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Alleskönner auf dem Vormarsch Neben den Big Four gedeihen kleinere multidisziplinäre Partnerschaften prächtig. Die meist auf den Mittelstand fokussierten Kanzleien sind gut durch die Krise gekommen. Jetzt gehen sie in die Offensive: Es gibt eine Welle von teils überregionalen Fusionen. Mit der Ausweitung der Rechtsberatung treten die MDPs zudem vermehr t in Konkurrenz zu den Anwaltskanzleien. von Volker Votsmeier Nein, danke: Als sich vor vielleicht 100 Jahren in Deutschland abzeichnete, dass für Steuerfragen Spezial-Know-how notwendig ist, zeigten die Anwälte kein Interesse. Mit schnöden Zahlenkolonnen wollten sie lieber nichts zu tun haben. So kam es, dass sich hierzulande zwischen den Rechtsanwälten und den Wirtschaftsprüfern mit dem Steuerberater ein eigener Berufsstand etablierte und wie: Inzwischen zählt er mehr als 75.000 Köpfe. Viele Juristen sprechen mit Blick aufs Ausland von einem Kardinalfehler ihrer Zunft. Denn fast überall auf der Welt ist der Beratermarkt in lawyers und accountants nicht drei-, sondern zweigeteilt. Die Aufteilung der Professionen ändert nichts an den großen Schnittmengen zwischen den Beratungsfeldern. Betriebe können etliche Probleme nur lösen, wenn sie von verschiedenen Seiten betrachtet werden. Klassisches Beispiel ist das Gesellschaftsrecht: Ein Unternehmen lässt sich nur umstrukturieren, wenn die rechtlichen, steuerlichen und bilanziellen Konsequenzen gemeinsam bedacht werden, sagt Dr. Bernd Rödl, Seniorpartner der Kanzlei Rödl & Partner. Rödl hat als einer der ersten Berater erkannt, dass dieser Ansatz ein taugliches Geschäftsmodell ist und er war damit außergewöhnlich erfolgreich: Aus seinem 1976 gegründeten Ein-Mann-Büro in Nürnberg wuchs eine global agierende Kanzlei mit inzwischen rund 3.000 Mitarbeitern. Rödls Modell war die Blaupause für zahlreiche MDPs (EInterview, S. 47). Die Alleskönner unter den Kanzleien sind in der Branche lange etabliert, doch selten war der Markt so in Bewegung wie in jüngster Zeit: Es gibt überregionale Zusammenschlüsse und nationale Expansionen. Zudem treiben Kanzleien, die originär Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung anbieten, den Ausbau der Rechtsberatung voran. Es ist eine Renaissance der Rundumbetreuung. Das Modell der MDPs war Anfang des Jahrzehnts aus der Mode gekommen, jetzt gibt es wieder einen gegenläufigen Trend, sagt Dr. Volker Römermann, der auf standesrechtliche Themen spezialisiert ist und Kanzleien in Fragen 41

des Sozietätsrechts oder bei Interessenkollisionen berät. Nach dem Enron-Skandal war 2002 in den USA die Trennung von Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung gesetzlich verordnet worden diese Welle schwappte auch nach Deutschland. Vor allem die Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gliederten ihre nur wenige Jahre zuvor angedockten Rechtsberatungen wieder aus. Kurz nacheinander vollzogen KPMG, PwC und Ernst & Young diesen Schritt. Es entstanden Beiten Burkhardt, Heussen und Luther als unabhängige Sozie täten, Deloitte lockerte die Allianz mit der von jeher formal selbstständigen Kanzlei Raupach Wollert & Elmendorff. Wiederaufbau. Jetzt schlägt das Pendel zurück. Peu à peu bauen die Big Four wieder