Geschichte des Vorarlberger Mittelschülercartellverbandes im Überblick. Ulrich Nachbaur

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Transkript:

Geschichte des Vorarlberger Mittelschülercartellverbandes im Überblick Ulrich Nachbaur Feldkirch, 2001

Dieser Abriss der VMCV-Geschichte entstand anlässlich eines Referats am 3. November 2001 im Rahmen der VMCV-Führungsakademie in der Jugendherberge in Feldkirch. Er sei Felix Paul v/o Odin (KBB) zugeeignet, der gerne an diesem Seminar teilgenommen hätte. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 2

Bis 1919: Pionierphase in den Katakomben Bis 1919 ist es Mittelschülern streng verboten, sich zu Vereinen zusammen zu schließen (Koalitionsverbot). Dennoch entstehen im Untergrund zahlreiche Verbindungen als mehr oder weniger offenes Geheimnis. Am Staatsgymnasium Feldkirch lassen sie sich Pennalien, wie Schülerverbindungen auch genannt werden, ab den 1880er Jahren belegen. Dort bildet sich 1897 mit Alemannia die erste Vorarlberger Mittelschulverbindung, die nachweisbar einer katholischen Weltanschauung verpflichtet ist. Alemannia Feldkirch muss jedoch bereits 1898 wieder sistieren (ihren Aktivenbetrieb einstellen), nachdem ihre deutschnationale Konkurrentin von den Schulbehörden aufgedeckt worden war. Es ist aber gut möglich, dass Alemannia den Verbindungsbetrieb noch einige Zeit weiterführt. Vorbild der Mittelschulverbindungen sind die Hochschulverbindungen; für die katholischen Pennalien vor allem die Verbindungen des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV). Die Schülerverbindungen, vermutlich auch Alemannia Feldkirch, werden von CVern als Keilreservoir für ihre Hochschulverbindungen gezielt gefördert. Da die Gründung von Pennalien aber zu gefährlich scheint, beschließen die Vorarlberger CV-Studenten 1900 nicht nur die Gründung eines Vorarlberger Cartellverbandes, sondern gleichzeitig auch den Aufbau eines landesweiten Netzes von Ferialverbindungen, um auf diese Weise unter Führung von CVern die katholisch gesinnten Mittelschüler zu organisieren. Jedes Jahr zu Kaisers Geburtstag (18. August) treffen sich diese launigen Feriensippen zu einem Kaiserkommers. Wir dürfen annehmen, dass das Feriensippenwesen nicht unerheblich zur Gründung neuer Semestralverbindungen beigetragen hat; nicht nur in Feldkirch, sondern auch in Dornbirn und Bregenz, wo sich inzwischen weitere öffentliche Mittelschulen etabliert haben. Die katholischen Studentenverbindungen sind keine kirchliche Einrichtungen oder religiöse Vereinigungen. Sie sind weltanschauliche Gesinnungsgemeinschaften, die als christlichsoziales Gegengewicht zu den deutschnationalen Pennalien gegründet werden. Christlich, deutsch und frei! prangt auf dem Keilfalter, mit dem die CV-Verbindungen im Sommer 1908 um die Maturanten werben. Gut katholisch, gut österreichisch und in diesem Sinne auch gut deutsch wollen die katholischen Korporationen Alt-Österreichs sein. Ihre Treue zu Rom, zu Habsburg und Österreich steht für Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 3

