Wissenschaftliche Grundlagen der Akupunktur. Philosophischer und theoretischer Hintergrund

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Dr. med. B. Uhl-Pelzer

Transkript:

1 2 3 4 6 7 Aktuelle Entwicklungen Wissenschaftliche Grundlagen der Akupunktur Philosophischer und theoretischer Hintergrund Meridiane, Organe und Punkte Methoden der chinesischen Medizin Akupunkturtherapie Traditionelle chinesische Syndrome Anhang Literatur

Dr. med. Gabriel Stux Studium der Humanmedizin in Freiburg, Frankfurt und Düsseldorf Studium der Akupunktur in China, Sri Lanka und Indien Lehr- und Vortragstätigkeit weltweit seit 30 Jahren Autor von zahlreichen Büchern Herausgeber von Büchern zu den wissenschaftlichen Grundlagen der Akupunktur u.a.: Scientific Basis of Acupuncture, gemeinsam mit B. Pomeranz Clinical Acupuncture, Scientific Basis, gemeinsam mit R. Hammerschlag Veröffentlichung von über 100 Beiträgen in Fachzeitschriften sowie Internetpublikationen Entwicklung der Chakren Akupunktur, einer neuen Energiemedizin-Methode Gründer und Vorsitzender der Deutschen Akupunktur Gesellschaft Mitglied des Dachverbandes der deutschen Akupunkturgesellschaften Herausgeber und Autor des 14-tägig erscheinenden Internet-Informationsdienstes zur Akupunktur: www.akupunktur-aktuell.de

1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 Gabriel Stux Akupunktur Einführung 7., erweiterte Auflage

Gabriel Stux Akupunktur Einführung Chinesische Übersetzungen von Karl Alfried Sahm Zeichnungen von Petra Kofen 7., erweiterte Auflage Mit 64 Abbildungen 13

1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 Dr. med. Gabriel Stux Akupunktur Centrum Goltsteinstraße 26 40211 Düsseldorf E-Mail: akupunktur@arcor.de Die 1. 3. Auflage ist unter dem Titel»G. Stux, Grundlagen der Akupunktur«und die 4. und. Auflage unter»g. Stux, Einführung in die Akupunktur«erschienen. ISBN-13 978-3-40-723-4 7. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch, bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 196 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer Medizin Verlag. springer.de Springer Medizin Verlag Heidelberg 1986, 1988, 1992, 1994, 1999, 2003, 2007 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung: Marga Botsch, Heidelberg Projektmanagement: Claudia Bauer, Heidelberg Satz: medionet Prepress Services Ltd., Berlin Layout und Umschlaggestaltung: deblik Berlin SPIN 11781882 Gedruckt auf säurefreiem Papier 22/2122/cb 4 3 2 1 0

V Vorwort zur 7. Auflage Im 30. Jahr der täglichen Praxis der Akupunktur erscheint die 7. Auflage der»akupunktur Einführung«, eines seit über 20 Jahren bestens eingeführten Buches zu den Grundlagen der Akupunktur. Mit der 2007 erfolgten Aufnahme der Akupunktur in die»regelversorgung«der gesetzlichen Krankenkassen auf Krankenschein war eine Reduzierung des Indikationsspektrums der Akupunktur auf lediglich zwei Diagnosen für Kassenpatienten verbunden. Durch die Integration der Akupunktur in die EBM, Einheitliche Bewertungsmaßstäbe, erfolgt auch eine Minderung der Vergütung auf den Stand von 198 mit einer gleichzeitig befürchteten Minderung der Anwendungsqualität. In dieser 7. Auflage wird deshalb ein besonderes Augenmerk auf die Qualität der Akupunkturpraxis gelegt. Dieses Grundlagenbuch wird die vielfältigen Modalitäten beleuchten, die zu einer Verbesserung der Wirksamkeit der klinischen Akupunkturanwendung beitragen. Eine Vertiefung der Akupunkturfortbildung ist ein essenzieller Baustein der Anwendung einer Qualitätsakupunktur. Im Anhang G ist das Curriculum der Bundesärztekammer für das Ärztekammerdiplom, die Zusatzbezeichnung Akupunktur, neu aufgenommen. Dieses Curriculum wurde gemeinsam von den deutschen Akupunkturgesellschaften erarbeitet und von der Bundesärztekammer übernommen. Vor allem der traditionelle Hintergrund der chinesischen Medizin wurde durch die Ergänzung und Überarbeitung des Therapiekapitels (7 Kap. 6) vertieft. Auch den wissenschaftlichen Grundlagen der Akupunktur wurden Ergebnisse neuerer randomisiert kontrollierter Untersuchungen hinzugefügt. Die Chakrenakupunktur, eine Ausweitung der chinesischen Akupunktur durch die Aufnahme des indischen Chakrasystems, wird im 7 Kap..7 ausführlich dargestellt. Zahlreiche Detailzeichnungen erhöhen die Anschaulichkeit und tragen dazu bei, wichtige Akupunkturpunkte besser aufzufinden. Als nützliche und übersichtliche Hilfsmittel zum Studium der chinesischen Medizin erweisen sich die Akupunktur-Poster und Punkteselektor (Springer-Verlag, ISBN 978-3-40-31110-2). Junil 2007 Gabriel Stux

