Die Welt in 100 Jahren: Rückblick auf vergangene Zukunft Friedemann Mattern ETH Zürich Institut für Pervasive Computing ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, April 2006 Die Bilder unterliegen fremdem Copyright. Bitte nicht kopieren oder weiterverbreiten. F. Mattern, ETH Zürich, 2006 1
Die Welt in 100 Jahren: Rückblick auf vergangene Zukunft Mit Vorhersagen ist es bekanntlich so eine Sache. Vor 100 Jahren wagte man einen vorsichtigen Blick in unsere Zeit und prognostizierte etwas Wunderbares: Das Mobiltelefon. Damit würden dann nicht nur Kanzler und Monarchen ihre Geschäfte aus der Ferne erledigen können, sondern mit ihm würde die Glückszeit der Liebe eintreten denn forthin wüssten die Ehepaare stets, was der Partner gerade macht. Auch ausgewiesene Experten können mit ihren Prognosen manchmal ziemlich daneben liegen. So meinte man in den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, als die Mondlandung schon ausgemachte Sache war, innerhalb von zwei Jahrzehnten kleine Geräte bauen zu können, die gesprochene Sprache erkennen und in eine andere Sprache übersetzen. Damit vermag dann jeder mit jedem in seiner Sprache sprechen, was die Verständigung der Völker der Welt fördert und Kriegen die Grundlage entzieht. Während wir vier Jahrzehnte später noch immer auf diese Wundermaschinchen warten, ist uns inzwischen allein der Glaube daran, dass menschliche Probleme durch Technik gelöst werden können, abhanden gekommen! Die Liste wunderbarer Prognosen vergangener Zeiten ließe sich beliebig verlängern - Lehrmaschinen ersetzen Lehrer und garantieren allen, immer und überall die bestmögliche Ausbildung, Farbfaxgeräte und Bildtelefone finden sich in jeder Wohnung, und Haushaltsroboter erledigen den Abwasch und servieren Kaffee. Nur das Web, e-commerce, Google, SMS, Spielkonsolen, Auto-Navigationssysteme, Blogs, ebay, Fotohandys,... also all' die Segnungen des Informationszeitalters, die es vor zehn Jahren noch nicht gab, deren Namen noch nicht einmal erfunden waren, aber ohne die wir heute schlichtweg nicht mehr auskommen können, die hat praktisch niemand vorhergesehen! Was wissen wir nun über die Zukunft? Wenig! Denn vermutlich sind heute noch nicht einmal die Namen für die in zehn Jahren dann wichtigsten Dinge erfunden... F. Mattern, ETH Zürich, 2006 2
Das drahtlose Jahrhundert Es wird jedermann sein eigenes Taschentelephon haben, durch welches er sich, mit wem er will, wird verbinden können, einerlei, wo er auch ist, ob auf der See, ob in den Bergen, dem durch die Luft gleitenden Aeroplan, oder dem in der Tiefe der See dahinfahrenden Unterseeboot. F.Ma. 6 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 3
Das drahtlose Jahrhundert Monarchen, Kanzler, Diplomaten, Bankiers, Beamte und Direktoren werden ihre Geschäfte erledigen können, wo immer sie sind. F.Ma. 7 Das drahtlose Jahrhundert Überhaupt wird das Einkaufen zu jener Zeit ein noch viel größeres Vergnügen sein, als jetzt. Man wird einfach von seinem Zimmer aus alle Warenhäuser durchwandern können und in jeder Abteilung Halt machen, die man eingehender zu besichtigen oder wo man etwas auszuwählen wünscht. F.Ma. 8 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 4
Das drahtlose Jahrhundert Auch auf die Ehe und die Liebe wird der Einfluß der drahtlosen Telegraphie ein außerordentlicher sein. Liebespaare und Ehepaare werden nie voneinander getrennt sein, selbst wenn sie Hunderte und Tausende Meilen voneinander entfernt sind. Sie werden sich immer sehen, immer sprechen, kurzum, es wird die Glückszeit der Liebe angebrochen sein. Künftighin wird sich die leibliche Gattin stets davon überzeugen können, was ihr Herr Gemahl treibt; aber auch der Herr Gemahl wird ganz genau wissen, wie und ob seine Gattin nur an ihn denkt. F.Ma. 9 Die Welt in 100 Jahren Es ändert sich aber auch die Tracht. Sie wird immer bunter und prächtiger für die Frau und dürfte auch für den Mann geschmeidiger und farbiger werden. F.Ma. 10 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 5
