Folie 0 - Systematik der Wissenschaften Wissenschaften Realwissenschaften Formalwissenschaften Naturwissenschaften Kulturwissenschaften Mathematik Logik Geisteswissenschaften Sozialwissenschaften Ingenieurwissenschaften Soziologie Wirtschaftswissenschaften Rechtswissenschaften Weitere Sozialwissenschaften Volkswirtschaftslehre Betriebswirtschaftslehre Quelle: Christiaans, D. (2004), Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft, in: WISU. Heft 8-9/04, S. 1087.
Folie 1.1a Aufgaben der Volkswirtschaftslehre Aufgaben der Volkswirtschaftslehre Aufgabe Tätigkeiten Beschreibung Daten erfassen und strukturieren Erkennen Erklärung Prognose Beratung und Beeinflussung Hypothesen, Theorien aufstellen, analysieren Ziel-Mittel- Beziehungen aufdecken, konsistente Ziele formulieren Verstehen Handeln
Folie 1.1b Logische Struktur von Diagnose und Prognose Ausgangsbedingungen Explanans (Erklärendes/ Theorie) Explanandum (zu erklärendes Problem) 1. Diagnose/ Erklärung: t0-n: Aus Vergangenheit bekannt unbekannt bekanntes, gegenwärtiges (t0) Problem Theorie: Beispiel: In t0-n: Ng, Ag Inflation = f(ng/ag) Inflation 2. Prognose: t0: bekannte Ausgangsbedingungen bekanntes Explanans (Theorie) unbekanntes Explanandum in t0+n Beispiel: Ng/Ag Inflation = f(ng/ag) Inflation in t0+n
Folie 1.2 - Ökonomische Modelle, positive und normative Theorie Die Aufgaben der ökonomischen Theorie liegen in der (systematischen) Beschreibung, Erklärung und Prognose. Hierbei bedient sich die ökonomische Theorie der Konstruktion von Modellen. (Erklärungs-) Modelle als Abbildungen situationenübergreifender (abstrakter) Ursache- Wirkungszusammenhänge basieren auf: Definitionen (z.b.: Gewinn = Erlös - Kosten) Annahmen über Verhalten (z.b. : Gewinnmaximierung der Unternehmen) Annahmen über die Rahmenbedingungen (Handlungsbeschränkungen, constraints), unter denen Wirtschaftssubjekte ihre Ziele verfolgen (z.b.: vollständige Konkurrenz) Schlussfolgerungen (z.b.: Bei vollständiger Konkurrenz und unter der Annahme der Gewinnmaximierung erhöht eine Unternehmung die Produktionsmenge eines Gutes solange, bis die Kostenzuwächse (Grenzkosten) dem Preis des Gutes entsprechen.) Modelle reduzieren die Komplexität von Realität auf die für die zu untersuchende Fragestellung als wesentlich erachteten Elemente (siehe zu diesem Problem die Karikatur Folie 1.3). Die Auswahl der Elemente und die Formulierung der Annahmen enthalten immer ein Werturteil. Die Unterteilung der ökonomischen Theorie in positive und normative Theorie bezieht sich darauf, ob die Theorie auf die Erklärung und Prognose menschlichen Verhaltens abstellt (positive Theorie) oder ob sie das Verhalten von Wirtschaftssubjekten im Lichte von (i.d.r. vorgegebenen) Zielen bewertet (normative Theorie).
Folie 1.3 - Komplexitätsreduktion das Auswahlproblem
Folie 1.4 a - Das Homo-oeconomicus-Modell Grundmodell der Ökonomik zur Analyse menschlichen Verhaltens in Knappheitssituationen. Es basiert auf: 1. dem Individualprinzip, Selbstinteressiertes Handeln Individuelle Präferenzen als Referenzpunkt für Bewertungen 2. dem Prinzip der Problemorientierung, Die in Frage stehende Art des (Knappheits-) Problems bestimmt darüber, welche Präferenzen und Restriktionen in die Analyse eingehen. 3. dem Prinzip der Trennung zwischen Präferenzen und Restriktionen, Unter der Annahme konstanter Präferenzen werden Verhaltensänderungen auf Veränderungen von Restriktionen (Kosten) zurückgeführt. 4. dem Rationalitätsprinzip, Verfahrensprinzip: Individuen bewerten Alternativen nach Kosten-Nutzen-Kalkülen und wählen die aus individueller Sicht vorteilhafteste aus.
Folie 1.4 b - Das Homo-oeconomicus-Modell 5. dem Prinzip der Mustererklärung (Nicht-Einzelfall-Betrachtung) Ökonomik trifft keine Aussage über einzelne Individuen (Einzelverhalten), sondern über große Zahl von Individuen (durchschnittliches, repräsentatives, dominantes Verhalten). 6. dem Prinzip des methodologischen Individualismus Alle Eigenschaften eines sozialen Systems (Unternehmen, Haushalte, Organisationen, Gesellschaften) werden auf Eigenschaften der Individuen bzw. auf auf die Individuen einwirkende Anreize zurückgeführt. Näheres dazu: Erlei M.,M. Leschke, D. Sauerland, Neue Institutionen Ökonomik, Stuttgart 1999, S. 2ff. Krol, G.-J, Ökonomische Verhaltenstheorie. Handbuch zur ökonomischen Bildung. 4. Auflage, München, Wien 2000, S. 15-29.
