Liebe Gemeinde, nachdem wir letzten Sonntag die Predigt zum Thema solus Christus allein Jesus Christus gehört haben, soll es heute in der Predigt um Sola scriptura gehen, was übersetzt bedeutet allein die heilige Schrift. Allein die heilige Schrift ist maßgebend für unseren Glauben, für unser Handeln als Christen. Was hatte Martin Luther damals dazu geführt zu sagen, dass allein die heilige Schrift für uns maßgebend ist? Über Jahrhunderte hatte die römisch katholische Kirche ihre Traditionen über die Autorität der Bibel gestellt. Das was der Papst so von sich gibt ist die Wahrheit und hat Bestand. So wie es auch sehr oft bei uns in der Politik ist, da wird etwas festgelegt, was Bestand und Auswirkungen auf unser Leben hat. Dies führte zu vielen Praktiken, die in Wahrheit der Bibel widersprechen. Am Freitag war ich im Freilichttheater hinter der Stadtkirche Esslingen im Stück Luther und hier wurde vor allem der Ablass von Martin Luther angeprangert, aber auch die päpstliche Autorität und die Aussagen, die über die Bibel gestellt wurden. Martin Seite 1
Luther hat den Menschen deutlich zu verstehen gegeben, dass es nicht sein kann, dass Gott Geld dafür verlangt, damit die Menschen von ihren Sünden befreit werden. Er hat ihnen gezeigt, wer sich mit diesem Geld bereichert und dass diese Gelder nach Rom fließen, um den Petersdom zu bauen. Öffentlich hat Martin Luther die katholische Kirche für ihre absolut unbiblische Lehre zurechtgewiesen. Die katholische Kirche wiederum drohte ihm mit Kirchenbann und sogar mit dem Tod, falls er seine Aussagen nicht widerruft. Das wollte Martin Luther aber auf keinen Fall und seine Erwiderung war: Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift oder einen einleuchtenden Vernunftgrund überzeugt werde - denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie häufig geirrt und sich selbst widersprochen haben -, so bleibe ich an die von mir angeführten Schriftworte gebunden. Und solange mein Gewissen gefangen ist von den Worten Gottes, kann und will ich nicht widerrufen, da gegen das Gewissen zu handeln weder sicher noch lauter ist. Gott helfe mir. Amen." Seite 2
Auf der anderen Seite gab es zur Zeit Martin Luthers auch sogenannte schwärmerische christliche Glaubensrichtungen, die der Überzeugung waren, dass der Heilige Geist ihnen direkt Gottes neuste Botschaften zukommen lässt und somit die heilige Schrift nicht notwendig ist. Auch heute gibt es noch charismatische Strömungen, denen sogenannte Prophetien wichtiger und wahrer erscheinen als die Bibel. Diesen beiden Extrempositionen hält Luther dagegen: Das Fundament der christlichen Verkündigung ist die Bibel, die Heilige Schrift allein. Natürlich spricht Gott auch heute immer wieder, aber jede dieser himmlischen Verlautbarung muss sorgfältig geprüft werden anhand der Bibel. Wenn eine solche göttliche Erkenntnis der Bibel aber widerspricht, dann kann sie nicht von Gott sein. Dann hat sie der Überprüfung an der Bibel nicht standgehalten. Sola scriptura. Allein die Heilige Schrift, das Wort Gottes. Es gibt in Glaubensfragen keine andere Autorität als die Bibel. Die Bibel ist die Instanz, an der wir Aussagen über Gott Seite 3
zu prüfen haben, so die Aussage Martin Luthers. Von römisch-katholischer Seite kam von Erasmus von Rotterdam der Einwand, dass die heilige Schrift immer eine externe Auslegung benötige, da sie voller unverständlicher Stellen sei. Luther proklamierte darauf die Klarheit der Schrift. Sogar in einer doppelten Klarheit präsentiere sich der Inhalt der Bibel: die äußere Klarheit des Textes werde bestätigt durch die innere Klarheit, die der Heilige Geist im Herzen des Hörers, beziehungsweise Lesers, wirke. Sola scriptura allein die heilige Schrift ist laut Luther maßgebend für unseren Glauben und unser Handeln als Christen. >>> wir hören ein Musikstück vom Flöten- und Gemshornensemble Titel: TEIL 2 Liebe Gemeinde, sola scriptura allein die heilige Schrift ist maßgebend. Wirklich allein die Bibel? Gottes Wort? Oder gehört da noch etwas dazu? Seite 4