die katholischen Verbindungen der Jahrhundertwende, entgegen der Ansicht der Deutschnationalen, im keinen unüberbrückbaren Gegensatz zum Bekenntnis zur deutschen Kultur in einem Vielvölkerreich. Damit stehen sie auf Linie mit der christlichsozialen Programmatik, einschließlich eines christlichen Antijudaismus und sozialen Antisemitismus. 1907/08 erreichen die politischen Auseinandersetzungen zwischen den aufstrebenden Christlichsozialen und den Deutschnationalen einen Höhepunkt. Ein Brennpunkt dieser Konflikte sind die Hochschulen: Wer dem Papst verpflichtet sei, könne kein richtiger Akademiker sein, Katholische Weltanschauung und freie Wissenschaft seien unvereinbar. Die schlagenden deutschnationalen Korporationen sprechen den katholischen Verbindungen, die Mensur und Duell ablehnen, ihre Daseinsberechtigung an den Hochschulen ab. Der akademische Kulturkampf eskaliert. Die Folge ist eine Gründungswelle katholischer Hoch- und Mittelschulverbindungen. Ihre Zahl verdoppelt sich. In Vorarlberg werden 1907 drei katholische Pennalien gegründet: Siegberg Dornbirn, Kustersberg Bregenz und ein Hainbund in Feldkirch, der jedoch schon nach kurzer Zeit auffliegt. 1908 folgen zwei weitere Verbindungen: Artus Tafelrunde Bregenz und aus dem Kreis der Hainbündler Clunia Feldkirch. Am 19. Dezember 1908 feiern Siegberg, Kustersberg und Artus Tafelrunde mit einem Weihnachtskommers in Dornbirn die Gründung eines Vorarlberger Mittelschülercartellverbandes (1. VMCV), dem auch die drei Tage später gegründete Clunia beitritt. Vorwärts im Ländle! lautet die Devise. Siegberg, Kustersberg und Artus Tafelrunde schließen sich gleichzeitig dem österreichweiten Mittelschüler-Cartell-Verband (MCV) an, der jedoch um 1913 in Agonie verfällt. Alle Vorarlberger Pennalien müssen von Zeit zu Zeit sistieren; sei es auf Druck der Schulbehörden oder aus Mangel an Aktiven. Viele der älteren Aktiven rücken ab 1914 zum Kriegsdienst ein. Der 1. VMCV scheint, wie Artus Tafelrunde, den Ersten Weltkrieg nicht zu überdauern. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 4

1919 bis 1938: Zeit der Bewährung 1919 erringen die Mittelschüler die Koalitionsfreiheit, bleiben aber dem strengen Regiment der Schulleitungen unterworfen. Nach wie vor wohnen praktisch alle Schüler am Studienort; in privaten Buden oder in Internaten. Die Pennalien nützen die neue Freiheit und präsentieren sich der Öffentlichkeit. Tabelle 1: Nicht mehr bestehende katholische Vorarlberger Schülerverbindungen Alemannia Feldkirch Hainbund Feldkirch Artus Tafelrunde Bregenz Markomannia Feldkirch Olympia Feldkirch Rhäto-Austria Bludenz Habichtsburg Bregenz Vennonia Rankweil Habichtsburg Bregenz 1897 am Staatsgymnasium Feldkirch gegründet, 1898 sistiert. 1907 am Staatsgymnasium Feldkirch gegründet, jedoch schon nach kurzer Zeit aufgeflogen; einige Hainbündler beteiligten sich 1908 an der Gründung der Clunia. 1908 am Staatsgymnasium Bregenz gegründet, Mitglied des 1. VMCV und des MCV, spätestens während des Ersten Weltkriegs eingeschlafen. 1928 am Katholischen Privatlehrerseminar Feldkirch als Tochterverbindung der Amelungia Innsbruck im Geheimen gegründet, 1933 von der Schul- und Internatsleitung entdeckt und verboten; Wiedergründungsbestrebungen nach 1945 scheiterten am Widerstand der Schulleitung. 1928 oder 1929 von aktiven Cluniern im Geheimen als elitäre Verbindung am Bundesgymnasium Feldkirch gegründet, im März 1929 aufgeflogen; die Mitglieder wurden aus der Clunia ausgeschlossen; die meisten von ihnen jedoch kurze Zeit später wieder aufgenommen. Vermutlich 1925 als Ferialverbindung von Lehramtskandidaten und Handelschülern in Bludenz gegründet; letztmals nachgewiesen 1927, dürfte nicht lange bestanden haben. 1957 als landesweite, überkorporative Mittelschullandsmannschaft mit Sitz in Bregenz gegründet; Mitglied des MKV, wesentlich an der Gründung des VLV 1963 beteiligt, dürfte nach 1968 eingeschlafen sein; 1972 Beendigung der MKV-Mitgliedschaft. 1980 an der Höheren Technischen Lehranstalt Rankweil unter Mithilfe der Clunia Feldkirch und der Altherrenprovinz der Ambronia Innsbruck gegründet, firmierte als Tochterverbindung Ambronias, Mitglied des VLV/VMCV und MKV; mehrmals versuchten aktive Clunier vergeblich, Vennonia in die Höhe zu bringen, sie wurde 1992 aufgelöst. 1986 von Wellensteinern in der Tradition der Habichtsburg gegründete feriale Raubritterschaft, die jedoch wieder einschlief. In Wien wird ein Verband der katholisch-deutschen Pennalverbindungen Österreichs (VPV) aus der Taufe gehoben, der allerdings um 1925 seinen Zenit überschreitet und sich 1931 wieder auflöst. Von den Vorarlberger Verbindungen gehört ihm nur Clunia Feldkirch (1919 bis 1926, als drittstärkste Mitgliedskorporation) an. Im Winter- Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 5

