Kampf gegen sexuelle Ausbeutung

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Transkript:

Kampf gegen sexuelle Ausbeutung Von Kurt Bangert Cham Watey ist 15 Jahre alt, sieht aber aus, als wäre sie erst 10. Sie lief aus ihrem ländlichen Zuhause im Nordwesten Kambodschas weg, weil sie immer wieder von ihrer Stiefmutter geschlagen wurde. Auf dem Weg in die Provinzhauptstadt freundete sie sich mit einer Frau an, die ihr einen Job in einem Restaurant versprach. Statt dessen jedoch verkaufte die Frau sie an einen dubiosen Restaurantbesitzer, der sie schon in der ersten Nacht zwang, mit drei Männern auf ein Zimmer zu gehen, die sie nacheinander vergewaltigten. Verzweifelt und in Tränen aufgelöst, wurde sie in ein Zimmer eingesperrt, wo sie jeden Tag etwa zehn Männer empfangen musste. Weigerte sie sich, bestrafte der Besitzer sie mit Elektroschocks. Dreimal versuchte sie, sich das Leben zu nehmen. Einen Monat später vertraute sie sich einem freundlichen Kunden an, der sie der Polizei übergab. Die sorgte dafür, dass sie in ein Traumazentrum kam, wo sie nun das Schneiderhandwerk lernt, um später wieder mit der Familie vereint zu werden. Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern also der Verkauf und Gebrauch von Kindern als Sexobjekt ist eine grobe Verletzung der Kinderrechte, eine Zerstörung ihrer Kindheit, Würde und Gesundheit, mit lebenslangen Folgen. Eine Multimilliarden-Industrie degradiert die Kinder zu vermarktbaren Verbrauchsgütern. Schätzungsweise ein bis zwei Millionen Kinder geraten jedes Jahr in die Fänge des illegalen Sexmarktes. Viele werden gekidnapped, verkauft oder anderweitig gehandelt, um sie anschließend zu sexuellen Handlungen zu zwingen, in Bordellen gefangen zu halten oder vor laufender Kamera zu vergewaltigen. Die sexuelle Ausbeutung von Kindern hat viele Formen und Facetten. Sie reicht von der Pornografie im Internet über den Kinderhandel bis hin zur kommerziellen Prostitution. Kinderpornografie und Internet Die Pornografie mit Kindern erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Auch Männer, die normalerweise keinem Kind etwas zuleide tun würden, erfreuen sich an verbotenen Bildern mit Kindern und leisten so einer ganzen Industrie Vorschub. Kinderpornografie ist ein lukratives Geschäft mit weltweiten Gewinnen vermutlich in Milliardenhöhe. Mit der elektronischen Revolution sind Pornografie einschließlich Kinderpornografie und Kindesmissbrauch jedem zugänglich, der einen Rechner mit Internetzugang besitzt. Die schnelle technologische Entwicklung hat neue Möglichkeiten für Herstellung, Vertrieb und Konsum von Kinderpornografie geschaffen. Kinder können heute missbraucht werden, ohne

dass man die eigenen vier Wände verlässt. Kinder werden so zu einer mehr und mehr nachgefragten Gebrauchsware. Über das Internet werden Kinder und ihre Bilder angeboten, gekauft und getauscht. Hier werden kommerzielle Geschäfte mittels Kreditkartenabbuchung abgewickelt. Die Täter verabreden sich häufig in Chat-Foren, wo sie sich mit einem Pseudonym und einem Passwort in den geschlossenen Kreis des Chatraums einloggen und mit ihresgleichen kommunizieren. Mit einer Digitalkamera können Bilder einer sexuellen Gewalttat an einem Kind direkt ins Netz eingespeist werden, so dass alle im Chatraum anwesenden Personen live dabei sein können. Der Perversion sind weder moralische noch nationale Grenzen gesetzt. Für Gesetzgeber, Sozialarbeiter und die Polizei ergeben sich komplexe Probleme und erschreckende Herausforderungen. Die Verbreitung von Kinderpornografie über das Internet stellt die Behörden vor nahezu unlösbare Aufgaben. Sie hinken dem Erfindungsreichtum der Täter meist hoffnungslos hinterher. Neue technische Entwicklungen helfen Tätern und Konsumenten, ihr grausames Spiel zu treiben, ohne dass die Ermittler sie ausfindig machen können. Dabei gilt generell, dass je gewalttätiger die Handlungen und je jünger die Kinder sind, desto teurer kann die Handelsware verkauft werden. Am meisten bezahlt wird für Filme mit ausgeprägt sadistischen Folterhandlungen an kleinen Kindern. Die meisten derer, die dennoch von der Polizei ausfindig gemacht werden, erhalten lediglich eine Bewährungsstrafe, und während die Behörden nur innerhalb ihrer nationalen Grenzen zugreifen können, ist das Internet längst ein globales Geschäft, das sich in den meisten Fällen dem Zugriff der Polizei erfolgreich entzieht. Kinderhandel Kinder sind eine begehrte Ware, weil sich mit ihnen Geld verdienen lässt. Menschenhändler und Schlepperbanden sind in einer globalisierten Welt über die Grenzen hinweg aktiv, um Kinder zu entführen, zu locken, zu verkaufen und über Grenzen zu handeln. Kinder aus Laos und Burma werden nach Thailand verkauft. Kinder aus Südost-asien finden sich in Europa und Nordamerika wieder. Mädchen aus Osteuropa werden in den Westen eingeschmuggelt. Insbesondere Kinder, die in Armut oder schwierigen Familiensituationen leben, deren Heimat von Kriegen und bewaffneten Konflikten betroffen ist, werden von Händlern und Schleppern ausgesucht. Nicht selten sind auch die Polizei und andere Behörden in die kriminellen Machenschaften verwickelt. Der Handel mit Kindern zum Zweck ihrer sexuellen Ausbeutung ist gewöhnlich mit wenig Risiken verbunden. Oft gibt es nicht einmal eine ausreichende Gesetzgebung, um die Kinder zu schützen. Oder wenn es Gesetze zu ihrem Schutz gibt, werden sie nicht angewendet. Viele Behörden sind überfordert und haben nicht die Mittel, gegen die Verbrechersyndikate vorzugehen. In vielen Fällen werden nicht die Täter kriminalisiert, sondern die Opfer, die als illegale Einwanderer abgeschoben werden. Mit einer Abschiebung ist das Problem natürlich nicht gelöst, denn diese