Die Welt in 100 Jahren Es ändert sich aber auch die Tracht. Sie wird immer bunter und prächtiger für die Frau und dürfte auch für den Mann geschmeidiger und farbiger werden. F.Ma. 11 Mobile Communication F. Mattern, ETH Zürich, 2006 6
1894: Envisioning the ipod F.Ma. 13 1894: Envisioning the ipod F.Ma. 14 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 7
Mobile Telegraphy (1906) F.Ma. 15 A Wearable Phone Prototype F. Mattern, ETH Zürich, 2006 8
Wearable Phone Visions (1936) Portable Phone Prototypes F. Mattern, ETH Zürich, 2006 9
Mobile Phones from 1985 Mobile Phones F. Mattern, ETH Zürich, 2006 10
In 10 Years: Mobile Phones as a Piece of Jewelry Multimedia Communication F. Mattern, ETH Zürich, 2006 11
Video Phone Vision (1900) F.Ma. 23 Video Phone Visions from the Twenties Hello, Dorothy You re looking well! F.Ma. 24 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 12
Video Phone Prototype (1957) F.Ma. 25 Video Phone Demos in the Sixties F.Ma. 26 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 13
In 10 Years: Mobile Wireless Video F.Ma. 27 In 10 Years: Mobile Wireless Video F.Ma. 28 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 14
E-Learning A Fantastic Vision F.Ma. 30 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 15
Distant Education a Vision from 1893 F.Ma. 31 Teaching Machines (1962) Serve as tutors which are very responsive to individual needs Time shared to many students Will make available the best education in any subject, anywhere, any time, to any one F.Ma. 32 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 16
Lehrmaschinen (1964) Lehrmaschinen werden so hochgradig entwickelt und so weit verbreitet sein, dass es dann Meister-Computer geben wird, die eine Vielzahl von untergebenen Rechnern anleiten und steuern. Diese Hauptgehirne haben die Fähigkeit, aus Erfahrung zu lernen sowie den Lehrstoff und auch die vorherrschende Ideologie entsprechend den wissenschaftlichen Fortschritten und den sich wandelnden gesellschaftlichen Sitten zu verändern. Man kann auf diese Weise eine vollständige Ausbildung zu Hause mit Hilfe des eigenen Rechners durchlaufen. F.Ma. 33 E-Learning in 10 Years? stereo sound stereo sound camera and direction measurement Hype Today Future teaching machine? H. Maurer, 2002 In 10 Years 3D scene Technology Trigger Peak of Inflated Expectations Trough of Disillusionment Slope of Enlightenment Plateau of Productivity Maturity F.Ma. 34 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 17
Augmented Reality Smart Glasses Eyeglass with tiny laser and mirrors projects an image directly onto the retina F.Ma. 36 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 18
Smart Glasses You could wear a pair of glasses with a small amount of face recognition built-in, look at a person, and his name would pop up in a balloon above his head. You could know instantly who the person is, even if you don't immediately recognize him. I look at my tree, and a little balloon pops up saying, "Water me," I look at my dog, it says, "Take me out," or I look at my wife, it says, "Don't forget my birthday!" M. Satyanarayanan (CMU) Water Take Jimmy me me out...my Brown birthday! Eyeglass with tiny laser and mirrors projects an image directly onto the retina F.Ma. 37 Smart Glasses: A Vision from 1963 F.Ma. 38 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 19
and an Early Prototype F.Ma. 39 Smart Glasses Today F.Ma. 40 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 20
Smart Glasses Tomorrow? Computers will disappear. Visual information will be written directly onto our retinas by devices in our eyeglasses and contact lenses. (R. Kurzweil) F.Ma. 41 In 10 Years: Augmented Reality Navigation Systems Siemens, Univ. of Linz F.Ma. 42 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 21
Information & Communication Office Communication (1900) F.Ma. 44 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 22
Remote Chatting (1916) F.Ma. 45 Radio Typewriter (1922) F.Ma. 46 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 23