semester 1924/25 treten die im VPV ebenfalls unzufriedenen Tiroler zum zweiten Mal an Clunia mit dem Plan eines gemeinsamen Verbandes der Tiroler und Vorarlberger Verbindungen heran. Doch ihr Landesverband katholisch-deutscher Mittelschulverbindungen wird 1926 ohne Vorarlberger Beteiligung gegründet und profiliert sich später als Tiroler Mittelschülerverband (TMV). Auch in Vorarlberg fehlt es nicht an Bestrebungen, einen neuen Landesverband zu formieren. Siegberg, Kustersberg und Clunia sammeln sich im Wintersemester 1921/22 zu einem Vorarlberger Landeskartellverband (1. VLKV), der jedoch keinen allzu langen Bestand gehabt zu haben scheint. Einen hoffnungsvollen Ansatz, den LKV wieder ins Leben zu rufen, bietet im Juli 1924 eine gemeinsame Festtagung, zu der sich die drei Verbindungen in Dornbirn treffen. Es reift der Plan eines neuen Kartells, für den Siegberg und Clunia schließlich auch Kustersberg gewinnen. Am 16. Februar 1925 wird in Bregenz auch tatsächlich ein Landeskartellverband kath.-deutscher Mittelschulverbindungen (LKV) gegründet (2. VLKV), der jedoch bereits am 27. Juni 1925 wegen Differenzen zwischen Clunia und Kustersberg wieder aufgelöst wird. Die drei Verbindungen veranstalten aber immer wieder gemeinsame Treffen und Tagungen. Gleichzeitig bilden sich mit großen Schwierigkeiten neue Verbindungen an den Internatsschulen. Wahrscheinlich 1925 schließen sich Handelsschüler und Lehrer zur ferialen Mittelschulverbindung Rhäto-Austria Bludenz zusammen, die vielleicht ihr Zentrum am katholischen Privat-Lehrerseminar der Schulbrüder in Feldkirch hat, dem eine Handelsschule angeschlossen ist; denkbar sind aber auch Beziehungen zu Innsbruck. In den Protokollen des VCV taucht Rhäto-Austria 1927 letztmals auf; die Einschätzung, dass ihr kein langes Dasein beschieden sein werde, sollte sich bestätigen. 1928 entsteht mit Unterstützung der Lehrerverbindung Amelungia Innsbruck und des TMV am Lehrerseminar Feldkirch eine Markomannia, die ihren Betrieb ohne Wissen der Internatsleitung im Verborgenen führt und zu den anderen Vorarlberger Verbindungen keinen Kontakt gepflegt zu haben scheint. Größere Veranstaltungen hält sie zur Sicherheit in den Ferien ab. Zu Ostern 1933 fliegt Markomannia Feldkirch auf und muss ihren Betrieb für immer einstellen. Ebenfalls 1933 gründen einige Schüler am Privatgymnasium der Zisterzienser im Kloster Mehrerau, Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 6

eine Augia Brigantina Bregenz. Die Gründung kann zwar offiziell erfolgen, formell aber nur als Ferialverbindung. Auch die katholischen Pennalien außerhalb der Internate stoßen zunehmend auf den Widerstand der Amtskirche. Sie setzt auf die Katholische Aktion, auf straffe kirchliche Gliederungen statt freiem Vereinskatholizismus; auf die Marianischen Studentenkongregationen statt Studentenverbindungen. Jahrzehntelang waren die Verbindungsstudenten in den Kongregationen führend aktiv gewesen, nun soll den Sodalen verboten werden, Pennalien beizutreten. 1932 eskaliert der Streit mit Bischof Waitz, der nur mühsam mit Unterstützung des Vorarlberger CV geschlichtet werden kann. Tabelle 2: Mitgliedschaft von katholischen Vorarlberger Mittelschulverbindungen in österreichweiten Verbänden MCV 1899-1913 Siegberg Dornbirn (1908-1913) Kustersberg Bregenz (1908-1913) Artus Tafelrunde Bregenz (1909-1913) VPV 1919-1931 Clunia Feldkirch (1919-1926) MKV 1933-1938 Pennälertage in Vorarlberg: seit 1945 1968 Bregenz 1988 Feldkirch 1997 Feldkirch Kustersberg Bregenz (1934-1938, seit 1963) Wellenstein Bregenz (seit 1958) Habichtsburg Bregenz (1959-1972) Sonnenberg Bludenz (seit 1963) Siegberg Dornbirn (1963-1992) Clunia Feldkirch (1965-1972, 1978-1991) Augia Brigantina Bregenz (seit 1985) Vennonia Rankweil (1988-1992) Gleichzeitig verdüstert sich die politische Situation in Österreich immer mehr: Während Christlichsoziale und Sozialdemokraten den Bürgerkrieg proben, nimmt der nationalsozialistische Terror zu. 1933 wird die Koalitionsfreiheit der Mittelschüler massiv eingeschränkt; erlaubt sind nur noch Schülervereinigungen, die zur Pflege österreichisch-vaterländischer Gesinnung bestimmt sind oder der sittlich-religiösen Erziehung dienen. Damit müssen die deutschnationalen Pennalien wieder in den Untergrund abtauchen; die meisten werden behördlich aufgelöst, andere lösen sich vom modernen Nationalsozialismus beseelt freiwillig auf. Unter diesen Vorzeichen erfolgt am 9. September 1933, am Rande des österreichische Katholikentages in Wien, die Gründung eines neuen Mittelschüler-Kartell-Verbandes der katholischen, Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 7

