Kinderzahl von Frauen verschiedener Nationalitäten Cornelius, Ivar

Ähnliche Dokumente
Männer und Frauen im baden-württembergischen Strafvollzug Stoll, Ulrike

BWL: Kontakte zu Professoren und persönliche Beratung Ramm, Michael; Multrus, Frank

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Vorsorge gegenüber Naturrisiken: Trends und Handlungsoptionen der Versicherungswirtschaft Berz, Gerhard

Trend zu höheren Bildungsabschlüssen: vom Entlasszeugnis der Volksschule zur Hochschulreife Wolf, Rainer

Frauen an baden-württembergischen Hochschulen Walker, Michael

Von der "Höheren Schule" zur neuen "Hauptschule": das Gymnasium als neue Nummer 1 Schwarz-Jung, Silvia

Wenn besondere Förderung notwendig ist: Sonderschulen und sonderpädagogische Förderung in Baden-Württemberg Schwarz-Jung, Silvia

Eigentumsordnung und soziale Marktwirtschaft Schild, Hans-Jürgen

Die Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg Schwarz-Jung, Silvia

Das Wissen von der Adoption : einige praxisbezogene Hinweise auf dem Hintergrund des gegenwärtigen Forschungsstandes Textor, Martin R.

Das Anlagevermögen in Baden-Württemberg Gurka, Nicole

Wirtschaftsethik im institutionellen Paradigma : zur Reichweite des ordnungsethischen Ansatzes Müller, Armin

Verdienste von rund 1,2 Millionen Vollzeitbeschäftigten im Land durch Tarifvertrag geregelt Bechtel, Stephan; Mödinger, Patrizia; Strotmann, Harald

Soziologie-Studium in New York Arvandi, Anolita Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article

Vorsorge aus versicherungswirtschaftlicher Sicht Schäfer, Reinhard

Methoden der betrieblichen Transformationsforschung Witt, Peter

Über den Stellenwert der Soziologie in der Ausbildung von Krankenpflegeschülern Kejaloukou, Eleftheria

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: Verlag Barbara Budrich

Zukunft der Selbsthilfe - die ärztliche Sicht auf eine beispielhafte Entwicklung Steder-Neukamm, Ulf

Meisterschulen in Baden-Württemberg Wolf, Rainer Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article

Zwischen Aufnahme- und Herkunftsland

Corporate Identity und Weiterbildung von Führungskräften Breger, Wolfram

Brauchen wir Public-Value-Manager? König, Armin Preprint / Preprint Zeitschriftenartikel / journal article

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: SSG Sozialwissenschaften, USB Köln

Rezension: Thomas Bischof, 2014: Angewandte Mathematik und Frauenstudium in Thüringen Vogel, Ulrike

Veröffentlichungsversion / Published Version Rezension / review

Unternehmerische Selbstständigkeit Die Entwicklung der Gewerbeanmeldungen in München 2004 bis 2011

Working Paper Gründungen und Liquidationen im Jahr 2006 in Deutschland. Working Paper, Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, No.

Zur Entwicklung der Eheschließungen in Baden-Württemberg

Patentrelevante Aspekte der GPLv2/LGPLv2

Kapitel I Statistische Daten

Lehrkräfte allgemeinbildender Schulen scheiden im Durchschnitt mit 63 Jahren aus dem Schuldienst aus

Zwischen Gegenwart und Zukunft: zu einer Soziologie des Sparens Wilke, Felix

In der amtlichen Schulstatistik werden neben den Angaben

Acht Jahre Führungsnachwuchsentwicklung bei MBB : Erlebnisse und Erfahrungen Lehmann, Jürgen

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: SSG Sozialwissenschaften, USB Köln

2. Geburtenentwicklung und Lebensformen

Das Risiko, ein Pflegefall zu werden

Ein bisschen Freiheit: was die Verabschiedung des Freedom Act durch den US-Kongress bedeutet Gawehns, Florian; Thimm, Johannes

Aktuelle Probleme der Online-Forschung Knapp, Frank

5. Bildung und Humankapital

Energieeffizienz in Zahlen 2015

Video-Interviewprojekte der Gedenkstätte Bergen- Belsen Theilen, Karin; Gring, Diana