Vorwort zur 1. Auflage Die Grundlagen der Akupunktur werden in diesem Taschenbuch in prägnanter und anschaulicher Form dargestellt. In didaktisch übersichtlicher Weise informiert das Buch Ärzte und Medizinstudenten über die Materie der Akupunktur und verwandter Gebiete der chinesischen Medizin. Der philosophische und theoretische Hintergrund der chinesischen Medizin wird kurz dargestellt, um die Herleitung der Systematik aus den antiken Gesetzmäßigkeiten verständlich zu machen. Neben den wissenschaftlichen Erklärungen der Akupunkturwirkung wird auf den Stellenwert der Akupunktur im Rahmen der heutigen Medizin eingegangen. Eine systematische und anschauliche Darstellung erfahren die Meridiane, Organe und Akupunkturpunkte. Trotz der Kürze des Buches werden die 120 wichtigsten Akupunkturpunkte beschrieben und in klaren Abbildungen dargestellt. Die therapeutischen Prinzipien sowie die Punktauswahl bei den wichtigsten Erkrankungen werden übersichtlich abgehandelt. Die Terminologie der Akupunktur ist in der neuesten WHO Standardisierung in der Pin-Yin-Transkription wiedergegeben. Die Übersetzung der chinesischen Ideogramme der Punktenamen verdanke ich der minuziösen und geduldigen Arbeit von Herrn Karl Alfried Sahm. Besonderer Dank gilt Frau Dr. Maria Vinnemeier, Herrn Dr. Wolfgang Heinke, Herrn Dr. Niklas Stiller für hilfreiche Anregungen bei der didaktischen Darstellung der traditionellen Hintergründe und der Meridiansystematik, Herrn Rolf Schneider für die nochmalige Korrektur, Frau Britta Severin für Schreibarbeiten und Hilfe in vielen praktischen Details bei der Erstellung des Manuskripts. Das didaktische Konzept dieses Buches wird ergänzt durch die Vermittlung der Grundlagen der Akupunktur anhand von Videolehrfilmen. Februar 1986 Gabriel Stux

VII Inhaltsverzeichnis 1 Aktuelle Entwicklungen................................ 1 1.1 Ausweitung der Anwendung................................. 2 1.2 Zur Historie............................................ 2 1.3 Modellerprobung........................................ 3 1.4 Kassenakupunktur über den Krankenschein....................... 3 1. Privatisierung der Akupunktur................................ 4 1.6 Westliche Form der Akupunktur............................... 1.7 Chinesische Akupunktur.................................... 1.8 Akupunkturfortbildung.................................... 7 1.9 Die Essenzen der Akupunkturwirksamkeit........................ 8 2 Wissenschaftliche Grundlagen der Akupunktur................ 9 2.1 Neurophysiologische Grundlagenforschung....................... 9 2.2 Klinische Untersuchungen................................... 12 2.3 Modelluntersuchungen ART und Gerac.......................... 20 2.3.1 Einige Basisdaten zur Akupunktur in Deutschland................... 23 2.3.2 Zusammenfassung der ART- und Gerac-Ergebnisse.................. 23 2.3.3 ARC-Studien........................................... 27 2.3.4 Signifikanz-Problematik.................................... 28 2.3. Wo gibt es Signifikanzen?................................... 29 2.3.6 Kritische Bewertung der ART- und Gerac-Studien.................... 30 3 Philosophischer und theoretischer Hintergrund................ 37 3.1 Die Wurzeln: Tao, Yin und Yang................................ 37 3.2 Die Lebensenergie Qi...................................... 39 3.3 Das Entsprechungssystem der Wandlungsphasen.................. 41 3.4 Pathogenese und Ätiologie in der chinesischen Medizin............... 42 3.4.1 Beschreibung der klimatischen Faktoren......................... 4 3.4.2 Emotionale Faktoren...................................... 47 3. Diagnostik in der chinesischen Medizin.......................... 48 3..1 Acht diagnostische Kategorien, Ba gang......................... 48 3..2 Chinesische Diagnose..................................... 49 3..3 Chinesische Konstitutionstypen............................... 0 3..4 Innen und Außen........................................ 2 3.. Fülle und Schwäche...................................... 2 3..6 Hitze und Kälte.......................................... 4 3..7 Yin und Yang........................................... 4 Meridiane, Organe und Punkte........................... 7 4.1 Darstellung des Systems der chinesischen Organe und Meridiane......... 7 4.2 Darstellung der Punktekategorien............................. 6 4.2.1 Shu-, dorsale Segmentpunkte, Transport- oder Zustimmungspunkte....... 66