deutschen, farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV; offizielle Bezeichnung seit 1935). Von den Vorarlberger Pennalien tritt ihm vorerst nur Kustersberg Bregenz (1934) bei. Tabelle 3: Landesverbände der katholischen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs 1. VMCV 1908 -? Siegberg Dornbirn Kustersberg Bregenz Artus Tafelrunde Bregenz Clunia Feldkirch (ab 1909) 1. VLKV 1921/22 Siegberg Dornbirn Kustersberg Bregenz Clunia Feldkirch 2. VLKV 1925 Siegberg Dornbirn Kustersberg Bregenz Clunia Feldkirch 2. VMCV 1935-1938 Siegberg Dornbirn Kustersberg Bregenz Clunia Feldkirch Augia Brigantina Bregenz 1. VKMV 1949 -? Siegberg Dornbirn Kustersberg Bregenz Clunia Feldkirch Sonnenberg Bludenz 2. VKMV 1959-1963 Siegberg Dornbirn Kustersberg Bregenz Clunia Feldkirch Sonnenberg Bludenz Wellenstein Bregenz Habichtsburg Bregenz 1. VLV / 3. VMCV seit 1963 bis 1992 Landesverband des MKV 2. VLV seit 1992 Landesverband des MKV Kustersberg Bregenz Sonnenberg Bludenz Wellenstein Bregenz, Habichtsburg Bregenz (bis 1972) Siegberg Dornbirn (seit 1963) Clunia Feldkirch (seit 1965) Vennonia Rankweil (1980-1992) Augia Brigantina Bregenz (seit 1984) Kustersberg Bregenz Sonnenberg Bludenz Wellenstein Bregenz Augia Brigantina Bregenz Es ist Zeit für die katholischen Verbindungen, klar Stellung zu beziehen und offen Partei zu ergreifen, gegen den Nationalsozialismus, und für Österreich. Für ein Österreich allerdings, das die Christlichsozialen mit der Errichtung eines autoritären Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 8

Ständestaates vor der drohenden Hitlerdiktatur zu behaupten versuchen. Zu diesem Zweck soll die österreichische Jugend gleichgeschaltet werden. Die Verbindungen stehen vor der Wahl: Staatsjugend oder Konkordatsjugend? In den Jugendorganisation der Vaterländischen Front aufgehen oder die formelle Unterstellung unter die Kirchenhierarchie anerkennen? Sie entscheiden sich für die zweite Möglichkeit. Siegberg, Kustersberg, Clunia und Augia Brigantina schließen sich 1935 zum Kartellverband der katholischen deutschen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs (2. VMCV) zusammen, der sich dem kirchlich geführten Landesverband der katholischen Jugendvereine angliedert und damit seine Autonomie weitgehend sichern kann. 1938 bis 1945: Verbot, Verfolgung und Widerstand Nach der Okkupation Österreichs durch die deutsche Wehrmacht im März 1938 werden die katholischen Studentenverbindungen vom nationalsozialistischen Regime sofort aufgelöst und verboten. Der Anteil von Mitgliedern, die sich der Hitlerdiktatur verpflichten, ist gering. Dagegen verlieren zahlreiche Verbindungsmitglieder ihre Stellung, erhalten Berufs- oder Gauverbot oder werden in Gestapo-Haft genommen. Nicht wenige landen in den Konzentrationslagern, einige bezahlen ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus sogar mit dem Leben. Die meisten werden, wie abertausende junge Männer, als Soldaten in einen verbrecherischen Krieg geschickt. Viele kehren nicht mehr heim. Von den wenigen ehemaligen Aktiven der katholischen Pennalien, die während des Krieges - meist Medizin - studieren dürfen, schließen sich einige den ab 1940 als geheime Widerstandsgruppen gegründeten oder reaktivierten katholischen Hochschulverbindungen an. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 9