Ins$tut'für'Verkehrswissenscha3'(IVM)' ' ' ' ' ' ' ' Vorstellung'der'Wahlpflichtmodule'(Bachelorstudiengang)' 2015/2016'

Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung

Geburten in Deutschland

Kennzahlen zu baden-württembergischen Universitäten Walker, Michael

Asylgeschäftsstatistik

Statistischer Infodienst

Provided in Cooperation with: Macroeconomic Policy Institute (IMK) at the Hans Boeckler Foundation

Woher kommst du? Sven Koerber-Abe, 2013

in Thüringen bis 2020 Die Entwicklung der Erwerbspersonenzahl Die Entwicklung der Erwerbspersonen in Thüringen bis 2020

Frauen auf dem Arbeitsmarkt - Verdrängung statt Integration? Gottschall, Karin

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: SSG Sozialwissenschaften, USB Köln

Article Beitragserhöhung oder Staatsverschuldung in der Sozialversicherung?

Erfahrungswissen Älterer hoch im Kurs - ein internationaler Vergleich Brauers, Silke

Up and Down - Projekt mit dem AT90USB162

Neue Raumstrukturen in Saskia Sassens Globalisierungstheorie: das Konzept der "Global City" Willner, Sabine

Redemittel zur Beschreibung von Schaubildern, Diagrammen und Statistiken

Inptools-Handbuch. Steffen Macke

Deutsche Einwohnerinnen und Einwohner mit doppelter Staatsanghörigkeit

Zur Einkommensverteilung in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus

Die Ergebnisse basieren auf den Daten zu mobilen Transaktionen und Umsätzen, die im zanox Netzwerk erzielt wurden.

Esoterik, Spiritualität und die neue Suche nach Transzendenz : Erklärungsversuche Moré, Angela

Öffentlicher Schuldenstand*

Immer beliebter: Die Privatschulen in Baden- Württemberg Schwarz-Jung, Silvia

Schuldenbarometer 2010

Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda - Pressestelle Telefon: oder

Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung in Stuttgart und in anderen Großstädten mit und mehr Einwohnern 1995 bis 2001

Wörterbücher von MS nach Ooo konvertieren

Entwicklung der Ehescheidungen in Thüringen

Imperativ! Sven Koerber-Abe, 2014

Weniger Rente und mehr arme und minijobbende Alte Vorboten der heran rauschenden Welle von Altersarmut

Demographische Alterung und deren Auswirkungen auf die Gesundheitskosten

Die Hochschule als Arbeits- und Studienwelt von Eltern und als mittelbarer Kontext der Kinder Dippelhofer-Stiem, Barbara

IVD: Büromieten wachsen in Einwohner-Städten am stärksten

Rationales Entscheiden: Zweck-Mittel- Orientierungen beim Vorsorgeverhalten Oeter, Karl

bevölkerung deutschlands bis 2060

PRESSEMITTEILUNG 03. April 2014

6BG Klasse 10 Bevölkerungsentwicklung VBRW

Stadt Ingolstadt Statistik und Stadtforschung. Pflege in Ingolstadt. Strukturen, Entwicklung 1999 bis 2013 und Prognose 2014 bis 2034

Zuwanderungsmonitor Bulgarien und Rumänien

Weiterhin vergleichsweise tiefe Steuerbelastung in der Schweiz

Auszubildenden-Befragung 2012

Sonderdruck aus ZM 21/2007, S Qualitätsmanagement. Zahnärztliche Praxisgründung. Praxisgründung 2006

Ausgabe Nr. 07/2013 Erscheinungsdatum: Vereinbarkeit von Beruf und Familie Statistik 2013 Schweiz

Zweites Halbjahr 2013 verglichen mit zweitem Halbjahr 2012 Strompreise für Haushalte in der EU28 stiegen um 2,8% und Gaspreise um 1,0%

Remotely Anywhere Verwendung von Zertifikaten Schritt für Schritt Anleitung zur Implementation von Zertifikaten in Remotely Anywhere

Notice: All mentioned inventors have to sign the Report of Invention (see page 3)!!!