VIII Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 4.2.2 Mu- oder ventrale Alarmpunkte............................... 66 4.2.3 Meisterpunkte, Hui Xue.................................... 67 4.2.4 Akutpunkte, Xi-Punkte..................................... 67 4.2. Shu- oder Antike Punkte (Shu I V).............................. 67 4.2.6 Tonisierungspunkt........................................ 67 4.2.7 Sedierungspunkt........................................ 68 4.2.8 Der 1. Antike Punkt, Jing-Punkt, Shu I (Brunnen)..................... 68 4.2.9 Der 2. Antike Punkt, Ying-Punkt, Shu II (Bach)....................... 68 4.2.10 Yuan-Punkt, Quellpunkt, Shu-Punkt (kleiner Fluss)................... 69 4.2.11 Der 4. Antike Punkt, Jing-Punkt, Shu IV (Fluss)...................... 69 4.2.12 Der. Antike Punkt, He-Punkt, Shu V (Mündung).................... 69 4.2.13 Luo-Punkt, Durchgangspunkt................................ 70 4.2.14 Schlüssel-, Kardinal- oder Konfluenzpunkte....................... 70 4.3 Methoden der Punktelokalisation.............................. 70 4.3.1 Anatomische Anhaltsstellen................................. 71 4.3.2 Proportionale Messung mit Hilfe des relativen Cun-Maßes (Cun-Messung).... 71 4.3.3 Proportionale Messung.................................... 74 4.3.4 Lokalisation durch Einnehmen einer besonderen Lage................ 74 4.3. Lokalisation mit Hilfe von Hautwiderstandsmessung.................. 74 4.3.6 Lokalisation, indem man andere Punkte als Ausgangspunkt wählt......... 76 4.3.7 Aufsuchen von Punkten, die schmerzhaft sind...................... 76 4.4 Systematische Darstellung der Meridiane und Punkte................. 78 4.4.1 Lungenmeridian Lu...................................... 78 4.4.2 Dickdarmmeridian Di..................................... 84 4.4.3 Magenmeridian Ma...................................... 90 4.4.4 Milz-Pankreas-Meridian MP................................. 102 4.4. Herzmeridian He........................................ 108 4.4.6 Dünndarmmeridian Dü.................................... 112 4.4.7 Blasenmeridian Bl....................................... 118 4.4.8 Nierenmeridian Ni....................................... 134 4.4.9 Perikardmeridian, Kreislaufmeridian Pe......................... 138 4.4.10 Sanjiao-, dreiteiliger Erwärmer-Meridian SJ....................... 142 4.4.11 Gallenblasenmeridian Gb.................................. 10 4.4.12 Lebermeridian Le....................................... 160 4.4.13 Lenkergefäß, Du Mai...................................... 164 4.4.14 Konzeptionsgefäß, Kontrollgefäß, Ren Mai........................ 172 4.4.1 Extrapunkte Ex......................................... 178 Methoden der chinesischen Medizin........................ 187.1 Nadelungstechnik........................................ 187.1.1 De-Qi-Gefühl........................................... 190.1.2 Tonisierende und sedierende Methoden der Nadelstimulation........... 190.1.3 Sterilisation der Nadeln.................................... 192.1.4 Nebenwirkungen der Akupunkturtherapie........................ 192.2 Moxibustion........................................... 193

