Sprache und Kommunikation im Internet

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Transkript:

Sprache und Kommunikation im Internet Astrid Plank Tanja Höllrigl Elke Valentinitsch Seite 1 von 12

Sprache und Kommunikation im Internet Einleitung Was ist Sprache? In dem Moment in dem man diese Frage stellt, wird Sprache erzeugt. Sprache lässt sich nicht ontologisch und mit dem Hinweis auf irgendein merkwürdiges Organ, von dessen Existenz der Linguist Noam Chomsky ausgeht, erklären, sondern nur ontogenetisch. Sprache ist nicht, sie geschieht. (Heinz von Förster, 1998) Die Zukunft existiert zuerst in der Phantasie, dann im Willen und dann in der Realität. (Barbara Marx Hubbard) Schon im Jahre 1948 prognostizierte der amerikanische Wissenschaftler Norbert Wiener die Entstehung einer "Informationsgesellschaft". Dieser Begriff bezeichnet das Leitbild einer auf Informations- und Kommunikationstechnologien basierenden Transformationsgesellschaft und Ökonomie. Der Wunsch nach Nähe, schneller Mitteilung, Wissen und damit Entwicklung auf mehreren Ebenen, bei größtmöglicher Wirtschaftlichkeit gaben dem Internet zentrale Bedeutung. Zunehmende Vernetzung verbindet; mehrere Telekommunikationsmöglichkeiten und Medien befinden sich unter einer gemeinsamen Oberfläche. Dies erleichtert die Suche nach Informationen oder Zerstreuung. Zudem haben sich eine Fülle neuer Kommunikationsmöglichkeiten entwickelt. Es handelt sich um soziale Interaktionen gleichermaßen als um neue Möglichkeiten im technischen Sinne. Heute verwenden rund 1.022 Millionen Menschen, das sind ca. 15,7% der Weltbevölkerung, das Internet um Informationen mittels verschiedener Dienste auszutauschen! Die Internetkommunikation hat inzwischen eigene Gesetzlichkeiten erlangt und nimmt in der Gesellschaft einen entsprechenden Standpunkt ein. Linguistische Faktoren (Sprachgebrauch) sowie soziale Faktoren (menschliche Beziehungen) beeinflussen sich gegenseitig. Der Sprachgebrauch kann, um ein Beispiel zu Seite 2 von 12

nennen, Nähe oder Distanz bewirken, und kann sich somit auch auf die sozialen Beziehungen auswirken. Auf die besonderen Arten der Kommunikation wird später noch detaillierter eingegangen. An dieser Stelle beginnen wir mit der Geschichte der computervermittelten Kommunikation: Geschichtliche Aspekte der computervermittelten Kommunikation Die Ursprünge der heutigen Kommunikationsmedien finden sich in der frühen Entwicklung der Menschheit. Beginnen wollen wir mit dem Zeitpunkt, zu welchem es zum ersten Mal möglich war große Entfernungen in kürzester Zeit zu überwinden - im Jahr 1835. Samuel Morse erfand den Telegraphen und das nach ihm benannte Morse-Alphabet. Dieses verbreitete sich rasch und fand entsprechend weitläufig Gebrauch. 1876 entwickelte Graham Bell das erste Telefon. Das war überaus bedeutsam für die weitere Entwicklung. 1941 lernten die Bilder zum ersten Mal laufen. Kurze Zeit darauf wurde in den USA auch schon der erste Computer entwickelt. In den Jahren von 1960 bis 1970 entstand das so genannte ARPANET, das nur vier Universitäten miteinander verband. Das Internet wurde in den sechziger Jahren vom amerikanischen Militär im Zuge des Kalten Krieges entwickelt. 1962 entwarf Paul Baran ein Kommunikationsnetz, das auch im Falle eines Ausfalles einiger Teile desselben funktionstüchtig bleiben sollte. Man wollte ein Netzwerksystem realisieren, welches selbst beim Totalausfall eines Teiles der Hardware (z. B. durch einen Atomschlag im Zuge der Kubakrise) immer noch zuverlässig weiterfunktioniert. Dieses Netzwerk ist autonom organisiert, d.h. es gibt keinen zentralen Rechner. Die hiermit verbundene Schwierigkeit, die sich erst viel später herausstellte war, dass es durch die autonome Organisation keine Kontrollbzw. Einflussmöglichkeiten von staatlicher Seite gibt. In den 70-er und frühen 80-er Jahren wurde das Internet durch die Universitäten und Bildungseinrichtungen übernommen und war in seinen Anfängen nur für Wissenschaftler, Studenten und entsprechend technisch versierten Personen zugänglich und nutzbar. So begann man an voneinander entfernten Orten gemeinsam an Projekten zu arbeiten bzw. weltweit Ideen auszutauschen. Heutzutage hat es sich zu einem festen Bestandteil der Medien unserer Zeit entwickelt. Für diese Entwicklung zeigte sich vor allem der multimediale Dienst des Seite 3 von 12