A SCIENTIST OF THE FUTURE RECORDS EXPERIMENTS WITH A TINY CAMERA FITTED WITH UNIVERSAL-FOCUS LENS. THE SMALL SQUARE IN THE EYEGLASS AT THE LEFT SIGHTS THE OBJECT AS WE MAY THINK A TOP U.S. SCIENTIST FORESEES A POSSIBLE FUTURE WORLD Vannevar Bush s 1945 Vision to Support Knowledge Workers Small camera little larger than a walnut, full color, hundred exposures, without audible click, wound once, pictures of 3 mm 2 Mass-produced advanced arithmetical machines take data from a room full of girls armed with key board punches deliver sheets of computed results every few minutes F.Ma. 48 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 24
Communications and Electronics 2012 A.D. A Predictive Symposium by Fellows of the Institute of Radio Engineers, 1962 Computer Usage 2012 A.D. Miniaturized computers reduced in cost, so that each individual will have its own Vote electronically from the home Conduct all financial transactions using coded identification cards Shopping is largely done at home from memory packs which serve as catalogs, merchandise is displayed very realistically in the home viewer F. Mattern, ETH Zürich, 2006 25
Communication 2012 A.D Most written communication transmitted electrically Electric typewriters will reproduce typed text for international transmission Electrical access to libraries Animated encyclopedias Content of even the rarest books available within minutes at the neighborhood information service Mobile Communication 2012 A.D.? What fraction of the ultimate tiny wrist set which permits to seek voice communication with any other individual will be realized in fifty years? Probably a very small fraction. The bulk of individual mobile communication will still be carried in automobiles. The tiny wrist set may only later emerge, designed for the amazement of stockholders at their annual meeting. F.Ma. 52 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 26
Home Electronics 2012 A.D. Two-way three-dimensional color stereophonic TV in every home Videophone commonplace Home facsimile publication of pictures and reading material Many people subscribe to a tele-newspaper service 2012 A.D.: Automobiles Go on Electronic Control The driver is limited to push-buttoning his chosen exit F. Mattern, ETH Zürich, 2006 27
Thinking Machines 2012 A.D. Thinking machines much brighter than the smartest human being will make it possible to understand and cope with the enormous and vexing social problems that the technological revolution is leaving in its wake F. Mattern, ETH Zürich, 2006 28
Schmökern im Zentralarchiv? Der gesamte Inhalt des Zentralarchivs wird, soweit ihn die Regierung verfügbar macht, für jedermann jederzeit zugänglich sein. Man kann mittels seines Rechneranschlusses in den zahllosen Romanen schmökern, die in einer fernen Zentralbibliothek gesammelt sind, sich jeden Film ansehen, der jemals gedreht wurde. Oder man kann sich über die Fördermengen der bolivianischen Zinnbergwerke vom Vortag orientieren. (1964) F. Ma. 57 Akzentreiniger? Bei einem Telefongespräch mit einem Geschäftsfreund kann man seine Aussprache vom Akzent reinigen lassen und auch einen eventuellen aufgeregten Tonfall, der vielleicht dem Gesprächspartner zuviel verrät, unterdrücken lassen. Gleichzeitig spart man durch ein Höchstmaß an Kompression Geld. (1964) F. Ma. 58 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 29
Steinbuch, 1966 Versucht man zu phantasieren, welches wohl der langfristige Endstand der Fernsprechtechnik sein könnte, so kommt man wohl zu folgender Vorstellung: Mit Hilfe eines so kleinen und leichten Gerätes, dass es nicht lästig ist, es dauernd bei sich zu führen... sollte es ermöglicht werden, jeden beliebigen anderen Menschen, wo immer er sich auch befinde, mühelos ansprechen und sich mit ihm unterhalten zu können. Es gibt keinen ernsthaften Grund, dass dieses Ziel in mehreren Jahrzehnten nicht erreicht werden könnte. Die informierte Gesellschaft Karl Steinbuch...Automat, der gesprochene Sprache erkennt, übersetzt und dann in einer anderen Sprache wieder hörbar produziert. Ein solcher Automat könnte in den nächsten zwei oder drei Jahrzehnten gebaut werden. H. Kahn, A.J. Wiener (1967) Technical innovations very likely in the last third of the twentieth century F. Mattern, ETH Zürich, 2006 30
