Predigt (Röm 11,25-32): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Ähnliche Dokumente
Predigt über Joh 16,5-15, Pfingstsonntag, den

Predigt (Apg 2,42-47) zum Thema Wozu brauche ich Kirche :

Predigt PREDIGT ZU 1. PETR. 2,4-8 SEITE 1A SEITE 1B. Liebe Gemeinde!

(039) Predigt: Lukas 11,5-13 (Rogate; III)

TAUFE VON MARKUS ENGFER GreifBar plus 307 am 15. April 2012 LIED: IN CHRIST ALONE BEGRÜßUNG WARUM TAUFEN WIR: MT 28,16-20

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Christophorus Siegen Dienst am Wort. vor zwei Wochen habe ich euch schon gepredigt, dass das

32. SONNTAG IM JAHRESKREIS C / EINGANG:

Predigt für einen Sonntag in der Trinitatiszeit. Friede sei mit uns von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

Predigt für die Osterzeit (Rogate) Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

jemand segnet? Wie werde ich für andere zum Segen? 1- Mein erster Gedanke: Die verfehlte Wahrheit,

predigt am , zu römer 16,25-27

Predigt für das Pfingstfest. Wir hören Gottes Wort aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther im 2. Kapitel:

Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein

Familiengottesdienst am , dem 6. Sonntag der Osterzeit Zum Thema Freundschaft und Vertrauen

Nach dem Tod das Leben Predigt zu Joh 5,24-29 (Ewigkeitssonntag 2015)

HEILIGER ARNOLD JANSSEN, Priester, Ordensgründer Hochfest

Gottesdienst zum Jahresthema am 1. Advent 2010

Wie könnte Paulus also uns schreiben? Ich versuche es einmal:

(021) Predigt: Markus 4,26-29 (Sexagesimä; III)

Von Jesus beten lernen

Sünde WAS IST DAS? UND WIE KANN MAN DARÜBER REDEN? DAS WESEN DER SÜNDE PERSPEKTIVEN DES DIALOGS

Predigt für einen Sonntag in der Trinitatiszeit (20.)

Der Tod ist besiegt! Predigt zu Jes 25,8+9 (Ostern 2013) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

HGM Hubert Grass Ministries

Predigt am ; Sonntag Trinitatis; Thema: Lobpreis der irrwitzigen Menschenliebe

Herzlich willkommen. Zum Gottesdienst Gemeinde Jesu Christi - GJC. Gemeinde Jesu Christi - Predigt Oliver Braun

Predigt zu Joh 15,9-12: Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Inhalt. Hinführung. 2. Woche: Der Barmherzige Vater Unzufrieden Zügellos Alles verschleudert Umkehren Neid überwinden Väterliches Mitleid.

PREDIGT 1. Joh 4, 7-12 Gnade sei mit Euch von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

ERSTE LESUNG Jes 66, 10-14c

ERSTE LESUNG Sach 9, 9-10 SIEHE, DEIN KÖNIG KOMMT ZU DIR; ER IST DEMÜTIG

Gottesdienst am 14. Sonntag nach Trintiatis IV um 9.30 Uhr in Bolheim

Als meine Tochter sehr klein war, hatte ich ein ganz interessantes Erlebnis mit ihr.

9 Gründe für die Vorentrückung

Thema 2: Gottes Plan für dein Leben

3. Siehe, ich bin mit dir, wohin du auch gehst. (1. Mose 28,15) 12. Die Frucht der Gerechtigkeit wird Friede sein. (Jesaja 32,17)

Die Gnade unsers HErrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Arbeitsblatt 3: Glaube, der spricht zum 18. Textabschnitt

Konfirmations-Sprüche

Predigt für das Heilige Pfingstfest. Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und

Familiengottesdienst am Thema: Heilige seid wachsam

2. Sonntag nach dem Christfest 3. Januar Johannes 5, Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Konfirmationssprüche Eine Auswahl

Gottesdienst-Serie "Geistlich konstant wachsen" Teil 5

Biblische Sätze, die sich als Taufspruch eignen:

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter beim Jubiläumsgottesdienst 1200 Jahre Götting am 26. Juli 2009 in Götting-St.

Erkenne die unermessliche Grösse und Liebe Gottes 1767

orschau Liebe Korinther! Eine Gruppenarbeit zu den Paulusbriefen Luisa Seider, Sulzbach am Main

heute feiern wir den Israelsonntag. Wenn wir Israel hören, dann denken wohl die allermeisten von uns unwillkürlich zuerst an den

Der 1. Thessalonicherbrief an die Gemeinde in Reinach. Predigtserie und Selbststudium auch für die Ferien.