Wenn wir die Bibel einfach nur lesen, dann lesen wir sie wie jedes andere normale Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Pfarrer Siegbert Ammann verwendet direkt zu Beginn jeder seiner Predigten ein kurzes Gebet: Herr, schenke reden, hören und verstehen durch deinen heiligen Geist. Komm heiliger Geist. Amen. Für uns ist dieses kurze Gebet zur Normalität geworden. Aber es ist sehr wichtig, denn Siegbert Ammann will durch den heiligen Geist zu uns sprechen, es sollen nicht seine eigenen Worte in der Predigt sein und der heilige Geist soll unsere Ohren und unser Herzen öffnen, damit wir die Worte einerseits hören, aber andererseits auch verstehen. Dass wir aufmerksam sind, die Worte mit unserem Herzen verarbeiten, mitnehmen in unseren Alltag. Eine Predigt kann originell und witzig oder auch langweilig sein: Aber wirklich lebendig wird sie erst dann, wenn Gott sie gebraucht, wenn Gottes Geist durch die menschlichen Worte wirkt und wir merken: Hier bin ich ja ganz persönlich angesprochen. Und genauso ist es auch beim Lesen in der Bibel, wie Seite 5
es auch Martin Luther in seiner doppelten Klarheit dargelegt hat: wir brauchen den heiligen Geist, dass er uns das Wort, das wir Lesen, verständlich macht, aufschließt, uns Parallelen zu unserem eigenen Leben aufzeigt. Der heilige Geist soll uns helfen, dass Gottes Wort nicht nur irgendwie an der Oberfläche bei uns schwimmt, sondern ins Herz fällt und wir es verinnerlichen. Lebendig wird das Wort erst, wenn Gottes Geist wirkt und mich berührt. Das kann ich nicht machen, darum kann ich ihn nur bitten. Und ich kann dafür Gelegenheiten suchen. Wenn ich dem Wort der Bibel gar keinen Raum gebe in meinem Leben, wenn ich gar nicht versuche, darauf zu hören, dann werde ich auch nicht die Erfahrung machen, dass ich da angesprochen werde. Die Bibel spricht immer ganz direkt zu uns. Die Worte, die wir lesen werden zu einem erlösenden Wort. Wir werden aus Ängsten, Sorgen und Nöten befreit. Die Bibel ist ein Beziehungsbuch und beinhaltet eine lebensverändernde und befreiende Botschaft. Wir können lernen, wie wir mit anderen Menschen umgehen sollen und wie wir unser Leben Seite 6
gestalten. Wie sehr bewundere ich Christen, die ein umfassendes Bibelwissen haben und in den unterschiedlichsten Situationen Verse aus der Bibel zitieren und auch noch genau die Bibelstelle sagen können. Dazu verhilft uns der heilige Geist. Vor Kurzem hatte ich ein Problem mit einem anderen Menschen, der in meinen Augen eine Handlung vollzogen hat, die nicht in Ordnung war. Und dann trotz einem Gespräch dabei geblieben ist, dass es für ihn in Ordnung war. Und Gott hat mich kurz darauf beim Bibellesen mal wieder zum Doppelgebot der Liebe geführt und mir gleichzeitig diese Person vor Augen geführt. Und ich wusste ganz genau, dass ich durch die entstandene Situation nicht mein Herz verhärten oder gar Hass entstehen lassen darf, sondern dass es wichtig ist diese Person trotzdem zu lieben, auch wenn es mir schwer fällt. Gott spricht zu uns durch sein Wort. Paulus hat an Timotheus im 2. Brief geschrieben, was die heilige Schrift bedeutet (2. Tim. 3, 14-17) Seite 7
14 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast 15 und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. 16 Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, 17 dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. Liebe Gemeinde, durch wen wurde die Bibel geschrieben? Das Matthäus Evangelium durch Matthäus, das Markus Evangelium durch Markus und so weiter. Es wurde von Menschen geschrieben, die aber wiederum von Gott die Eingebung erhalten haben, die Inspiration. Gott hat diese Menschen gebraucht, um sein Wort aufzuschreiben. Und wenn das Wort von Gott kommt, dann ist das die Wahrheit. Und das Wort soll mich und mein Leben verändern, soll mich zurechtweisen in Situationen, in denen ich falsch Seite 8
gehandelt habe. Es soll mir Wegweisung sein. Liebe Gemeinde, wir sollen vollkommen werden durch die heilige Schrift, indem wir uns verändern lassen durch den heiligen Geist. Das Wort Gottes ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert: Wenn ich einen Rasierer habe, bei dem keine Rasierklinge drin ist, dann passiert überhaupt nichts, dann kann ich mich gar nicht rasieren. Ohne Rasierklinge ist er ganz harmlos, nur leider auch ganz wertlos: Das Wort Gottes ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert so heißt es im Brief des Paulus an die Hebräer. Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Man könnte auch sagen: Es ist wie ein scharfes Skalpell, das Mark und Bein voneinander trennt. Ein Skalpell ist sehr gefährlich, es kann verletzen. Aber die Schnitte des Skalpell dienen auch der Gesundheit, der Seite 9
Heilung. Wenn das Skalpell stumpf wäre, wäre es harmlos, aber auch nicht zu gebrauchen. Wenn ich aus der Bibel nur Dinge aufnehme, die mir in den Kram passen, die mich und meinen Lebensstil bestätigen, dann ist sie etwas ganz Harmloses und letztendlich überflüssig. Wenn ich aber dazu bereit bin, meinen Lebensstil, etwa den Umgang mit dem Geld, mit der Wahrheit, mit den Mitmenschen in Frage stellen zu lassen, dann wird es spannend. Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen (Hebr. 13, 16). Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit (Epheser 4, 25). Tut Gutes denen, die euch hassen, segnet die, die euch fluchen und bittet für die, die euch beleidigen. (Lukas 6, 27f). Wenn ich innerlich dazu bereit bin, auf diese unbequemen Worte zu hören, dann merke ich: Da steckt eine Kraft dahinter, die mein Leben verändern kann. Es verändert mein Leben auf eine positive Art und Weise. Ich bekomme einen tiefen Frieden in meinem Herzen und kann in schwierigen Situationen ganz anders handeln. Und diese positive Veränderung Seite 10
sehen und spüren dann auch andere Menschen in meiner Umgebung. Ich lerne, was es heißt ganz an Gott dran zu sein, mit ihm zu leben, mit ihm mein Leben zu gestalten, auf ihn zu hören und mich von ihm führen und leiten zu lassen. Wie die Rebe am Weinstock. Liebe Gemeinde, nur durch die Bibel können wir unser Leben auf den Prüfstand stellen, indem wir lesen, wie Jesus gelebt hat. Nur durch die Bibel können wir Aussagen prüfen, die von der Kirche oder auch von der Politik getroffen werden. Nehmen wir doch nur als Beispiel die am Freitag im Bundestag verabschiedete Ehe für alle, die für sehr viel Aufruhr gesorgt hat. Unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema prallten aufeinander. Immer wieder hört man die Begründung, dass man mit der Zeit gehen muss und nicht in alten Zeiten hängen bleiben soll. Die Welt verändert sich halt und wir müssen die Veränderung akzeptieren, so hört man es immer wieder. Jeder vierte aus der CDU stimmte für das neue Gesetz, also für die Gleichstellung. Bundeskanzlerin Merkel Seite 11
stimmte gegen den Gesetzesentwurf und begründete dies mit Verfassungsrechtlichen Gründen. Sie sagte: Für mich ist Ehe im Grundgesetz in Artikel 6 die Ehe von Mann und Frau. Prüfen wir doch mal diese Angelegenheit anhand der Bibel. Was steht zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe in der Bibel? Hier gibt es keine gleichgeschlechtliche Ehe, sondern nur die Ehe von Mann und Frau, was auch die Grundlage für das Grundgesetz war. Sola scriptura allein die heilige Schrift. Allein die Bibel, Gottes Wort. Ich freue mich, dass jetzt Steffi Teich, Dorothee Sohn und Volkart Diehl nach vorne kommen, um ein persönliches Statement abzugeben, was für sie die Bibel bedeutet, welchen Stellenwert sie hat und wie das Wort Gottes bereits in ihr Leben gesprochen hat. >>> Statements > ca. 5 Minuten Statement von Rolf > entweder hier oder nach der Seite 12
Stille Gemeinde >>> Stille für die Gemeinde Fragen auf der Leinwand Fragen auf Leinwand: Was bedeutet mir die Bibel? Bin ich noch auf Entdecker-Reise? Haben ich eine Sehnsucht im Herzen nach dem Wort Gottes? >>> Lied von Phil da Elephant Seite 13