Praktikum, Sprachreise, FSJ & Co.



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Transkript:

dein weg in studium und beruf September 2013 37. Jahrgang Heft 4 Weites Feld der Bits & Bytes: Informatik studieren Aus der Schule in die Schule: Arbeitsmarkt Lehrer Was macht eigentlich eine Online-Marketing-Managerin? go abi.de Praktikum, Sprachreise, FSJ & Co. Auszeit nach dem Abi

abi.de IM FOKUS Abi und dann? Au-pair, Sprachreise, Praktikum, Ferienjob, oder Freiwilliges Jahr: So lässt sich die Zeit bis zu Studium oder Ausbildung sinnvoll überbrücken.... 10 go abi.de editorial Liebe Leserin, lieber Leser, IM FOKUS Aufklärung in Afrika Ein Jahr in Ghana: Simon Ansel hat sich für einen Freiwilligendienst entschieden und afrikanische Schüler über Aids aufgeklärt.... 14 faulenzen, Freunde treffen, frei haben die meisten wollen nach dem Abi vor allem erst einmal eines: nichts tun. Aber spätestens nach zwei bis drei Wochen setzt häufig wahlweise die Langeweile oder das schlechte Gewissen ein könnte man die freie Zeit nicht auch irgendwie sinnvoll nutzen? Natürlich kann man das. Die gute Nachricht: Es gibt so viele Möglich keiten, dass zwischen Sprachreise und Au-pair, Freiwilligendienst und Ferienjob garantiert für jeden was dabei ist. Die weniger gute: Wer sich tatsächlich erst um seine Überbrückungsmöglichkeit kümmert, wenn ihm das Nach-dem-Abi-Nichtstun auf die Nerven geht, ist für einen Großteil der Optionen zu spät dran. Gerade bei Freiwilligendiensten, anspruchsvollen Praktika sowie Au-pair-Stellen sollte man mit genügend Vorlauf damit beginnen, sich zu informieren, nach Angeboten zu suchen und Bewerbungen zu schreiben. Welche der vielen Möglichkeiten zu dir passen könnte, was du jeweils beachten solltest, an wen du dich mit deinen Fragen wenden kannst, und wie es anderen beim Überbrücken gegangen ist, erfährst du in unserem Fokus thema Abi und dann?, das wir natürlich nicht ohne Grund für die September-Ausgabe von abi>> ausgesucht haben. Denn jetzt hast du noch fast ein ganzes Jahr, um dich vorzubereiten und auf die Auszeit nach dem Abi-Stress zu freuen. Viel Spaß beim Lesen wünscht dir die abi>> Redaktion! 2

inhalt ausbildung I studium I beruf I arbeitswelt I fun & facts ARBEITSMARKT Aus der Schule in die Schule Traumberuf Lehrer? abi>> hat nachgefragt, was man für den Job an der Schule heute mitbringen muss und wie gut die Berufsaussichten sind.... 22 WAS MACHT EINE? Die Netzwerkerin Kristin Michels arbeitet als Online-Marketing- Managerin und schaut rein geschäftlich täglich bei Facebook, YouTube & Co. vorbei....26 abi.de studieren Informatik? Aber sicher! Informatikstudiengänge sind beliebt - kein Wunder, schließlich kommt kaum ein Lebensbereich heute noch ohne IT aus....6 IT-Themen sind kurzlebig Im Interview spricht Stephan Pfisterer vom Verband BITKOM über Anforderungen in der IT-Branche....9 im fokus Abi und dann? Wie lässt sich die Zeit zwischen Abi und Studium oder Ausbildung am besten überbrücken? abi>> gibt einen Überblick, liefert Tipps und Infos....10 Checkliste Bestimmte Überbrückungsmöglichkeiten schulen gezielt gewisse Fähigkeiten und passen zu bestimmten Studienoder Berufswünschen. Diese Checkliste liefert eine Übersicht....12 Aufklärung in Afrika Simon Ansel hat nach dem Abi während eines Freiwilligendienstes in einer ghana ischen Schule mitge arbeitet....14 Nach dem Abi in den Blaumann Sinem Atilgan will Wirtschaftsingenieurwesen studieren, muss dafür jedoch zunächst ein Vorpraktikum absolvieren....16 Lernen, wie es in der Klinik zugeht Zwölf Semester hat Astrid Scholz auf einen Studienplatz in Medizin gewartet und in der Zwischenzeit eine Ausbildung gemacht....18 Wie fällt man eigentlich richtig? Robin Surmann absolviert nach dem Abi ein Freiwilliges Soziales Jahr im Sport bei einem Judo-Verein in Osnabrück.... 20 arbeitsmarkt Aus der Schule in die Schule abi>> wirft einen Blick auf den Arbeitsmarkt für Lehrer und zeigt, von welchen Faktoren die Berufschancen abhängen.... 22 Persönlichkeit zählt Was muss ein Lehrer heute mitbringen? Im Interview gibt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Antworten.... 25 was macht eine? Die Netzwerkerin E-Commerce, B-to-B? Für Online- Marketing-Managerin Kristin Michels gehört das Internet-ABC zum Berufsalltag.... 26 weitere rubriken Editorial...2 News...4 Fun, Impressum... 27 Vorschau... 28 3

NEWS news Foto: Jeannette Brugger Foto: Jeannette Brugger Online-Befragung Bachelorstudierende gestresst, aber zuversichtlich Das Deutsche Studentenwerk (DSW) hat in einer Online- Umfrage Studierende zu Stress und Belastung im Studium befragt. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild. Auf der einen Seite sind rund 70 Prozent der Befragten mit ihrem Studium zufrieden, 78 Prozent sind sich sicher, ihr Studium erfolgreich ab zuschließen. Andererseits gaben 68 Prozent der Befragten an, durch das Studium gestresst und belastet zu sein. Mehr als die Hälfte von ihnen empfindet ihre finanzielle Situation sowie die Anforderungen im Nebenjob als belastend. Für 49 Prozent gehen Stress und Belastung so weit, dass sie sich beeinträchtigt fühlen. Über das sogenannte HISBUS-Online- Panel des HIS-Instituts für Hochschulforschung wurden im November und Dezember 2011 mehr als 4.000 Bachelorstudierende befragt. >>mehr infos: www.studentenwerke.de/ presse/2013/100413a.pdf 4 Buchtipp Lernen mit der BWL-App Die neue Lektüre von Gerald Pilz BWL mit App verbindet traditionelles Lernen aus dem Buch mit einer App fürs Handy. In dem Buch führt der Autor in sieben Kapiteln in die Grundlagen der Allgemeinen BWL ein. Von Finanz- und Rechnungswesen über Personal- und Materialwirtschaft, Marketing, Controlling bis hin zur Personalwirtschaft stellt er die wichtigsten Funktionsbereiche knapp und verständlich vor. Das besondere dabei ist ein QR-Code am Ende jedes Abschnitts. Dieser führt den Leser direkt zu passenden Prüfungsaufgaben, die er dann auf dem Smartphone bearbeiten kann. Die Aufgaben gliedern sich in unterschiedliche Fragetypen, die von Single- und Multiple-Choice- über Markierungsfragen bis hin zu Lückentexten und einer Listenauswahl reichen. BWL mit App richtet sich hauptsächlich an BWL-Studierende in den ersten Semestern und an Studierende, die BWL im Nebenfach gewählt haben. Die App gibt es für ios, Android und als PC-Version. >>mehr infos: www.uvk.de/startseite/ Arbeitszufriedenheit Chef gut, alles gut Arbeitnehmer sind in Deutschland mit ihrem Job weitgehend zufrieden. Dass der Chef dabei eine wichtige Rolle spielt, zeigen zwei Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Neun von zehn deutschen Arbeitnehmern sind mit ihrem derzeitigen Job zufrieden. Im internationalen Vergleich können das nur Dänemark, Österreich und das Vereinigte Königreich toppen. Die Studien zeigen, dass Aspekte wie Arbeitsplatzsicherheit, höheres Gehalt, wenig Stress oder nette Kollegen für viele Befragte weniger wichtig sind als oft angenommen. Vielmehr spielt für die Arbeitszufriedenheit der Deutschen der Chef eine besonders wichtige Rolle: Unterstützt er seine Mitarbeiter auch nur gelegentlich, steigt der Anteil der zufriedenen oder sehr zufriedenen Beschäftigten bereits auf über 93 Prozent. >>mehr infos: www.iwkoeln.de Foto: Martina Striegl