Internet, das World-Wide-Web (kurz: WWW) leitend, welcher zu Beginn der 90er- Jahre zu den bestehenden Diensten wie e-mail (kurz für electronic mail) und Newsgroups hinzugefügt wurde. Dieser Dienst machte das Internet zum ersten Mal auch für die kommerzielle Nutzung interessant. Wie bei allen technischen Neuerungen im medialen Bereich gibt eine Menge an Befürwortern und Kritikern. Die Gegner fürchten sich vor einer Informationsflut, welcher die Individuen nicht gewachsen sind; die Befürworter hingegen kündigen ein Zeitalter der grenzenlosen Kommunikation im virtuellen Raum an und die Entstehung einer neuen Form von Realität (Virtual Reality). Es heißt, dass, wenn man zwei Minds zusammenbringt, immer ein dritter Mind entsteht, ein dritter überlegener Mind, ein unsichtbarer Kollaborateur. (William S. Burroughs und Brion Gysin, The Third Mind) Begriffsdefinition Was ist Kommunikation Klassisch wird Kommunikation als wechselseitige Übertragung von Information von Sendern an Empfänger über einen Kanal gedeutet. (Gerhard Schwabe, 2001) Kommunikation ist [...] zu verstehen als wechselseitige Konstruktion von Bedeutung zwischen zwei oder mehr Partnern. (Gerhard Roth, 2001) Kommunikation ist die Weitergabe bzw. der Austausch von Daten und von Information, letzteres, wenn damit ein Wissenszuwachs verbunden ist. (Christian Schucan, 1999) Was ist computervermittelte Kommunikation Es erweist sich als recht schwierig, hier eine exakte Beschreibung zu geben, da sich sehr viele weiterentwickelte Formen ausgeprägt haben. Pelz (1995) sieht diese Kommunikation als Übermittlung, Speicherung und des Abrufs von elektronischen Nachrichten durch Menschen über miteinander Seite 4 von 12

vernetzte Computer. Benutzer senden Nachrichten z. B. in Form einer E-Mail oder eines Newsgroup-Beitrags an ein Netzwerk mittels verschiedenartiger Dienste (z.b. Internet oder Intranet). Abhängig davon sind die Nachrichten für ein mehr oder weniger großes Publikum verfügbar, oder sie werden an einem bestimmten Empfänger bzw. an eine Gruppe von Empfängern weitergeleitet. Höflich (1994) definiert: Computervermittelte Kommunikation erfolgt vorwiegend unter bislang Fremden, also mit Personen unter Personengruppen, zu denen bisher keine Sozialkontakte bestanden haben und womöglich auch nicht folgen werden (wenngleich dies jedoch nicht ausgeschlossen ist). Anhand der häufig zugrunde liegenden Eigenschaften und Merkmale wird versucht, den Begriff zu definieren. Es zeigt sich bereits ein großer Unterschied zur direkten Kommunikation, insbesondere die theoretische unbegrenzte Anzahl von Benutzern. Bei den bisherigen Formen wie Telefon, Brief, Fax, etc. konnte meist immer nur ein Kommunikationspartner erreicht werden. Fackelberg (1994) gibt uns weitere Merkmale: Aufenthaltsort der Kommunikationspartner spiel keine Rolle Die Kommunikation beschränkt sich fast immer auf den Text. Döring (1994) wiederum sieht eine Ergänzung zu den bereits vorhandenen Medien, die ein sehr differenziertes Publikum anspricht. Stegbauer (1990) sieht ein Medium, das zum zwanglosen Kennenlernen von Computerinteressierten dient. Merkmale der computervermittelten Kommunikation Nachdem bereits bei den Definitionen einige Merkmale genannt sind, werden weitere an dieser Stelle nur vereinzelt wiedergegeben. Sinnvoll ist festzustellen, welche Merkmale für die computervermittelte Kommunikation besonders charakteristisch sind und was diese unterscheidet von den klassischen Kommunikationsarten. Dabei Seite 5 von 12