Computer Consoles in Every Home Linked to public utility computers Consulting the Library of Congress Private file space in a central computer for each user for keeping individual records preparing income tax returns Obtaining consumer information Pervasive Business Use of Computers Extensive and intensive centralization of personal and business information in highspeed data processors A single national information file containing all tax, legal, security, credit, educational, medical, employment, and other information about each citizen F. Mattern, ETH Zürich, 2006 31
Inexpensive High-Capacity Communication Satellites, lasers, light pipes Wired video communication for telephone and TV including retrieval of taped material from libraries Rapid transmission and reception of facsimiles news, instant mail delivery, commercial announcements Moderately Priced Robots Doing Most of the Housework By the year 2000 we could have a robot that will completely eliminate all routine operations around the house and remove the drudgery from human life. can be programmed to carry out half a dozen or more standard operations (for example, scrubbing, sweeping and dusting, washing-up, laying tables, making beds), when so switched by the housewife. F. Mattern, ETH Zürich, 2006 32
Moderately Priced Robots Doing Most of the Housework By the year 2000 we could have a robot that will completely eliminate all routine operations around the house and remove the drudgery from human life. can be programmed to carry out half a dozen or more standard operations (for example, scrubbing, sweeping and dusting, washing-up, laying tables, making beds), when so switched by the housewife. will operate more specialized machines, for example, the vacuum cleaner or clothes-washing machine. Computers with Human-Like Abilities Use of computers for intellectual assistance translation, teaching, medical diagnosis Computers are likely to match, simulate, or surpass some of man's most human-like intellectual abilities, including some of his aesthetic and creative capacities, in addition to having some new kinds of capabilities that human beings do not have F. Mattern, ETH Zürich, 2006 33
In 10 Years: Communication by Touching MIMOSA project In 10 Years: Communicating Everyday Objects F. Mattern, ETH Zürich, 2006 34
In 10 Years: Communicating Everyday Objects MIMOSA project Conclusion F. Mattern, ETH Zürich, 2006 35
What is Missing in All Forecasts? Internet M-commerce Small lasers Fiber optics Flat displays Game consoles Digital music Mobile picture phones RFID Indispensable Ingredients of Modern Life Style 179 000 000 680 000 000 243 000 000 ipod 88 000 000 54 000 000 SMS 418 000 000 Camera phone 3 350 000 8 110 000 000 F.Ma. 72 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 36
91 500 000 64 300 000 Mercedes Bible 179 000 000 680 000 000 243 000 000 ipod 88 000 000 54 000 000 SMS 418 000 000 Camera phone 3 350 000 8 110 000 000 Indispensable Ingredients of Modern Life Style Google's just seven years old, but it's hard to imagine ipod life before instant search. -- Joanna Glasner, Wired SMS Camera phone F.Ma. 74 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 37
Indispensable Ingredients of Modern Life Style 10 years ago neither the technology nor the names existed ipod How will a similar picture look like in 10 years? SMS Camera phone F.Ma. 75 Indispensable Ingredients of Modern Life Style in 2016 Prediction is very difficult. Especially about the future. -- Nils Bohr rsà #&$@%$ F.Ma. 76 F. Mattern, ETH Zürich, 2006 38
Die Welt in 100 Jahren: Rückblick auf vergangene Zukunft Friedemann Mattern ETH Zürich Institut für Pervasive Computing ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich F. Mattern, ETH Zürich, 2006 39