NEWS Die Milbe im Blick: Auch in den Naturwissenschaften entschließen sich viele FH-Absolventen zur Promotion. Promotion Immer mehr Doktoren von der FH Die Zahl der promovierten Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Befragung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Die jüngste Umfrage der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) betrachtete zwei Zeiträume von jeweils drei Prüfungsjahren. Dabei stellte sich heraus, dass in den Jahren 2009 bis 2011 rund 47 Prozent mehr Doktorengrade an Fachhochschulabsolventen verliehen wurden als im Vergleichszeitraum von 2006 bis 2008. In den Ingenieurwissenschaften promovierten weiterhin die meisten Studierenden, gefolgt von den Naturwissenschaften. Bei Letzteren beträgt der Frauenanteil 38 Prozent, bei den Ingenieurwissenschaften sind es nur 17 Prozent. Gut vertreten sind die promovierten Frauen mit 40 Prozent in den Rechts-, Wirtschafts-, und Sozialwissenschaften sowie in der Mathematik und den Naturwissenschaften. Die Ergebnisse der Studie basieren auf Rückmeldungen von 89 Hochschulen. In Deutschland gibt es insgesamt 144 promotionsberechtigte Hochschulen. >>mehr infos: www.hrk.de/uploads/media/hrk_umfrage_ Prom_FH_Abs_2009_2011_02.pdf Foto: Sebastian Kaulitzki Messe jobmesse deutschland tour Ob Festanstellung, Ausbildung, Studienplatz, Weiterbildung, Quereinstieg oder Existenzgründung: Auf der jobmesse erwarten die Besucher die verschiedensten Aussteller. Bewerber aller Generationen und aller Qualifikationen haben zwei Tage lang die Möglichkeit, sich im direkten Kontakt mit Personalern hinsichtlich ihrer persönlichen Karrierechancen beraten zu lassen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Zudem gibt es ein Rahmenprogramm, das in allen Orten angeboten wird: kostenfreie Bewerbungsmappenchecks, Bewerbungsfoto-Shootings sowie Fachvorträge. Der Eintritt ist frei. Termine 2013/2014 7. und 8. September 2013 jobmesse Osnabrück 14. und 15. September 2013 jobmesse Stuttgart 28. und 29. September 2013 jobmesse Bremen 12. und 13. September 2013 jobmesse Bielefeld 19. und 20. Oktober 2013 jobmesse Berlin 26. und 27. Oktober 2013 jobmesse Kiel 9. und 10. November 2013 jobmesse Rostock 25. und 26. Januar 2014 jobmesse München 1. und 2. Februar 2014 jobmesse Hamburg 9. und 10. März 2014 jobmesse Lübeck 22. und 23. März 2014 jobmesse Düsseldorf 29. und 30. März 2014 jobmesse Dortmund 10. und 11. Mai 2014 jobmesse Münsterland 17. und 18. Mai 2014 jobmesse Köln 14. und 15. Juni 2014 jobmesse Emsland 21. und 22. Juni 2014 jobmesse Hannover 28. und 29. Juni 2014 jobmesse Oldenburg >>mehr infos: http://www.uvk.de/startseite/ 15. 17. November 2013, Berlin Expolingua Messe für Sprachen und Kulturen Die Expolingua richtet sich an alle, die gerne Sprachen lernen oder alte Kenntnisse auffrischen wollen. Hier informieren Sprachschulen, Hochschulen, Botschaften, Anbieter von Sprachreisen oder von Schüleraustausch-Angeboten über ihre Arbeit und die Möglichkeiten, neue Sprachen und Kulturen kennenzulernen. Neben deren Infoständen gibt es Mini-Sprachkurse sowie Vorträge über Studienmöglichkeiten im Ausland, Mobiles Sprachenlernen oder Sprachwissenschaft. Dazu wird ein kulturelles Programm angeboten, das von Tänzen über Theater bis zu Kurzfilmen reicht. Natürlich alles fremdsprachig und/oder multikulturell. Die Expolingua findet vom 15. bis 17. November in Berlin, im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur, Friedrichstraße 176-179 statt. Es gibt sowohl Tages-, als auch Kombitickets für zwei oder alle drei Tage. Schulklassen erhalten bei vorheriger Anmeldung freien Eintritt. >>mehr infos: www.expolingua.com V e r a n s t a l t u n g e n 5

studieren Im Trend: Informatik studieren Informatik? Aber sicher! Per Smartphone die nächstgelegene Pizzeria finden oder große Datenmengen bequem in der Cloud parken: Die neuen Informationstechnologien machen s möglich. Doch mit dem Komfort steigt auch die Gefahr des Datenmissbrauchs. Umso wichtiger werden Experten, die IT-Systeme vor Hackerangriffen, Datenklau und -manipulation schützen. Menschen wie Jacek Rzeniewicz. Universelles Instrument: Die IT hat längst Einzug in viele Branchen, Wissenschaftsund Lebensbereiche gehalten. Foto: WillmyCC Studios Für mich waren Computer schon immer ein Hobby. Ich habe trotzdem lange überlegt, welcher Studiengang der richtige ist. Foto: Privat der 22-Jährige studiert an der Ruhr-Uni Bochum im zweiten Semester IT-Sicherheit/Informationstechnik und ist damit einer von über 147.000 Informatikstudierenden in Deutschland. Ein Angreifer muss nur eine Schwachstelle kennen, dann kann er das System knacken. Das ist prinzipiell nicht schwer, denn ein absolut sicheres System gibt es nicht, sagt er. Gehackt hat der Student selbst noch nicht. Das ist das Bild, das die Leute haben, auch weil sich die Medien darauf stürzen. Es ist nicht so, dass alle hier lernen zu hacken. Viel spannender als das Aufspüren der Sicherheitslücken ist es für mich, die Daten an sich sicherer zu machen: also das Verschlüsseln von Informationen, erklärt der angehende Informatiker. Im Studium beschäftigt sich Jacek Rzeniewicz deshalb besonders intensiv mit der Kryptographie (Informationssicherheit) und der Entwicklung komplexer Algorithmen zur Verschlüsselung. Vorlesungen und Übungen wechseln sich ab. Viel Mathe gehört dazu, aber auch Elektrotechnik, Informationstechnik und das Programmieren von Tools. Wir brauchen ein breites Wissen. Das finde ich sehr spannend. So spannend, dass ich mich später gerne 40 Stunden in der Woche damit beschäftige, erklärt er. Schnelllebige IT-Trends Ludger Porada von der Gesellschaft für Informatik (GI) findet es gut, dass es das spezifische Studienangebot IT-Sicherheit gibt. Er hält das Thema aktuell für eines der wichtigsten. Die IT ist ein wichtiger Motor für den Erfolg eines Unternehmens. Cloud Computing beispielsweise, also das Auslagern von Daten und Diensten in Netzwerke, oder auch mobile Anwendungen bringen viele Vorteile mit sich. Gleichzeitig handelt es sich hierbei um äußerst datensensible Felder. Sicherheitslücken können die Akzeptanz guter Projekte bei Anwendern in Frage stellen, erklärt der Experte. Genauso wie auch beim Thema Big Data, wo riesige Datenmengen zusammengeführt werden, die durch den Einsatz intelligenter Auswertungsalgorithmen ebenfalls missbraucht werden können. Ludger Porada geht davon aus, dass Themen wie IT-Sicherheit und Big Data auch noch aktuell sind, wenn Jacek Rzeniewicz sein Studium nach sechs Semestern abgeschlossen haben wird. Sicher sein kann er sich aber nicht. IT-Themen sind sehr schnelllebig. Da tut sich ständig etwas. Wegen der längeren Ausbildungszyklen ist es schwierig für die Hochschulen, ad hoc für jeden neuen Trend gezielt auszubilden. Was die Hochschulen in jedem Fall machen: Sie vermitteln das notwendige Wissen in der Kerninformatik, erklärt er. Dies bereite die Studierenden auf 6

