Florian Schramm, Maler Starker Drang, künstlerisches Bedürfnis zu stillen Was bedeutet Kunst für Sie? Die Chance zu haben, Momente des Etwas zu erzeugen, zu provozieren. Woher kommt Ihre Kreativität? Aus Reibung und Lärm. Ihr Motto lautet? Stets so zu entscheiden, dass sich die Anzahl der Möglichkeiten vermehren könnte "Mit zehn habe ich zu zeichnen begonnen, mit 13 lernte ich ein Mädchen kennen, die für ihre Matura über Kunst schrieb - und begann mich dafür intensiv zu interessieren. Ich besuchte ein naturwissenschaftlich orientiertes Realgymnasium, was mir nicht lag, außerdem war ich ein unmotivierter Schüler. So habe ich mich mit 17, also ein Jahr vor der Matura, entschlossen, das Gymnasium zu verlassen und zur Kunst zu wechseln. Ich habe auf der Kunst-Uni die Aufnahmeprüfung gemacht und wurde aufgenommen", erzählt Florian Schramm, gebürtiger Linzer, Jahrgang 1983, der seit 2001 an der Kunstuni Linz Malerei und Grafik bei Ursula Hübner studiert und voraussichtlich im nächsten Jahr abschließen wird. Florian Schramm Der erfolgreiche Jungkünstler weiß heute, dass seine Entscheidung richtig war: "Malerei ist etwas völlig Elementares. Es ist eine Basis, auf dem alles andere mehr oder weniger aufbaut - ob es nun Film, eine Installation, ein Video oder Musik ist. Ich sehe und höre dieses malerische Moment heraus." Kampf mit dem Medium "Mein Stil - das ist der Kampf mit dem Medium. Aber nicht, weil ich es nicht beherrsche, sondern weil ich den Kampf suche. Es ist etwas Expressives, Gefühlsgeladenes, das aber nicht sichtbar ist. Malerei kann soviel - sie kann gleichzeitig kalt und warm sein. So verstehe ich mich auch als Persönlichkeit", erklärt Schramm seine Arbeit.
"Wenn man eine Idee gefunden hat, ist meist die Umsetzung das Schwierigste. Aber die scheitert oft an einer Unfähigkeit - und die muss man bekämpfen und sich dem Problem stellen." Auslandssemester in Sofia Das vergangene Wintersemester hat Schramm in Rahmen des Erasmus-Programms in der bulgarischen Hauptstadt Sofia absolviert. "Ich habe schon viel von Europa gesehen und wollte nun einen mir noch unbekannten Teil kennen lernen. In Bulgarien gibt es noch die klassischen Malschulen, wo man täglich stundenlang vor dem Modell sitzt. Bei uns ist das Kunst-Studium viel freier. In dieser Zeit, die sehr wichtig für mich war, habe ich eher wenig gemalt, sondern mich intensiv mit Konzepten vor allem für den öffentlichen Raum beschäftigt", berichtet der Nachwuchskünstler. "f2" (190 x 120 Zentimeter, Öl auf Molino; 2006): "Ich möchte in meiner Malerei unsichtbare Momente sichtbar machen. Wir kennen die Nachbilder, die wir auf der Netzhaut haben - das sind solche Momente", so Florian Schramm. "TONSPUR_passage" im MQ In letzter Zeit hat sich der junge Künstler sehr stark mit Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt. Sein jüngstes Werk, das vor zwei Wochen eröffnet wurde, ist die "TONSPUR_passage" im Quartier 21 des Wiener Museumsquartiers, die nach einem Entwurf von Esther Stocker entstand:
"wandarbeit nr.10" (Entwurf von Esther Stocker; 2006) in der "TONSPUR_passage" im Wiener Museumsquartier ist eine der jüngsten Arbeiten von Florian Schramm. "In diesem Durchgang im Museumsquartier machen Künstler abwechselnd Klang- Installationen. Wir haben ein Bild der Malerin Esther Stocker auf den Säulen umgesetzt. Diese Arbeit ergab sich, weil einer unserer Lehrenden Leiter des Quartier 21 ist", erzählt Schramm, der diese Arbeit mit einem Studienkollegen ausführte. "Transparenz am Schlauchturm" in Walding Knapp davor wurde das von ihm konzipierte und realisierte Projekt "Transparenz am Schlauchturm - Feuerwehrturm Walding", das er für das Kommunalzentrum der Gemeinde Walding, die nahe bei Linz liegt, eröffnet. Der Plan entstand durch die Vize-Rektorin der Linzer Kunstuniversität, die in Walding lebt und Schramms Arbeiten kennt.
