50 WIENERIN REPORT DER PERFEKTE KLANG

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Transkript:

50 WIENERIN REPORT DER PERFEKTE KLANG MUS I K M ACH ER. Fingerspit zengefühl, K reativität, hand werk liches Können und ein f eines G ehör Instrumentenb au ist ein B eruf für Per fek tionistinnen. TEXT Denise Grill FOTOS Michael Obex wi11_050_report_instrumentenbauer+++_wirsind_korrbp.indd 1 13.10.2017 15:17:30

51 SIMONE ZOPF Geigenbauerin Die Instrumentenbauerin und Musikwissenschaftlerin Simone Zopf hat ursprünglich als Restauratorin begonnen. Vor Kurzem hat sie gemeinsam mit ihren Instrumentenbau-SchülerInnen das Geheimnis um die Konstruktion der Stradivari-Violinen gelüftet und ist damit international bekannt geworden. amati-inch.at wi11_050_report_instrumentenbauer+++_wirsind_korrbp.indd 2 13.10.2017 15:17:59

52 WIENERIN REPORT Es duftet nach Holz. Gehobelte Späne, rustikale Werkzeuge und antike Instrumente versprühen eine sonderbare Magie. Sogar als Laie wird man sofort in den Bann dieses Handwerks gezogen und merkt schnell: Instrumentenbau ist nicht nur ein Beruf er ist eine Philosophie und Lebensweise. Sie planen, sägen, hobeln und löten für den perfekten Klang. Die Menschen, die hinter den klingenden Kunstwerken stecken, hauchen einem trockenen Stück Holz innerhalb eines Jahres neues Leben ein. Dabei müssen sie nicht nur technische und handwerkliche Perfektion beweisen, sondern auch musikalisches Gehör mitbringen, um anspruchsvolle KundInnen zufriedenstellen zu können. AUSNAHMETALENTE. Nicht jede/r kann InstrumentenbauerIn werden. Manche geben sich große Mühe, werden es aber nie schaffen, richtig gut darin zu werden. Man braucht Talent, Können und Leidenschaft, erklärt Bernhard Balas, der seit 37 Jahren Klavierbauer ist. Bereits als 14-Jähriger entschied er sich für diesen Beruf und begann eine Lehre in der Klavierfabrik Ehrbar. Während meiner Ausbildung durfte ich drei Jahre nur Tasten putzen, erzählt er. Vom Tastenputzer zum Profi musste sich Herr Balas nahezu alles selbst beibringen und begann deshalb, bei Bekannten und NachbarInnen Klaviere zu stimmen und gratis Reparaturen anzubieten. Seit über 20 Jahren betreibt er nun schon seine eigene NOTENSCHLÜSSEL. Viele Formen und Werkzeuge im Instrumentenbau müssen selbst entwickelt werden. Von historischen Instrumenten existieren oft keine Pläne, da müssen wir erfinderisch sein. Simone Zopf, Geigenbauerin Werkstatt im 15. Bezirk und ist einer der wenigen weltweit, die überhaupt noch ganze Klaviere selbst bauen. Instrumentenbauer sind