spricht man vor allem von der Kommunikation über E-Mail, im weitesten Sinne SMS, Chatrooms, Newsgroups sowie von virtuellen Gemeinschaften. Ein wesentliches Merkmal ist, dass mehrere bis sehr viele Kommunikationspartner gleichzeitig möglich sind. Eine Einschränkung hinsichtlich der Kommunikation über weite Entfernungen entfällt ebenso. Desgleichen findet sich in der medienvermittelten Kommunikation der Vorteil der face-to-face Kommunikation mit Partnern wieder. Ein weiteres Merkmal ergibt sich aus der Möglichkeit unbekannt zu bleiben, das heißt man kann sich im Internet kennen lernen, jedoch stellt das persönliche Kennerlernen gar nicht das Ziel dar. Wir sprechen hier von den so bezeichneten unbekannten Kommunikationspartnern. Entfernungsabhängige Kosten werden als weiteres Merkmal genannt, die dafür Sorge tragen, dass die Häufigkeit und Dauer der Kommunikation mit weit entfernten Kommunikationspartnern nicht durch rein wirtschaftliche Gesichtspunkte bestimmt werden. Dasselbe betrifft auch den Zeitaufwand bezüglich der Informationsübermittlung, er entfällt weitgehend. Als vielmehr einengendes Merkmal kommt die beschränkte Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten hinzu: je nach Art und Weise der computervermittelten Kommunikation können jene wie Gestik, Mimik, Stimmlage, usw. wegfallen. Dagegen werden Ersatzmechanismen kreiert, wie z.b. Emoticons, über welche Mimik imitiert werden kann. Abhängig vom technischen Aufwand der betrieben wird, können auch diese Einschränkungen umgehen werden, wie das beispielsweise bei Videokonferenzen über das Internet der Fall ist. Internet und internationale Kommunikation In der Dialektik zwischen natürlicher und sozial konstruierter Umwelt wird der menschliche Organismus transformiert. Indem der Mensch Realität schafft, schafft er sich selbst. (Berger und Lackmann, The Social Construction of Reality) Seite 6 von 12

Das Internet bietet sich wegen dem freien Zugang von überall auf der Welt und seiner Struktur - ohne nationale oder kulturellen Grenzen - für internationale Kontakte förmlich an. Die Menschen scheinen sich in zahllosen Newsgroups, Diskussionsforen und Mailinglisten des Internets anders als national zu gruppieren. Dafür soll bereits eine Verständigungsbasis vorhanden sein. Die Kommunikationspartner müssen über ein gemeinsamen Symbolsystem verfügen, damit die Grundlage für eine erfolgreiche Verständigung vorhanden ist. Dies ist allein schon durch die technischen Rahmenbedingungen gegeben, die ohnehin nur Kommunikationselemente übermitteln können, die bis zu einem gewissen Maße standardisiert sind. Durch die heutige Weltsprache Englisch, ist eine Grundlage für eine erfolgreiche internationale Kommunikation vorhanden. Risak beschreibt dies folgendermaßen: Es wird sich aber auch zeigen, dass für globale Kommunikation eine gemeinsame Sprache, deren nationaler Ursprung in den Hintergrund tritt, genutzt werden muss. Nicht nur er befindet die gemeinsame, von den meisten zumindest passiv beherrschte Sprache für diese Art von Kommunikation unerlässlich. Die englische Sprache ist demgemäss nicht nur als Zeichen der Dominanz eines Kulturkreises zu sehen, sondern als notwendiges, einheitliches Verständigungsmittel. Die internationale Kommunikation wird durch das Internet derartig begünstigt, dass es soweit führt, das Internet als ein der Völkerverständigung dienendes Medium zu betrachten. Rheingold hat in Bezug auf dieses Thema eine sehr essentielle Aussage getätigt: Es ist nichts Ungewöhnliches für Online-Konferenzen, dass in ihnen Leute versammelt sind, von denen jeder aus einem anderen Land kommt. Weil das Medium die Menschen zu Vertraulichkeit ermutigt und die Tendenz besteht, die konventionellen sozialen Regeln zu ignorieren, wird es möglich, dass die Menschen die Unterschiede der sozialen Kulturen, denen sie angehören, ergründen. Die Förderung von Freundschaft zwischen Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, wie oberflächlich sie auch sein mag, hilft jede Spur von Intoleranz zu Seite 7 von 12