Rechts beratungszweige auf. Doch nicht nur die Branchengrößen sind auf dem Vormarsch. Auch mittelständische Kanzleien unterhalb der Marktführer machen von sich reden: Mit Ebner Stolz Mönning Bachem hat sich aus regionalen Büros in Stuttgart, Köln und Hamburg vor gut einen Jahr mit zusammen fast 95 Millionen Euro Jahresumsatz ein neues Schwergewicht formiert. Auf Wachstumsund Fusionskurs sind auch MDS Möhrle mit Happ Luther, Röver Brönner mit neuen Büros in Frankfurt und München und PKF Fasselt Schlage, die nun im Westen Deutschlands eine große Einheit bildet. Doch das sind nur die prominentesten Beispiele (EAuf Wachstumskurs, Seite 47). Die Rückbesinnung auf die interdisziplinäre Beratung zeigt, dass dieser Ansatz sinnvoll ist, sagt Professor Jens Poll von Röver Brönner aus Berlin. Vor allem bei der Beratung mittelständischer Unternehmen ist es einfach Wunsch der Mandanten, umfassend betreut zu werden, meint Poll. Den Anteil der Firmen, die Röver Brönner in allen drei Disziplinen mandatieren, beziffert er mit 40 Prozent. Röver Brönner ist ein typisches Beispiel für ambitionierte MDP-Kanzleien, die mittelständische Unternehmen ganzheitlich beraten. Mit einem Umsatz von rund 30 Millionen Euro gehört sie wenn die Big Four ausgeklammert werden zu den großen Playern der multidisziplinären Einheiten. Ein gutes Drittel der Geschäfte macht die Kanzlei mit Rechtsberatung, der Löwenanteil entfällt auf Wirtschaftsprüfung und klassische Steuerberatung, diese umfasst vor allem betriebliche Steuer erklärungen und Buchhaltung. Potenzial sehen wir vor allem bei der Rechtsberatung. Zudem wollen wir mit neuen Standorten wachsen, sagt Poll. Seit 2009 ist die Kanzlei mit Ber- Röver Brönner 2007: Fusion der Berliner Steuerkanzleien Röver und Brönner und der angeschlossenen Rechtsberatung 2009: Büroeröffnung in Frankfurt mit Team von hmp Hardorp Müller & Partner 2009: Büroeröffnung in München mit Team von Toth-Feher & Partner Nationale Strategie: Im Berliner Markt ist Röver Brönner eine feste Größe. Die Büroeröffnungen in Frankfurt und München sind für Gerhard Schmitt (li.) und Jens Poll die ersten Schritte in Richtung nationale Expansion. FOTO: andreas anhalt 43

liner Wurzeln in Frankfurt und München präsent, die Eröffnung in weiteren Städten ist geplant. Wir sondieren den Markt und schauen uns gezielt Quereinsteiger an, die zu uns passen könnten, sagt Poll. Überregional präsent sind seit ihrem Zusammenschluss Anfang 2009 auch Ebner Stolz Mönning Bachem. In ihren Heimatmärkten waren Ebner Stolz in Stuttgart, BFJM Bachem Fervers Janßen Merhoff in Köln und Mönning & Partner in Hamburg etablierte Größen. Doch das reichte den Partnern nicht. Die Bedürfnisse unserer Mandanten ändern sich, darauf wollten wir reagieren, sagt Dr. Dirk Janßen, Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss der neuen Einheit. Ebner Stolz Mönning Bachem ist am Umsatz gemessen nun hinter Rödl & Partner die Nummer zwei der MDPs. Die Kanzlei berät ebenfalls in erster Linie Mittelständler teilweise sind das global agierende Unternehmen mit Milliardenumsätzen. Denen müssen wir Spitzenberatung anbieten. Hier stehen wir auch in Konkurrenz zu den großen Law Firms, die zunehmend auf solche Mandate schielen, sagt Janßen. Immer wieder werde