Inhaltsverzeichnis IX.2.1 Indikationen........................................... 193.2.2 Kontraindikationen....................................... 194.2.3 Direkte Moxibustion...................................... 194.2.4 Indirekte Moxibustion..................................... 194.2. Moxibustion mit»moxazigarren«.............................. 196.2.6 Infrarotmoxibustion...................................... 197.3 Akupressur, Tuina........................................ 198.4 Elektrostimulation....................................... 199.4.1 Technik der Elektrostimulation................................ 199. Laserakupunktur......................................... 200..1 Punkteauswahl.......................................... 201..2 Vorteile des Lasers....................................... 201..3 Nachteile der Lasertherapie................................. 201.6 Qi Gong.............................................. 202.6.1 Atemübungen.......................................... 202.6.2 Indikationen........................................... 203.7 Chakrenakupunktur...................................... 203.7.1 Öffnen der Chakren....................................... 204.7.2 Beschreibung der Chakren und ihre Beziehung zu Akupunkturpunkten bzw. chinesischen Organen..................................... 20.8 Akupunktur in Verbindung mit Qi Gong: eine meditative Behandlung...... 209.8.1 Praxis der Anwendung..................................... 209.8.2 Sammlung............................................ 210.8.3 Bewusstheit für die Innenräume des Körpers....................... 210.9 Zusätzliche Methoden..................................... 211 6 Akupunkturtherapie.................................. 21 6.1 Prinzipien und Leitlinien der Akupunkturtherapie und Regeln für die Auswahl von Punkten............................................ 216 6.2 Erkrankungen des Bewegungsapparates......................... 23 6.2.1 HWS-Syndrom, Tortikollis, zervikale Spondylosis.................... 237 6.2.2 LWS-Syndrom, Lumbalgie, Lumboischialgie, Ischialgie................. 238 6.2.3 Schulter-Arm-Syndrom, Periarthritis humeroscapularis................ 239 6.2.4 Epikondylitis, Tennisellbogen................................. 240 6.2. Koxarthrose, Koxarthritis.................................... 240 6.2.6 Gonarthrose, Schmerzen des Kniegelenks........................ 241 6.2.7 Rheumatoide Arthritis..................................... 241 6.3 Neurologische Erkrankungen................................. 242 6.3.1 Kopfschmerzen und Migräne................................. 243 6.3.2 Trigeminusneuralgie...................................... 246 6.3.3 Hemiparesen........................................... 247 6.3.4 Fazialisparese........................................... 249 6.4 Erkrankungen der Atmungsorgane............................. 249 6.4.1 Grippaler Infekt......................................... 22 6.4.2 Sinusitis maxillaris........................................ 22

X Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 6.4.3 Sinusitis frontalis......................................... 23 6.4.4 Chronische Bronchitis...................................... 23 6.4. Asthma bronchiale........................................ 24 6. Kardiovaskuläre Erkrankungen................................ 2 6..1 Koronare Herzerkrankungen mit Angina pectoris.................... 2 6..2 Herzneurosen........................................... 26 6..3 Erschöpfungszustände bei Herzerkrankungen...................... 26 6..4 Hypertonie............................................ 27 6.. Hypotonie............................................. 27 6..6 Periphere Durchblutungsstörungen............................ 27 6.6 Gastroenterologische Erkrankungen............................ 28 6.6.1 Gastritis, Gastroenteritis.................................... 29 6.6.2 Ulcus ventriculi et duodeni.................................. 260 6.6.3 Diarrhö............................................... 260 6.6.4 Irritables Kolon, Reizdarm................................... 261 6.6. Obstipation............................................ 262 6.6.6 Cholangitis, Cholezystitis, Gallenwegdyskinesie, Gallenkolik............. 262 6.7 Psychische Störungen und psychiatrische Erkrankungen............... 263 6.7.1 Depression............................................ 263 6.7.2 Erschöpfungszustände, Burnoutsyndrom und Rekonvaleszenz nach chronischen Erkrankungen.................................. 264 6.7.3 Erregungszustände....................................... 26 6.7.4 Schlafstörungen......................................... 26 6.7. Suchterkrankungen, Drogenabhängigkeit........................ 266 6.7.6 Alkoholabhängigkeit...................................... 267 6.7.7 Zigarettenabhängigkeit.................................... 268 6.7.8 Adipositas, Gewichtsabnahme................................ 268 6.8 Gynäkologische Erkrankungen................................ 270 6.8.1 Weibliche Zyklus......................................... 270 6.8.2 Dysmenorrhö........................................... 271 6.8.3 Klimakterium........................................... 272 6.8.4 Schmerzen bei Tumoren im Beckenraum......................... 273 6.8. Geburtserleichterung...................................... 273 6.8.6 Geburtsvorbereitung...................................... 274 6.8.7 Hyperemesis gravidarum................................... 27 6.8.8 Laktationsstörungen...................................... 27 6.9 Urologische Erkrankungen.................................. 27 6.9.1 Pyelonephritis, chronische Harnwegsinfekte, Glomerulonephritis......... 276 6.9.2 Prostatitis, Uroneurosen.................................... 277 6.9.3 Enuresis.............................................. 278 6.10 Hauterkrankungen....................................... 278 6.10.1 Acne vulgaris........................................... 279 6.10.2 Ulcus cruris, schlecht heilende Wunden.......................... 280 6.10.3 Neurodermitis, Ekzeme, endogenes Ekzem........................ 280 6.10.4 Psoriasis.............................................. 281