tilgen, die mancher noch für die Kultur des anderen empfinden mag und gegründet ein kulturübergreifendes Gemeinschaftsgefühl. Das Internet ist imstande durch die verschiedenartige Kommunikation zwischen den Vertretern verschiedener Kulturen zu wachsendem Verständnis und mehr Toleranz beizutragen, trotzdem sind wir der Meinung, dass die Kommunikation im sozialen Zusammenhang bereits zu einem gewissen Grad funktionieren sollte. Auch wenn es keine Probleme mit der sprachlichen Verständigung gibt, man also ein gemeinsames Symbolsystem sowie eine gemeinsame Sprache gefunden hat, kann es große Unterschiede hinsichtlich dem Kommunikationsverhalten geben, welche bei der Kommunikation über das Internet nicht offensichtlich sind, aber doch für gravierende Missverständnisse sorgen können. Formen der computervermittelten Kommunikation Nun möchten wir auf einige Formen der computervermittelten Kommunikation eingehen. Wesentlich sind unserer Meinung nach: 1. E-mail 2. Chatten 3. Videokonferenzen/ Telefonie 1. E-mail ist zur wichtigsten Anwendung geworden. Der Vorteil gegenüber anderen Anwendungen ist die Möglichkeit Nachrichten einzugeben, zu löschen, zu verändern, zu formatieren und zu archivieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Empfänger nicht anwesend sein muss, da die Nachricht auf dem Server verweilt. Gegenüber einer nicht elektronischen Form der Nachrichtenvermittlung, wie z.b. die Post, kann man dem Empfänger in kürzester Zeit an den entferntesten Winkeln der Welt eine Nachricht übermittelt. Dadurch wird viel Geld und Zeit gespart. 2. Chatten kommt aus dem englischen und bedeutet plaudern. Das ist beliebter Dienst des Internets geworden, um online-gespräche führen und Kontakte knüpfen zu können. Um solche online-gespräche führen zu können gibt es unterschiedliche Zugänge zu so genannten Chat-Rooms. In diesen Chat-Räumen können die unterschiedlichsten Teilnehmer aus der ganzen Welt zu den unterschiedlichsten Themen miteinander kommunizieren. Seite 8 von 12

Im Chat hat sich im Laufe der Zeit eine eigene Sprache entwickelt. Es wird oft im Dialekt geschrieben. Satzzeichen werden aneinandergereiht, wie zum Beispiel Rufoder Fragezeichen oder *g* (grin). Um Emotionen darzustellen werden emoticons verwendet. Es gibt zahllose solche smilies und frownies für unterschiedliche Situationen: glücklich ;-) blinzeln traurig :-o schreien :-# vertraulich.. 3. Bei den Videokonferenzen ist es möglich, dass zwei oder mehrere Personen an geographisch unterschiedlichen Orten, synchron miteinander per Ton und bewegten Bildern kommunizieren können. Die Kommunikation geschieht aber nicht in Echtzeit, da die Signale erst komprimiert, versandt und dekomprimiert werden müssen. Das behindert das Kommunizieren aber kaum. Mögliche Vorteile von Videokonferenzen: Reisekosten und Reisezeit werden reduziert; vor allem bei Routinebesprechungen. Entscheidungen können schneller und flexibler getroffen werden. Im Vergleich zu Brief, Telefon oder E-mail fließen nonverbale Zeichen in das Gespräch mit ein und weil man sein Gegenüber sehen kann, entsteht eine effektivere Kommunikation und Einflussnahme. Computervermittelte Kommunikation bringt auch Nachteile mit sich: Bei Videokonferenzen beispielsweise treten auch Kommunikationsprobleme auf: Ohne direkten Blickkontakt wird die Steuerung des Rederechts erschwert oder aufgrund des Wegfalls gewohnter Gesten und der Zeitverzögerung kann es zu Unsicherheiten führen. Seitengespräche entfallen meist auch. Es besteht kein gemeinsamer physikalischer und sozialer Kontext. Universelle Handlungsprobleme z.b. die Begrüßung kann man nicht wie gewohnt lösen. Seite 9 von 12