nun überregional das Wissen von Spezialisten angezapft, die zwar das Mandat nicht führen, aber Spezial-Know-how mitbringen. Insgesamt 25,Centers of Competence hat Ebner Stolz gebildet, in denen solches Wissen gebündelt wird. Für ein ureigenes Kölner Mandat konnten wir neulich etwa den Stuttgarter Verrechnungspreisexperten Professor Kernkompetenzen im Blick Bei welchen Themen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in den nächsten zwei bis drei Jahren die meisten Umsatzzuwächse erwarten. Umstellung auf IFRS Corporate Finance/Finanzierung Rechtsberatung Internationale Steuerberatung M&A/Transaktionsberatung Advisory (allgemein) Wirtschaftsprüfung Steuerberatung 10,8 13,5 16,2 16,2 21,6 40,5 59,5 64,9 % % % % % % % % Quelle: Lünendonk 2009 Ebner Stolz Mönning & Bachem 2009: Fusion der Kanzleien BFJM Bachem Fervers Janßen (Köln), Ebner Stolz & Partner (Stuttgart) sowie Mönning & Partner (Hamburg) 2009: Büroeröffnung in Bonn mit Team von BDO Deutsche Warentreuhand Holger Jenzen einsetzen, das war von großem Nutzen für das Unternehmen, sagt Janßen. Für den Klett Verlag ein Stuttgarter Mandat konnte wiederum der Kölner Kapitalmarktrechtler Dr. Jörg Nickel sein Wissen einbringen. Dennoch pflege im Wesentlichen nur ein Berater den Kontakt zum Mandanten. Unsere Klientel will einen Ansprechpartner für alle Probleme, sagt Nickel. Unterschiedliche Motive. Ihre Zwischenbilanz fast eineinhalb Jahre nach der Fusion fällt sehr positiv aus, alle Partner hätten den Zusammenschluss mitgetragen und seien noch immer an Bord. Dass die Integration eine große Herausforderung ist und die Kanzlei noch einige Jahre beschäftigen wird, verhehlt Janßen nicht zumal die verschiedenen Standorte ganz unterschiedliche Beratungsschwerpunkte haben. Überregionale Spitzenberatung: Ebner Stolz Mönning Bachem entstand aus der Fusion dreier in Stuttgart, Köln und Hamburg führender MDPs. Mit der Fusion wollen Dirk Janßen (li.) und Jörg Nickel bei Spitzenmandaten punkten. Von der Notwendigkeit, bundesweit präsent zu sein, sind längst nicht alle MDPs überzeugt. Wir sehen uns als Schwergewicht im Norden und wollen hier unsere Marktpräsenz ausbauen, sagt Jochen Delfs von MDS Möhrle, die sich Anfang des Jahres mit der ebenfalls in Hamburg beheimateten Rechtsanwaltskanzlei Happ Luther zusammenschloss. Eine überregionale Präsenz bringt unserer Meinung nach per se keine qualitativen Vorteile, glaubt Delfs. Allerdings hat auch MDS Möhrle gespürt, dass viele Mandanten möglichst umfassend beraten werden wollen. Deshalb habe man sich entschieden, durch eine Fusion mit Happ Luther neben Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung auch die Rechtsberatung breiter aufzustellen. Vor allem bestehende persönliche Beziehungen zwischen den Partnern haben den Zusammenschluss erleichtert. Die Kanzleikultur von MDS Möhrle und Happ FOTO: andreas anhalt 44