Inhaltsverzeichnis XI 6.10. Herpes zoster, Zosterneuralgien............................... 281 6.10.6 Herpes simplex.......................................... 282 6.11 Erkrankungen der Sinnesorgane............................... 282 6.11.1 Schwerhörigkeit, Hörsturz................................... 282 6.11.2 Tinnitus.............................................. 283 6.11.3 Ménière-Krankheit, Schwindel, Reisekrankheit, Labyrinthitis............ 284 6.11.4 Chronische Konjunktivitis................................... 284 6.11. Visusschwäche.......................................... 28 6.12 Akute Krankheitsbilder und Notfälle............................ 28 6.12.1 Ohnmacht, Kreislaufkollaps.................................. 28 6.12.2 Großer epileptischer Anfall.................................. 286 6.12.3 Akute Schmerzzustände.................................... 286 7 Traditionelle chinesische Syndrome, die Diagnosen der chinesischen Medizin.......................................... 287 7.1 Syndrome der Lunge...................................... 288 7.2 Syndrome des Milz-Pankreas-Systems........................... 288 7.3 Syndrome der Niere....................................... 289 7.4 Syndrome der Leber....................................... 289 7. Syndrome des Herzens..................................... 289 7.6 Störungsmuster, chinesische Syndrome.......................... 290 7.6.1 Schwäche des Lungen-Qi, Fei Qi Xu............................. 290 7.6.2 Schwäche des Milz-Pankreas-Qi, Pi Qi Xu......................... 291 7.6.3 Schwäche des Nieren-Yang, Shen Yang Xu......................... 292 7.6.4 Stagnation des Leber-Qi, Gan Qi Yu Jie........................... 294 7.6. Aufsteigendes Leber-Yang, Gan Yang Shang Kang.................... 29 7.6.6 Stagnation des Herz-Blutes, Xin Xue Yu........................... 296 Anhang A WHO-Indikationsliste für die Akupunktur............... 299 Anhang B Akupunkturindikationsliste 1997.................... 301 Anhang C Deutsche Standardnomenklatur der Akupunktur.......... 30 Grundlagen der Akupunktur............................ 309 Anhang D Vergleich der Nomenklaturen....................... 309 Akupunkturbegriffe................................. 309 Anhang E Chinesische Punktenamen in alphabetischer Reihenfolge..... 311 Anhang F Glossar der wichtigsten chinesischen Begriffe............ 31 Philosophische Begriffe............................... 31

XII Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 Anhang G Anhang H Curricula für Zusatzbezeichnung Akupunktur, aufbauend auf»kursbuch Akupunktur«........................ 323 1 Einleitung...................................... 323 2 Kursdurchführung................................. 324 3 Kursaufbau..................................... 32 4 Kursinhalte entsprechend den Blöcken A-G................ 326 Qualitätskriterien für die Akupunkturanwendung bei klinischen Studien.............................. 331 Literatur............................................... 333

1.1 1 1 Aktuelle Entwicklungen 1.1 Ausweitung der Anwendung 2 1.2 Zur Historie 2 1.3 Modellerprobung 3 1.4 Kassenakupunktur über den Krankenschein 3 1. Privatisierung der Akupunktur 4 1.6 Westliche Form der Akupunktur 1.7 Chinesische Akupunktur 1.8 Akupunkturfortbildung 7 1.9 Die Essenzen der Akupunkturwirksamkeit 8 Die Gerac-Studie hatte im Rahmen der Modelluntersuchungen der gesetzlichen Krankenkassen zeigen können, dass Akupunktur bei chronischen Rücken- und Knieschmerzen der westlichen Standardtherapie sehr deutlich überlegen ist. Akupunktur ist bei chronischen Rückenschmerzen in der Langzeitwirksamkeit zweimal so wirksam wie übliche westliche Standardtherapie und bei Knieschmerzen dreimal so effektiv. Auch bei Migräne hat die Akupunktur mit 11 Sitzungen in 6 Wochen eine etwas bessere Wirksamkeit als eine westliche prophylaktische medikamentöse Therapie über 6 Monate! Das Resümee von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener des deutschen»kopfschmerz Papstes«dazu:»Die Akupunktur stellt beim chronischen Kopfschmerz eine effektive und risikoarme Ergänzung des therapeutischen Konzepts dar, was eine Anwendung der Akupunktur im Rahmen der schmerztherapeutischen Behandlung rechtfertigt.«und weiter ein Kommentar des Leitungsgremiums von Gerac:»Überraschenderweise zeigte sich bei Migräne keine Überlegenheit der kontinuierlichen, 6-monatigen medikamentösen Prophylaxetherapie über die 6-wöchige Akupunkturtherapie.«

