Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2009
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- Linus Kruse
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1 Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2009 Im 1. Halbjahr 2009 meldeten insgesamt Bundesbürger Privatinsolvenz an allein im 2. Quartal waren es was einen Anstieg um 1,75 Prozent im Vergleich zum Vorquartal bedeutet. Süd-Nord-Gefälle bei Privatinsolvenzen Die Zahl der privaten Pleiten fällt auch im 1. Halbjahr 2009 je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. Im Bundesdurchschnitt wurden im 1. Halbjahr 75 Privatinsolvenzen je Einwohner verzeichnet. In Bremen nahmen die Verbraucher mit 139 Insolvenzen je Einwohner am häufigsten das Insolvenzgericht in Anspruch. Neben Bremen meldeten auch die Bundesländer Niedersachsen (109 je Einwohner), Schleswig- Holstein (108 je Einwohner), Saarland (101 je Einwohner) und Hamburg (99 je Einwohner) überdurchschnittlich viele Privatinsolvenzen. Die wenigsten Verbraucherinsolvenzen im 1. Halbjahr 2009 gab es mit 45 Pleiten je Einwohner in Thüringen. Gut stehen auch die Verbraucher in Bayern mit 58 Fällen je Einwohner da. 1/6
2 Grafik 1 2/6
3 Grafik 2 Sachsen-Anhalt mit dem stärksten Anstieg im Quartalsvergleich Ein Vergleich der absoluten Zahlen aus den ersten beiden Quartalen 2009 (1. Quartal 2009: ; 2. Quartal 2009: ) zeigt folgendes Bild: Im Saarland stiegen die Privatinsolvenzen von 457 auf 592 mit einem Zuwachs von 29,54 Prozent am stärksten an. Sachsen-Anhalt (plus 22,05 Prozent; 1. Quartal 2009: 1.025; 2. Quartal: 1.251) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 10,41 Prozent; 1. Quartal 2009: 615; 2. Quartal 2009: 679) verzeichnen ebenfalls einen zweistelligen prozentualen Anstieg. Auch in Thüringen (plus 8,47 Prozent; 1.Quartal 2009: 492; 2. Quartal 2009: 535) und in Berlin (plus 6,98 Prozent; 1. Quartal 2009: 1.174; 2. Quartal 2009: 1.256) ist der Anstieg der privaten Pleiten im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (plus 1,75 Prozent) verhältnismäßig stark. Den stärksten Rückgang der Privatinsolvenzen im Vergleich zum 1. Quartal des Jahres verzeichnet Hamburg mit einem Rückgang von 6,54 Prozent (1.Quartal 2009: 902; 2. Quartal 2009: 843), gefolgt von Schleswig-Holstein (minus 5,16 Prozent; 1. Quartal 1.571; 2. Quartal 2009: 1.490). Auch in Brandenburg (minus 4,56 Prozent; 1. Quartal 2009: 1.228; 2. Quartal 2009: 1.172) und Bremen (minus 4,03 Prozent; 1. Quartal 2009: 471; 2. Quartal 2009: 452) wurden weniger Privatinsolvenzen im Vergleich zum Vorquartal gemeldet. 3/6
4 Grafik 3 Ältere Männer und jüngere Frauen gefährdet 58,5 Prozent (36.008) aller Privatinsolvenzen im 1. Halbjahr 2009 wurden von männlichen Bundesbürgern angemeldet. Der Trend, dass Männer häufiger von der Privatinsolvenz betroffen sind, gilt mit einer Ausnahme für alle Altersgruppen: Bei den unter 25-Jährigen ist der Anteil der Frauen mit 55,25 Prozent (1.636) höher als der Anteil der insolventen Männer (1.325). Den stärksten Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt es in der Altersgruppe der über 60-Jährigen hier beträgt der Anteil der insolventen Männer 62,08 Prozent. Grafik 4 Jüngere Bundesbürger immer stärker gefährdet 4/6
5 Am stärksten ist mit 32,48 Prozent (19.982) die Altersgruppe der 46- bis 60- Jährigen sowie die Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen (32,22 Prozent/19.818) von privater Insolvenz betroffen. Nur 8 Prozent der insolventen Bundesbürger ist älter als 60 Jahre. Dies liegt zum einen daran, dass Ältere erfahrener im Umgang mit Geld sind und mehr Ersparnisse anlegen konnten. Zum anderen sind die laufenden Lebenshaltungskosten häufig geringer: Kredite sind in der Regel abbezahlt und Kinder aus dem Haus. Im Verlauf der letzten Quartale melden immer mehr junge Bundesbürger Privatinsolvenz an. Auf das 2. Quartal 