Kurzgedichte angelehnt an Haiku und Tanka Angelo Tomaso & Anna Doka im Juni 2017
Sanft fällt der Regen. Wo vorher noch Lärm und Aufregung herrscht nun des Himmels Friede. Fontäne zum Licht. Die Tropfen spritzen zurück in den kleinen See.
Fischlein, ich freu mich Dich zu sehen! Fischlein, ob Du Dich auch freust? Das Wasser schweigt nur. Ist Dein Boot nicht viel zu klein - Du Blättchen im See - für die große Überfahrt?
Ich durchschaue Dich - Vorhang aus Wassertröpfchen - aber Du erkennst mich nicht. Auch wenn ich Dich nur halb seh' : Ich weiß doch genau, dass Du vollständig bist, lieber Mond!
Flecken am Giebel? Der Mond tuscht Tannenzweige auf den rauhen Putz. Mairegen zu kalt - Schnell einen Schirm darüber, die Blüten zittern.
Schneefall im Frühjahr? Oh - es sind Pappelsamen, fruchtbare Boten. Der Vollmond neigt sich gegenüber der Sonne vor dem neuen Tag.
Du zarter Same - in welcher Luft schwebst so sanft, ewig heiter frei? Köstlicher Wind - bist vom Himmel gesandt oder Kraft dieser Erde?
Herrlicher Wind weht über das Land, doch alles steht still hier daheim. Du Strom des Lebens - fliesst Du nach dort hin oder trägst mich still zu mir?
Der breite Strom fließt aufwärts. Nein, nur der Wind treibt die Wellen voran. Im Wasser breitet sich ein goldener Teppich. Ein Schwan zerteilt ihn.
Am weiten Himmel durchkreuzt von Kondensstreifen - die Schwalbenkreise. Gestern die Amsel, heute zwei Schwalben im Blau. Was bringt uns Morgen?
Gewitter, Du drohtest nur! Wo bist Du bloß hin - Hast Dich am Ende gar aufgelöst? Wie die Wolke am Himmel löst sich die Trübe in meiner Seele. Sanft bewegen sich Zweige und stehen doch still - in meiner Seele.
Kastanienbaum - Alte Blätter regieren. Ringsum der Frühling. Massive Eichenschrankwand chinesischen Möbeln gewichen. Laotse grüßt mich.
Ihr Stiefmütterchen seid freundlich mir zugewandt, doch was sagen eure Gesichter? Blumen, himmlische Boten und Dank der Erde - beides erfreut mich.
Herrlich kühl in der Höhe! Bin ich Dir, Sonne, unten nicht ferner? Schau ins Land oder schau aus dem Land raus - auf dem Schauinsland Freiburgs! Feldberg, oh Höchster! Beugst Dich demütig oder reckst kühn Dich hinauf?
Klein sind die Kühe aus der Ferne gesehen. Wie groß ist der Mensch? Die Stadt, in der ich wohne - wie klein erscheint sie dem kreisenden Storch? Weiße Bojen im Wasser? Nein - nur zwei Schwäne, Kopfstand zum Himmel.
Du Vogel im schwarzen Kleid - Wenn Du singst, ist's der Frühling oder Dämmerung? Was erzählen die Amseln so laut am Morgen? Des Nachts schweigen sie.
Im Ruf des Vogels hör' ich die Stille, die immer unhörbar bleibt. Computertasten hörend sagt mir die Vogelstimme, dass keine Zeit ist.
Über mich fliegend, Amsel, lässt etwas fallen oder singst Du am Ende? Wenn das Wasser ganz weg ist dort in der Vogeltränke, wer füllt es wohl nach?
Oh Glocke, Du rufst in die Stille mich, die Ewiges nur erkennt. Grillen zirpen hier als hätten sie niemals nicht gezirpt - ja gar uralt ewig jung.
Was ewig erschien ist eine Eintagsfliege im schmutzigen Raum. Was täglich erscheint Bleibt Geheimnis des Lebens Von Ewigkeit her
Ohne Weg und ohne Ziel kreist Leben in mir wie Sein aus sich selbst. Der Weg bin ich selbst zum Ziel, das ich bin. Und Weg wie Ziel sind mein Sinn.
Was immer ich seh' ich seh' auch mich selbst. Aus welcher Quelle sind wir? Du Baum dort vor mir - Obwohl ich Dich außen seh', ich bin doch in Dir, und Du bist still auch in mir - Wir beide sind nicht getrennt.
Kurz ist die Zeit, die wir hier sind, mein Freund, darum bitte ich Dich - lass nicht zu lange mich warten, ich vermisse Dich zutiefst! Du ergänzt mich ganz, mit Dir bin ich vollständig mir selbst entsprechend. Unsere Rosen blühen im ewigen Garten schon.
Mutter, ich liebe Dich mehr als ich es einst empfunden - Deine Krankheit hatte mich erdrückt! Mutter, ich ahn' Dich - Du liebst mich wie einst in Deiner lichten Seele.
Strahlengarben zum Himmel - Ihr führt mich empor, bringt mich hinunter. Himmel, bist Du über mir oder in mir selbst - oder bin ich selbst in Dir?
Schnell ein paar Rosen retten vor dem Gewitter - drin sind sie sicher und duften froh. Marienkäfer, gib acht! Eine Spinne wohnt zwei Rosen weiter.
Hoch blühen hier die Rosen des Aachener Doms. Sie zeigen Dich, Mensch! Du thronst auf dem Berg und ich will Dir gehorchen - Dir Münster in mir.
Säule im Garten - stehst Du alleine oder ganz allverbunden? Mensch, in Dir selbst Licht stehst wie eine Säule im Garten - Die Säue sehen Dich nicht!
Oh Brunnen im Park - In Dir fließt stets mein Leben zur Gottheit schön zurück. Schweigend auf dem Steg - Geh ich vor oder zurück, es geht nach Hause.
Du umschlossener Garten - In Dir bin ich gern, auf mich brauchst nicht zu warten. Ihr seid so schön, Ihr Rosen! Blüht Ihr im Garten hier oder schon dort?
Herzliche Weisheit fördern Thomas Löffler Auf dem Graben 1 79219 Staufen www.herzliche-weisheit.de Deckblatt: Foto Im Garten von Thomas Löffler