studieren Foto: Jessica Braun Breite Basiskenntnisse oder fachliches Spezialwissen? Wer sich nicht sicher ist, sollte sich nicht zu früh spezialisieren. ihre späteren Aufgaben vor und diese werden immer facettenreicher: Die IT hat eine Breite und Tiefe angenommen, die Grenzen sprengt. Sie ist mittlerweile in alle Branchen, Wissenschafts- und Lebensbereiche vorgedrungen. In Zukunft wird es kaum mehr einen Tätigkeitsbereich ohne IT geben, sagt er. Viele verschiedene Studiengänge Und Informatik ist ein beliebtes Studienfach: Im Wintersemester 2011/12 rangierte es laut Statistischem Bundesamt auf Platz 7 der am stärksten besetzten Studiengänge. Insgesamt waren 147.175 Studierende in einem Informatikfach eingeschrieben. IT-Sicherheit ist dabei eine Möglichkeit. Am häufigsten entscheiden sich junge Menschen allerdings für den Studiengang Informatik an sich (76.100), für Wirtschafts- (41.400) oder Medieninformatik (13.400). Weitere Möglichkeiten sind unter anderem Bioinformatik, Geoinformatik, Medizinische Informatik, Technische beziehungsweise Ingenieurinformatik oder Software Engineering. Der Hochschulkompass listet rund 860 Bachelor-Informatikstudiengänge (Stand: Juli 2013), über 50 Prozent davon zulassungsfrei. Das zeigt, dass die Studienfächer an den deutschen Hochschulen inzwischen genauso breitgefächert sind wie die Berufsfelder. Dabei sehen Schnittstellenstudiengänge wie Medien-, Bio- oder Medizininformatik bereits im Bachelor eine Fokussierung vor. All diese Studiengänge kombinieren die allgemeine Informatik mit einer Fachspezialisierung. Einige werden mittlerweile auch als duales Studium in Kombination mit einer Ausbildung oder vertiefter Praxis angeboten, erklärt Ramona Gegg, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur Hamburg. Die Uni Magdeburg beispielsweise hat vier siebensemestrige Bachelor-Informatikstudiengänge im Programm, die alle auch dual studiert werden können: Informatik, Ingenieurinformatik, Computervisualistik und Wirtschaftsinformatik. Im allgemeinen Informatikstudium beschäftigen sich Studierende intensiv mit der Softwareentwicklung, also dem Programmieren, in der Ingenieurinformatik zudem mit Hardware-Themen, wie beispielsweise Robotik und Fahrzeugautomatisierung, in der Computervisualistik mit der digitalen Bilderstellung und - analyse, und die Wirtschaftsinformatik behandelt auch juristische und betriebswirtschaftliche Fragestellungen, erklärt Prof. Dr.-Ing. Bernhard Preim, Studiendekan der Informatik-Fakultät an der Uni Magdeburg. Studienwahl nach persönlichen Interessen Je nach Interesse bietet sich das eine oder andere Studium eher an. Ich kenne Studierende, die beispielsweise wissen, dass sie auf jeden Fall im Bereich Medizintechnik arbeiten wollen. Diese sind in der Computervisualistik gut aufgehoben. Denn hier beschäftigen wir uns intensiv mit den bildgebenden Verfahren zur Diagnose von Krankheiten, ergänzt Bernhard Preim. Auch Berufsberaterin Gegg kennt Fälle, in denen eine frühe Spezialisierung sinnvoll ist. Wer weiß, dass er beispielsweise eher eine Vermittlerrolle einnehmen möchte, sich für BWL interessiert und sich an einer Schnittstelle zwischen Management und IT wohlfühlt, der ist in der Wirtschaftsinformatik sicherlich gut aufgehoben. Ich empfehle allerdings jedem, der zu mir kommt und sich nicht sicher ist, sich nicht zu früh zu >> 7

studieren spezialisieren. Manche Interessen entwickelt man ja erst im Laufe des Studiums. Die Unternehmen erwarten in jedem Fall solide Grundkenntnisse und die vermittelt auch der breit aufgestellte Studiengang Informatik. Eine Spezialisierung kann dann später im Master noch erfolgen. Wichtig für alle Informatik-Interessenten: Egal für welchen Studiengang man sich schließlich entscheidet, alle Informatikstudierenden müssen Freude an mathematischen Fragestellungen und den Spaß am Knobeln haben. Also das abstrakte, logische und systematisch-analytische Denken muss gegeben sein. Außerdem sollte man sich für Technik interessieren. Foto: Annika Voßen Hohe Abbrecherquote Alles das bringt Informatik-Student Jacek Rzeniewicz mit. Für mich waren Computer schon immer ein Hobby. Ich habe trotzdem lange überlegt, welcher Studiengang der richtige ist. Dann war ich beim Schülertag an der Ruhr-Uni Bochum und habe mir den Studiengang IT-Sicherheit genauer angeschaut und sofort gemerkt: Das ist es! Die Kombination aus Mathematik, Elektronik, Elektrotechnik, Informatik, Kryptographie, Computernetze und Netz- und Datensicherheit hätte ich bei einem reinen Informatik-Studium nicht gehabt, sagt der 22-Jährige. Anders als 13 seiner ursprünglich 149 Kommilitonen will er sein Studium in jedem Fall durchziehen. Im statistischen Vergleich ist die von Jacek Rzeniewicz genannte Abbrecherzahl relativ gering. Der Branchenverband BITKOM vermeldet eine Schwundquote von rund 50 Prozent Die Abbrecherquote ist viel zu hoch. Ich denke, das liegt daran, dass die Vorstellungen vom Studium nicht mit der Realität übereinstimmen. Es bringt nichts, die Leute wegen rosiger Jobaussichten mit hohen Verdienstmöglichkeiten ins Studium zu locken. Wer nur karriereorientiert ist und kein Interesse für das Fach mitbringt, ist hier falsch, sagt Ludger Porada von der Gesellschaft für Informatik (GI). Hochqualifizierte Fachkräfte gesucht Das Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit vermeldete 2011 gut 19.600 Informatikabsolventen. Das sind vier Prozent mehr als 2010 und so viele wie noch nie. Der Anteil der Bachelorabschlüsse liegt mittlerweile bei 53 Prozent. Die meisten Angehörigen dieser Prüfungsgruppe treten jedoch nicht unmittelbar ins Erwerbsleben ein, da sie zunächst weiterstudieren. Wie die letzte Absolventenbefragung des Instituts für Hochschulforschung (HIS) ergab, streben 70 Prozent der Absolventen eine weitere akademische Qualifizierung an, sagt Judith Wüllerich vom Team Arbeitsmarktberichterstattung. Die Industrie würde sich mehr Bachelorabsolventen wünschen, wie Stephan Pfisterer von 8 Keine Angst vor Kabelsalat: Informatikstudierende sollten technisch interessiert sein und systematisch-analytisch denken können. BITKOM beschreibt: In Deutschland gibt es derzeit rund 43.000 offene Stellen für IT-Experten. Für viele dieser Stellen bringen auch Bachelor beste Qualifikationen mit, sagt er. Er empfiehlt trotzdem unbedingt eine formale Ausbildung, da Selfmade-ITler nicht über die geforderten Grundkenntnisse verfügen. Ein Expertenmangel ist bei Fachkräften mit einem mindestens vierjährigen Informatikstudium zu beobachten, ebenso wie bei Hochqualifizierten in der IT-Anwendungsberatung als auch in der Softwareentwicklung und Programmierung, ergänzt Judith Wüllerich und verweist auf die allein bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten 13.500 Jobangebote im Jahr 2012 (plus acht Prozent gegenüber 2011). Demgegenüber standen 14.600 arbeitslose IT-Experten im vergangenen Jahr. Für Jacek Rzeniewicz hat es bei der Studienwahl keine große Rolle gespielt, wie hoch die Zahl der unbesetzten Stellen ist. Für ihn zählt, dass er im Studium und später im Beruf seine Fähigkeiten und Interessen vereinen kann. Nach dem Bachelor will auch er sein Wissen in einem Masterstudiengang vertiefen. Was danach kommt, weiß er noch nicht. Ich kann zu einem IT-Unternehmen gehen und als Berater arbeiten, ich kann in ein Industrieunternehmen gehen, ich kann in der Forschung bleiben und ganz neue Verschlüsselungsmethoden finden. Ein Code, der nicht zu knacken ist, das wäre schon was. << >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeVWA

studieren Foto: Privat >>interview IT-Themen sind kurzlebig abi>> hat mit Stephan Pfisterer, BITKOM-Bereichsleiter Bildungspolitik & Arbeitsmarkt, über die aktuellen Anforderungen in der IT-Branche gesprochen und darüber, wie sich Hochschulabsolventen am besten auf ihre Aufgaben in der Wirtschaft vorbereiten. abi>> Herr Pfisterer, welche Themen bewegen die Informatikbranche? Welche Trends zeichnen sich ab? Stephan Pfisterer: Aktuell spielt das Thema IT-Security eine sehr große Rolle. Viele Unternehmen entwickeln Konzepte, mit denen sie ihre Geschäftsprozesse zum einen effizienter gestalten und zum anderen die Datenhaltung sicherer machen können. Das ist immens wichtig, vor allem weil Anwendungen für mobile Geräte, wie Smartphones und Tabletcomputer, oder auch das Cloud Computing, also die Nutzung von Diensten im Netz, viel Potenzial versprechen, aber auch Sicherheitslücken aufmachen. Die Zukunft wird ein mobiles, dezentrales Arbeiten bringen. Es wird immer weniger Anwendungen geben, die zentral auf einem Desktop-Computer laufen. Aber dabei geht es nicht nur um eine grafische Aufbereitung für kleinere Bildschirme. Für IT-Experten geht es vielmehr darum, umfassende IT-Management-Systeme zu planen und zu begleiten. Und das gilt für immer mehr Geschäftsfelder und Bereiche: Medizintechnik, Einzelhandel, Logistik, Fertigungsautomatisierung und so weiter. abi>> Was heißt das für den Berufsalltag von Informatikern? Stephan Pfisterer: IT-Themen sind vergleichsweise kurzlebig. Es gibt laufend neue Anforderungen. Deshalb müssen ITler immer am Ball bleiben. Das betrifft alle Bereiche, egal ob Softwareentwicklung, Telekommunikationsdienstleistungen oder IT-Services. Informatiker müssen in der Lage sein, Trends selbst zu erkennen und sich gezielt weiterzuqualifizieren. abi>> Wie kann man sich eine gute Ausgangslage für eine Karriere im IT-Bereich schaffen? Stephan Pfisterer: Es reicht heute nicht, sich mit einzelnen Anwendungen auszukennen. Es ist immens wichtig, dass man die Zusammenhänge begreift und das Basis-Know-how mitbringt. Genau das vermittelt ein Informatikstudium. Hierbei ist es egal, ob man einen Fach- hochschul- oder Uni-Abschluss hat. Die Branche ist nicht sehr abschlussfixiert. Wir sehen aktuell das erstaunliche Phänomen, dass Bachelors von Unis aktuell niedrigere Einstiegsgehälter bekommen als Fachhochschulabsolventen, da sich die Unternehmen mehr Praxiserfahrung wünschen. Der Bedarf bei den Unternehmen liegt also nicht allein in wissenschaftlich orientierten Absolventen, sondern in praxisorientiert ausgebildeten Nachwuchskräften. Trotzdem finden eigentlich alle schnell einen Arbeitsplatz. Das gilt übrigens auch für Fachinformatiker mit einer dualen Ausbildung. Offen ist die Branche auch für Absolventen aus benachbarten Studiengängen wie Mathematik, Physik oder den Ingenieurwissenschaften. abi>> Leider entscheiden sich immer noch viel zu wenige Studentinnen für Informatik. Wie sehen Sie die Entwicklung? Stephan Pfisterer: In den letzten Jahren hat es einen leichten Anstieg bei den Studienanfängerinnen gegeben. Die Quote liegt aktuell bei 22,5 Prozent. Allerdings muss man schauen, ob sich diese positive Tendenz stabilisiert. Die Gründe für den niedrigen Frauenanteil liegen eindeutig nicht bei den Kompetenzen. Das zeigt schon der Frauenanteil im Studiengang Mathematik. Der liegt bei rund 50 Prozent, und hier sind ja die gleichen Grundkompetenzen gefordert wie in der Informatik. Aber in der Informatik gibt es aktuell noch viel zu wenige weibliche Vorbilder. Da müssen auch die Unternehmen was tun. Wir wünschen uns ja mehr Frauen, auch, um eine ausgewogenere Mischung in den Teams zu erreichen Stichwort Diversity. Wir müssen uns an der eigenen Nase packen und hinterfragen: Welche Kompetenzen werden im Kundenkontakt benötigt? Ist es bei uns möglich, Familie und Beruf miteinander zu vereinen? Auf eine 50:50-Verhältnis werden wir in der Informatik wohl nicht kommen, aber wenn wir einen Frauenanteil von 30 Prozent in Studium und Wirtschaft und zwar auf allen Hierarchieebenen schaffen, dann fühlen sich Frauen nicht mehr als Minderheit. Das wäre ein realistisches Ziel. << 9