Solche Kommunikations- und Handlungsprobleme können zu Missverständnissen führen. Zusammenfassend Die Kommunikation im Internet sehr vielfältig und wie jedes Kommunikationsmedium kann man das Internet weder einheitlich positiv noch negativ bewerten. Kritiker bemängeln an der Kommunikation im Internet die eingeschränkte Ausdrucksmöglichkeit und die Reduktion der Kommunikation auf Symbole. Das ist aber nicht allein typisch für das Internet. Jedes Kommunikationsmedium ist im Vergleich zur face-to-face Kommunikation mit Einschränkungen verbunden. Ein Problem ist tatsächlich das Verhältnis zum realen sozialen Umfeld. Die Art der realen sozialen Kontakte könnte unter der häufigen virtuellen Kommunikation leiden. Problematisch wird es, wenn die virtuelle Kommunikation die natürliche Kommunikation komplett ersetzt. Aber bei normaler Nutzung des Internets besteht diese Gefahr nicht. Zukunftsgedanken Die Idee der elektronischen Verbindung der menschlichen Bewußtseine durch das Internet zu einem ganzheitlichen, weltumspannenden Bewußtsein bzw. der Entstehung eines "global brain" durch die Verbindung der Computer selbst gehört zu den Grundmythen des Internetdiskurses. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sich auf der Basis dieser Koppelungen ein eigenständiges Bewusstsein bildet. Diese allgemeine Erwartung wird durch Projektionen aus der Artificial Intelligenz-Forschung gestützt, denen zufolge das Internet eine ideale Brutstätte zur Erzeugung künstlicher Intelligenzformen darstellt. Grundlegend ist dabei die Idee des AI-Mitbegründers Marvin Minsky, die Entstehung von Geist aus dem Zusammenwirken vieler einzelner, für sich geistloser Elemente zu erklären. Die heutzutage im Internet bereits weitverbreiteten Software Agents, die zur Suche und zum Austausch von Information das Netz durchstreifen und miteinander kommunizieren, sollen dabei eine zentrale Rolle spielen. Auf lange Sicht sollen diese "Netzagenten" jene Form der verteilten und zugleich massiv parallelen Intelligenz Seite 10 von 12

hervorbringen, die das Internet zum Supergehirn macht. Dabei würde nicht nur das Netz zum "global mind", sondern jeder Benutzer würde Teil desselben: Schließlich können die Gehirne der Benutzer so eng mit dem Web verbunden sein, daß es buchstäblich zu einem Gehirn von Gehirnen wird: zu einem Supergehirn. Gedanken würden über das Web von einem Benutzer zum anderen gehen, von dort zurück ins Web und so weiter. Millionen von Gedanken würden so parallel über das Supergehirn wandern und in diesem Prozeß ein immer größer werdendes Wissen schaffen. Der Physiker Frank Tipler argumentiert in seiner Physik der Unsterblichkeit explizit theologisch. Er beansprucht, eine wissenschaftliche Theorie zu entwickeln, die erklärt, daß und wie durch die Entwicklung eines gottgleichen, allmächtigen Supercomputers alle gegenwärtigen und vergangenen Zustände, inklusive aller Bewußtseinszustände eines jeden je existiert habenden Menschen, simuliert werden können. Moravec entwickelt dabei eine Zukunftsvision, in der die Computerisierung des Lebens und die Verlebendigung des Computers Hand in Hand gehen und die Lebensumstände der Menschheit sich innerhalb von nur 100 Jahren komplett verändern: Die Fortschritte der Robotik und die expansive Evolution des Cyberspace sollen die Welt in ein Reich des irdischen und extraterrestrischen Friedens verwandeln. Schließlich wird der Geist sich völlig von seinen biologischen Fesseln befreien und als reine Information in den simulierten Welten des Cyberspace bewegen: Lebewesen werden nicht mehr durch ihre körperlichen und geographischen Grenzen definiert werden, sie werden Identitäten als Transaktionen von Informationen im Cyberspace begründen, erweitern und verteidigen. Die alten Körper der Extraterrestrischen werden, veredelt zu einer Matrix für den Cyberspace, miteinander verbunden sein und der in reine Software verwandelte Geist wird beliebig zwischen ihnen herumwandern. aus dem Artikel: Der digitale Gott, Zeitschrift für Pädagogik und Theologie, Heft 3/99. Seite 11 von 12

Literaturverzeichnis www.mediensprache.net Rosenauer, Andrea: Internet und internationale Kommunikation, www.inst.at/trans/5nr/rosenau.html Schmidt, Katja: Sprache und Kommunikation im Internet, www.heise.de/bin/tp/deutsch/inhalt/co/11193/1.html Seite 12 von 12