PREDIGT ZUM 1. ADVENT Was wünschst du dir?

44.Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. (Psalm 121,3)

Evangelische Messe anlässlich der Segnung von N.N. und N.N. am. Zu den mit * gekennzeichneten Teilen des Gottesdienstes steht die Gemeinde

Predigt (1.Kor 12,12-26) zum Thema Glaube ohne Kirche? :

Eine starke Gemeinde (2)

Predigttext: 1 Johannes 5,11-13 (Predigtreihe IV, Erneuerte Perikopenordnung)

Predigt. am (Kantare) in der evangelischen Kirche Denklingen von André Epp über 2.Mose 20,12

Vor dem Gottesdienst verteilen wir an den Eingängen ungesalzenes Brot an die Gottesdienstbesucher.

Gibt es eine Bibel oder mehrere Bibeln? Wieso wird diese Aussage in einer Bibel so geschrieben und in einer anderen Bibel anders? Was bedeutet AT und

Bibellesen Lust oder Frust? Hauptgedanken der Predigt vom 27. Juli 2014

Die Berufung Abrahams und die Mission der Gemeinde Jesu Christi (Gen. 12, 1-3) Dalai Lama in Wien

VERHEISSUNGEN BLANKOSCHECKS GOTTES 01

wunderbarste Liebesbrief

Lesepredigt zum Epiphaniasfest. Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

VOM GOTTESKRIEGER ZUM FRIEDENSAPOSTEL

Predigt für einen Sonntag in der Vorfastenzeit (Septuagesimae) Gnade sei mit uns von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

irdischen Pilgerschaft in die Herrlichkeit der Auferstehung folgen, wo sie nun mit ihm am Herzen des Vaters ruht.

Predigt am , Evangelische Kirchengemeinde Werden Pfarrerin Jule Gayk zu Römer 1,16

Wasser heißt: Leben Familiengottesdienst über die Bedeutung des Wassers

wir wollen Hörende werden

(Pfarrer Dr. Kurt Reuber, 1943) für ein gutes Leben mit Gott. Tipps und Texte für Erwachsene Zusammengestellt von Helge Korell

Predigt zum Thema Glaube

Matthäus 28, Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

Predigt von Pastor Detlef Albrecht am 3. Sonntag nach Trinitatis ( ) in St. Andreas Hildesheim

Evangelische Kirchengemeinde Weidenau

Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein

Ablauf und Gebete der Messfeier

Liebe Gemeinde ich nehme das letzte Wort dieser unglaublichen Geschichte auf. Der

1. Fürbitten. 1. Wir beten in der Stille, dass dieses Kind ein treuer Zeuge des Evangeliums wird.

Verse und Bibelsprüche zur Beerdigung

Wortgottesdienst für Dezember 2012 Advent

Der Zelebrant führt in die Feier ein. Die Eröffnung schließt mit einem Gebet, dem Kyrie- Rufe vorausgehen können.

Bibelsprüche zur Taufe

Die Gnade unsers HErrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen..

Hebräerbrief. Zweck: Hebräer 3,12-14 A. Mit diesen Worten eröffnet der Schreiber den Zweck seiner Lektion.

Der Heilige Stuhl BENEDIKT XVI. GENERALAUDIENZ. Aula Paolo VI Mittwoch, 16. Januar [Video]

Diese Worte fassen zusammen, was Du als Diakon zu tun hast: Du sollst das Evangelium verkünden durch das Wort und mit Deinem Leben.

Predigt (1. Thess 1,2-10): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Predigt (Röm 12,17-21): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.

Informationen zur Taufe - Evangelische Kirche Traisa

Weinfelder. Predigt. Auferstehung? Dezember 2013 Nr Markus 12,18-25

HGM Hubert Grass Ministries

Bibelstudium. Martin Müller / pixelio.de

Der Hamburger Religionspädagoge Fulbert Steffensky, der mit Dorothee Sölle verheiratet war, sagt in einer Predigt über das Hohe Lied der Liebe:

Gleichwohl: Auf Dauer geht es nur, den ersten Teil des Satzes von der Nächstenliebe zu leben, wenn

1. Korinther 12, 4-11: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Transkript:

Predigt (Röm 11,25-32): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. Ich lese Worte aus dem 11. Kapitel des Römerbriefes: 25 Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; 26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33):»Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. 27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.«28 Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. 29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. 30 Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams, 31 so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen. 32 Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme. Liebe Gemeinde! Na, der Pfarrer wird was Richtiges draus machen. So oder so ähnlich war das Schlussfazit beim Predigtvorbereitungskreis am Mittwochabend, als wir in einer kleinen Gruppe in der Sakristei zusammen saßen und über diesen echt schwierigen Text aus dem Römerbrief nachdachten. Wir haben da kontrovers diskutiert und sind mehrmals vom Text abgewichen. Wir sind in die Ferne geschweift, weil es unbewusst oder bewusst doch schönere Dinge gibt als sich über diesen kantigen und sehr theoretischen Bibeltext zu unterhalten.