Folie 1.4 c Erklärungsprogramm der Ökonomik Makroebene: Rahmenbedingungen/ Restriktionen gesellschaftliche Ergebnisse/ Probleme Problemlösungen Mikroebene: Ziele, Motive, Dispositionen Anreize Verhalten In Anlehnung an Pies J.( 2004), Nachhaltige Politikberatung: Der Ansatz normativer Institutionenökonomik. Diskussionspapier Nr. 4 10 des Wittenberg-Zentrum für globale Ethik, S. 5
Folie 1.5 - Bedürfnisse und Knappheit Absolute Knappheit und relative Knappheit sind zu unterscheiden: Menschliche Bedürfnisse stets größer als Mittel zu ihrer Befriedigung (subjektiv empfundene Mangelzustände) 1. allg. Kategorisierung und Hierarchisierung grundlegender Bedürfnisse 2. 3. 4. 5. Selbstverwirklichungsb. Anerkennungsb. Soziale Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Physiologische Bedürfnisse (Maslow, A.H., Motivation und Persönlichkeit, Reinbeck bei Hamburg 1989, S. 127ff) zeit-/raumabhängige, ökonomische Bedürfniskonkretisierung z.b. Schutz vor den Elementen, Wärme Beispiel: Fell haltbare Kleidung modische Kleidung Summe der individuellen Bedürfnisse Produktionsfaktoren Produktion Einkommen Möglichkeiten, diese Bedürfnisse zur gleichen > Zeit im gewünschtem Umfang zu befriedigen (relative) Knappheit
Folie 1.6 Knappheitsfolgen, Wirtschaftlichkeitsprinzip Knappheit Knappheitsfolgen i.s. unbefriedigter Bedürfnisse, d.h. unvermeidlicher Verzichte (Opportunitätskosten), wenn über Knappes verfügt wird Normative Schlussfolgerung: Knappheitsfolgen (Verzichte) so gering wie möglich zu halten durch Anwendung des Wirtschaftlichen Prinzips Maximumprinzip: Mit gegebenem Faktoreneinsatz maximale Zielerreichung Minimumprinzip: Bestimmte Zielerreichung mit geringstmöglichem Faktoreinsatz
Folie 1.7 - Arbeitsteilung Spezialisierung Ausgangssituation: X Y Pro Std. 20 10 A Je 15 Std. 300 150 Eine Gesellschaft besteht aus zwei Wirtschaftssubjekten A und B, die beide ihre verfügbare Arbeitszeit von 30 Std. je zur Hälfte auf die Produktion der Güter X und Y aufteilen. Pro Std. 15 9 B Je 15 Std. 225 135 Gesellschaft 525 285 A kann pro Stunde 20X oder 10Y produzieren B Kann pro Stunde 15X oder 9Y produzieren Ohne Spezialisierung stehen der Gesellschaft 525EH des Gutes X und 285EH des Gutes Y zur Verfügung A hat in der Produktion beider Güter gegenüber B absolute Vorteile, aber in der Produktion des Gutes Y gegenüber B einen komparativen Nachteil, d.h. höhere Opportunitätskosten: 15 A muss für eine zusätzliche EH Y auf 2 EH X verzichten, B aber nur auf. 9 B hat also in der Produktion des Gutes Y geringere Opportunitätskosten. Empfehlung: B sollte sich auf die Produktion von Y spezialisieren, A auf die Produktion von X; Allgemein: Spezialisierung auf die Produktion des Gutes mit den geringsten Opportunitätskosten. X Y A B 270 Gesellschaft Ergebnis: B kann dann in 30 Std. 270EH Y produzieren. 1,5 Std. 28,5 30 Die fehlenden 15EH produziert A in 1,5 Std.. Std. Std. Mit den restlichen 28,5 Std. spezialisiert A sich auf 570 570 die Produktion von X und erstellt 570EH. 15 285 Der gesellschaftliche Spezialisierungsgewinn beträgt dann 45EH des Gutes X.
Folie 1.8 - Grundelemente von Wirtschaftssystemen Informationssystem Sanktionssystem Koordinationssystem Ziele Mikroziele Makroziele Finalziele Modalziele Arbeitsteilung / Spezialisierung Produktionsfaktoren Arbeit Boden Kapital Wissen
Folie 1.9 - Wirtschaftssysteme: Marktwirtschaft versus Planwirtschaft Folie 1.9 - Wirtschaftssysteme: Marktwirtschaft versus Planwirtschaft Marktwirtschaft Zentrale Planwirtschaft Entscheidungssystem Informationssystem Anreiz- / Sanktionssystem dezentrale Festlegung von Bedarfsprioritäten durch Bedarfsträger dezentrale Entscheidung über Faktoreinsatz Priorität einzelwirtschaftlicher Ziele dezentrale Wirtschaftspläne dezentrales Informationssystem (Preissystem) dezentrale Koordination (relative Preise) Gewinne, Verluste (Markteinkommen nach Marktleistung) zentrale Festlegung aller Bedarfe und Bedarfsprioritäten/ Produktionsziele Priorität zentraler Ziele zentrale Wirtschaftspläne zentralisiertes Informationssystem zentrale Wirtschaftspläne und Planvorgaben Prämien / Einkommen nach Planerfüllung (Soll Ist Vergleich, soziale Anreize