2 Kapitel 1 Aktuelle Entwicklungen 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 Bei allen 3 Indikationen war also die Akupunktur einer westlichen leitlinienorientierten Standardtherapie in der Langzeitwirksamkeit überlegen. Dies sind die sensationell guten Ergebnisse im Vergleich der Akupunktur mit westlichen Standardtherapien, bestehend aus Antiphlogistika, Krankengymnastik und Massage, in der bislang weltweit größten Akupunkturstudie. Bei Spannungskopfschmerzen, der 4. Diagnose, waren die Patienten nicht bereit, die Antidepressiva des Standardtherapiearmes einzunehmen. Dieser Studienarm musste deshalb abgebrochen werden. Die Patienten favorisierten Akupunktur. 1.1 Ausweitung der Anwendung Akupunktur hat sich in den zurückliegenden 30 Jahren in Deutschland von einer exotischen Außenseitermethode zu einer Standardtherapie bei vielen schmerzhaften Erkrankungen entwickelt. Die Methode ist bei Patienten wegen ihrer guten Wirksamkeit und ihrer Nebenwirkungsfreiheit sehr beliebt. 10% der niedergelassenen Ärzte praktizieren Akupunktur; 40% der niedergelassenen Orthopäden, 36% der Allgemeinmediziner behandeln mit Akupunktur in der Praxis. Im Rahmen der Modellvorhaben der gesetzlichen Krankenkassen haben sich in den vergangenen Jahren 6 7 Mio. Patienten mit Akupunktur behandeln lassen. Die Zahl der Akupunktursitzungen wird auf 1 20 Mio. im Jahr geschätzt; 20 300 Mio. Euro wurden jährlich dafür ausgegeben, dies sind 1% der Aufwendungen für Arzneimittel oder 1 1, Promille der gesamten Gesundheitskosten. Die Ausweitung der Anwendung der Akupunktur war jedoch mit einem beängstigenden Qualitätsverfall verbunden. In letzter Zeit häufen sich Berichte von Patienten über mangelhaft durchgeführte Akupunkturen: Es werden z. B. zu wenig Nadeln gesetzt, die Verweildauer der Nadeln ist zu kurz, die Nadeln werden nicht stimuliert, oder es werden nur Nahpunkte ohne wichtige Fernpunkte gesetzt. 1.2 Zur Historie Die Rezeption der Akupunktur im Westen verlief in mehreren Schritten. Zunächst kam die Akupunktur aus Indochina in den 20er-Jahren nach Frankreich und dann in den 0er-Jahren über diesen Umweg nach Deutschland. Erst seit Anfang der 80er-Jahre wurde eine Rezeption direkt aus China möglich. Die Bezuschussung der Akupunktur durch die gesetzlichen Krankenkassen erfolgte zunächst aufgrund von Einzelanträgen recht liberal und begünstigte die

1.4 Kassenakupunktur über den Krankenschein 3 1 Verbreitung der Anwendung. Seit Anfang der 80er-Jahre war die Techniker Krankenkasse ein Vorreiter bei der Akupunkturerstattung auf Antrag, weil sie früh erkannte, wie wirksam die Akupunktur ihren Patienten helfen kann. Diese Erstattungsregelung mit einem Eigenanteil der Patienten wurde bei einem breiten Spektrum von Indikationen seit über 2 Jahren großzügig angewendet, da es in den 90er-Jahren noch nicht so viele Akupunkturärzte gab. Bis zum Jahr 2000 hatte sich die Akupunktur ohne äußere Eingriffe frei entwickeln können. In den zurückliegenden Jahren hat es jedoch begrenzende Einflussnahmen auf die Anwendung der Akupunktur gegeben. 1.3 Modellerprobung Der Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen hat in seiner Entscheidung Ende 2000 die Akupunktur damals nicht als Leistungsbestandteil der gesetzlichen Krankenkassen anerkannt, aber eine auf 3 Jahre begrenzte, modellhafte Erprobung für die Behandlung von Schmerzindikationen»befürwortet«. Durch die Entscheidung des Bundesausschusses erfolgte eine Einengung der Indikationen auf chronische Kopfschmerzen, Migräne, chronische LWS-Schmerzen und chronische osteoarthritische Schmerzen. Die Begrenzung der Akupunktur auf wenige Schmerzindikationsgruppen für Kassenpatienten war willkürlich und keineswegs wissenschaftlich begründbar. Entsprechend hielten sich nicht alle Ärzte an diese Diagnosevorgaben. Das Gutachten der National Institutes of Health Kommission von 1997 hatte bei zahlreichen Erkrankungen, z. B. bei Emesis, deutlich mehr Evidenz für die Wirksamkeit gefunden als für chronische Schmerzen. Die Wirksamkeit der Schmerzbehandlung mit Akupunktur war ähnlich gut begründet wie andere Diagnosen wie Asthma, Drogenabhängigkeit, Dysmenorrhö oder Rehabilitation nach Schlaganfall aus der 2. Indikationsgruppe des NIH. Die Akupunktur wurde im Rahmen der Modellvorhaben der gesetzlichen Krankenkassen für Jahre unter Zuzahlung eines Eigenanteils der Patienten»erprobt«und gleichzeitig wissenschaftlich erforscht. 1.4 Kassenakupunktur über den Krankenschein Anfang 2007 wurde die Akupunktur als Folge der guten Ergebnisse der Modelluntersuchungen in das kassenärztliche Medizinsystem der gesetzlichen Krankenkassen integriert und über den Krankenschein abgerechnet. Diese Neuregelung beinhaltet eine erneute Reduzierung der Akupunkturindikationen auf lediglich 2 Diagnosen, chronische Schmerzen der Lendenwirbelsäule und chronische Schmerzen