1946 bis 1956: Mühsamer Neubeginn Der Neubeginn nach der Befreiung Österreichs fällt schwer. Die Soldaten, die auf die Schulbänke zurückkehren, wollen so schnell als möglich maturieren. Die alten Bräuche der Studentenverbindungen erscheinen vielen Jungen antiquiert, und nach Jahren der Bevormundung ist der Drang nach individueller Lebensgestaltung groß. Andere wieder suchen eher eine religiöse Orientierung in kirchlichen Jugendorganisationen. Auf Unterstützung durch die Amtskirche können die Verbindungen nicht bauen. Hinzu kommt die neue Mobilität: Fahrschüler lösen die Studenten ab. Dennoch gelingt bis 1948 die Reaktivierung der Siegberg Dornbirn, Clunia Feldkirch und Kustersberg Bregenz. Die Wiedergründung Markomannias an der Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch und Augia Brigantinas in der Mehrerau scheitert am Widerstand der Schul- und Internatsleitungen. Dafür ermöglicht die weitere Verbreiterung des Schulangebots 1949 die Gründung einer Sonnenberg Bludenz. In diese Zeit fällt der erneute Zusammenschluss zum Verband der katholischen Mittelschulverbindungen (1. VKMV), der jedoch nicht lange floriert. 1953 lädt der Vorort Siegberg noch zu einem Landeskommers nach Dornbirn; die Hoffnung, damit einen Beitrag zur Reaktivierung der seit zwei Jahren wieder sistierten Kustersberg zu leisten, erfüllt sich nicht. 1955 schläft auch bei Clunia der Aktivenbetrieb wieder ein. 1957 bis 1983: Regeneration im MKV Häufig sind die nahenden Jubelstiftungsfeste, die runden Geburtstage der Verbindungen, Anlass zu verstärktem Engagement. Jedenfalls erfolgte 1957/58 ein regelrechter Energieschub, vor allem in Bregenz: 1957 wird am Gymnasium die jubilierende Kustersberg reaktiviert, die noch im selben Jahr für die Schüler der Handelsakademie und der Höheren Technischen Lehranstalt die Tochterverbindung Wellenstein Bregenz gründet. 1958 folgt die Gründung einer Habichtsburg Bregenz und die Reaktivierung der Clunia Feldkirch. Erstmals sind damit sechs katholische Pennalien aktiv, und einmal mehr stellt sich die Frage der Zusammenarbeit - diesmal allerdings unter geänderten Vorzeichen: Sollen die Vorarlberger Verbindungen erneut einen autonomen Verband bilden oder Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 10

sollen sie sich dem 1945 wiedergegründeten Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV) anschließen? - Für den MKV ist Vorarlberg der letzte weiße Fleck, den es zu gewinnen gilt. Während sich die drei alten Verbindungen traditionell an den Hochschulverbindungen orientieren und mit dem ausgefeilten, militarisierten Farbenbrauchtum des MKV zunächst wenig anfangen können, setzten die jungen Verbindungen auf einen schlagkräftigen Verband und die große Gemeinschaft. Wellenstein (1958) und Habichtsburg (1959) treten dem MKV bei. Parallel dazu laufen die Bemühungen, einmal mehr einen Landesverband zu gründen. Soll es ein autonomer Verband sein oder ein Landesverband des MKV oder eine Kombination aus beidem? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Proponenten des von Wellenstein und Habichtsburg gestellten Vorstandes treten zurück. Auf Initiative von Clunia und Siegberg konstituiert sich am 4. Dezember 1958 in Dornbirn schließlich - unabhängig vom MKV - erneut ein Verband der katholischen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs (2. VKMV). Aber schließlich führt aber das Werben des MKV doch zum Erfolg. Nach Wellenstein und Habichtsburg Bregenz treten ihm 1961 auch Sonnenberg Bludenz und 1963 Kustersberg Bregenz bei. Gleichzeitig legt Kustersberg dem Vorsitz im VKMV zurück, der sich erübrigt hat, zumal Clunia de facto wieder sistieren musste. Die vier MKV-Verbindungen schließen sich zu einem Landesverband der Vorarlberger Mittelschulverbindungen (1. VLV / 3. VMCV) zusammen. Am 29. September 1963 stellt sich dieser Vorarlberger Landesverband des MKV mit einem Publikationsfest in Bregenz der Öffentlichkeit vor. Sein Wahlspruch: Net lugg lo! Noch im selben Jahr folgt Siegberg Dornbirn in den MKV, 1965 schließlich auch Clunia. Der VLV erweist sich als erster Verband von dauerndem Bestand. Der MKV als Dachverband gibt den Vorarlberger Verbindungen Rückhalt und eröffnet ihnen Kontakte und Freundschaften in ganz Österreich. 1968 lädt der VLV erstmals zum Pennälertag, zur Jahrestreffen des MKV, nach Bregenz. Doch in den folgenden Jahren geraten die meisten Vorarlberger MKV-Verbindungen in eine Nachwuchskrise, die Habichtsburg nicht überlebt. Doch Ende der 1970er Jahre erleben die Pennalien wieder einen Aufschwung. 1980 gründet die VLV-Spitze an der neuen HTL Rankweil sogar eine neue Verbindung; Vennonia Rankweil kann allerdings nie richtig Fuß fassen und wird 1992 wieder aufgelöst. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 11

