Schuldenbarometer 2010
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- Herbert Brodbeck
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1 Schuldenbarometer 2010 Kernergebnisse Privatverschuldung erreicht 2010 mit Fällen neuen Höhepunkt: plus 6,4 Prozent gegenüber 2009 Bis zu monatliche Fälle in bis 25-Jährige zunehmend betroffen (plus 27 Prozent) Durchschnittsschuldenberg 2010 liegt bei Euro je Privatinsolvenz Nordrhein-Westfalen führt bei den absoluten Werten im regionalen Vergleich ( Fälle) Relativ am meisten Pleitiers in Bremen: 307 Fälle je Einwohner Am wenigsten Pleiten in Bayern mit 125 Fällen je Einwohnern Bundesdurchschnitt liegt bei 170 Fällen je Einwohnern Deutlicher Rückgang in Brandenburg mit 4,4 Prozent weniger Insolvenzen gegenüber 2009 Am stärksten legt Thüringen im Jahresvergleich zu: plus 22,2 Prozent 46- bis 60-Jährige halten größten Anteil an Pleitestatistik (32,1 Prozent) 58,8 Prozent aller Privatinsolvenzen von Männern verschuldet Nur bei den 18- bis 25-Jährigen liegt der Frauenanteil höher (53,9 Prozent) besonders betroffen: weibliche Alleinerziehende Häufigste Schuldenfalle: Shopping im Versandhandel bei Frauen, Autofinanzierung bei Männern 1. Überblick: 6,4 Prozent mehr Privatinsolvenzen junge Bürger massiv betroffen Im Jahr 2010 erreicht die Zahl der Privatinsolvenzen einen neuen Höhepunkt. Mit Fällen in Deutschland überflügelt die Pleitestatistik sogar das bisherige Rekordjahr 2007 um mehr als Fälle siehe Grafik 1. 1/24
2 Grafik 1 Gegenüber 2009 entspricht das einem Anstieg um 6,4 Prozent bzw. um Fälle. Damit spiegeln die vergangenen zehn Jahre insgesamt Privatinsolvenzen wider. Aktuell sind besonders jüngere Bundesbürger betroffen. Allein die 18- bis 25-Jährigen bringen es 2010 im Vorjahresvergleich auf ein Pleiteplus von 27 Prozent. Zu diesen Ergebnissen kommt das aktuelle Schuldenbarometer der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel. Demnach entfallen die schlechtesten Werte in der Privatinsolvenzstatistik des Jahres 2010 auf den März mit Fällen, auf den Juli mit und den November mit Fällen siehe Grafik 2. 2/24
3 Grafik 2 Ursachen der Überschuldung sind vor allem Arbeitslosigkeit, Niedriglöhne und ein zum Einkommen unpassendes Konsumverhalten. Insbesondere einkommensschwache Haushalte haben oft kein Einsparpotenzial bei steigenden Ausgaben. Doch nicht jeder insolvente Haushalt ist extrem hoch verschuldet: Die durchschnittliche Schuldenhöhe betrug 2010 bei Bundesbürgern in der Privatinsolvenz knapp Euro. Für 2011 sind die Aussichten verhalten. Zu erwarten sind Fallzahlen auf einem ebenso hohen Niveau wie in 2010, resümiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin. 2. Insolvenzen pro Bundesland: durchschnittlich 170 Fälle je Einwohner und ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle Absolut gesehen verteilen sich 2010 die bundesweiten Fallzahlen ( ) am stärksten auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen mit Privatinsolvenzen, Bayern (15.643) und Baden-Württemberg (14.665) siehe Grafiken 3 und 4. 3/24
4 Grafik 3 4/24
5 Grafik 4 Bezogen auf die Einwohnerzahl zeigt sich jedoch ein differenzierteres Bild mit einem ausgeprägten Nord-Süd-Gefälle. Hier ist Bremen mit 307 Pleiten je Einwohnern am stärksten von der Privatverschuldung betroffen siehe Grafiken 5 und 6. 5/24
