Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. (Offenbarung 1,4) "Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht Röm 14,17-19." Gebet: "Gott, gib uns deinen Heiligen Geist und leite uns nach deiner Wahrheit. AMEN." Liebe Gemeinde! Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. (Römer 1,7) Mit diesem Friedensgruß beginnt Paulus seinen Brief an die Christen in Rom. Und dies vielleicht bewusst denn es gab handfesten Streit: Streit um Essen und Trinken. Heute werden wir nach dem Gottesdienst brunchen das ist gut so. Und ehrlich gesagt einen Streit ums Essen in der Gemeinde kann ich mir gar nicht vorstellen. So schön und fröhlich finde ich das gemeinsame Essen nach der Familienkirche. Jesus war das Essen auch wichtig. Er hat oft die Nähe zu den Menschen gesucht, indem er mit ihnen gegessen und getrunken hat. Für ihn hatte das auch eine weitreichendere Bedeutung: Ein gemeinsamer Tisch ist der Vorgriff auf das Reich Gottes, in dem einst alle Menschen mit ihm an einem Tisch sitzen und feiern sollen. Und nun die Christen in Rom mit ihrem Streit das genaue Gegenteil! Beim Essen und Trinken kam überhaupt keine Gemeinschaft auf vielmehr Streit und Zertrennung wurden deutlich! Gegen diesen Streit beim Essen und Trinken richten sich die Worte, die Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom schreibt es ist der heutige Predigttext: >>> Römer 14,17-19 lesen Was war geschehen? Um das verstehen zu können, möchte ich Euch einladen zu einem kleinen Spaziergang durchs antike Rom: Die Christen sind nur ein kleiner verstreuter Haufen. Die weitaus meisten Menschen in Rom glauben an die römischen Götter Jupiter, Mars, Venus. Große Tempel gibt es in Roms Zentrum für diese Götter. Sie werden verehrt und angebetet, ihnen werden Opfergaben gebracht.
Tiere werden geschlachtet und geopfert. Und es bleibt immer Fleisch übrig, das dann auf dem Markt verkauft wird. Die Marktschreier preisen das Fleisch an, das gerade beim Opfer für Jupiter abgefallen ist. Dieses Fleisch ist dann immer besonders billig und deswegen natürlich vor allem bei den Armen begehrt. Ist wohl klar, dass auch die ärmeren Christen neben dem täglichen Haferbrei auch gern mal ein Stück Fleisch essen essen würden. Aber gerade da liegt das Problem: Dürfen Christen dieses Fleisch essen? Fleisch, das zu Ehren der römischen Götter geschlachtet und präpariert wurde? Für die einen ist das mit ihrem christlichen Glauben ganz und gar nicht vereinbar. Sie sagen: Wir rühren dieses Fleisch nicht an; es ist ja eigentlich den römischen Göttern zugedacht gewesen. Wir verzichten. Wir essen lieber zehn Mal unsere Hafergrütze, als uns einmal mit diesem Götzenopferfleisch zu beschmutzen. Paulus nennt sie die Schwachen. Für die anderen, die sog. Starken spielte das keine Rolle. Sie sagen: Ist doch egal, ob das Fleisch ursprünglich den römischen Göttern zugedacht war oder nicht es gibt doch sowieso nur den einen Gott, der der Vater Jesu ist und dem die ganze Welt gehört. Das sind keine Götter, sondern nur tote Standbilder! Und deswegen macht es auch nichts, wenn wir von diesem Fleisch essen. Paulus hört nun aus der Ferne von der Uneinigkeit und wie sie sich beide bekämpfen: Ihr Schwachen, was habt ihr denn für einen kleinen Glauben, galubt ihr etwa noch an die römischen Götter?", tönen die Starken. Pah, ihr Starken, ihr nehmt nicht Rücksicht auf unsere Gewissensbisse seid ihr etwa wahre Christen?!, verteidigen sich die Schwachen. Paulus soll es richten! Und Paulus nimmt Stellung eindeutig Stellung für die Starken.