1983 wird in der Mehrerau Augia Brigantina Bregenz wiedergegründet; diesmal mit Unterstützung des Abtes. Vennonia und Augia Brigantina werden sofort nach ihrer Gründung in den VLV aufgenommen und treten später auch dem MKV bei (Augia Brigantina 1985, Vennonia 1988). Tabelle 4: Vorsitzende des VMCV und des VLV des MKV Dr. Gebhard Troll KBB, R-B 1963-197? Ing. Kurt Schneider WSB 197? - 1975 Dr. Karl Wachter CLF, SOB 1975-1979 DI Ernst Tisch BOW, CLF, VER 1979-1984 Mag. Wolfgang Türtscher CLF, KBB, Le, Cld 1984-1989 Dr. Ulrich Nachbaur CLF, VER, [KBB], Le, Cld 1989-1993 Dr. Ernst Dejaco CLF, [KBB], Le, Cld 1993-1995 Mag. Robert Mayer ABB, BbW 1995-1998 Martin Oberhauser WSB, ABB 1998-2000 Ing. Kurt Schneider WSB seit 2000 Ab 1984: Aufschwung in einem dynamischen Landesverband Der VLV, der 1986 in Vorarlberger Mittelschülerkartellverband (VMKV) umbenannt wird, erlebt einen enormen Aufschwung. Der VMKV verstärkt das schulpolitische Engagement, forciert die interne Weiterbildung in weltanschaulichen Fragen und trägt wesentlich zur inhaltlichen Neupositionierung des MKV bei, die im MKV-Grundsatzprogramm von 1987 Gestalt annimmt. Dazu zählt auch eine klare inhaltliche und personelle Abgrenzung gegenüber dem politischen Rechtspopulismus (Haider) und der Einsatz für die europäische Integration Österreichs. Die Bemühungen der dynamischen Vorarlberger, die inhaltlichen Konturen des MKV zu schärfen, tragen zwangsläufig zur Polarisierung in einem Dachverband von über 160 Vereinigungen bei, der auf Ausgleich bedacht sein muss. Am stärksten polarisiert den Verband aber eine andere Frage: die Mädchenfrage. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 12