4 Kapitel 1 Aktuelle Entwicklungen 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 in einem Kniegelenk durch Gonarthrose, die länger als Monate bestehen. Für alle übrigen Indikationen ist die Akupunktur als vertragsärztliche Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen. Somit endete die liberale 2-jährige»Erstattungspraxis«der Akupunktur für gesetzlich versicherte Patienten. Durch die einengende Entscheidung des Bundesausschusses wurde erneut eine gute Möglichkeit vertan, Akupunktur in der klinischen Praxis bei einem breiten Indikationsgebiet einzuführen bzw. weiter zu erforschen. Medizinbürokraten haben wieder einmal eine Entscheidung gegen Patienten und gegen eine im klinischen Alltag hochwirksame Therapie getroffen. Die Erstattung der Akupunktur für Kassenpatienten erfolgt Anfang 2007 zu deutlich reduzierten Honorarsätzen von ca. 20 Euro, die dem Stand der Honorierung von 198 entsprechen. Die Patienten dürfen in diesem Kassensystem nicht wie bisher üblich einen Eigenanteil zuzahlen, der für eine gewisse Qualitätskontrolle durch die Patienten sorgen würde. Dieses System bewirkt zunächst eine Verschleierung der Verhältnisse. Die direkte Patient-Arzt-Beziehung, die für gute Transparenz in den Modellvorhaben sorgte und die bisher noch für Akupunkturpatienten gültig war, wird verschleiert, indem die Kassenärztliche Vereinigung die Kosten über Krankenschein abwickelt. Diese Abwicklung ist wenig transparent und birgt zahlreiche Fußangeln. Jederzeit kann der Punktwert reduziert werden, oder es können sonstige Einschränkungen erfolgen. Bei einem solch reduzierten Honorarsatz wird die Akupunktur zukünftig in einer einfachen Form praktiziert ohne ausreichendem Zeitaufwand und Qualität sowie nach westlichen Gesichtspunkten, ähnlich der Anwendung der medikamentösen Therapie. Nach den Prinzipien der Rezeptakupunktur, stehen einfache Kombinationen von Punkten im Mittelpunkt der Therapie ohne eine vorangehende chinesische Diagnose, auf die eine ganzheitliche Therapie mit Akupunktur aufgebaut sein sollte. 1. Privatisierung der Akupunktur Jetzt wird es auch viele Ärzte geben, die sich nicht auf 2 Diagnosen beschränken wollen, sondern auch zukünftig die guten Wirkungen der Akupunktur ihren Patienten anbieten werden. Bei chronischen Schmerzen, z. B. Migräne, Trigeminusneuralgie, bei Allergie und Asthma, bei psychosomatischen Erkrankungen, bei Tinnitus und Depression, Suchterkrankungen oder bei Rehabilitation nach Schlaganfall, also bei einem breiten Spektrum von Indikationen ist Akupunktur eine hochwirksame Methode, oft viel wirksamer als westliche Medizinmethoden, wie dies auch die Modelluntersuchungen der GKVen gezeigt haben.