Auf Wachstumskurs Wie sich ausgewählte mittelständische MDPs ausbreiten Rödl & Partner 477 2009 1 2008 125 +2,5% 122 davon R: 45 S: 32,5 W: 40 DHPG 98 2009 30,3 +1% 2008 29,6 davon R: 4,7 S: 19,5 W: 6,1 Boege Rohde Luebbehuesen 32 6,6 +15,8% 5,7 davon R: 3,6 S: 1,7 W: 1,3 1 voraussichtlich Ebner Stolz Mönning Bachem 306 94,3 +6% 89 davon R: 12 S: 38 W: 38 ESC Esche Schümann Commichau 70 2009 4,3% 2008 22,3 23,3 davon R: k.a. S: k.a. W: k.a. Rölfs Partner/Aderhold 200 *** 2009 70 +8% davon R: 16,4 S: 4,1 W: 47,9 2008 64,8 Sonntag & Partner 50 18 +12,5% 16 davon R: 8,6 ** S: 4,7 W: 1,1 PKF Fasselt Schlage 161 57 +47,7% 38,6 davon R/S: ca. 28 W: ca. 28 Röver Brönner 288 30,3 +6,3% 28,5 davon R: 18 S: 64 W: 28 MDS Möhrle/Happ Luther 217 26,9 +1% 26,6 davon R: 4,9 S: 16,9 W: 5,1 Mazars Hemmelrath* RP Richter & Partner 155 2009 43 +/-0 davon R: 3,9 S: 15,1 W: 24,1 2008 43 66 2009 5,3% 2008 25,2 26,6 davon R: 5,6 S: 16,0 W: 3,6 R: Rechtsberatung S: Steuerrechts-/Steuerberatung W: Wirtschaftsprüfung *Abw. Wirtschaftsjahr ** inkl. Steuergestaltung ***ohne Unternehmensberatung Quelle: eigene Recherche. Stärkster Zuwachs bei Anwälten 1990 1995 2000 2005 2010 % 280 Zuwachs 1990-2010: 271% 260 240 220 200 180 160 140 120 100 Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater Zuwachs 1990-2010: 215% Zuwachs 1990-2010: 190% Quellen: BRAK, BStBK, WPK Luther passt sehr gut zueinander, sagt Partner Ulrich Möhrle. Ein wesentlicher Unterschied war allerdings das Vergütungssystem: Während MDS-Partner erfolgsbasiert bezahlt werden, gab es bei Happ Luther ein klassisches Lockstep-System, dass nun aufgegeben wird. Wir gehen davon aus, dass das Gesamtvolumen größer wird, so dass zum Schluss alle profitieren, glaubt Möhrle. Das Thema Profitabilität der verschiedenen Bereiche ist allerdings ein Knackpunkt bei derartigen Mischkanzleien. So ist die transaktionsnahe Rechtsberatung meist profitabler als die Abschlussprüfung. Trotz dieser Unterschiede scheren die meisten MDPs bei der Bezahlung alle Partner über einen Kamm unabhängig vom Tätigkeitsfeld. Das missfällt häufig vor allem den Rechtsanwälten. Sicher ist das ein kritischer Punkt, weil die Honorare vor allem in der Abschlussprüfung massiv unter Druck sind, zumal die Kosten der Qualitätssicherung steigen, sagt Holger Böge, Wirtschaftsprüfer bei BRL Boege Rohde Luebbehuesen. Allerdings gibt es Cross-Selling-Chancen. Zudem sind Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsmandate durch das laufende Geschäft meist stabiler. Die lukrative transaktionsbezogene Rechtsberatung ist deutlich volatiler, sagt Böge. BRL war als ehemaliges Hamburger Haarmann Hemmelrath-Büro von Beginn an eine MDP. Das ist unsere Philosophie und die breite Aufstellung hat uns gehol- 47

fen, unbeschadet durch die Wirtschaftskrise zu kommen, sagt Stefan Denkhaus, Anwalt bei BRL. So plant BRL keine Verlagerung der Beratungsschwerpunkte, wohl aber weiteres Wachstum und eine geographische Expansion: Mit fünf Gründungspartnern ist die Kanzlei 2006 gestartet, inzwischen arbeiten sieben Equity- und 25 Salary-Partner in Hamburg und neuerdings in Berlin und Hannover. Tendenziell zieht es die Mandanten zu größeren Einheiten, darauf reagieren wir, sagt Denkhaus. Full-Service im Norden: Für ihre mittelständischen Mandanten wollen Jochen Delfs (re.) und Guido Gemoll von den Hamburger Kanzleien MDS Möhrle und Happ Luther Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung und Rechtsberatung aus einer Hand anbieten. Netzwerk aufgewertet. Auch die internationale Vernetzung spielt eine wichtige Rolle. Zwar gibt es Prüfungs- und Steuerberatungs-Netzwerke wie Nexia, Moore