ein ganz eigenes Volk, meint die Geigenbauerin und Musikwissenschaftlerin Simone Zopf. Sie hat sich nicht nur der Geigenakustik, sondern vor allem historischen Instrumenten wie Gamben und Lauten verschrieben. Und weil es von diesen Antiquitäten oft keine erhaltenen Exemplare oder Pläne gibt, macht die Recherche einen großen Teil ihrer Arbeit aus. Oft existieren weder Pläne noch Werkzeuge, deshalb müssen wir erfinderisch sein und vieles selbst entwickeln, erzählt sie. Ihre langjährige Erfahrung in der Forschung und in der Herstellung von Instrumenten gibt Simone Zopf an der Fachschule für Instrumentenbau in Hallstatt an ihre SchülerInnen weiter. Dort wird nicht nur am Klangholz gefeilt, sondern auch eifrig geforscht. Vor Kurzem wurde Frau Zopf gemeinsam mit ihren Auszubildenden sogar international bekannt, indem sie das Konstruktionsprinzip der Stradivari-Violinen aufdeckte. Das von uns entschlüsselte Amati- Inch ist nicht nur im Bereich der Restauration wichtig, sondern auch, um neue Instrumente entwerfen zu können, und deshalb eine kleine Sensation, erklärt die Geigenbauerin. VIELSCHICHTIG. Reinhard Blumberger ist ein Quereinsteiger. Lange Zeit war er Handballtrainer im Profibereich. Schon als Kind fasziniert von dem sechssaitigen Instrument, hatte er mit 16 das erste Mal den Wunsch, selbst eine Gitarre zu bauen. Nachdem Keith Richards auf einem Rolling Stones-Albumcover mit einer durchsichtigen Gitarre tiefen Eindruck bei mir und meinem Bruder hinterlassen hatte, wollten wir die unbedingt nachbauen. Wir haben es damals aber nur bis zu einer Schablone geschafft. 2007 ist Reinhard Blumbergers Kindheitstraum aber doch noch wahr geworden. Er hat seine eigene Gitarrenwerkstatt im 21. Bezirk eröffnet. Ungefähr dreimal im Jahr baut er Gitarren auf Kundenwunsch. Sein Hauptgeschäft setzt sich aber aus Reparaturen, Umbauten und Restaurationen zusammen. Oft kommen Leute verzweifelt zu mir und sagen Mei Gitarr scheppert! oder Meiner Tochter ist die D- Saite gerissen, erzählt er. Diese Entwicklung bestätigt auch Klavierbauer Bernhard Balas. Die Branche entwickelt sich weg von der Produktion hin zur Dienstleistung, erklärt er. Zukunftssorgen macht er sich aber nicht, denn die Auftragslage sei gut. Ich kann mir aussuchen, welches Klavier ich mache, und nehme nur die an, wo auch die Chemie mit den Menschen stimmt, denn ich möchte keine negative Energie, sagt er. Positive Energie spielt eine große Rolle in der Werkstatt von Herrn Ba- wi11_050_report_instrumentenbauer+++_wirsind_korrbp.indd 3 13.10.2017 15:18:31