Er sagt, dass es egal sei, wo das Fleisch herkommt und wie es beschaffen ist. Entscheidend ist der Glaube und die Verankerung jedes Christen in Jesus Christus. Kurz vor unserem Predigttext führt er das aus und es heißt dort: Ich weiß und ich bin gewiss in dem Herrn Jesus, dass nichts unrein ist an sich selbst. (V. 14) Also Fleisch essen erlaubt egal welches, weil sich das Heil nicht am Essen entscheidet, sondern ob wir von Herzen darauf vertrauen, dass Gott uns in Jesu Tod und Auferstehung angenommen und gerettet hat. Fleisch essen erlaubt ok, aber über dem Rechthaben steht für Paulus immer die Nächstenliebe: Der andere und sein Gewissen, der andere und seine Sorgen sollen bei der Thematik mitbedacht werden. Also nicht Rechthaben um des Rechthabens willen, sondern Recht haben und darauf achten, dass der andere dabei mitkommt. Paulus richtet die Konzentration weg vom Rechthaben in dem Streitpunkt hin auf ein höheres Gut: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist! Paulus redet keineswegs einem Frieden das Wort, bei dem Konflikte unter den Teppich gekehrt werden sollen. Aber ein Friede, bei dem die eine Partei, die sogar inhaltlich Recht hat, ihre Meinung harsch durchsetzt, zerstört die Gemeinschaft. So erkenne ich die gute Gemeinschaft als ein wichtiges Merkmal des Reiches Gottes. Und im Prinzip hat sich ja nichts geändert über die fast 2000 Jahre: Wir sind immer noch Menschen in der Kirchengemeinde und glauben an Gott wie damals in Rom. Wir haben immer noch unsere Schwächen und Eitelkeiten. Streit in der Gemeinde wird es immer noch geben. Und dann? Wie Paulus möchte ich um die richtige Meinung ringen. Und wie Paulus muss die vor Gott und dem eigenen Gewissen geprüfte Meinung auch klar gesagt werden.
Ja, mehr noch: damit wir nicht vor lauter Rücksichtnahme aber zähneknirschend alle zusammen einen falschen Weg einschlagen, muss es kritische Geister in unserer Kirchengemeinde geben, die auch den Finger in die Wunde legen. Es geht also nicht um das Deckeln von kritischen Geistern ganz im Gegenteil. Dafür nennen wir uns auch zu Recht Protestanten. Es geht um eine faire und offene Auseinandersetzung. Und dann? Was tun, wenn die Meinungen offen aufeinander prallen? Im Anspiel vorhin war das ganz gut zu sehen. Zwei haben sich da vorhin in ihre Meinung verbohrt und es ging nicht weiter. Erst ein weiterer Blick von außen hat eine Lösung gebracht. Und dann war eine Einigung möglich. Einen Blick von außen drauf werfen von einem neuen Standpunkt. Paulus macht das auch. Er nimmt Abstand von dem eigentlichen Konflikt. In meinen Augen geht er einen Schritt zurück und betrachtet das größere Ganze. Er nimmt das Reich Gottes, Gottes neue Welt in den Blick: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist! Und mir kommt mein Freund Schubbi in den Sinn. Er ist ein Mensch mit grundlegend guter Laune. Und ich habe ihn manches Mal im Ohr, wenn er mit seinem Charme und seinem Humor die bitterernsten Dinge so leicht und locker darstellt, dass ich schmunzeln muss. Und im Schmunzeln fühle ich dann den Abstand. Es ist schon eine Kunst, mit einem humorvollen Spruch eine verkrampfte Situation zu entspannen. Und dann einmal geschmunzelt erscheint mir vieles wie gelöst zu sein. Ich finde es schon erstaunlich, dass das Reich Gottes nicht nur Friede und nicht nur Gerechtigkeit, sondern eben auch Freude ist. Und vielleicht haben ja gerade wir Christen mit jener neuen Welt Gottes ein größeres Ganzes im Blick, was andere nicht haben. Unsere Vorfreude auf das Reich Gottes kann es doch sein, die im Konfliktfall den entscheidenden Knoten löst und den Blick auf das größere Ganze wendet. also:
Dann im konkreten Streit geprüft vor Gott und dem eigenen Gewissen die Wahrheit zu sagen ist wohl das eine. Und dann aber auch im Gegenüber zum andern Menschen das Reich Gottes zu sehen das ist das andere. Und dann im Vertrauen auf jene Freude und an jene Gerechtigkeit und an jenen Frieden die großen Streitigkeiten auch wieder klein werden zu lassen ist wohl unsere Aufgabe. Und so möchte ich sagen: Wir dürfen und sollen ernsthaft um das Recht streiten. Aber wir dürfen und sollen auch in fröhlicher Erwartung schmunzeln ja die großen quälenden Streitereien klein schmunzeln. Aber damit ich nicht falsch verstanden werde: Es gibt eben auch Situationen, da reicht mein Glaube an Gottes neue Welt nicht zum Schmunzeln aus. Die Bilder des zerschossenen Hilfstransportes nach Aleppo haben mein Herz nur stocken lassen. Ich bin dann wie gelähmt! Darüber hinweg mit neuem Mut und einer neuen Leichtigkeit dem Frieden eine neue Chance zu geben, fällt mir schwer. Und so brauchen wir wohl auch viel von dem Heiligen Geist, um neu zum Frieden aufzubrechen. Und wenn nicht wir Christen. wer dann? Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist! AMEN Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. AMEN.