1.7 Chinesische Akupunktur 1 Die Kassenpatienten müssen zukünftig die Akupunkturen, wie auch in anderen westlichen Ländern, aus der eigenen Tasche bezahlen, sofern sie Akupunktur bei einem breiten Indikationsspektrum in Anspruch nehmen möchten. So wird es bei einem breiten Spektrum von Indikationen zu einer Privatisierung der Akupunktur kommen. Ärzte werden eine Akupunktur von hoher Qualität mit hoher Wirksamkeit anbieten. Die breitere Anwendung der Akupunktur könnte nicht nur zu einer besseren Medizin durch dauerhafte Heilung bei vielen Erkrankungen führen, sondern ist auch durch eine prophylaktische Wirksamkeit gekennzeichnet und könnte so auch dazu beitragen, die Gesundheitskosten insgesamt signifikant zu senken. Jetzt wird sich in der Anwendung der Akupunktur Spreu vom Weizen trennen: eine westliche symptomatische Akupunktur einerseits von einer Akupunktur, die auf den energetischen Vorstellungen der Chinesischen Medizin aufbaut und die Lebenskräfte des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Patienten werden immer mehr auch die Qualitätsakupunktur, eine Akupunktur nach allen Regeln der Kunst von einer westlichen Akupunktur unterscheiden lernen. 1.6 Westliche Form der Akupunktur Diese geht in erster Linie von westlichen Diagnosen aus und von Krankheitskonzepten der westlichen Medizin, wie sie in der Anwendung von Medikamenten üblich sind. Rezeptartige Punktekombinationen stehen ganz im Vordergrund, ohne Berücksichtigung der den Erkrankungen zugrunde liegenden energetischen Störungsmuster. Die Wirkungen der westlichen Akupunktur sind bei einfacheren Erkrankungen wie Gonarthroseschmerzen deutlich besser als z. B. bei Migräne. Hier ist eine rigorose Anwendung einer Chinesischen Akupunktur erforderlich. 1.7 Chinesische Akupunktur Im Mittelpunkt der Vorstellungen der Chinesischen Medizin und somit auch der Akupunktur stehen die Vitalität des Patienten und deren Störungen. Der Titel eines Lancet Leitartikels von Andrew Moore und Henry McQuay»Acupuncture: not just needles?«zeigt, dass es bei der Akupunktur nicht nur auf das Stechen der Nadeln ankommt und nicht nur auf Schmerzlinderung:»Certainly, a major benefit patients report is that acupuncture makes them feel better. Making patients feel better is important.«mit dieser Aussage kommen im Lancet Evidenz suchende Mediziner zum Wesen, zur Essenz der Akupunktur. Wenn das Fließen der Lebenskraft Qi durch die Akupunktur gefördert wird, fühlt man sich gesund und vital. Wenn Qi im Ungleichgewicht ist, zu viel, zu

6 Kapitel 1 Aktuelle Entwicklungen 1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 16 17 18 19 20 wenig, oder im Fließen blockiert, ist man krank. Eine der großen Vorteile der Chinesischen Akupunktur ist, dass sie die Lebensenergie des Patienten in den Mittelpunkt stellt und sich gerade mit den vielfältigen Störungen durch Schwäche der Energie beschäftigt. Da das therapeutische Vorgehen bei einer qualitativ guten Akupunktur die Lebensenergie des Menschen anregt und auch die tieferen Organebenen einbezieht, fühlen sich die Patienten selbst Wochen und Monate nach dieser Akupunktur viel besser, vitaler, frischer, ausgeglichener und weniger eingeschränkt in ihrer Leistungsfähigkeit. Das Lebensgefühl wird meist durch die Aktivierung des Flusses der Lebenskräfte deutlich verbessert. Bedrückte Stimmungen wandeln sich oft in Aktivität und in Lebensfreude. Sie sagen oft:»die Batterie ist wieder gut aufgeladen.«eine Chinesische Akupunktur vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Therapiemodalitäten, die für eine nachhaltige Wirksamkeit der Akupunktur sorgen, die zunehmende Beachtung finden. Eine Akupunktur nach Regeln der Kunst verläuft schrittweise und beinhaltet weitere Faktoren und Modalitäten. Diese sind hier kurz aufgeführt: Bei der Chinesischen Akupunktur analysiert und beurteilt man im 1. Schritt, also beim Stellen einer Chinesischen Diagnose, die Lebenskräfte des Patienten und deren Störungen. Die Chinesische Diagnose ist immer ein integraler Teil der Therapie. Aus der Chinesischen Diagnose folgt die therapeutische Absicht, die Therapiestrategie in Form eines differenzierten Therapieplans, der neben der Auswahl optimaler Punktekombinationen auch Heilkräuter, Qi Gong und Tuina (chinesische Massagen) einschließen kann. Die Intentionalität der Therapie ist für die nachhaltige Wirksamkeit von entscheidendem Wert. Die Art und Weise der Nadelung und der Stimulation der Nadeln, tonisierend oder sedierend, mit deutlich provoziertem Nadelgefühl, dem De Qi, wird von Experten als essenzieller Bestandteil einer wirkungsvollen Akupunktur angesehen. Wesentlich ist auch, dass der Patient nach dem Setzen der Nadeln, also während der Liegezeit, sich entspannt, und mit seinen Empfindungen nach innen geht. Der Fokus der Aufmerksamkeit sollte von der Außenwelt nach innen zu seinen Gefühlen und inneren Empfindungen gerichtet sein. Dies setzt ruhige Räume voraus, offene Kabinen sind unangebracht. Auch die Länge der Liegezeit von 20 30 min ist entscheidend für die Wirksamkeit der Therapie (7 Kap..8). Die ausreichende Anzahl von Sitzungen sowie eine adäquate Behandlungshäufigkeit meist von 2 Sitzungen in der Woche, die von der Schwere und Chronizität der Erkrankung und der Art des Störungsmusters abhängt, ist wesentlich für die Nachhaltigkeit der Wirksamkeit.