Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit. Joh. 1,14a

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Transkript:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit. Joh. 1,14a Ist je ein Tag wie dieser angebrochen? Gab's eine Nacht, die so des Wunders voll? Gott hat zum zweiten Mal "es sei!" gesprochen, und es steht da: Das Wort, das retten soll. Es läßt als Mensch sich heut' im Fleisch begreifen und ist nicht größer, als es Menschen sind; ja, um die letzte Würde abzustreifen, wird dieses Wort aus Gott zum kleinen Kind! Nun liegt es da und hat, daß wir verstehen, nur seiner selbstgewählten Armut Glanz; Gott selbst riskiert, daß wir ihn übersehen: Das Wort wird Fleisch und schwach und wird es ganz! Doch ist's genug, wenn wir das nur beschauen und dieser Anblick unsre Herzen rührt? Dies Kind ist Gott! Wir können ihm vertrauen; es hat die Macht, die uns zur Freude führt! Ach, daß dies Wort doch heut' die Ohren findet und daß sein Klang in unsre Seele dringt, damit es Mut und Kraft in uns entbindet und alle Trauer, alle Angst bezwingt!

Gedicht von Manfred Günther Predigt 1. Weihnachtstag 2004 von Pastor Tiedemann Zu diesem Gedicht. Zu diesem Gedicht über ein Gedicht, nämlich über Johannes 1. Wir haben s als Evangelium gehört. Zu diesem Gedicht also: Meditation über Johannes 1, Vers 14 a. Zuerst zu seiner Herkunft. Ich bin zufällig darauf gestoßen. Es hing (und hängt wohl noch eine Kalligraphie, von Hand also geschrieben, dem Sohn von seiner Mutter zum bestandenen Examen geschrieben und geschenkt, hängt es) als Bild in einem Rahmen, ein Schriftbild. Ich trat näher heran und begann zu lesen; ich kannte das Gedicht nicht; den Dichter ja, sein Name stand darunter: Joseph Freiherr von Eichendorff. Kann ich das haben, fragte ich, abgeschrieben haben? Hier also ist es. Beim genaueren Lesen merkt man: nein, Eichendorff ist das wohl nicht; seine geistliche Lyrik klingt anders. Und die Zeile, die die Mitte dieses Gedichtes bildet: Gott selbst riskiert, dass wir ihn übersehen, diese Zeile könnte nie und nimmer aus Eichendorffs Feder geflossen sein. Das Wort riskieren und dann noch von Gott gesagt verrät die Herkunft dieses Gedichtes aus unserer Zeit. Ein Zeitgenosse muss das geschrieben haben. Nicht von Eichendorff, sondern das Internet weiß das aus Eichendorf; und so erklärt sich dann auch die falsche Zuschreibung. Aus Eichendorf (mit einem f) im Hessischen. Der Verfasser, der Dichter heißt Manfred Günther. So viel zur Herkunft. Jetzt zum Text. Ich bin kein Germanist, zu Sprache und Form kann ich nichts sagen, oder nur so viel: sie stimmt, die Sprache, die Form auch, sie stimmt, und sie ist schön. Wirklich ein Gedicht (und nicht bloß ein Reimversuch). Das freut mich. Weil ich als Theologe natürlich vom Inhalt dieser Strophen angesprochen bin: Menschwerdung. Die wir Weihnachten feiern: die Menschwerdung Gottes. Und dass die, Menschwerdung, die Mitte unseres Glaubens, so wunderbar gefasst ist zur Welt gebracht, zur Sprache gebracht das freut mich. Es gibt ja unsägliche Weihnachtsgedichte, sprachlich und/oder inhaltlich unsäglich; hier stimmt beides.

Das Wort ward Fleisch, ein Mensch von Fleisch und Blut. Ist je ein Tag wie dieser angebrochen? Gab s eine Nacht, die so des Wunders voll? Weswegen sie die heilige genannt wird; nur diese eine heißt so. Stichwort Wunder. Das hat der Dichter aus der Weihnachtsgeschichte: Und alle, vor die es kam, wunderten sich. Das Dastehen mit offenem Mund, das Nicht-Begreifen-Können. Gott hat zum zweiten Mal es sei! gesprochen. Der Vorgang ich rede jetzt mal als distanzierter Beobachter der Vorgang, den wir Weihnachten feiern, ist nur als Schöpfung noch einmal zu beschreiben: Und Gott sprach: es werde es sei; und es geschah so und es steht da. Man könnte auch sagen: es liegt da, das Wort / das Kind nämlich, das retten soll. Christ, der Retter, ist da. ist auch kein anderer Name unter dem Himmel dem Menschen gegeben, darin wir sollen selig, das heißt gerettet werden. (Acta 4, 12) Es lässt als Mensch sich heut im Fleisch begreifen. Ja, begreifen im ersten Sinne dieses Wortes: umfangen, küssen. Begreifen auch im Sinne von Verstehen? (Gesungen:) Gott ist im Fleische, wer kann dies Geheimnis verstehen (EG 41) Et incarnatus est. Egal, an welche Messe Sie denken diese Zeile des Credo ist immer besonders gefasst; nicht triumphal: et resurrexit tertia die, sondern leise, das Geheimnis, das wunderbare, beschreibend: et incarnatus est. (Eingespielt Beispiele von Kordes an der Orgel) Das Wort, das retten soll. Es lässt als Mensch sich heut im Fleisch begreifen und ist nicht größer als es Menschen sind; ja, um die letzte Würde abzustreifen, wird dieses Wort aus Gott zum kleinen Kind! Nun liegt es da und hat, dass wir verstehen

nur seiner selbstgewählten Armut Glanz; Es wird zwar gemalt mit dem Heiligenschein. Aber der ist ja nicht zu sehen, der muss geglaubt werden. Zu sehen ist das Bündel Mensch; und das ist, so nackt wie es da liegt, ein Voraushinweis auf den, der, seiner Kleider beraubt, hängen wird. Die Konsequenz der Menschwerdung ist die Kreuzigung. ja zum Tode am Kreuz. Er hielt es nicht wie einen Raub fest, gottgleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode (Philipper 2) Oboedientia activa, nicht nur passiver Gehorsam, nicht nur, dass er s mit sich geschehen ließ, sondern: selbstgewählt. Liebe Gemeinde, ein Gott, der sein Gottsein lässt, der auf Himmel, Glanz und Gloria verzichtet, geht volles Risiko. Riskiert, dass wir ihn übersehen. Das Wort, das Fleisch wird, begibt sich seiner Macht. Wird ohnmächtig wie wir. Wird unsereiner, ganz. Doch ist s genug, wenn wir das nur beschauen und dieser Anblick uns re Herzen rührt? Weihnachten spricht das Gefühl an, und das ist gut so. Aber Gefühl ist wolkig. Weihnachten muss klar sein: dies Kind ist Gott! In unser armes Fleisch und Blut, verkleidet sich das ewig Gut. Verkleidung ist missverständlich. Ist ja kein Täuschungs-, ist ein Rettungsmanöver: Er wird ein Knecht und ich ein Herr. Wir tauschen die Plätze. Er holt uns hier raus! Dies Kind ist Gott! Wir können ihm vertrauen; es hat die M acht, die uns zur Freude führt!

Ach, dass dies Wort doch heut die Ohren findet und dass sein Klang in unsere Seele dringt, damit es Mut und Kraft in uns entbindet und alle Trauer, alle Angst bezwingt