im fokus Foto: Privat Sieht schwer nach Urlaub aus, kann aber durchaus anstrengend sein: Richard Meng jobbte als TUI-Animateur auf Mallorca. Überbrückungsmöglichkeiten nach dem Abitur Abi und dann? Traumhaft: Der Prüfungsstress liegt hinter einem, man hat jede Menge Zeit, und es dauert noch ein paar Monate, bis Ausbildung oder Studium beginnen. Wer will, spannt einfach nur aus, trifft Freunde oder jobbt im Getränkemarkt um die Ecke. Wer mehr erleben will, geht ins Ausland oder beteiligt sich an sozialen oder ökologischen Projekten. Möglichkeiten gibt es viele. richard Meng ist nach dem Abi in den Flieger nach Mallorca gestiegen nicht, um Urlaub zu machen, sondern um professionell gute Laune zu verbreiten. Der 27-Jährige hat für TUI vier Monate lang als Animateur gearbeitet: Ich habe mit den Gästen Sport gemacht, mit Kindern gespielt und am Abend auf der Bühne getanzt. Es war schon anstrengend, sehr sogar, aber es hat auch irre viel Spaß gemacht. Für seine Arbeit bekam er im Monat knapp 700 Euro, Verpflegung und Unterkunft waren kostenlos. Natürlich ist so ein Job nicht jedermanns Sache. Er ist aber auch nur eine unter vielen Möglichkeiten: Man kann zwischen Abi und Studium so viel tun, etwa bei einem ökologischen Projekt im Wattenmeer oder auf einem Biobauernhof in der Eifel mitarbeiten, bei Sportvereinen oder in einem katholischen Stift aushelfen, sich um psychisch Kranke kümmern oder gar um Geparden auf einer Tierfarm in Afrika es wäre fast leichter aufzuzählen, was es nicht gibt, sagt Hans Groffebert, Berufsberater für Oberstufenschüler und Studierende bei der Arbeitsagentur Frankfurt am Main. Er ist sich sicher: Die Angebote sind in den vergangenen Jahre vielfältiger geworden. Neben dem klassischen Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das man sowohl in Deutschland als auch im Ausland absolvieren kann (siehe Reportage Freiwilligendienst im Ausland ), gibt es auch Freiwillige Jahre im Sport, in der Kultur oder in der Denkmalpflege. Seit 2011 kommt die Möglichkeit eines Bundesfreiwilligendienstes hinzu, der ebenfalls in den Bereichen Soziales, Ökologie, Kultur und Sport im In- und Ausland geleistet werden kann. Angeboten werden diese Dienste in der Regel von karitativen oder gemeinwohlorientierten Einrichtungen. Und seit der Aussetzung der Wehrpflicht ist es auch möglich, einen Freiwilligen Wehrdienst zu leisten. Loslegen und Erfahrungen sammeln Neben den offiziellen Diensten kann man aber auch privat etwas auf die Beine stellen. Über Agenturen lassen sich etwa Work & Travel-Aufenthalte, Au-pair-Jahre, Sprachreisen oder Praktika, die manchmal Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums sind, organisieren. Die heutige Maschinenbaustudentin Sinem Altigan etwa hat nach ihrem sehr guten Abi die Bücher gegen einen Blaumann getauscht und ein Vorpraktikum für ihr Studium gemacht. Wie es ihr dabei ergangen ist, erfährst du in der Reportage Nach dem Einser-Abi in den Blaumann. Für Hans Groffebert ist die Überbrückungszeit auch eine gute Gelegenheit, sich klarer darüber zu werden, was man danach machen möchte und kann. Oft hilft es bei der Entscheidung 10

im fokus für ein Studium oder eine Ausbildung, erst einmal interessante Erfahrungen zu machen und diese dann auszuwerten. Eine Checkliste zu verschiedenen Überbrückungsmöglichkeiten und dazu passenden Studiengängen und Berufsmöglichkeiten findest du hier: Welche Überbrückungsmöglichkeit passt zu meinem Berufswunsch? Wie findet man interessante Stellen? Ich habe das Angebot für Animateure als Annonce in der Zeitung gesehen und mich einfach beworben, erinnert sich Richard Meng. Angebote für Au-pairs, (internationale) Freiwilligendienste, Bundesfreiwilligendienste oder Work & Travel gibt es im Internet bei zentralen Anlaufstellen oder Vermittlungsagenturen. Inländische Freiwilligendienste werden auch online ausgeschrieben, oft ist aber ein Anruf bei der gewünschten Dienststelle erfolgversprechender. Jobs im Ausland vermittelt etwa die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. >> Wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat es fast geschafft. Oft läuft es in Form eines Telefon-Interviews ab, manchmal müssen die Bewerber an einem Casting teilnehmen. Das TUI-Casting hat in Berlin stattgefunden, wo ich auch wohne. Wir mussten uns vorstellen, etwas von uns erzählen, einen Motto-Tag für Kinder mit Spielen überlegen und dann noch ein persönliches Gespräch führen. Dabei merkt man schnell, ob der Job als Animateur zu einem passt. Man sollte gerne vor Menschen stehen, erzählt Richard Meng. Was zu tun ist, bevor es losgeht Hat man die Stelle bekommen, sind gerade für Auslandsaufenthalte weitere Vorbereitungen zu treffen: Für manche Regionen muss man sich impfen lassen, beispielsweise gegen Tropenkrankheiten, für andere ein Visum beantragen. Aktuelle Infos hierzu gibt es beim Auswärtigen Amt. Es lohnt sich auch, im Vorfeld ein wenig die Sprache zu lernen, rät Hans Groffebert. Grundsätzlich empfiehlt der Berater, sich bereits rund ein Jahr vor dem Abi Gedanken über die Zeit zwischen Schule und Studium oder Ausbildung zu machen. Denn die Vergabe der Plätze kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist es auch, im Vorfeld abzuklären, ob man für die Vermittlung bezahlen muss das ist beispielsweise bei Au-pair-Agenturen der Regelfall. Bei manchen Angeboten muss man auch einen Teil des Aufenthaltes selbst finanzieren. Komplett selbst finanziert man etwa Work & Travel. Wie der Name schon sagt, verbindet man hier Reise und Arbeit, etwa auf einer australischen Farm. So kann man günstig lange unterwegs sein. Wer auf einen Studienplatz, etwa in den beliebten medizinischen Fächern, wartet, kann die Zeit bis dahin sogar noch sinnvoller nutzen, zum Beispiel mit einer Ausbildung zum/r Gesundheits- und Krankenpfleger/in. Viele machen eine Ausbildung im Krankenpflegebereich. So überbrückt man die Wartezeit, bekommt eine attraktive Ausbildungsvergütung und lernt Fähigkeiten, die man später gut gebrauchen kann, listet Berater Groffebert auf. Das hat Foto: WillmyCC Studios sich auch Astrid Scholz gedacht, wie ihr Erfahrungsbericht Lernen, wie es in einer Klinik zugeht zeigt (wir verlinken zum vorab veröffentlichten Erfahrungsbericht). Auch wer Wartesemester für ein zulassungsbeschränktes Fach braucht, kann diese während eines Auslandsaufenthalts oder eines Freiwilligen Sozialen Jahrs sammeln. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn man Wartesemester sammeln möchte, indem man ein anderes Studium beginnt: Für bundesweit zulassungsbeschränkte Fächer gilt, dass ein Studium in Deutschland nicht als Wartezeit angerechnet werden kann, ein Studium im Ausland jedoch sehr wohl, erläutert Bernhard Scheer, Pressesprecher von hochschulstart.de, der Stiftung für Hochschulzulassung. Anders kann es jedoch bei örtlich zulassungsbeschränkten Studienfächern aussehen hier wird teilweise auch ein Studium im EU-Ausland nicht als Wartezeit angerechnet. Interessierte sollten sich daher im Vorfeld sehr genau bei der jeweiligen Hochschule über die Bedingungen informieren. Und sich darüber im Klaren sein, dass sich durch das Ansammeln von Wartezeit keineswegs wie es wohl so mancher Schüler in der Berufsberatung äußert die Abiturdurchschnittsnote verbessert. Wichtiges Thema: der Studienplatz Wer gleich nach der Überbrückungsphase mit dem Fach seiner Wahl beginnen will, sollte vorplanen. Wie Richard Meng: Ich habe mich an mehreren Hochschulen beworben, bevor ich abgeflogen bin. Als eine Hochschule noch weitere Unterlagen wollte, hat meine Mutter sie eingereicht, der ich vor meiner Abreise eine Vollmacht ausgestellt habe. So habe ich meine Zusage bekommen, als ich noch auf Mallorca war. Bekommt man eine Zusage für einen Studienplatz, während man noch im Dienst ist, muss man diesen aber nicht vorzeitig kündigen. Zusagen für bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge gelten auch nach dem Dienst. Ein Beispiel: Wer sich vor Aufnahme eines FSJ für Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover bewirbt und eine Zusage erhält, bekommt nach Abschluss des Dienstes einen sicheren Platz in Hannover, nicht aber in Leipzig oder Gießen. Und Achtung: Diese Regelung gilt nur für offizielle Dienste wie BFD oder FSJ. Wer hingegen auf eigene Faust als Au-pair in New York oder ihm Rahmen von Work & Travel in Neuseeland unterwegs ist, muss seinen Aufenthalt abbrechen, wenn er sich danach nicht neu bewerben möchte. Ähnlich verfahren übrigens auch die meisten Hochschulen bei der Vergabe von örtlich zulassungsbeschränkten Studienplätzen. Ein klärendes Gespräch mit der Studienberatung vor Antritt des Dienstes ist aber dennoch zu empfehlen. Übrigens: Fast jeder nimmt aus der Überbrückungszeit etwas mit. Die einen haben rausgefunden, in welchem Beruf sie arbeiten möchten, andere pflegen auch Jahre später noch ausländische Freundschaften. Und Richard Meng fliegt weiterhin in den Semesterferien auf Mittelmeerinseln, um als Animateur zu jobben und kann so einen Teil seiner Studienkosten finanzieren. << Work & Travel: Bevor es zum Känguru-Gucken geht, unbedingt ums Visum kümmern! 11