53 REINHARD BLUMBERGER Gitarrenbauer Früher Profihandballtrainer, hat sich Reinhard Blumberger irgendwann nach einem Handwerksberuf gesehnt. Seit 2007 ist sein Geschäft im 21. Wiener Gemeinde bezirk Anlaufstelle für über 950 hauptberufliche MusikerInnen, GitarrenlehrerInnen und HobbygitarristInnen. Freytaggasse 2 14, Stg. 19/4, 1210 Wien reinhards-gitarren.at wi11_050_report_instrumentenbauer+++_wirsind_korrbp.indd 4 13.10.2017 15:18:52

54 WIENERIN REPORT BERNHARD BALAS Klavierbauer Bernhard Balas ist einer der wenigen Klavierbauer weltweit. Und auch sonst ist er ziemlich einzigartig. Nach seiner Lehre hat er auf einer fünf Jahre langen Reise Klaviere rund um die Welt gestimmt und repariert. Ein hochwertiges Klavier kann über 100 Jahre bespielt werden, erklärt er. Märzstraße 103, 1150 Wien klavierbau-balas.at wi11_050_report_instrumentenbauer+++_wirsind_korrbp.indd 5 13.10.2017 15:19:24

55 STAMMTISCH. A m Gehsteig, mitten im 1 5. B ezirk, b ewirtet Herr B al as FreundInnen und Kolle ginnen re gelmäßig mit sel bst geko chtem Essen. las. Die ist nämlich nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Treffpunkt für Kreative. Fast jeden Tag kocht er für seine MitarbeiterInnen und FreundInnen. Wenn es draußen warm ist, wird direkt am Gehsteig vor dem Geschäft gejausnet, was eine ziemliche Attraktion für FußgängerInnen ist. Die meisten finden das super. Einmal hat sich eine Dame darüber beschwert, aber nach einem Gespräch konstruiert ist, so der Klavierbauer. Auf eine fokussierte Arbeitsweise legt auch Simone Zopf großen Wert. Meine SchülerInnen jammern oft, dass bei uns in der Werkstatt keine Musik erlaubt ist, aber es ist wichtig, das Hobeln und Schleifen zu hören. So bekommt man ein besseres Gefühl für den Arbeitsprozess und die Materialien. Dafür braucht man ein sehr gutes Gehör, erklärt sie. Man braucht Leidenschaft und Talent zum Instrumentenbau. Eins allein reicht nicht. Bernhard Balas, Klavierbauer hat sie sogar ein Klavier bei mir gekauft, erzählt Bernhard Balas. SCHRITT FÜR SCHRITT. Auch wenn der Neubau von Instrumenten immer mehr in den Hintergrund rückt, ist es für InstrumentenbauerInnen wichtig, nicht aus der Übung zu kommen. Um am Ball zu bleiben, muss man regel mäßig selbst bauen. Berechnen, Zeichnen, Planen, bis hin zum Skelett und Zusammensetzen des In struments dadurch dringt man in die Eingeweide des Instruments vor und versteht erst, wie es wi11_050_report_instrumentenbauer+++_wirsind_korrbp.indd 6 HERAUSFORDERUNGEN. Im Instrumentenbau besteht der Markt zum Großteil aus kleinen, versteckten Werkstätten. Große traditionelle Handwerksbetriebe wie die Klavierfabrik Bösendorfer in Wiener Neustadt findet man kaum noch. Trotzdem gibt es reichlich Nachwuchs. In den 1990er-Jahren gab es nur fünf Geigenbauer in Wien. Nun sind es 42, erzählt Zopf. Aber obwohl die Zahl steigt, wird die Konkurrenz aus Asien immer größer und vor allem billiger, meint Klavierbauer Bernhard Balas. Die Produktion wandert leider in die Billigländer aus. In China werden mittlerweile mehr als die Hälfte aller Klaviere weltweit produziert. Ein Klavier aus einer chinesischen Fabrik wird schneller hergestellt und kostet nur ein Drittel der Materialkosten für eine Reparatur, erzählt er. Dabei sind ausreichend Zeit und hochwertige Rohstoffe die wichtigsten Komponenten für ein erstklassiges Instru ment. Die Geigenbauerin Simone Zopf wählt die Bäume für ihre Instru mente sogar eigenhändig aus und schlägt das Holz selbst. Am besten eignet sich ganz feines, gleichmäßig gewachsenes Holz mit engen Jahresringen, erklärt sie. Insgesamt, je nach Größe, s tecken 120 bis 300 Arbeitsstunden in einem Instrument. Es kommt öfter vor, dass ich erst um null Uhr nach Hause gehe, erzählt Gitarrenbauer Blumberger. Nach ungefähr einem Jahr ist ein Musikinstrument fertig und kann von den anspruchsvollen KäuferInnen abgeholt werden. Aber auch nach der Übergabe kommt es schon mal vor, dass Ins trumentenbauerinnen aus dem Schlaf geklingelt werden, um einem/r verzweifelten MusikerIn beim Stimmen des Instruments vor einem wichtigen Auftritt zu helfen. Instrumentenbau ist kein Nineto-five-Job. Und trotz Konkurrenz aus Fernost blicken alle drei optimistisch in die Zukunft. Ich wollte und will nie etwas anderes machen, sagt Bernhard Balas über seinen Traumberuf. Auch Reinhard Blumberger ist zu 100 Prozent überzeugt: Für mich gibt es nichts Schöneres, als aus einem Stück Holz etwas zu machen, das dann Stimmungen und Gefühle transportiert. Das ist eine ganz mystische Geschichte. Für Simone Zopf ist der speziellste Moment die Übergabe des fertigen Instruments. Der erste Klang ist vergleichbar mit dem ersten Schrei eines Babys, sagt sie. So einzigartig und unterschiedlich InstrumentenbauerInnen unterei nander auch sind Folgendes haben sie gemeinsam: die Leidenschaft für ihr Handwerk und das Streben nach dem perfekten Klang. 13.10.2017 15:19:50