6 Grafik 5 6/24
7 Grafik 6 Auch in Niedersachsen (230 Fälle je Einwohner), Schleswig-Holstein (225) und dem Saarland (212) rangiert die Insolvenzstatistik auf einem hohen Niveau. Hamburg (209), Brandenburg (201) und Sachsen-Anhalt (198) liegen hier ebenfalls weit über dem Bundesdurchschnitt von 170 Fällen je Einwohnern. Im Mittelfeld befinden sich bei den relativen Zahlen indes Hessen und Nordrhein-Westfalen mit jeweils 169 Privatpleiten je Bürgern. Am besten stehen derweil die südlichen Bundesländer da: Bayern mit 125 Pleiten je Einwohnern meldet am wenigsten Privatpleiten. Auch Baden- Württemberg (136) und Thüringen (137) verzeichnen geringe Werte. 3. Veränderungen auf Landesebene: Stärkster Anstieg um 22,2 Prozent in Thüringen Im Jahr 2010 mussten 6,4 Prozent mehr Privatpersonen eine Insolvenz 7/24
8 anmelden als noch im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg um Privatpleiten gegenüber Bei diesen prozentualen Veränderungen sind deutliche regionale Unterschiede zu erkennen. Lediglich 3 der 16 Bundesländer weisen hier einen Rückgang auf: Am besten hat sich 2010 hier Brandenburg mit 4,4 Prozent weniger Fällen geschlagen, gefolgt von Sachsen-Anhalt (minus 1,2 Prozent) und dem Saarland (minus 0,9 Prozent) siehe Grafiken 7 und 8. Grafik 7 8/24
9 Grafik 8 Einen zweistelligen Anstieg müssen hingegen Thüringen (22,2 Prozent), Nordrhein-Westfalen (plus 12,3 Prozent) und Berlin (plus 11,2 Prozent) verkraften. Niedersachsen (plus 3,4 Prozent), Hamburg (plus 3,7 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 2,5 Prozent) kommen mit einem moderaten Anstieg davon. 4. Privatinsolvenzen auf Kreisebene: Großstädte und Ballungsräume betroffen Die regionalen Disparitäten bei den Privatinsolvenzen lassen sich auch auf Kreisebene und auf die kreisfreien Städte übertragen. Innerhalb der Bundesländer wurden insgesamt 392 Kreise und kreisfreie Städte analysiert. Die absoluten Zahlen der Privatinsolvenzen sind in den Großstädten und Ballungsräumen weitaus stärker ausgeprägt als in den ländlichen Regionen 9/24
10 siehe Grafik 9. Grafik 9 Die häufigsten Privatinsolvenzen im Städte- und Kreisranking gab es 2010 in Berlin Hamburg /24
11 3. 3. Köln München Leipzig Frankfurt Dortmund Düsseldorf Karlsruhe Stuttgart 945 Die stärksten prozentualen Rückgänge auf Städte-und Kreisebene gab es in Weißenburg- Gunzenhausen (minus 34,6 Prozent), Ansbach (minus 33,3 Prozent) und im Nürnberger Land (minus 32,8 Prozent). Den stärksten Anstieg verzeichnet der Kreis Sömmerda in Thüringen mit 43,4 Prozent mehr Privatinsolvenzen, gefolgt von Bottrop (plus 43,2 Prozent) und dem Kyffhäuserkreis (plus 39 Prozent). Die Insolvenzstatistik aller Landkreise und kreisfreien Städte finden Sie im Anhang der Studie. 5. Altersgruppen: Insolvenzen bei den 18- bis 25-Jährigen steigen um 27 Prozent Fälle von allen Privatinsolvenzen in Deutschland betreffen die Gruppe der 46- bis 60-Jährigen siehe Grafik 10. Grafik 10 Das entspricht einem Anteil von 32,1 Prozent am privaten Schuldenbarometer Einen 30,9-prozentigen Anteil halten die 36 bis 45 Jährigen. Bei den Best Agern ab 60 Jahren fällt der Anteil mit 6,9 Prozent wesentlich geringer aus. Deren Pleitetendenz gegenüber 2009 ist um zehn Prozent sogar rückläufig. Bei den jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren fällt der Pleiteanteil mit 6,4 Prozent an der Insolvenzstatistik am wenigsten ins Gewicht. Allerdings verzeichnet diese Altersgruppen einen rasanten Anstieg um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2009 ein Indikator dafür, dass insbesondere dieses Segment immer stärker von Insolvenzen bedroht ist (siehe Grafik 11). 11/24