Stephens, Grand Thornton, RSM International oder PKF International schon seit vielen Jahren. Doch neuerdings widmen ihnen MDPs eine größere Aufmerksamkeit. So feilt das Netzwerk RSM, mit dem BRL kooperiert, an einer qualitativen Aufwertung. RSM Deutschland soll nicht nur als reine Dachgesellschaft fungieren, sondern mittelfristig auch eigenständig als großer nationaler Player im Prüfungs- und Beratungsgeschäft tätig werden. Im Netzwerk Nexia sind gleich zwei deutsche MDPs vertreten. Neben Ebner MDS Möhrle 2009: Fusion mit Poschinger Wessendorf Schumacher (Berlin) 2010: Fusion der Kanzleien MDS Möhrle & Partner (Hamburg, Berlin) und Happ Luther & Partner (Hamburg) FOTO: andreas anhalt 48

INTERVIEW Wer das Modell nicht lebt, wird scheitern 1976 entstand Rödl & Partner in Nürnberg. Inzwischen beschäftigt sie weltweit über 3000 Mitarbeiter. JUVE: Sie gelten als Pionier in der multidisziplinären Beratung. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen, alles aus einer Hand anzubieten? Dr. Bernd Rödl: Mir wurde in meiner Tätigkeit als Rechtsanwalt Anfang der 1970er-Jahre schnell klar, dass man sich bei der wirtschaftsrechtlichen Beratung mit steuerlichen und bilanziellen Kenntnissen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann. Denn als Steuerrechtler kann ich hervorragend gestalten und direkt wirtschaftliche Vorteile für ein Unternehmen realisieren. Es hilft dem Unternehmer, ein Problem nur einmal darstellen zu müssen, und nicht erst gegenüber einem Rechtsanwalt, dann einem Steuerberater und schließlich einem Wirtschaftsprüfer. Meine ersten Mandanten waren Familienunternehmer. Als Berater stehen hier immer gesellschaftsrechtliche und steuerrechtliche Fragen im Mittelpunkt. Das können sie nicht trennen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl multidisziplinärer Partnerschaften. Wie können Sie sich abheben? Wir beobachten schon, dass sich viele Sozietäten multidisziplinäre Beratung auf die Fahnen schreiben. Aber es ist ein Unterschied, ob eine Rechtsanwaltskanzlei auch ein paar Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer beschäftigt oder eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einige Anwälte anstellt oder ob man von Anfang an auf eine inte- Bernd Rödl hat als einer der ersten Berater die Disziplinen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung in einer Kanzlei vereint. grierte Beratung setzt. Das ist immer noch selten. Wir haben diesen multidisziplinären Beratungsansatz von Anfang an gelebt und sind organisch gewachsen. Ich habe immer darauf geachtet, dass sich alle drei Bereiche in der Kanzlei gleichmäßig entwickeln. Es gibt nur wenige Gesellschaften, die sich hier mit uns vergleichen können. FOTO: Matthias Struwe Gibt es Grenzen für MDPs? Der Gesetzgeber hat einige Beratungsbereiche definiert, bei denen Sie sich entweder für die rechtliche und steuerliche Beratung oder für die Jahresabschlussprüfung entscheiden müssen. Aber diese Kollisionsgrenzen gibt es auch in einer reinen Anwaltssozietät. Ansonsten sehe ich Schwierigkeiten vor allem in Ländern wie Frankreich und den USA, wo man einen Bereich auswählen muss. Hier müssen Sie mit Best-Friends-Netzwerken so arbeiten, dass für den Mandant die Überbrückung so wenig wie möglich