im fokus Checkliste Welche Überbrückungsmöglichkeit passt zu meinem Berufswunsch? Mit den verschiedenen Überbrückungsmöglichkeiten kannst du auch testen, ob dir eine bestimmte Tätigkeit liegt. abi>> bietet dir eine kleine Auswahl an grundlegenden Fähigkeiten, die du in den Überbrückungsmöglichkeiten erwirbst, und zeigt auf, zu welchem Studium sie gut passen. Natürlich wirst du von deinen Praxiserfahrungen immer profitieren egal was du später studierst oder arbeiten willst. Foto: Jeannette Brugger Überbrückungsmöglichkeit Grundlegende Fähigkeiten / Soft skills (eine Auswahl) Studiengänge beziehungsweise Berufswünsche (eine Auswahl) Au-pair Sprachenkenntnisse interkulturelle Kompetenz Umgang mit Kindern Pädagogik Sozialpädagogik Lehramt kultur- oder sprachwissenschaftliches Studium Tourismus Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) / Ökologischer Bundesfreiwilligendienst (ÖBFD) Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) / Bundesfreiwilligendienst (BFD) Kenntnisse in Umwelt- und Naturschutz Teamfähigkeit Kommunikationsfähigkeit Kenntnisse in sozialer Arbeit Kenntnisse im Gesundheitswesen Kommunikationsfähigkeit Teamfähigkeit Biologie Umweltwissenschaften Umwelttechnik Landschaftspflege Chemie Agrarwissenschaften Lehramt Geographie regenerative Energien Pädagogik Sozialpädagogik Sonderpädagogik Psychologie Theologie Lehramt Gesundheitswesen Medizin 12

Im fokus Überbrückungsmöglichkeit Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Kultur Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Sport Freiwilliger Wehrdienst (FWD) Freiwilligendienst im Ausland Jobben im In- und Ausland / Praktika Sprachferien und -kurse im Ausland Grundlegende Fähigkeiten / Soft skills (eine Auswahl) Kenntnisse in Kultur, Kunst und Geschichte Kommunikationsfähigkeit Führungen planen und durchführen Interesse an Kultur, Kunst und Geschichte Kommunikationsfähigkeit handwerkliche Fähigkeiten Teamfähigkeit Kenntnisse im Bereich Übungsleitung Teamführung Kameradschaft und Teamfähigkeit Disziplin Selbstorganisation Hierarchien akzeptieren Sprachkenntnisse interkulturelle Kompetenz Kenntnisse in sozialer Arbeit Kenntnisse in Entwicklungshilfe Sprachkenntnisse Kontakte zu Arbeitgebern interkulturelle Kompetenz Einblicke in bestimmte Berufe und Tätigkeiten Nachweis eines Vorpraktikums (bei manchen Studiengängen Zulassungsvoraussetzung) Sprachkenntnisse interkulturelle Kompetenz Studiengänge beziehungsweise Berufswünsche (eine Auswahl) kulturwissenschaftliches Studium Geschichte Kunst Museumskunde Kunstwissenschaften Kunstpädagogik Architektur Bauingenieurwesen Handwerk Restauratoren-Studium kunst- oder kulturwissenschaftliches Studium Geschichte Museumskunde Sportwissenschaften Physiotherapie Lehramt Sportmanagement Offizierslaufbahn, wahlweise Geoinformationsdienst, Militärfachlicher Dienst, Militärmusikdienst, Sanitätsdienst oder Truppendienst Beamter/Beamtin in der Wehrverwaltung Polizeivollzugsbeamter/-beamtin Beamter/Beamtin im Kriminaldienst Regionalwissenschaften Politikwissenschaften Geographie kultur- und sprachwissenschaftliches Studium Ingenieurwissenschaften Lehramt Pädagogik Sozialpädagogik Soziologie Tätigkeit bei internationalen Unternehmen oder mit einem interkulturellen Bezug kultur- oder sprachwissenschaftliches Studium internationale BWL Ingenieurwissenschaften Tätigkeit bei internationalen Unternehmen oder mit einem interkulturellen Bezug gute Sprachkenntnisse sind in allen Studiengängen wichtig Tätigkeit bei internationalen Unternehmen oder mit einem interkulturellen Bezug Schnupperstudium Orientierung für den Studienbeginn erste Kontakte zu Kommilitonen und Dozenten alle Studiengänge, wenn du noch nicht genau weißt, was du studieren möchtest, oder dich gezielt auf den Studienalltag vorbereiten möchtest. Allerdings solltest du dich bei deiner Wunschhochschule erkundigen, welche Schnupperstudien angeboten werden. 13

im Fokus Freiwilligendienst im Ausland Aufklärung in Afrika Einsatzort Ghana: Simon Ansel (23) hat nach dem Abi ein Jahr lang in einer ghanaischen Schule mitgearbeitet. Organisiert hat er seinen Freiwilligendienst über weltwärts. Foto: Privat... und auf einmal bist du mittendrin: Wer sich für einen Freiwilligendienst im Ausland entscheidet, sollte kontaktfreudig und offen für neue Erfahrungen sein, kann aber wie Simon Ansel auch davon überrascht werden, dass vieles gar nicht so anders ist. 14