Kinder geraten schnell wieder in die Fänge der skrupellosen Menschenhändler. Gehandelte Kinder finden jedenfalls nicht den Schutz und die Hilfe, die sie aufgrund der weltweit ratifizierten UN-Kinderrechtskonvention eigentlich erwarten könnten. Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung in Form der Prostitution hat viele Aspekte und Traditionen. In einigen Ländern ist Kinderprostitution ein weithin akzeptiertes gesellschaftliches Phänomen. So zum Beispiel in Thailand, das schon längst zu einem beliebten Urlaubsland für westliche Freier geworden ist. Lange Zeit konnten sie sich sogar ohne Angst vor Strafverfolgung in Deutschland an Minderjährigen vergreifen. In vielen Ländern werden Vergewaltigung und sexuelle Ausbeutung von Kindern stillschweigend geduldet, ohne dass der Staat etwas unternimmt. Das Geschäft mit Kinderkörpern boomt. Und aus Angst vor HIV/AIDS gibt es eine immense Nachfrage nach immer jüngeren, unverbrauchten Kindern, die so hoffen die Kunden noch nicht infiziert sind. Kinderprostitution und ihre Ursachen Vordergründig wäre es einfach, die Hauptschuld bei Verbrechersyndikaten zu suchen, die für das entsprechende Angebot sorgen, und die sexuelle Ausbeutung vor allem den Zuhältern und Kunden anzulasten. Zuweilen werden gar die Kinder selbst als promiskuitiv oder unzüchtig eingestuft. Die Verantwortung trägt jedoch die gesamte Gesellschaft. Es ist nicht tolerierbar, dass Kinder unter 18 Jahren durch welche Ursachen auch immer zur Prostitution genötigt und sexuell ausgebeutet werden. Kein Zweifel: Armut ist eine der Ursachen, weshalb Kinder und Jugendliche in die Prostitution getrieben werden. Aber nicht alle armen Familien sehen im Verkauf ihrer Kinder einen Ausweg. Offensichtlich spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Unwissenheit zum Beispiel. Viele Eltern sind sich über das Schicksal und die Zukunft ihrer Kinder gar nicht im Klaren. Wenn die Kinder ihre Familien verlassen, wähnen die Eltern sie oft als Hausangestellte oder denken, sie würden zumindest Gelegenheitsjobs verrichten. Die Realität sieht oft anders aus. Ein weiterer Faktor ist das Auseinanderbrechen von Familien, das einhergeht mit einem allgemeinen Werteverfall. Das führt dazu, dass die Familie nicht mehr ihre Funktion als Schutzschild gegen eine zuweilen unverständliche und bedrohliche Welt erfüllt. Durch Migration und Verstädterung werden die traditionelle Gemeinschaft und die kulturellen Sicherungssysteme, die für die Konditionierung und den Schutz eines Kindes sehr wichtig sind, untergraben. Die Verbreitung des Konsumdenkens und ein ungebremster Materialismus ermutigen diejenigen, die ihre Kinder nicht gebührend schätzen und schützen, sie Dingen zu opfern, die ihnen vordergründig wertvoller erscheinen. Die unverblümte Verherrlichung von Sex in den Medien trägt ein Übriges zum moralischen Wertewandel bei. Auch die Kinder selbst geben zuweilen dem Konsumdruck nach und zeigen sich bereit, ihren Körper zu verkaufen, um materielle Bedürfnisse zu befriedigen. Manche Mädchen werden zwar nicht gezwungen, aber doch durch Umstände in die