spürbar wird. Wie sehen Sie die Entwicklung der MDPs in den nächsten zehn Jahren vor allem im Vergleich zu den auf ein Be ratungsfeld spezialisierten Kanzleien? Die Entwicklung der Kanzleien hängt von den Bedürfnissen ihrer Kunden ab. Dabei kann der Weg einer Anwaltsboutique genauso erfolgreich sein wie der einer multidisziplinären Kanzlei. Sozietäten, die sich die Multidisziplinarität nur eingekauft haben, werden wahrscheinlich scheitern. Zudem wird die Internationalität entscheidend sein. Die Konzentration im Wirtschaftsprüfungsmarkt, der faktisch von drei Gesellschaften dominiert wird, könnte sich zu einer Krise entwickeln. Denn schon jetzt führt dies zu Qualitätsproblemen, einem gefährlichen Preiskampf und zu zahlreichen Interessenkonflikten. Das Gespräch führte Volker Votsmeier. Stolz Mönning Bachem ist die im Rheinland beheimatete DHPG dort organisiert. Auch hier zeigt eine Personalie die Bedeutung der Kooperation: DHPG-Partner Dr. Norbert Neu ist Chairman of the Board of Directors von Nexia International. Der deutsche Mittelstand ist sehr exportorientiert. Für unsere Mandanten ist es daher enorm wichtig, dass wir auch Beratung in anderen Jurisdiktionen anbieten können, sagt Neu. Um den Austausch zu intensivieren, gibt es bei Nexia neben dem jährlichen internationalen Partnertreffen alle zwei bis drei Monate Zusammenkünfte auf europäischer Ebene etwa zu Themen wie Arbeitnehmerentsendung oder Verrechnungspreise. Zudem baut DHPG neben den Kernkompetenzen Steuern und Prüfung die Rechtsberatung aus. Wir können etwa bei Umstrukturierungen oder Unternehmensnachfolgefragen die zivilrechtlichen Fragen nicht ausblenden, sagt Partner Dr. Andreas Rohde, einer von inzwischen 20 DHPG-Rechtsanwälten. Grenzen des Wachstums. Die Überlegungen der MDPs klingen überzeugend und die Expansion gerade im Vergleich zu den derzeit häufig stagnierenden Nur-Anwaltskanzleien scheint ihnen Recht zu geben. Überrollen nun MDPs aufgrund eines womöglich überlegenen Modells den Markt? Vor zehn Jahren deutete schon einmal einiges darauf hin. Mit dem Enron-Skandal aber war diese Vision abrupt beendet. Heute sind die Einschätzungen realistischer und es scheint, als hätten die Marktteilnehmer aus dem Desaster gelernt. Das MDP-Modell funktioniert nur im Mittelstand, sagt Jochen Delfs von MDS Möhrle. An die ganz großen Mandate kommen wir mit unserem ganzheitlichen Ansatz nicht heran, weiß Jörg Nickel von Ebner Stolz Mönning Bachem, denn Dax-Konzerne differenzieren Rechtsfragen stärker aus und bevorzugen Großkanzleien aus haftungsrechtlichen Gründen. Zudem gibt es bei kapitalmarktorientierten Mandaten häufig Interessenkonflikte. Ein und dieselbe Kanzlei kann nicht zugleich die Bilanz erstellen und testieren, erklärt Volker Römermann. Auch die Begleitung von Rechtsstreitigkeiten ist bei einem bestehenden WP-Mandat häufig nicht möglich. Zudem ist die grenzüberschreitende Kompetenz trotz der bestehenden Netzwerke noch nicht so gut ausgeprägt wie bei international arbeitenden Anwaltskanzleien oder den Big Four. Kleinreden lassen sich MDPs mit ihren drei Disziplinen dennoch nicht. Wie der Steuerberater sind sie ein deutsches Erfolgsmodell, das es so in anderen Ländern nicht gibt der ideale Berater für den deutschen Mittelstand. L 49