12 Grafik 11 Auch bei der nächst älteren Gruppe der 26- bis 35-Jährigen wachsen die Fallzahlen gegenüber 2009 zweistellig um 10,7 Prozent. Diese beiden jungen Segmente verfügen in der Regel nicht über große finanzielle Rücklagen. Zwar rangiert die statistische Schuldensumme hier unter dem Bundesdurchschnitt, dafür ist die Zahl der Gläubiger aber höher als beim Durchschnitt aller Pleitiers. Ursachen für Überschuldung, gerade bei jungen Bürgern, sind eine unwirtschaftliche Haushaltsführung, gepaart mit wenig Erfahrung im Umgang mit Geld. Außerdem sind Einkommen und Konsumverhalten der Betroffenen häufig nicht vereinbar. So werden oft hohe Summen in mobile Endgeräte, Elektroartikel, Automobile und den Kauf per Kreditkarte investiert. Dabei fehlt es an einer vernünftigen Verwendung des zur Verfügung stehenden Einkommens. Den jungen Erwachsenen gegenüber haben die erfahreneren, älteren Bürger den Vorteil, statistisch besser mit Geld umgehen zu können. Oft sind bei den älteren Gruppen zudem die Kinder bereits aus dem Haus und die Kredite abgezahlt eine bessere Ausgangsposition, um nicht in die Schuldenfalle zu tappen. 6. Geschlechter: Alleinerziehende Frauen bilden höchste Risikogruppe 58,8 Prozent aller Privatinsolvenzen sind von Männern verschuldet siehe Grafik 10. Diese statistisch männliche Dominanz zieht sich durch nahezu alle Altersgruppen. Besonders stark ist das Ungleichgewicht bei den über-60- Jährigen Pleitiers mit einem Männeranteil von 61,5 Prozent ausgeprägt. Einzige Ausnahme bilden die 18- bis 25-Jährigen. Hier domi- niert der Frauenanteil mit 53,9 Prozent gegenüber 46,1 Prozent Männern. Entsprechend bilden die allein erziehenden Frauen bei diesen jungen Erwachsenen die stärkste Risikogruppe. Sind Familien von Überschuldung betroffen, suchen hingegen eher Männer die Beratungsstellen auf. Somit kommt es nicht von ungefähr, dass in den übrigen Altersgruppen eher Männer überschuldet sind. Während insolvente Frauen statistisch eher durch ein unpassendes Einkaufsverhalten im Versandhandel in die Schuldenfalle tappen, haben sich Männer häufig bei der Autofinanzierung übernommen. 12/24
13 7. Fazit und Ausblick: 2010 ist bei den Privatinsolvenzen zum Rekordjahr avanciert. Besonders problematisch ist ein anziehender Pleitetrend bei den jungen Bundesbürgern. Die Privatinsolvenzen werden sich auf vergleichbarem Niveau 2011 fortsetzen, skizziert Bürgel Geschäftsführer Dr. Sellin. Nach wie vor sind die Hauptursachen für Privatinsolvenz Arbeitslosigkeit, dauerhaftes Niedrigeinkommen, gescheiterte Selbstständigkeit, Trennung und Scheidung. Außerdem leisten mangelnde Erfahrungen im Umgang mit Finanzen und Banken, unpassendes Konsumverhalten und Einkommensrückgang einen essenziellen Beitrag dazu, dass derzeit so viele Bürger wie noch nie von einer Insolvenz betroffen sind. Privatinsolvenzen pro Bundesland Kreise und kreisfreie Städte 13/24
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