im Fokus In freier Wildbahn: Neben seiner Arbeit für die Schule hatte Simon Ansel auch Zeit, mit anderen Freiwilligen durch Ghana zu reisen zum Beispiel zu den Naturparks. Foto: Privatwer hat nicht schon mal davon geträumt, ans andere Ende der Welt zu gehen? Fremde Tiere sehen, Städte mit geheimnisvollen Namen besuchen und in eine fremde Kultur eintauchen? Die vielleicht beste Gelegenheit dafür ist die Phase zwischen Abi und Studium. Ein Freiwilligenjahr in einem afrikanischen Land ist problemlos machbar. Wer aber gleich nach dem Abi in den Flieger steigen will, sollte zeitig beginnen zu planen. Ich habe rund ein Jahr vor dem Abi nach Stellen gesucht, erzählt Simon Ansel. Ohne gute Vorbereitung läuft nichts Sein erster Anlaufpunkt war die Plattform weltwärts.de. Dort schreiben verschiedene Organisationen Stellen aus. Simon Ansel fand das Angebot bei den Internationalen Jugendund Gemeinschaftsdiensten (IJGD) für theaterpädagogische Aids-Aufklärung. Er bewarb sich für sein Wunschland Ghana und wurde ein Telefon interview später genommen. Vor der Abreise war viel zu erledigen: Simon Ansel ließ sich impfen, beantragte ein Visum und baute einen Spendenkreis unter Bekannten und Verwandten auf, um den Eigenanteil der Kosten, rund 2.000 Euro, zu bezahlen. Nicht zuletzt sicherte er sich seinen Studienplatz nach der Rückkehr: Wer einen offiziellen Freiwilligendienst macht und vor der Abreise zugelassen wird, wird ein Jahr später bevorzugt behandelt er kriegt nach der Rückkehr einen sicheren Studienplatz. Das Kribbeln im Bauch setzte während der Vortreffen ein, als er andere Freiwillige und Organisatoren kennenlernte. Ein Arzt beriet die angehenden Freiwilligen, worauf sie beim Thema Gesundheit achten sollten. Da wurde mir klar, dass ich bald wirklich dort sein werde. Ankunft in Agona Swedru Als Simon Ansel in Ghana aus dem Flugzeug stieg, kam ihm die Luft wie eine heiße Mauer entgegen. Das Wetter dort ist tropisch: immer heiß, immer schwül. Aber daran gewöhne man sich. Simon Ansels Einsatzort war die mittelgroße Stadt Agona Swedru, wo er bei Gasteltern lebte, einer Stoffhändlerin und einem Lehrer. Da die Kinder während der Schulzeit im Internat waren, hatte er ein eigenes Zimmer in einem modernen Neubau. Die Dusche hatte kein Warmwasser aber wer braucht das schon bei diesem Wetter? Die Verständigung war kein Problem: Fast alle Ghanaer sprechen Englisch. In der Schule unterrichtete Simon Ansel je Woche rund sieben Stunden. Er klärte Zehn- bis 16-Jährige mithilfe einer menschlichen Puppe und anhand einfacher Bilder spielerisch über Aids auf. Seine Freizeit verbrachte er mal mit den anderen Freiwilligen in Agona Swedru, oft aber auch mit Williams, einem Freund seines Gastvaters. Williams hat eine NGO aufgebaut und hilft sozial benachteiligten Kindern. Wir haben uns gut verstanden, und so konnte ich nach der Schule bei ihm mitarbeiten. Gelegentlich ist Simon Ansel auch mit den anderen Freiwilligen durch Ghana gereist in die Naturparks mit Wildtieren oder an die ruhigen Atlantikstrände. Wieder zu Hause mit erweitertem Horizont Auch zwei Jahre nach seiner Rückkehr hält Simon Ansel, mittlerweile Wirtschaftsstudent, noch regen Kontakt mit Agona Swedru. Ich versuche, einmal im Jahr hinzufliegen, und habe auch schon einen Bekannten für zwei Wochen nach Stuttgart eingeladen. Besonders bleibend sei aber die Erfahrung, dass vieles in Ghana und Deutschland gleich ist. Die Leute gehen morgens zur Arbeit, ernähren ihre Familie und schauen gerne Fußball. Die Lehrer wollen Kindern was beibringen und haben ihre Lehrpläne. So wie es hier auch ist. << Name: Simon Ansel Alter: 23 Abi: 2009 Macht gerade: Studium der Wirtschaftswissenschaften in Hohenheim Und später? Vielleicht in der Entwicklungshilfe arbeiten, aber das ist noch offen. 15

im Fokus Praktikum Nach dem Einser-Abi in den Blaumann Wer wie Sinem Atilgan (21) ein exzellentes Abi hinlegt, hat die Qual der Wahl. Nach langem Überlegen entschied sich die Dortmunderin für Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau in Aachen. Bevor sie anfangen konnte, musste sie allerdings noch ein Vorpraktikum absolvieren. Name: Sinem Atilgan Alter: 21 Abi: 2011 Macht gerade: Studium Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau an der RWTH Aachen Und später? An der Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Management arbeiten. Vielleicht auch im Ausland. Foto: Privat die Studienwahl von Sinem Atilgan klingt ein wenig paradox: Sie sei nicht so die Technikerin, meint die 21- Jährige und studiere gerade deswegen an der RWTH Aachen Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau: Das Abi fiel mir leicht, ich hatte eine 1,0, danach habe ich eine Herausforderung gesucht. Natürlich ist dies nicht der einzige Grund: Maschinenbau ist ein ehrliches Fach, da liegen die Karten auf dem Tisch. Außerdem habe ich damit gute Chancen, später ins Ausland zu gehen und etwa in der Türkei etwas aufzubauen. Also hat sie sich bei der RWTH beworben und wurde mit ihrem Abi-Schnitt natürlich zugelassen. Allerdings verlangt die Exzellenzuniversität in der westlichsten Stadt Deutschlands von technischen Studierenden ein Vorpraktikum: Man muss vor dem Studium mindestens vier Wochen in einem Betrieb mitarbeiten. Dabei lernt man bestimmte praktische Fähigkeiten und schreibt darüber einen Bericht. Welche Fähigkeiten, verraten die Richtlinien der RWTH- Homepage nämlich einige Methoden, mit denen Maschinen gebaut werden: Schweißen, Sägen, Stanzen, Nieten, Bohren, Biegen, Schleifen und mehr. Fühlt man sich in einer Werkhalle wohl? Da Sinem Atilgan sich erst kurz vor Fristende beworben hatte, galt es, schleunigst einen Praktikumsbetrieb zu finden. Der Rektor unserer Schule hat mir geraten, es bei der Firma Janzhoff zu versuchen. Das ist ein mittelständischer Aufzugbauer in Dortmund. Kurzerhand ging die Türkin persönlich zur Firma, um sich vorzustellen. Ich war aufgeregt, aber der Chef war sehr nett. Weil das Gespräch gut lief und ihm meine Noten gefielen, hat er ja gesagt und gleich Maß genommen um für mich einen Blaumann und Sicherheitsschuhe zu bestellen. Denn Sicherheitskleidung ist Pflicht an dem Ort, an dem die eher zierliche Dortmunderin die folgenden vier Wochen arbeitete: in der Werkhalle, wo die Aufzüge gebaut werden und die Metallspäne durch die Luft fliegen, Sägen kreischen und Hämmer klopfen. Im Vorpraktikum erfährt man, ob man sich dort wohlfühlt, wo viele Maschinenbauer später arbeiten. Ein weiterer Zweck des Vorpraktikums ist es, Einblicke in technische Produktionsprozesse zu gewinnen. Sinem Atilgan arbeitete in allen Bereichen mit: Sie spielte die technischen Zeichnungen in den Laserschneider ein, um Metallplatten zuzuschneiden, rundete die Platten mithilfe einer Biegepresse ab, nietete sie zusammen, verschweißte Gerüststangen und mehr. Erste Einblicke in die Mechanik Weil ich ein Mädchen bin, waren die Arbeiter eher vorsichtig mit mir. Aber ich habe gezeigt, dass ich mitarbeiten will, und durfte das auch. Ebenfalls aus eigener Initiative stellte Sinem Atilgan viele Fragen: Die Leute waren sehr offen und haben mir viel erklärt. Vor allem der Seniorchef hat mir oft erzählt, wie dies und das abläuft. So habe ich etwa gelernt, wie die Mechanik hinter einem Aufzug funktioniert. Das bringt mir auch im Studium etwas. Wichtig war für die Dortmunderin aber vor allem der Einblick in die Praxis. Ich wurde mir so klar darüber, dass mein Studium das Richtige ist. Nun studiert sie seit zwei Jahren Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau und empfindet das Studium als große Herausforderung. Wie gewünscht. << 16

