen Sie auf diesem Bild? Einen modernen Öl-Tanker?
Nein, einen getarnten Geld-Transporter! Ein moderner Supertanker transportiert bis zu 300.000 t Rohöl, das sind ~ 2 Mio brl Bei einem Rohölpreis von ~ 100 $ / brl (Durchschnitt sowohl 2011 als auch 2012) sind das ~ 200 Mio $ / ~ 140 Mio Euro Die globalisierte Weltwirtschaft besteht aus Warenströmen und Geldströmen. Wenn der Tanker scheinbar leer zurück fährt, nimmt er das Geld mit: 140 Mio Euro bei jeder Fahrt!
Rückblick 4 Jahre Quelle: www.tecson.de
Rückblick: Heizöl Preise vor 15 Jahren Mehr als vervierfacht = > 10% Preissteigerung p.a.! Quelle: Privat
Ausblick 20 Jahre: Die Marktgesetze sind unbestechlich und unpolitisch. Die fossile Ressourcenfalle schnappt zu! Preis Nachfrage Menge 2010 2020 2030
Dringende Empfehlung: Wer fossile Energiekosten für die Zukunft kalkuliert, sollte zumindest mit der Preissteigerung der Vergangenheit rechnen, also gut 10 % pro Jahr. Alles andere ist Selbstbetrug! Das sind in 5 Jahren 1,50 Euro, in 15 Jahren 2,50 Euro je Liter Heizöl
Überwiegend fossil versorgte Region = Verlierer-Region wachsender Kaufkraftabfluss und Wohlstandsverlust selbst bei gleichbleibendem Energiebedarf (wg. steigender Preise)
In der B seeregion gibt es weder Öl, Gas noch Kohle auch kein einziges Großkraftwerk zur Stromerzeugung wohl aber Sonne, Biomasse, Wind- und Wasserkraft und Erdwärme ca. 90 % der kommerziell gehandelten Energie (Strom, Wärme, Treibstoffe) werden importiert entgegengesetzt zu den fossil-atomaren Energieströmen fliesst ein erheblicher Teil der Energiekosten als Finanzstrom aus der Region ab. Jahr für Jahr!
Die Dimensionen sind monströs Energiekosten pro Kopf und Jahr: Quelle: Stat. Bundesamt: Private Strom-, Wärme- und Mobilitätskosten und Energiekosten in Gütern und Dienstleistungen rund 2.650 Euro Einwohner Landkreis Konstanz: ca. 265.000 Energiekosten Landkreis / Jahr: Annahme: die Hälfte fliesst ab. (Eine moderate Abschätzung bei 90 % Import quote, Es müsste vor Ort eine Gewinnmarge von 40% verbleiben) rund 700 Mio Euro rund 350 Mio Euro Jede ersetzte kwh aus heimischen erneuerbaren Energien verringert die regional-wirtschaftliche Ausblutung. Systematisch und dauerhaft!
Überwiegend heimisch versorgte Region = Gewinner-Region hohe Kaufkraftbindung und Wohlstandssicherung
Welche Möglichkeiten haben wir, um den immer größer werdenden Abfluss an fossilen Energiekosten aufzuhalten? Den natürlichen Reichtum der Regionen nutzen! Das nutzen, was wir haben: Heimische regenerative Energien!
Praxisbeispiel Bioenergiedörfer Geschlossene Energie- und Geld-Kreisläufe: Der Begriff ist bisher nicht verbindlich definiert solarcomplex versteht darunter die weitgehende Versorgung eines Ortes mit Strom und Wärme aus heimischen (!) erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt auf fester, flüssiger und gasförmiger Biomasse (Holz, Pflanzenöl, Biogas) z. B.: Grundlast Strom: Biogas / Spitzenlast Strom: PV Grundlast Wärme: Biogas / Spitzenlast Wärme: Holz Keine Versorgung in Echtzeit, keine Autarkie sondern bilanzielle Betrachtung pro Jahr
Regenerative Wärmenetze von solarcomplex : in Betrieb Mauenheim (Inbetriebnahme 2006) Lippertsreute (Inbetriebnahme 2008) Schlatt (Inbetriebnahme 2009) Randegg (Inbetriebnahme 2009) Lautenbach (Inbetriebnahme 2010) Messkirch (Inbetriebnahme 2011) Weiterdingen (Inbetriebnahme 2011) Büsingen (Inbetriebnahme 2012) Emmingen (Inbetriebnahme 2013) in Planung Bonndorf (Inbetriebnahme 2014) Grün = mit Abwärme aus Biogas-BHKW
Weitere Projekte anderer Betreiber: in Betrieb Möggingen (Stadtwerke Radolfzell) Renquishausen (Genossenschaft) Hilzingen (komm. Eigenbetrieb) Leibertingen (Genossenschaft) Grün = mit Abwärme aus Biogas-BHKW Die Bodenseeregion ist bundesweit führend bei der Realisierung von sogenannten Bioenergiedörfern!