Schuldenbarometer 2014

Arbeitsmarktberichterstattung, Juni Der Arbeitsmarkt in Deutschland Menschen mit Migrationshintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Alter bei Rentenbeginn (RV*)

Die 20 am stärksten besetzten Studienfächer

Transkript:

www.ssoar.info Kinderzahl von Frauen verschiedener Nationalitäten Cornelius, Ivar Veröffentlichungsversion / Published Version Zeitschriftenartikel / journal article Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: SSG Sozialwissenschaften, USB Köln Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Cornelius, Ivar: Kinderzahl von Frauen verschiedener Nationalitäten. In: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg (29), 1, pp. 1-13. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:168-ssoar-414376 Nutzungsbedingungen: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Terms of use: This document is made available under Deposit Licence (No Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, nontransferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, noncommercial use. All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use.

Bevölkerung, Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/29 Kinderzahl von Frauen verschiedener Nationalitäten Ivar Cornelius Dipl.-Volkswirt Ivar Cornelius ist Leiter der Abteilung Informationsdienste, Veröffentlichungswesen, sozial- und regionalwissenschaftliche Analysen im Statistichen Landesamt Baden-Württemberg. Die ausländische Bevölkerung in Baden-Württemberg hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten eine wesentliche Rolle für die demografische Entwicklung im Lande gespielt. Rund ein Drittel des Bevölkerungswachstums seit 1952 geht per saldo auf sie zurück nicht nur durch Zuwanderungen, sondern auch durch ngründungen. Dabei nähert sich im Ergebnis einer vieljährigen Entwicklung das Geburtenverhalten ausländischer Frauen dem der deutschen mehr und mehr an. Allerdings gibt es nach wie vor deutliche Unterschiede in der Kinderzahl der verschiedenen Nationalitäten. In Baden-Württemberg lebende Griechinnen und Spanierinnen haben im Durchschnitt sogar weniger Kinder als deutsche Frauen. Die türkischen Frauen bringen heute im Durchschnitt ein Kind weniger zur Welt als zu Beginn der 9er-Jahre. Jährliche Geborenenzahl von ausländischen Frauen seit 199 relativ stabil Die Entwicklung der Zahl an Lebendgeborenen, die ausländische Frauen im Lande jährlich zur Welt bringen, verläuft seit Beginn der 9er-Jahre mit kleineren Schwankungen um etwa 2 Kinder relativ stabil. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts wurden hier zwar kurzzeitig vermutlich auch als Folge der in den unmittelbaren Vorjahren hohen Zuwanderungen Geborenenzahlen von 23 bis 24 Kindern registriert, gegenwärtig hat sich diese Zahl jedoch wieder auf rund 2 Geborene eingependelt. Damit wurden beispielsweise 27 etwa 22 % der im Lande geborenen Kinder von einer ausländischen Mutter zur Welt gebracht. 1 Dieser Anteil lag nur Mitte der 7er-Jahre höher als heute (Tabelle). Nach wie vor stellen die von türkischen Müttern im Lande geborenen Kinder den größten Anteil an allen von ausländischen Frauen Lebendgeborenen. Dieser Anteil lag 27 bei rund 24 % und war damit aber nur noch gut halb so hoch wie 199. Ebenfalls deutlich abgenommen haben die Anteile der von Italienerinnen und Griechinnen geborenen Kinder. Demgegenüber verzeichnen die Anteile der von Frauen aus dem heutigen Serbien geborenen Kinder in den jüngeren Jahren eine gewisse Stabilität, wenngleich die Zahl der jährlich von ihnen T Lebendgeborene von ausländischen Müttern in Baden-Württemberg seit 197 Jahr Lebendgeborene insgesamt Darunter von Ausländerinnen zusammen italienisch griechisch Darunter jugoslawisch/ serbisch türkisch Anzahl % 1) 197 128 212 14 987 11,7 26,4 18,1 2,7 17,3 1975 97 19 23 159 23,9 18,3 12,1 22,7 31,4 198 99 721 19 586 19,6 2,1 5,6 18,5 37,9 1985 94 442 12 574 13,3 2,4 5,6 13, 35,9 199 118 579 19 67 16,1 15,4 5, 9,2 43,3 1 Hierbei sind mit einem deutschen Mann verheiratete Ausländerinnen eingeschlossen. Die Staatsangehörigkeit des Kindes kann je nach Voraussetzungen der Eltern die deutsche oder eine ausländische sein. 1995 112 459 22 81 2,3 1,5 4,7 1,2 34,9 2 16 182 22 614 21,3 1,7 4,1 11,8 29, 25 94 279 21 76 22,4 8,8 3,6 1,7 23,8 27 92 823 2 368 21,9 8,5 2,9 11,8 24, 1) Bezogen auf die von Ausländerinnen geborenen Kinder. 1

Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/29 Bevölkerung, Geborenen seit Mitte der 9er-Jahre deutlich höher liegt als im Jahrzehnt davor. Insgesamt gesehen entfielen auf diese vier genannten Nationalitä ten, die zusammen mit den Kroatinnen und Kroaten zu den am stärksten in Baden- Württemberg vertretenen gehören, im Jahre 27 etwa 47 % aller von Ausländerinnen geborenen Kinder. Um 199 lag dieser Anteil noch bei über 7 %. Dass seinerzeit auch Geborene von Frauen eingerechnet waren, die heute nicht mehr den jugoslawischen Pass, sondern einen kroatischen oder bosnischen besitzen, erklärt diesen starken Rückgang allein nicht. Vielmehr steht hier im Hintergrund, dass sich die Struktur der Ausländerinnen über die genannten Staatsangehörigkeiten hinaus weiter ausdifferenziert hat. Veränderungen im Geburtenverhalten unverkennbar Die Zahl der in Baden-Württemberg lebenden Ausländerinnen im Alter von 15 bis unter 45 Jahren hat sich seit 199 um fast 28 % erhöht. Ende 27 waren es etwas mehr als 343 Frauen. Ihr generatives Verhalten hat sich in dieser Zeit bei den folgenden Merkmalen deutlich gewandelt: starker Rückgang der Geburtenhäufigkeiten bei den unter 25-Jährigen Anstieg des Durchschnittsalters verheirateter Ausländerinnen bei der Geburt eines ersten Kindes von 23,8 Jahren (199) auf 28,8 Jahre (27) zunehmende Zahl von Geborenen nicht verheirateter Ausländerinnen insgesamt gesehen Abnahme der Kinderzahl von durchschnittlich 2,1 Kindern je Frau (199) auf 1,6 Kinder (27). S1 Anzahl 3,5 3, 2,5 2, 1,5 1,,5 Durchschnittliche Kinderzahl*) von Frauen ausgewählter Staatsangehörigkeiten in Baden-Württemberg seit 199 199 2 27 Deutsch Griechisch Italienisch Jugoslawisch/ Serbisch 1) Spanisch Türkisch Staatsangehörigkeit *) Zusammengefasste Geburtenziffer (Summe der altersspezifischen Geburtenziffern von 15 bis 49 Jahren). 1) 199 früheres Jugoslawien, 2 Bundesrepublik Jugoslawien, 27 Serbien (mit Kosovo). Im Weiteren lässt sich vermuten, dass die spätere ngründung zumindest gegenwärtig dazu führt, dass ausländische Frauen und ihre Partner mehr als früher auf ein drittes oder weiteres Kind verzichten. 