Zum Schadpotenzial des Eichenprozessionsspinners in den Wäldern Brandenburgs Dr. Katrin Möller

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Transkript:

Zum Schadpotenzial des Eichenprozessionsspinners in den Wäldern Brandenburgs Dr. Katrin Möller

Der Eichenprozessionsspinner in den Wäldern Brandenburgs: Befallsfläche und -intensität sind weiter zunehmend (Meldungen der Revierförster)

7 6 2006 7 Kelvin 6 5,9 2007 5 4, 4 4, 3 5 4,1 3,7 4 4 3,4 3 2 1 1, 0 0, 6 1, 8 1, 5 1, 2 0, 9 0, 2 1, 2 0, 8 3 2 1 2,3 2,2 0,2 0,5 1,3 0 0-0,6-0,5-1,0-1 - 0, 5-1 -2 Jan Feb Mr z Apr Mai J un J ul Aug Sep Okt Nov Dez -2 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 7 Kelvin 6 5,7 2008 7 Kelvin 6 2009 5 4,0 4,5 5 4, 8 4 3 2 1 0-1 -2-2,9-0,5-2,4 0,7 0,8 1,5 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez -0,6 2,9 3,2 Gehäuft extrem günstige Bedingungen während der Entwicklung der Eiräupchen im April, dem in der Regel empfindlichsten Stadium bei gleichzeitig beschleunigtem Austrieb der Eichen (Abweichungen der Temperatur vom langjährigen Mittel, DWD, Station Potsdam) 4 3 2 1 0-1 -2-1, 6 0, 3 1, 4 0, 8-1, 3 1, 2 2, 0 1, 4-1, 5 Jan Feb Mr z Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 3, 0-1, 0

Pheromonfallenfänge zeigen die Tendenz der weiteren Ausbreitung im Land Brandenburg an Berlin

Eichenprozessionsspinner Die Ergebnisse der Fraßkartierungen in den Wäldern Brandenburgs belegen den Anstieg von Befallsfläche und Befallsintensität (Meldung der Revierförster, ohne Insektizidapplikationsfläche) 4.000 Fläche (ha) 3.000 2.000 1.000 0 2008 2009 2010 2011 leicht merklich stark kahl

Forstschädling Blattverluste bis Kahlfraß an den Wirtsbäumen: Stiel-Eiche, Quercus robur, und Trauben-Eiche, Q. petrea. und Amerikanische Rot-Eiche, Q. rubra Der Eichenprozessionsspinner neigt zu ausgesprochenen Massenvermehrungen. Damit wiederholte Fraßschäden über Jahre.

Argumente für die Bewertung des Eichenprozessionsspinners als Bestandesschädling Anatomie und Physiologie der Eiche allgemein schlechte Vitalität der Eichen hohe Prädisposition Blattverluste durch Insekten sind wesentlicher Faktor der Eichen- Komplexkrankheit und erhöhen die Disposition gegenüber anderen (schadensverstärkenden) Einflussfaktoren Fraß an der Verjüngung muss einkalkuliert werden Zunahme von Witterungsextremen erwartet

Allgemeine Theorie: Ausgleich der Blattmasseverluste nach Fraß im Frühsommer durch Regenerations- und Johannistriebe Aktuell häufig: Ersatzbelaubung mit massivem Mehltaubefall

Eichen sind ringporige Hölzer: Wenige, sehr weite Gefäße im Frühholz (schneller Wassertransport, aber kurze Funktionsdauer) Wasserleitung hauptsächlich im Holzzuwachs des letzten Jahres Frühholz wird vor Laubaustrieb aus eingelagerten Reservestoffen gebildet Was passiert bei massiven Blattmasseverlusten im Frühsommer? verminderte Assimilationsleistung eingeschränkte Reservestoffbildung Frühholzring mit reduzierter Gefäßzahl Foto: Wenk