2009 bezogen ist die Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen mit 32,60 Prozent am stärksten von privater Insolvenz betroffen. In der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 25 Jährigen ist bei einem Vergleich der ersten beiden Quartale ein Anstieg der Privatinsolvenzen von 27,94 Prozent (1. Quartal: 1.299; 2. Quartal: 1.622) zu beobachten. Und nur in der Altersgruppe der 46- bis 60-Jährigen ist der Anteil der Privatinsolvenzen rückläufig (minus 6,90 Prozent). Grafik 5 Rückgang bei den eidesstattlichen Versicherungen und Haftanordnungen Männer stärker betroffen Ein etwas positiveres Bild ergibt sich, wenn die Frühindikatoren der Privatinsolvenz die eidesstattlichen Versicherungen und die Haftanordnungen betrachtet werden. Rückläufig ist die Zahl der eidesstattlichen Versicherungen im Vergleich der ersten beiden Quartale des Jahres. Die Zahl reduzierte sich von eidesstattlichen Versicherungen im ersten Quartal auf im zweiten Quartal, ein Rückgang von knapp 8 Prozent. Die meisten eidesstattlichen Versicherungen je Einwohner wurden mit 625 in Berlin gemeldet. Ebenfalls über dem Bundesschnitt von 358 eidesstattlichen Versicherungen liegen die Bundesländer Bremen (573), Saarland (465) und Hamburg (462). Die wenigsten eidesstattlichen Versicherungen gab es im 1. Halbjahr 2009 mit 223 je Einwohner in Baden-Württemberg. Auch Sachsen mit 271 und Bayern mit 273 eidesstattlichen Versicherungen je Einwohner stehen gut da. 5/6
6 Knapp 65 Prozent aller eidesstattlichen Versicherungen gehen auf das Konto von Männern. Im 1. Halbjahr 2009 ergingen insgesamt Haftanordnungen. Im Vergleich zum 1. Quartal ( ) ist die Zahl der Haftanordnungen im 2. Quartal um 3,7 Prozent auf zurückgegangen. Im Durchschnitt wurden im 1. Halbjahr 2009 in Deutschland 259 Haftanordnungen je Einwohner registriert. An der Spitze liegt Berlin mit 436 Haftanordnungen. Dahinter rangieren Bremen mit 354, Nordrhein-Westfalen mit 322 und Hamburg mit 313 Haftanordnungen je Einwohner. Die geringsten Werte melden Schleswig-Holstein (155 Haftanordnungen je Einwohner), Sachsen (160) und Thüringen (178). Knapp 70 Prozent aller Haftanordnungen im 1. Halbjahr 2009 betreffen männliche Bundesbürger. Die Prognose wird bestätigt Im Vergleich zum 1. Quartal (30.491) sind die Verbraucherinsolvenzen im 2. Quartal 2009 (31.026) um 1,75 Prozent angestiegen. Insgesamt liegt die Zahl jetzt bei privaten Pleiten. Damit ist ein langjähriger Trend gebrochen. Dieser Anstieg stützt die Prognose der Wirtschaftsauskunftei Bürgel, dass auf Gesamtjahressicht mit einer Zunahme der Privatinsolvenzen auf bis zu Fälle gerechnet werden muss. Vor allem der Trend zur Privatinsolvenz bei jungen Leuten bereitet Grund zur Sorge. Dass jüngere Menschen von der aktuellen Krise stärker betroffen sind, belegt auch eine aktuelle Auswertung der Bundesagentur für Arbeit. Die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen stieg drei Mal so stark an wie die allgemeine Erwerbslosigkeit. Nach wie vor maßgeblich für private Schulden sind vorübergehende Liquiditätsengpässe und laufende Ratenkredite. Ein Grund für den prognostizierten Anstieg der Privatinsolvenzen ist laut Bürgel daher auch, dass es wesentlich schwieriger geworden ist, von Banken neue Kredite zu bekommen: Bei den Sicherheiten werden strengere Maßstäbe angelegt als in den Jahren zuvor. Daneben bleiben die typischen Ursachen von privater Insolvenz bestehen: Veränderungen im persönlichen Umfeld durch Trennung, Scheidung oder den Tod der Partnerin bzw. des Partners, Erkrankungen, Unfälle sowie das Scheitern der Selbstständigkeit. Summieren sich die Verpflichtungen oder kommt sogar noch Arbeitslosigkeit dazu, geraten Verbraucher schnell in eine finanzielle Schieflage. Dann bleibt häufig nur noch die Anmeldung der Verbraucherinsolvenz. 6/6
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