2 Damit finden sich eine Reihe von Merkmalen, die einen Annäherungsprozess im Geburtenverhalten der Ausländerinnen an das der Deutschen anzeigen. Für diese Entwicklungen spielt sicherlich auch eine Rolle, dass in Baden-Württemberg mittlerweile rund 28 % der verheirateten Ausländerinnen im Alter von 15 bis unter 45 Jahren einen deutschen Ehemann haben. 3 Gleichwohl besteht nach wie vor ein wesentlicher Unterschied im Geburtenverhalten. Während deutsche Frauen (und ihre Partner) die gesamte nbildungsphase auf ein späteres Alter verschoben haben dies zeigen unter anderem die im Zeitablauf deutlich gestiegenen Geburtenhäufigkeiten bei den 3-Jährigen und Älteren, ist dies bei den Ausländerinnen nicht der Fall. Steigende Kinderzahl bei den Serbinnen, türkische Frauen bekommen weniger Kinder Mit Blick auf die durchschnittliche Kinderzahl je Frau als zusammenfassendem Indikator für das Geburtenverhalten ergeben sich markante Unterschiede zwischen einzelnen Nationalitäten, was den Entwicklungstrend und die Höhe des Geburtenniveaus angeht (Schaubild 1). Unter den vier in Baden-Württemberg stark vertretenen Nationalitäten Italien, Jugoslawien/Serbien, Griechenland und Türkei sowie Spanien weisen nur die Frauen aus dem früheren Jugoslawien bzw. heutigen Serbien ein deutlich gestiegenes Geburtenniveau auf. Ihre durchschnittliche Kinderzahl hat sich seit 199 (knapp 1,7 Kinder je Frau) bis 27 um etwas mehr als die Hälfte auf gut 2,5 Kinder je Frau erhöht. Interessanterweise lag das Geburtenniveau der Mitte der 8er-Jahre im Lande lebenden Jugoslawinnen bei etwa 1,4 Kindern je Frau und signalisierte seinerzeit eine deutliche Anpassung an die Verhältnisse im Landesdurchschnitt. Ein Erklärungsansatz für die aktuelle Entwicklung könnte darin liegen, dass heute ein größerer Teil der Frauen mit serbischer Staatsbürgerschaft aus dem Kosovo stammt, das eine der höchsten Geburtenhäufigkeiten in Europa aufweist. 4 564 9 2 Vgl. Cornelius, Ivar: Haben Ausländerinnen in Baden-Württemberg weniger Kinder als deutsche Frauen?, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/28, S. 11 14. 3 Ergebnisse des Ausländerzentralregisters 31. Dezember 27. 4 Vgl. Lindemann, Utz: Entwicklung der Geburtenraten nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten in Stuttgart 1993 bis 26, in: Statistisches Amt der Stadt Stuttgart; Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 9/27, S. 257 258. 11