Fotos: Schulz Aktuelle Beispiele für Bestandesschäden durch Eichenprozessionsspinnerfraß Zernitz Februar 2012

Fotos: Schulz Bestandesschäden durch Eichenprozessionsspinnerfraß Zootzen, Februar 2012

Bestandesverlust durch Eichenprozessionsspinnerfraß Ferch, Februar 2012 = Verlust aller Waldfunktionen Foto: Schulz

Eichenprozessionsspinner Fraßkartierung Wald Brandenburg (ohne Insektizidapplikationsfläche) 4.000 3.000 2.000 1.000 0 Fläche (ha) 2008 2009 2010 2011 leicht merklich stark kahl Eichenwälder in Brandenburg: 57.000 ha Mit der Zunahme stark befressener (Blattmasseverlust 50-90 %) und kahl gefressener Bestände (Blattmasseverlust >90 %) steigt bei wiederholtem Fraß die Wahrscheinlichkeit hoher Mortalitätsraten. Aktuelle Bestandesverluste machen das deutlich.

Aufwendige Überwachung und Prognose zur Verhinderung von Bestandesverlusten Raupen: April-Juli Fraß, Prozessionen, Raupennester seit 2008 Kartierung der Fraßschäden (Vorkommen) im August Falterflug: Juli- September Foto: Lobinger Überwinterung im Ei- Stadium Eigelegezählung (Befallsschwerpunkte) Schlupfkontrollen, (Zucht)

Strategie: Gezielte PSM- Behandlung der Flächen bei Prognose Kahlfraß oder wiederholter starker Fraß Beispiel: Oberförsterei Borgsdorf PSM-Einsatz: 2007, 2008, 2009 2009 erstmals Gegenspieler auffällig, auch 2010 GIS: LFE/Schulz max. moderate Eigelegezahlen im Winter 2010 Bisher keine Eiparasitoide in Randgebieten PSM-Einsatz 2010, leichte Fraßschäden Eisuchen Winter 2011: negativ

Gezielter Einsatz von Insektiziden gegen Eichenprozessionsspinner im Forst Land Brandenburg Jahr Einsatzgebiet Fläche (ha) Pflanzenschutzmittel 2004 Fläming 106 Dipel ES 2007 Oberhavel 170 Dipel ES 2008 Oberhavel 269 Dipel ES 2009 Oberhavel 684 Dipel ES 2010 Prignitz, Oberhavel 362 Dipel ES, Dimilin 2011 Prignitz, Fläming 339 Dipel ES

Bei Bestandesgefährdung - Wahl des Insektizids? Dimilin Häutungshemmer selektive Wirkung als Fraßgift gegenüber sich häutenden Stadien von Gliedertieren langsamer Abbau signifikante Auswirkungen auf die Schmetterlingsfauna in Eichenwäldern nachgewiesen Auswirkungen auf Nicht-Ziel- Organismen beeinträchtigen mögliche Wirkung natürlicher Gegenspieler Dipel ES! Bakterienpräparat selektive Wirkung als Fraßgift gegenüber blattfressenden Schmetterlingsraupen (eingeschränkte Wirksamkeit gegenüber Eulenraupen) schneller Abbau minimierte Auswirkungen auf die artenreiche Zönose der Eiche Förderung der natürlichen Gegenspieler durch Schonung potenzieller Nebenwirte parasitoider Schlupfwespen und Raupenfliegen

A10 Pflanzenschutz und Gesundheitsschutz lassen sich in dicht besiedelten Gebieten schwer trennen. Strengste Abstandsauflagen der Ausnahmegenehmigung zum Einsatz von Dipel ES verhinderten 2011 in Waldrandbereichen effiziente Pflanzenschutzmaßnahmen nach Guter fachlicher Praxis und ließen gleichzeitig die Gesundheitsgefährdung der Menschen unberücksichtigt. Kahlfraß bedeutet immer auch eine extrem hohe Belastung der Bevölkerung durch die Raupenhaare.