"Transparenz am Schlauchturm -Feuerwehrturm Walding"(Mai 2006): "Ursprünglich war diese Arbeit als kleine Intervention gedacht - und wurde dann zu einem Riesenprojekt", so Florian Schramm. "Dieses Zentrum beherbergt die Freiwillige Feuerwehr, die Wassergesellschaft und den Musikverein. In dem 14 Meter hohen Turm hängen die Feuerwehrschläuche. Wir haben sie nun transparent gemacht, indem wir auf die rund 200 Quadratmeter Turm-Fläche Schläuche in speziellen Farben mit Lasurtechnik gemalt haben. Es ist wunderschön geworden und zurzeit das meistfotografierte Objekte in Walding", berichtet Schramm stolz über dieses Projekt, das er mit zwei Studien-Kollegen umgesetzt hat. 1. Preis für Posthof-Fassaden-Neugestaltung Vor drei Jahren gewann der junge Künstler den 1. Preis für die Fassaden-Neugestaltung des Linzer Posthofs. Auslöser für den Wettbewerb war er selbst: "Ich habe bei einer Vorlesung vorgeschlagen, ein Referat über Sgrafitto- und Fresko-Techniken zu machen und wollte das auch gleich praktisch umsetzen. Nun ist es aber schwierig, dafür eine Mauerfläche zu bekommen. Damals stand der Posthof vor seinem 20-Jahre-Jubiläum, griff meine Idee auf und machte einen Wettbewerb." "shadow one" (Entwurf; 2004) "Die Umsetzung dieser Idee für den Posthof Linz war mein Start für Kunst im öffentlichen Raum", so Florian Schramm. Der damals 19-Jährige reichte ein - und gewann den Wettbewerb. "Ich habe eine Scheinwerfer-Installation gemacht, durch die der jeweils vorbei gehende Besucher auf die Hausfassade für einen Moment auf die Posthof-Fassade projiziert wird. Weiters habe ich eine zehn Meter hohe Lichtsäule in der Straßenflucht installiert, die dem Besucher den Weg weist
und den Eingangsbereich verändert. Es war eine teils konzeptuelle, teils eine künstlerische Gestaltung. Mein Projekt kam sehr gut an und das Budget wurde von ursprünglich 30.000 auf 100.000 Euro aufgestockt", so Florian Schramm. --- "orpheus" (160 x 120 Zentimeter, Acryl auf Molino; 2005): "Ich bin derzeit sehr inspiriert und habe entdeckt, dass ich jedes malerische Problem beherrschen kann. Nicht durch Technik, sondern durch einen persönlichen Prozess." Zahlreiche Ausstellungen Bereits seit seiner Schulzeit war Florian Schramm mit diversen Projekten in Ausstellungen vertreten: So u.a. mit seiner Buchillustration für "ISEA", einem mehrsprachigen Buch, das 1998 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert wurde, 2001 mit dem Plakat "Ruderstaatsmeisterschaft", in der Galerie Mesic in Budweis (2002), mit "DADA" beim "Festival 4020 - mehr als Musik" in Linz, mit "SHADOW ONE", der Präsentation der seines prämierten Entwurfs zur Fertigstellung des Linzer Posthofs sowie bei "Best of 04" im OÖ. Kunstverein (2004) sowie im Vorjahr bei der Schau "15 Jahre kulturelle Beziehungen Österreich - Bulgarien" in Sofia und bei "higher than the sky" in der Aula der Kunst-Uni Linz. Spannende Arbeiten und internationale Rezeption Derzeit arbeitet er an großformatigen Bildern, die im kommenden Sommer bei einer Ausstellung in der russischen Stadt Nishni Nowgorod gezeigt werden sollen. Und welche Zukunftsvorstellungen hat Florian Schramm als freischaffender Künstler? "Die ganze Palette abdecken zu können - Malerei, Kunst am Bau, Architektur und vielleicht auch Design. Dass ich aus dem Vollen schöpfen und spannende Arbeiten machen kann, die den Menschen gefallen, sie aber auch provozieren. Und dass mich meine Arbeit glücklich macht und auch international rezipiert wird." Text: Matthias Osiecki http://oe1.orf.at/highlights/58075.html