Bevölkerung, 5 Ergebnisse des Ausländerzentralregisters 31. Dezember 27. Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/29 Während die im Lande lebenden Serbinnen damit bereits seit mehreren Jahren eine durchschnittliche Kinderzahl verzeichnen, die sogar über dem Niveau liegt, durch das ihr Bevölkerungsbestand ohne Zuwanderungen erhalten bliebe, ist bei den Türkinnen die gegenteilige Entwicklung zu beobachten. Brachten sie 199 im Durchschnitt noch rund 3,1 Kinder je Frau in Baden-Württemberg zur Welt, so ist ihre durchschnittliche Kinderzahl bis 27 auf rund 1,8 Kinder gesunken ein Rückgang um etwa 4 %. Seit Beginn des laufenden Jahrzehnts liegt das Geburtenniveau der türkischen Frauen im Lande unterhalb der statistisch für die Erhaltung des Bevölkerungsstandes notwendigen 2,1 Kinder je Frau. Diese rückläufige Entwicklung vollzieht sich seit 199 nahezu kontinuierlich und lässt daher vermuten, dass hier im Unterschied zu den 7er- und 8er-Jahren nunmehr ein tiefer greifender Annäherungs prozess an das Geburtenverhalten der Deutschen wirksam geworden ist. Hierfür ist auch von Bedeutung, dass von den heute im Lande lebenden Türkinnen im Alter von 15 bis unter 45 Jahren rund 43 % in Deutschland geborenen wurden. Auf der anderen Seite haben lediglich 5 % aller verheirateten Türkinnen einen deutschen Ehemann also deutlich weniger als der Durchschnitt der hier lebenden Ausländerinnen. 5 Griechinnen und Spanierinnen haben weniger Kinder als deutsche Frauen Besonders niedrige Kinderzahlen weisen die Griechinnen, Spanierinnen und Italienerinnen in Baden-Württemberg auf. Dabei bringen die griechischen und spanischen Frauen bereits seit Beginn der 9er-Jahre im Durchschnitt weni ger Kinder zur Welt als deutsche Frauen. 27 lag ihre Kinderzahl mit jeweils durchschnittlich etwas mehr als einem Kind pro Frau deutlich unter dem Geburtenniveau der Deutschen mit 1,3 Kindern je Frau. Die Kinderzahl der Italienerinnen im Lande ist gegenwärtig mit durchschnittlich knapp 1,4 Kindern je Frau nur wenig höher als die der deutschen Frauen. Sie haben ihre Kinderzahlen hauptsächlich um gut ein Fünftel bereits in der ersten Hälfte der 9er-Jahre reduziert, während sich in den 8er-Jahren der Annäherungsprozess nur sehr allmählich vollzogen hatte. Seit 22 hat sich das Geburtenniveau der Italienerinnen in Baden-Württemberg auf den heutigen Stand eingependelt. Diese drei südeuropäischen Bevölkerungsgruppen gehören zu denjenigen, die mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 25 bis 26 Jahren am längsten in Deutschland bzw. in Baden-Württemberg leben. Sie hatten daher vielfach die Gelegenheit, soziokulturelle und -ökonomische Wertorientierungen der deutschen Bevölkerung kennen zu lernen und die eigenen Verhaltensweisen anzupassen. Mit Blick auf das Geburtenverhalten hat sich dieser Prozess bei den Griechinnen und Spanierinnen deutlich früher ausgewirkt als bei den Italienerinnen und den Türkinnen. Kinderzahlen in den Herkunftsländern S2 Anzahl 3, 2,5 2, 1,5 1,,5 Durchschnittliche Kinderzahl*) je Frau von Ausländerinnen in Baden-Württemberg und im Herkunftland 27 im Herkunftsland Italienerinnen Kroatinnen Spanierinnen Griechinnen Serbinnen 1) Staatsangehörigkeit *) Zusammengefasste Geburtenziffer (Summe der altersspezifischen Geburtenziffern von 15 bis 49 Jahren). 1) Serbinnen im Herkunftsland ohne Kosovo, in Baden-Württemberg einschließlich Kosovo in Baden-Württemberg Türkinnen 565 9 Nahezu alle europäischen Gesellschaften haben in den letzten drei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts mit einzelnen länderspezifischen Unterschieden ein rückläufiges Geburtenniveau erlebt. In Frankreich sank die durchschnittliche Kinderzahl von knapp 2,5 Kindern je Frau (197) auf 1,8 Kinder im Jahre 1999, in Schweden im selben Zeitraum von gut 1,9 Kindern je Frau auf 1,5 Kinder und in Deutschland von rund 2, auf knapp 1,4 Kinder je Frau. Besonders gravierend fiel der Rückgang in Südeuropa in Italien, Spanien und Griechenland aus. In Italien und Griechenland haben sich die Kinderzahlen fast halbiert (von etwas mehr als 2,4 bzw. 2,3 Kindern je Frau auf jeweils gut 1,2). Mit einer Abnahme von fast 6 % auf knapp 1,2 Kinder je Frau im Jahr 1999 erlebte Spanien einen besonders starken Rückgang des Geburtenniveaus. Hier brachte 197 eine Frau im Durchschnitt gut 2,8 Kinder zur Welt. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts verzeichnen die meisten nord-, west- und südeuropä- 12

Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/29 Bevölkerung, ischen Länder einen moderaten Anstieg der Geburtenhäufigkeiten. In Deutschland und Baden-Württemberg ist diese Entwicklungsrichtung nicht erkennbar. Hier pendelt das Geburtenniveau um 1,35 Kinder je Frau und wurde 26/7 von mehr als der Hälfte der EU-Länder (EU-27) übertroffen leicht auch von Griechenland und Spanien. 6 Bemerkenswerterweise liegt die durchschnittliche Kinderzahl der in Baden-Württemberg lebenden Griechinnen und Spanierinnen aber nicht nur niedriger als die der deutschen Frauen, sondern ebenfalls niedriger als in ihren Herkunftsländern (Schaubild 2). Bei den Griechinnen beträgt der Unterschied sogar rund ein Viertel. Nur kleine Unterschiede zwischen hier und dort bestehen bei den Italienerinnen und Kroatinnen. Die durchschnittliche Kinderzahl der Frauen in der Türkei liegt heute mit fast 2,2 Kindern je Frau etwas höher als die der im Lande lebenden Türkinnen (etwas mehr als 1,8 Kinder). Im Zeitablauf seit 199 lässt sich hier wie dort die gleiche Entwicklung beobachten. Während die Geburtenhäufigkeit in der Türkei von seinerzeit gut 3,6 Kindern je Frau um etwa 4 % bis heute zurückging, vollzog sich bei den in Baden- Württemberg lebenden Türkinnen eine parallele Entwicklung nahezu in gleichem Ausmaß. Ausblick Die seit 199 deutlich gestiegene Zahl der im Lande lebenden Ausländerinnen hat dazu geführt, dass trotz merklich gesunkener Kinderzahl je Frau die Gesamtzahl der von ihnen pro Jahr geborenen Kinder in etwa stabil geblieben ist. Es stellt sich die Frage, welche Impulse für die Gebur tenentwicklung in den kommenden Jahren von den ausländischen Frauen ausgehen können. Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass das Bild von den jungen ausländischen n mit vielen Kindern, insbesondere bei den hier stark vertretenen Nationalitäten, zum großen Teil längst der Vergangenheit angehört. Ausländische Frauen in Baden-Württemberg haben im Durchschnitt mit rund 1,6 Kindern je Frau zwar mehr Kinder als deutsche (1,3 Kinder je Frau), aber die Annäherung an das Geburtenverhalten der Deutschen ist im Zeitablauf unverkennbar. S3 in Tsd. 15 12 9 6 3 Ausländische Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren in Baden-Württemberg 199 und 27 199 27 15 16 17 18 19 2 21 22 23 24 25 26 27 28 29 3 31 32 33 34 35 36 37 38 39 4 41 42 43 44 Alter in Jahren Ende 27 waren vor allem die Altersgruppen der 26- bis 37-jährigen Ausländerinnen stark besetzt (Schaubild 3). In diesen Bereich fällt ein Teil der Altersjahre mit den höchsten Geburtenhäufigkeiten, die sich insgesamt etwa vom 24. bis zum 32. Lebensjahr erstrecken. Diese zahlenmäßig starken Altersjahre wachsen in den kommenden 5 bis 6 Jahren mehr und mehr in den Altersbereich mit niedrigeren Geburtenhäufigkeiten hinein. Gleichzeitig rücken schwächer besetzte Altersjahrgänge nach. Damit ist zu erwarten, dass selbst bei nicht weiter sinkender Kinderzahl je Frau die Gesamtzahl der von Ausländerinnen zur Welt gebrachten Kinder in 5 bis 6 Jahren beginnt, deutlich zu sinken. Dann werden die heute stark besetzten Altersjahrgänge aus der Phase der ngründung und -erweiterung herausgewachsen sein. Diese Entwicklung würde früher eintreten, wenn auch die durchschnittlichen Kinderzahlen je Frau kontinuierlich weiter sinken. Sie würde abgemildert oder sogar herausgezögert werden, wenn die künftig über 32-jährigen Ausländerinnen möglicherweise vorher aufgeschobene Geburten dann nachholen würden. Weitere Auskünfte erteilt Ivar Cornelius, Telefon 711/641-28, Ivar.Cornelius@stala.bwl.de 566 9 6 Vgl. Eurostat, Demografische Statistiken 29 <http://epp.eurostat.ec. europa.eu>. kurz notiert... Bevölkerungspyramiden für Ihre Gemeinde Diesen Service bietet das Statistische Landesamt ab sofort mit den aktuellsten Bevölkerungszahlen (Stand: 31. Dezember 28) für alle Gemeinden Baden-Württembergs mit mehr als 2 Einwohnern an. Für Kommunen mit mehr als 5 Einwohnern auch Bevölkerungspyramiden mit den Vorausrechnungsdaten für die Jahre 21, 215, 22 und 225. Bestellung und fachliche Rückfragen: Christina Hackl Tel.: 711/641-28 33 E-Mail: Auskunftsdienst@ stala.bwl.de Für die Bestellung von bis zu 5 Grafiken ist dieser Service kostenfrei. 13