im Fokus Foto: Alex Becker Dort sein, wo die Späne fliegen: In ihrem Vorpraktikum hat Sinem Atilgan erste Einblicke in Arbeitsabläufe und Fertigungsprozesse erhalten und konnte ausprobieren, ob ihr das Arbeiten in der Werkhalle liegt. 17

im Fokus Erfahrungsbericht: Ausbildung vor dem Studium Lernen, wie es in der Klinik zugeht Astrid Scholz (28) studiert im vierten Semester Humanmedizin. Auf einen Platz für ihr Wunschstudium hat sie lange gewartet: zwölf Semester. Die Zeit bis zum Studienstart hat sie genutzt, um eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu durchlaufen und in diesem Beruf zu arbeiten. Routine statt zitternder Hände: Beim Blutabnehmen hat Astrid Scholz ihren Kommilitonen dank der Ausbildung einiges voraus. Foto: Privat Foto: Jörg Moritz ich wollte schon immer Medizin studieren, weil ich das Fach unheimlich spannend finde. Doch wer wie ich einen Abi-Schnitt von 2,3 hat, hat keine Chance, sofort einen Studienplatz zu kriegen. Ich habe mich damals bei der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) angemeldet, heute die Stiftung für Hochschulzulassung (www.hochschulstart.de). Dort habe ich erfahren, dass ich einige Semester warten muss. Wie viele es werden, wusste ich natürlich nicht; geschätzt habe ich damals, dass es wohl mindestens drei bis vier Jahre werden. Davon wollte ich mich nicht aus der Bahn werfen lassen. Also habe ich mir gesagt: Ich warte und mache solange etwas Sinnvolles. Zuerst habe 18 ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Altenheim in Frankreich gemacht. Weil mir das gefiel, habe ich mich nach der Rückkehr für die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin beworben. Die Idee war, so schon mal Erfahrung in einem Klinikum zu sammeln. Im Katharinenspital in Stuttgart Ich fand rasch eine Ausbildungsstelle beim Katharinenspital in Stuttgart. Das meiste von dem, was ich dabei gelernt habe, ist auch für künftige Ärzte hilfreich. Zum einen natürlich die Krankheitsbilder wie erkenne ich etwa, ob jemand Diabetes oder eine Thrombose hat, wie kann ich eine Prellung von einem Bruch unterscheiden? Name: Astrid Scholz Alter: 28 Abi: 2004 Macht gerade: Studium der Humanmedizin in Tübingen Und später? Möchte Ärztin werden.

im Fokus In der Ausbildung habe ich auch gelernt, mit welchen Medikamenten man gegen welche Krankheit vorgeht, und wie man die Patienten versorgt. Es war mein Job, Spritzen zu verabreichen, Verbände anzulegen, gebrochene Arme zu gipsen. Sehr wichtig fand ich auch die sozialen Erfahrungen: Ich habe mit den Ärzten im Team gearbeitet und mich um die Patienten gekümmert, sie beispielsweise vor einer Operation beruhigt und ihnen dabei geholfen, danach wieder auf die Beine zu kommen. Nach einer Wirbelsäulen-Operation etwa kann ein zu hastiges Aufstehen großen Schaden anrichten. Während der Ausbildung habe ich viele Stationen durchlaufen und kennengelernt: von der inneren Medizin über die chirurgische Station bis zur Notaufnahme. In dieser gab es einen besonders herausfordernden Moment: Ein Patient kam mit einem Polytrauma in die Notaufnahme. So nennt man es, wenn jemand mehrere Verletzungen hat, die lebensgefährlich sein können. Ich musste einen Blasen-Katheder legen, während die Ärzte operiert haben. Um in so einer Situation ruhig zu arbeiten, benötigt man viel Routine. Aus dem Berufsleben an die Uni Nach meiner Ausbildung habe ich noch drei Jahre als Gesundheits- und Krankenpflegerin gearbeitet. Dafür gab es mehrere Gründe: Zum einen habe ich es einfach genossen, mehr Geld zu verdienen. In der Ausbildung bekam ich anfangs 700, später 900 Euro brutto, was schon ausgereicht hat, da ich im Wohnheim des Spitals günstig wohnen konnte. Nach der Ausbildung verdiente ich aber deutlich mehr, das war schon ein Sprung. Durch den späten Studienbeginn habe ich auch den Vorteil, elternunabhängiges BAföG zu beziehen, wofür man mindestens sechs Jahre lang gearbeitet haben muss Ausbildungszeit eingeschlossen. Also habe ich mich drei Jahre später nochmal in Tübingen für Medizin beworben. Diesmal mit Erfolg. Nun muss ich ordentlich pauken, das ist ganz anders als während der Ausbildung. Aber ich bin sicher, wenn ich in der Klinik mein Praktikum mache, werde ich enorm davon profitieren, bereits Krankenhaus- Erfahrung zu haben. Das merke ich jetzt schon, etwa wenn ein Spritzenkurs ansteht: Während den anderen die Hände zittern, nehme ich routiniert Blut ab. << Foto: Martin Rehm Klinikerfahrung, Wissen über Medikamente, Umgang mit Patienten und Teamarbeit mit Ärzten: Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin ist für ihr erstes Praktikum während des Medizinstudiums bestens gerüstet. 19

im Fokus Erfahrungsbericht: FSJ im Sport Zunächst musste ich lernen, wie man richtig fällt Viele Erfahrungen, die er nicht missen will so sieht Robin Surmann (19) sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei einem Judo-Verein in Osnabrück. Für abi>> berichtet der leidenschaftliche Fußballspieler, wie er Kindern Judo beibringt, Erwachsene in Fitnessgeräte einweist und sich ein kleines Taschengeld fürs Studium zurücklegt. Foto: Heidrun Hönninger Putzen und powern: Während seines FSJ kümmert sich Robin Surmann einerseits um das Fitnessstudio seines Judo-Vereins, gibt andererseits aber auch Einführungskurse für Kinder und organisiert eigene Projekte. Name: Robin Surmann Alter: 19 Abi: 2012 Macht gerade: FSJ bei einem Sportverein Und später? (Sport-) Management-Studium in Osnabrück Foto: Privat bald wird mein Freiwilliges Soziales Jahr vorbei sein, und ich werde studieren. Anders als direkt nach dem Abi weiß ich jetzt auch, was ich machen möchte: Management oder Sportmanagement. Vor einem Jahr konnte ich mich noch nicht entscheiden: Eine Ausbildung? Studieren? Wenn ja welches Fach? Also sagte ich mir, ich warte erst einmal, denke in Ruhe nach und verdiene solange etwas Geld. Ein FSJ schien mir dafür ideal. Da ich begeisterter Fußballer bin, habe ich mir natürlich eine Stelle im Sport gesucht. Zuerst bei meinem Verein, aber da daraus nichts wurde, habe ich mich beim Judo-Verein Crocodiles hier in Osnabrück beworben, der hat damals per Zeitungsannonce einen FSJler gesucht. Danach ging alles ganz schnell: Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und genommen. Möglich, dass ich einen Vorteil hatte, weil ich viel Sport mache, aber Voraussetzung ist das nicht. Meine Aufgabe hier ist es vor allem, mich um das hauseigene Fitnessstudio zu kümmern: Ich weise die Leute in die Geräte ein, etwa in die Beinpresse, den Butterfly, die Multipresse oder die Laufbänder. Außerdem sorge ich dafür, dass die Geräte in Schuss bleiben etwa indem ich sie putze. Verantwortung für eigene Kurse und Projekte Bei den Crocodiles habe ich auch die Gelegenheit, eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Das gehört auch zu den Pflichten eines FSJlers. 20