Anzahl der Anlagen Nutzung von Biogas in Deutschland Inst. Leistung (in MW)
Biogasnutzung regional Im Landkreis Konstanz gibt es derzeit über 30 Biogasanlagen mit gut 10 MW el Leistung > 80 Mio kwh Stromerzeugung / Jahr (ca. 5% des gesamten, ca. 25% des privaten Strombedarfs EEG-Vergütung ca. 15 Mio Euro / Jahr) Aber auch hier: Die meisten Anlagen ohne eine vollständige Nutzung der anfallenden Abwärme Die ungenutzte Abwärme beläuft sich auf 5-7 Mio Liter Heizöl-Äquivalent
Das Ärgernis: der Not kühler
Jahresganglinien Abwärme Biogasanlage, hier z.b. 250 kw el Wärmebedarf Wohngebäude, hier z.b. Gemeinde mit 500 Einwohnern
Bioenergiedorf Mauenheim
Mauenheim - Die Ausgangslage Der Ort bezog pro Jahr ~ 300.000 l Heizöl Der daraus resultierende Kaufkraftverlust beläuft sich auf fast 300.000 Euro jährlich (zu aktuellen Preisen) in 20 Jahren rund 20 Mio. (mit realistischer fossiler Preissteigerung von ~ 10 % / a) Eine am Ortsrand betriebene Biogasanlage bot ~ 300.000 l Heizöl-Äquivalent (HÖÄ) als Abwärme an Ziel war strom- und wärmeseitige Vollversorgung aus ee und weitgehende Bindung der Kaufkraft in der Region
Bioenergiedorf Mauenheim - Heute Biogasanlage (430 kw) und PV-Anlagen (> 800 kw) speisen etwa den 9-fachen Mauenheimer Strombedarf ein Wärmelieferung an 70 kommunale, kirchliche und private Gebäude (70% der Gebäude, 90 % des Wärmebedarfs) Abwärme aus Biogasanlage, ~ 3/4 Hackschnitzelheizung 1 MW, ~ 1/4 Nahwärmenetz ~ 4 km Trassenlänge Kaufkraftbindung ca. 250.000 Euro jährlich (300.000 l Heizöl werden durch heimische Energien ersetzt) Wertschöpfung bei Forst- und Landwirtschaft
Die Abwärme geht nicht mehr nach oben...
... sondern nach unten, ins Netz
Wo möglich, liegt die Leitung im unbefestigten Bereich
Die Strasse ist auch während der Bauphase benutzbar
Die Gräben werden wieder verfüllt
Kernbohrung vom Hausanschlussgraben ins Gebäude
Hausanschlussstation (HAST) - hydraulische Trennung Netz - Heizungsverteilung mit Wärmetauscher - Fernwartung + Zählerauslesung über Datenleitung - Platzbedarf etwa wie Elektrozählerkasten
Regionale Wertschöpfung durch Hackschnitzellieferung
Mauenheim - vorher
Mauenheim - heute
Bioenergiedorf Lippertsreute
Bioenergiedorf Schlatt ~ 5 km Trassenlänge ~ 90 Anschlussnehmer ~ 2,2 Mio. Invest Ersatz von ca. 270.000 l Heizöl jährlich heißt: ca. 800 t CO2-Einsparung ca. 250.000 Kaufkraft
Bioenergiedorf Randegg ~ 7 km Trassenlänge ~ 145 Anschlussnehmer ~ 3,5 Mio. Invest Ersatz von ca. 500.000 l Heizöl jährlich heißt: ~ 1.500 t CO2-Einsparung ~ 450.000 Kaufkraft
Bioenergiedorf Lautenbach ~ 2 km Trassenlänge ~ 1,7 Mio. Invest Biogas-Abwärme / Holzhackschnitzel Ersatz von ca. 200.000 l Heizöl / Jahr ca. 600 t CO2-Einsparung / Jahr ca. 180.000 Kaufkraft / Jahr ~ 400 kw Photovoltaik
Bioenergiedorf Weiterdingen ~ 6 km Trassenlänge ~ 130 Anschlussnehmer ~ 3,2 Mio. Invest Ersatz von ca. 400.000 l Heizöl jährlich heißt: ~ 1.200 t CO2-Einsparung ~ 350.000 Kaufkraft