Prostitution getrieben, die sie selbst nur wenig steuern können. Die Prostitution versetzt manche Mädchen zum ersten Mal in die Lage, sich schicke Kleider und attraktives Make-up kaufen zu können; Dinge, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Andere werden durch ein Bombardement an Konsumangeboten, begleitet von den Verführungen der Werbeindustrie, in die Glitzerwelt der Bordelle gelockt. Die Folgen Bei alledem sind sich die meisten Beteiligten Eltern, Zuhälter und Kunden nur unzureichend darüber bewusst, welche lebenslangen gesundheitlichen, psychischen und sozialen Schäden die Kinder davontragen. Mögen auch Orte, Umstände und Bedingungen von Fall zu Fall verschieden sein: Sexuelle Ausbeutung von Kindern ist nicht nur illegal, sondern immer auch zum Schaden des betroffenen Kindes. Es herrscht hier nicht nur eine weit verbreitete Unwissenheit, sondern auch eine allgemeine Gleichgültigkeit, weil viele Menschen um des eigenen kurzfristigen Vorteils willen bereit sind, große, bleibende Schäden bei den Betroffenen in Kauf zu nehmen. Sexuell ausgebeutete Kinder werden nicht nur körperlich und seelisch misshandelt. Sie sind auch Infektionen und Geschlechtskrankheiten ausgesetzt. Ihre inneren Organe sind leicht verletzbar, weshalb die Wahrscheinlichkeit einer HIV- Infektion wächst. In Afrika suchen sich HIV-infizierte Männer manchmal sehr junge Mädchen als Sexpartnerinnen aus, weil sie meinen, deren Jungfräulichkeit könne ihre eigene Erkrankung heilen. In Thailand, wo die Prostitution eine lange Tradition gerade auch für einheimische Männer hat, werden immer jüngere Mädchen beschäftigt, um den Kunden das Gefühl der Sicherheit vor HIV/Aids zu geben. Neben den offensichtlichen gesundheitlichen Folgen sind es die häufig auftretenden psychischen und sozialen Probleme, die für das Leben und die Gesundheit dieser jungen Menschen ein Risiko darstellen. Die Ausbeutung von Kindern für kommerziellen Sex verzögert oder behindert massiv die Entwicklung der Geschlechtsreife sowie ihrer psychischen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten. Der Kampf gegen sexuelle Ausbeutung Die meisten Länder haben Gesetze erlassen, die den Missbrauch von Kindern unter Strafe stellen. Der Zweck dieser Gesetzgebung ist es, Geschlechtsverkehr, Prostitution, Pornografie, Entführung und Zwangsarbeit von und mit Minderjährigen zu verbieten und eine Strafverfolgung der Täter zu ermöglichen. In den letzten Jahren ist man sich des grenzübergreifenden Charakters der sexuellen Ausbeutung von Kindern immer mehr bewusst geworden. Gleich mehrere Länder haben dank der Bemühungen nichtstaatlicher Organisationen ein Abkommen über die grenzübergreifende Ahndung dieser Straftaten getroffen also eine Strafverfolgung beispielsweise in Deutschland, auch wenn die Straftat in einem Land wie Thailand verübt wurde.

Verbände, Gesetzgeber, Hilfsorganisationen und vor allem polizeiliche Behörden widmen sich schon seit Jahren dem Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern, und dies auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Dennoch ist große Wachsamkeit geboten, sowohl in den Industrieländern wie auch in den Entwicklungsländern. Hilfsorganisationen bemühen sich gerade auch in Ländern wie Kambodscha und Thailand, Vietnam und Brasilien darum, ausgebeutete Kinder aus den Bordellen zu holen und durch Rehabilitationsmaßnahmen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Sorge um die gesundheitlichen und psychischen Bedürfnisse der Kinder sowie das Bemühen um einen Ausbildungsplatz. Der vielleicht schwierigste Schritt bei der gesellschaftlichen Reintegration ist die Wiederherstellung der Familienbande, alter und neuer Freundschaften sowie die Rückgewinnung der eigenen Selbstachtung. Was Sie tun können Unterstützen Sie Organisationen, die sich gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern einsetzen. Beteiligen Sie sich am Kampf gegen die Armut, eine der tieferen Ursachen für diese Form der Menschenrechtsverletzung. Haben Sie einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch oder kommerzielle Ausbeutung von Kindern, so zeigen Sie Zivilcourage und schweigen Sie nicht. Informieren Sie Polizei, Reiseveranstalter, Hotelleitung, Internet-Provider, wenn Sie Hinweise auf sexuelle Ausbeutung von Kindern finden. Sprechen Sie mit Kollegen und Freunden über Kindesmissbrauch, Kinderhandel, Kinderpornografie und Kinderprostitution. Sprechen Sie über die lebenslangen traumatischen Folgen. Fordern Sie von Ihrer eigenen Regierung die Einhaltung bestehender Gesetze und informieren Sie sich über die Umsetzung des deutschen Aktionsplans gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern.