4. Chalkedons Bedeutung und kein Zurück 4.1 Vorbereitung und Verlauf des Konzils von Chalkedon 4.2 Die Lehrentscheidung im Licht der Tradition 4.3 Die Lehrformel (horos) des Konzils 4.4 Die Bedeutung der Lehrformel 4.5 Widerstände, Neuchalkedonismus und das 2. Konzil von Konstantinopel (553) 4.6 Monenergismus, Monotheletismus und das 3. Konzil von Konstantinopel (680/81) 4.7 Die wirkliche Lösung: Statt philosophischer Spekulationen eine Rückkehr zur neutestamentlichen Konzeption
Das Dogma von Chalkedon (451) ein Rückgriff auf bisherige Traditionen Grundlegende Norm: das Nizänum (325) samt dem Symbolum von 381. Die sog. ökumenischen Briefe Cyrills von Alexandrien (ep. 4; ep. 39) gegen den Nestorianismus (inklusiv der Unionsformel von 433) und der Lehrbrief Leos (Tomus Leonis), der den Eutychianismus widerlegt hatte und für die Verwerfung der extremen Formen des radikalen Dyophysitismus und des Monophysitismus stand. Die neue Lehrformel, eine durchdachte Zusammenführung alexandrinischer, antiochenischer und westlicher Positionen, ein tragfähiger Kompromiss in Anknüpfung an die Unionsformel von 433. vgl. DH 301-303
Das Symbolum von Chalkedon (451) In der Nachfolge der heiligen Väter also lehren wir alle übereinstimmend, unseren Herrn Jesus Christus als ein und denselben Sohn zu bekennen: derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe ist vollkommen in der Menschheit; derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe ist der Gottheit nach dem Vater wesensgleich und der Menschheit nach uns wesensgleich, in allem uns gleich außer der Sünde (Hebr 4,15); derselbe wurde einerseits der Gottheit nach vor den Zeiten aus dem Vater gezeugt, andererseits der Menschheit nach in den letzten Tagen unsertwegen und um unseres Heiles willen aus Maria, der Jungfrau (und) Gottesgebärerin geboren;
ein und derselbe ist Christus, der einziggeborene Sohn und Herr, der in zwei Naturen unvermischt, unveränderlich, ungetrennt und unteilbar erkannt wird, wobei nirgends wegen der Einung der Unterschied der Naturen aufgehoben ist, vielmehr die Eigentümlichkeit jeder der beiden Naturen gewahrt bleibt und sich in einer Person und einer Hypostase vereinigt; der einziggeborene Sohn, Gott, das Wort, der Herr Jesus Christus, ist nicht in zwei Personen geteilt oder getrennt, sondern ist ein und derselbe, wie es früher die Propheten über ihn und Jesus Christus selbst es uns gelehrt und das Bekenntnis der Väter es uns überliefert hat. DH 301-302
5. Ökumenisches Konzil von Konstantinopel (553) Das Konzil prägt den christologisch höchst bedeutsamen Begriff der hypostatischen Union : henosis kath' hypostasin unitio/unitas secundum subsistentiam (vgl. 7./8. Kanon in: DH 428 und 429). Auf der Grundlage des Nizänums und des Chalcedonense interpretiert es die Einheit beider Naturen in Christus antiantiocheneisch und sachlich (mit Cryill) als Enhypostasie der menschlichen Natur, nämlich als hypostatische Einigung, die sowohl Christi Wundertaten als auch sein Leiden einschloss. Die Begriffe physis = ousia und hypostasis = Person werden nun noch besser unterschieden. Die cyrillische mia-physis -Formel meint jetzt die Einheit der Hypostase, der Person Jesus Christi.
Kanon 4 von Konstantinopel 553: Wer leugnet, dass die Einung Gottes, des Wortes (logos), mit dem durch eine vernunft- und verstandesbegabte Seele beseelten Leib (sarx) durch Zusammensetzung (synthesis) oder in der Hypostase (hypostasis) geschehen ist, wie die heiligen Väter lehrten, und dass es deswegen eine Hypostase desselben (gibt), die der Herr Jesus Christus ist, einer der heiligen Dreifaltigkeit, der sei mit dem Anathema belegt. DH 424c
Die Zwei-Willen-Lehre des Maximus Confessor (580-662) Im Logos ist die eine Wirksamkeit der eine Wille der Gottheit (der Trinität), so dass Jesu Menschheit bei einem gottmenschlichen Willen an der Trinität teilhat. Ohne menschlichen Willen wäre Jesu Menschsein unvollständig. Durch die Einheit der Naturen in der einen Hypostase Christi (hypostatische Union) wird der menschliche Wille um der Erlösung willen nicht beseitigt. Beide Willen sind aufeinander hingeordnet, sie verhalten sich in der Person Jesu Christi ebenfalls unvermischt, unveränderlich, ungetrennt und unteilbar. Perichorese = wechselseitiges Durchwalten / Durchdringen der beiden Naturen in Jesus Christus
3. Konzil von Konstantinopel (680/81) Das Konzil wendet sich gegen den Monenergismus und vor allem gegen den Monotheletismus und bestätigt die Lateransynode von 649 (vgl. DH 500-522). Gegen den Monotheletismus wird definiert: Ebenso verkünden wir gemäß der heiligen Väter, dass sowohl zwei natürliche Weisen des Wollens bzw. Willens als auch zwei natürliche Tätigkeiten ungetrennt, unveränderlich, unteilbar und unvermischt in ihm sind; und die zwei natürlichen Willen sind einander nicht entgegengesetzt...; vielmehr ist sein menschlicher Wille folgsam und widerstrebt und widersetzt sich nicht, sondern ordnet sich seinem göttlichen und allmächtigen Willen unter... DH 556
Drei Grundabweichungen vom ntl. Zeugnis Jesus Christus war nur ein außergewöhnlicher Mensch, also keiner von oben, d.h. keiner aus der Dimension Gottes. Jesus Christus war kein wirklicher Mensch, sondern ein auf Erden wandelnder Gott. Jesus Christus war keine einzelne Person, sondern zwei.
Wesentliche Grundfragen der Christologie im paganen Umfeld von Mythos und Logos Die Fragen nach nach der Gottheit Christi gegenüber Adoptianismus, dynamischem Monarchianismus und Arianismus. nach dem vollen Menschsein Jesu gegenüber Doketismus, Apollinarismus, Monophysitismus und Monotheletismus. nach dem Verhältnis der Personen und Naturen (Wesensgleichheit) gegenüber Dyophysitismus, Nestorianismus, Trennungschristologie.