Büsingen: erstmals mit großer Kollektorfläche
Elektrofilter und 2 Hackschnitzelkessel (900 u. 450 kw)
Auf dem flach geneigten Dach: Photovoltaik mit 22 kw ~ 20.000 kwh / Jahr Ganz überwiegend zur Eigenstromversorgung: Steuerung, Netzpumpen, Schnecken, Gebläse
Zwei Kollektorfelder, hier Nord feld
Unterkonstruktion wie Freiland-PV: Gerammte Stahlprofile, keine Fundamente, keine Versiegelung
Ziele im Sommer werden die Holzkessel komplett abgeschaltet, kein unwirtschaftlicher Teillastbetrieb Brauchwarmwasser nur aus Solarkollektoren in der Übergangszeit werden die HS-Kessel solar unterstützt in der eigentlichen Heizperiode Beitrag sehr gering keine saisonale Speicherung solarer Deckungsanteil im Hochsommer 100% übers Gesamtjahr 12%
Aus aktuellem Anlass Bioenergiedorf Emmingen: Bioenergiedorf Emmingen: Erstmals mit 3 Einspeisepunkten und großem Speicher (1 Mio Liter)
Der Nachweis ist zigfach erbracht: Im ländlichen Raum ist eine strom- und wärmeseitige Vollversorgung nicht erst in irgend einer fernen Zukunft, sondern zeitnah möglich. Allein Baden-Württemberg hat das Potential für mehrere Hundert Bioenergiedörfer. (es gibt ca. 800 Biogasanlagen in BW, davon über die Hälfte bisher ohne ein Konzept zur Wärmenutzung) Langfristig sind Wärmenetze technologieoffen, d.h. es kann auch jede andere regenerative Energie verteilt werden: Solarthermie, Geothermie, Brennstoffzelle
Für die Bürger von Bioenergiedörfern sind die Projekte besonders wertvoll, weil sie damit alle Vorteile auf sich vereinen. Die Energiekosten der Haushalte sind geringer als bisher = mehr Kaufkraft Die verbleibenden Energiekosten fliessen nicht mehr aus der Region ab = mehr Kaufkraft Als Wärmekunde und Miteigentümer zahlt man die Energiekosten von der linken in die rechte Tasche Es entsteht ein nahezu geschlossener Energie- und Geldkreislauf in der Region
Praxisbeispiel Wildpoldsried / Bayern Alles nutzen, was da ist!
25.000 1.957.500 22.500 20.000 15.000 10.000 5.000 5.590 5.432 56 1.430.000 6.500 1.363.000 2.900 0 Verbrauch Wasser Biogas PV Wind Strom - Verbrauch u. Erzeugung in Wildpoldsried 2012 (in MWh) Verbrauch 5,6 / Erzeugung 37,5 Mio kwh / Abdeckung 571% Monetärer Ertrag ab 2013 (geschätzt ca. 4,7 Mio )
Der ländliche Raum ist der eigentliche Profiteur der sogenannten Energiewende. Nur hier können die energetischen Überschüsse produziert werden, um die Ballungsgebiete in einer regenerativen Energiezukunft mitzuversorgen. Das bringt eine neue Wertschöpfung und Wertschätzung.
Der Vortrag sollte: Potentiale und konkrete realisierte Beispiele aufzeigen Mut machen und zum Handeln anstiften Regenerative Wärmenetze zu besitzen (!) und zu betreiben lohnt sich ökologisch und ökonomisch. Tun Sie es. Wir helfen Ihnen dabei auf Wunsch durch: Exkursionen / Besichtigungen / Öffentlichkeitsarbeit Grobplanungen bis Wärmepreis Detail- und Ausführungsplanung
Ende der Präsentation www.solarcomplex.de Im Anhang weitere Informationen (falls gewünscht)