Seit 1987: Integration von Mädchen Die Frage der Aufnahme von Mädchen stellte sich in den ersten Jahrzehnten nicht, da nur wenige Mädchen Mittelschulen besuchten, und die wenigen reine Mädchenschulen. Ab den 1940er Jahren wurde in Vorarlbergs Mittelschulen schrittweise die Koedukation eingeführt; spätestens ab den 1960er Jahren nahm die Zahl der Mittelschülerinnen stark zu. Tabelle 5: Schritte zur Integration von Mädchen in katholische Mittelschulverbindungen 1909 Winefreda Münster - erste katholische Studentinnenverbindung. 1911 Vereinigung kath.-deutscher Hochschülerinnen, Graz - erste katholische Studentinnenkorporation in Österreich 1913 Verband Katholisch-Deutscher Studentinnenvereine (VKDSt), dem 1921 u.a. Ostara Innsbruck beitritt. 1919 Vereinigung katholisch-deutscher Hochschülerinnen Ostara Innsbruck. 1962 Schweizerischer Studentenverein (SchwStV) beschließt, Frauen als Hospitantinnen zuzulassen. 1968 Schweizerischer Studentenverein (SchwStV) stellt seinen Sektionen die Aufnahme von Frauen als Vollmitglieder frei. 1971 Verein der Freunde der AV Austria mit dem Ziel gegründet, Studentinnen in die ÖCV-Verbindung Austria Innsbruck zu integrieren; 1983 putschartig aufgelöst. 1973 Christliche österreichische Mädchenverbindung Danubia Krems - erste katholische Mittelschülerinnenverbindung; 1980 aufgelöst. 1977 Vindemia Feldkirch - ÖCV-Verbindung an der Pädagogischen Akademie mit Damenzirkel; 1987 Auflösung der seit Jahren sistierten Verbindung. 1980 Die katholische Mittelschulverbindung Waltharia Meran nimmt Mädchen als Vollmitglieder auf; derzeit sistiert. 1984 Claudiana Innsbruck - Gründung der ersten offiziell gemischten Verbindung in Österreich unter Beteiligung von Cluniern. 1987 Wellenstein Bregenz richtet einen Damenzirkel ein. 1988 Sechs katholische österreichische Mädchenverbindungen gründen am Rande des Pennälertags des MKV in Feldkirch den Verband farbentragender Mädchen (VFM). 1989 Clunia Feldkirch richtet einen Mädchenzirkel ein. 1990 Siegberg Dornbirn richtet einen Mädchenzirkel ein. 1991 Clunia Feldkirch beschließt als erste Mittelschulverbindung Österreichs die Vollintegration von Frauen und muss deshalb aus dem MKV austreten. 1992 Assoziierungsabkommen der Clunia Feldkirch mit dem MKV. Siegberg Dornbirn beschließt die Vollintegration von Frauen und muss deshalb aus dem MKV austreten. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 13

Vereinzelt gliedern Pennalien Damenzirkel oder Mädchenzirkel an, ohne die Mädchen rechtlich in die Verbindung zu integrieren. Später entstehen auch katholische Mädchenverbindungen, die sich am Rande des Pennälertages 1988 in Feldkirch zum Verband farbentragender Mädchenverbindungen (VFM) zusammenschließen. 1987 beginnt Wellenstein Bregenz, befreundete Mädchen in einem Damenzirkel zu organisieren; 1989 folgt Clunia Feldkirch und 1990 Siegberg Dornbirn. Clunia und Siegberg verfolgen damit aber weiterreichende Ziele: die Vollintegration von Frauen. Der VMKV setzt sich daher für eine entsprechende Öffnung des MKV ein: nach dem Vorbild des befreundeten Schweizerischen Studentenvereins (SchwStV) soll der MKV künftig auch gemischten Verbindungen und reinen Mädchenverbindungen ein gemeinsames Dach bieten. Doch mit diesem Modell, das auch vom VFM abgelehnt wird, finden die Vorarlberger im MKV keine Mehrheit. Als sich Clunia Feldkirch 1991 und Siegberg Dornbirn 1992 für die gleichberechtigte Aufnahme von Mädchen entscheiden, müssen sie gleichzeitig aus dem MKV austreten. Diagramm 1: Parallelstruktur der Landesverbände der katholischen Mittelschulverbindungen Vorarlbergs seit 1992 MKV VMCV VLV Personalunion der Vorstände Mitglieder: Siegberg Dornbirn (1907) Kustersberg Bregenz (1907) Clunia Feldkirch (1908) Sonnenberg Bludenz (1949) Wellenstein Bregenz (1957) Augia Brigantina Bregenz (1984) Mitglieder: Kustersberg Bregenz (1907) Sonnenberg Bludenz (1949) Wellenstein Bregenz (1957) Augia Brigantina Bregenz (1984) Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 14

Da der MKV zudem nicht mehr duldet, dass dem VMKV Verbindungen angehören, die nicht dem MKV angehören, nabelt sich der VMKV rechtlich vom MKV ab und benennt sich später in Vorarlberger Mittelschülercartellverband (VMCV) um, da der MKV Namensverwechslungen befürchtet. Die vier Verbindungen, die keine Mädchen aufnehmen und damit im MKV verbleiben konnten, schließen sich parallel zum VMCV zu einem Vorarlberger Landesverband des MKV (2. VLV) zusammen. Damit bestehen seit 1992 formell - wieder einmal - zwei Verbände nebeneinander, die jedoch in Personalunion geführt werden. Was im MKV nicht möglich war, funktioniert im VMCV problemlos: ein gutes Miteinander reiner Burschenverbindungen und gemischter Verbindungen. Literatur: 30 Jahre K.D.ST.V. Kustersberg. 1907-1937. Bregenz 1937. Franz M. Pfeiffer, Aus der Pennälergeschichte. In: Festschrift 15. österreichischer Pennälertag des Mittelschüler-Kartell-Verbandes Pfingsten 1957 in Wien. Wien 1957, S. 21-31. Festschrift katholische Mittelschul-Verbindung Kustersberg Bregenz. 1907-1957. Bregenz 1959. Festschrift katholische Mittelschul-Verbindung Kustersberg Bregenz. 1907-1967. Bregenz 1967. 70 Jahre Feriensippe Montfort. O.O. 1968. Wilhelm Schmied, Der Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV). Wien 1974 (= Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 1). Wilhelm Schmied, Die katholischen Pennalien bis 1918. In: Die Vorträge der ersten österreichischen Studentenhistorikertagung. Wien 1974 (= Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 2), S. 43-55. Uli Nachbaur, Das Farbstudententum in Vorarlberg bis 1914. In: Festschrift der KMV Clunia Feldkirch zu ihrem 75-jährigen Bestehen. (Feldkirch 1984), S. 80-104. Uli Nachbaur, Clunias Anfänge. In: Festschrift der KMV Clunia Feldkirch zu ihrem 75-jährigen Bestehen. (Feldkirch 1984), S. 110-150. August Fischer, Kustersberg im Wandel der Zeit. In: Der Clunier 3 (1984) 3, S. 8-10. Markomannia Feldkirch. In: Der Clunier 5 (1986) 2, S. 4-5. Festschrift 80 Jahre Kustersberg 1907-1987 / 30 Jahre Wellenstein 1957-1987. (Bregenz) 1987. Uli Nachbaur, Vorwärts im Ländle! Historische Betrachtungen zur Vorgeschichte und Geschichte des ersten Vorarlberger Mittelschüler-Cartell-Verbandes. In: Festschrift aus Anlass des 46. Pennälertages des MKV zu Pfingsten 1988 in Feldkirch. Feldkirch 1988, S. 9-54. Wolfgang Rusch, Feriensippen in Vorarlberg. In: Die Vorträge der gemeinsamen 48. deutschen, 8. österreichischen und 3. schweizer Studentenhistorikertagung : Konstanz 1988. Wien 1989 (= Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 17), S. 88-93. Heinrich Obermüller, Verboten und verfolgt. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen im deutschen Sprachraum. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1918. Wien 1991 (= Tradition und Zukunft Bd. 1). Ulrike Unterthurner-Kemmerling, Die katholische Jugendbewegung in Vorarlberg. 1918 bis 1938. Dornbirn 1991 (= Vorarlberg in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5). Harduin Weber (Hg.), Festschrift anläßlich des 10. Stiftungsfestes der StV Augia Brigantina zu Bregenz- Mehrerau. Innsbruck 1993. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 15

Urs Altermatt (Leitung), "Den Riesenkampf zu wagen..." : Schweizerischer Studentenverein 1841-1991. Luzern 1993. Ulrich Nachbaur, Ein Streifzug durch Clunias Vor- und Gründungsgeschichte bis 1928. In: Der Clunier 17 (1998) 1, S. 5-10. Getrude Polnitzky (Hg.), 10 Jahre VFM. Festschrift. Aus Anlaß des 10-jährigen Bestehens des Verbandes farbentragender Mädchen (VFM). Wien 1998. Festschrift 100 Jahre Feriensippe Montfort. (Götzis, 1998). Festschrift 50 Jahre KMV Sonnenberg Bludenz. Bludenz 1999. Ulrich Nachbaur, Rhäto-Austria Bludenz. Eine vergessene katholische Ferialverbindung von Handelsschülern und Lehrern. In: Alemannia Studens 1999, Bd. 9, S. 41-58. Georg Sutterlüty, Die Feriensippe Silva Brigantina. Ein geschichtlicher Rückblick. In: Alemannia Studens 1999, Bd. 9, S. 59-80. Heinrich Obermüller, Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Bd. 2, Teil 1. Wien 2000 (= Tradition und Zukunft Bd. 5). Quellen: Vorarlberger Landesarchiv, Clunia Feldkirch. Vorarlberger Landesarchiv, CV-Altherrenbund Vorarlberg. Vorarlberger Landesarchiv, Nachlass Wilhelm Ender. Vorarlberger Landesarchiv, Vorarlberger Cartellverband. Vorarlberger Landesarchiv, Vorarlberger Mittelschülerkartellverband. Ulrich Nachbaur, Geschichte des VMCV im Überblick (2001) 16