Irgendwie verständlich, aber mal ehrlich: Das kann nicht der richtige Maßstab sein, dass man nur gespannt darauf ist, was der Prediger aus diesem Text macht. Der Maßstab ist sicherlich wie jeden Sonntag das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus, den Messias, den Christus, an den wir glauben. Damit sind aber auch schon beim eigentlichen Problem, das auch in unserem Bibeltext vorkommt. Das tun nämlich geschweige nicht alle Menschen: An Jesus glauben. Das Problem verschärft sich, wenn wir an das Volk Gottes, an Israel denken. Ausgerechnet das Volk, dass Gott sich auserwählt hat, das er liebt nach wie vor, ausgerechnet da glaubt ein Großteil nicht an Jesus. Wie ist das möglich? Genau mit der Frage beschäftigt sich hier der Apostel Paulus. Das treibt ihn umher. Ganze drei Kapitel schlägt sich Paulus im Römerbrief damit herum. So sehr ist das für ihn ein Thema. Paulus ist das ein Herzensanliegen. Paulus ist nicht nur einfach der Missionar der Heiden, also der, der das Evangelium von Jesus in den Großstädten am Mittelmeer unter die Leute gebracht hat. Paulus ist zugleich Jude. Das ist seine Herkunft. Er weiß darum, dass Gott sein Volk Israel erwählt hat, dass er mit ihm Geschichte geschrieben hat und auch noch schreibt. Das Alte Testament ist voll davon. Und auch im Neuen Testament sind die ersten, die an Jesus glauben und Missionare sind, Juden. Da wird deutlich, dass das Christentum im Judentum verwurzelt ist. Das vergessen viele leicht und das ist auch in der Geschichte der Kirche lange Zeit vernachlässigt worden. Der Israelsonntag heute macht uns das auf s Neue bewusst. Ich komme zurück zum Apostel selbst. Paulus, von seiner Herkunft Jude und theologisch auf der Höhe, das Israel Gottes Volk ist und auch bleibt, leidet unter dem Widerspruch:

Wie kann es sein, dass ein Teil von Gottes erwähltem Volk Jesus als den Messias, den Christus nicht annimmt?! Wer jetzt meint, darauf gibt Paulus nun eine schlüssige, logische Antwort, der wird in unserem Briefabschnitt enttäuscht. Das ist nicht der Fall. Paulus stellt einfach eine These in den Raum. Gott hat das so gewollt! Sein Plan ist folgender: Das Volk Israel nimmt Jesus zum Teil nicht an. Daraufhin wird den Heiden die gute Nachricht von Jesus erzählt, also den anderen Völkern in aller Welt, damit die zum Glauben kommen. Und wenn das bis in die letzte Ecke der Welt geschehen ist, dann geht es wieder zurück nach Israel und sein altes erwähltes Volk kommt komplett zum Glauben. Das eine, was Paulus sagt, ist tatsächlich passiert. Missionare und nicht wenige sind aus dem Judentum aufgebrochen in die weite Welt und haben das Christentum verbreitet. Das andere, der zweite Teil ist noch Zukunftsmusik. Man kann darüber jetzt den Kopf schütteln, kontrovers darüber diskutieren, sich aufregen. Aber das hilft nicht weiter. Nach biblischem Verständnis ist das so. So schreibt Gott Heilsgeschichte. Entweder glaubt man das oder auch nicht. Jetzt kann man sich fragen: Ja, das mag ja gerade am Israelsonntag schön und richtig sein. Aber was hat das denn mit uns heute bitteschön persönlich zu tun? Das sind doch echt nicht unsere Alltagssorgen und -probleme, was der Apostel Paulus so kompliziert heilsgeschichtlich in seinem Text uns da verklickert. Man könnte jetzt dazu sagen: Naja, der Bibeltext ist immerhin aktuell. Das Land Israel, kaum größer als das Bundesland Hessen, ist dauernd in den Medien und hat Weltbedeutung. Es vergeht kaum ein Tag, wo man nicht über Israel und die Palästinenser berichtet. Gerade jetzt mal wieder, wo die Konflikte in dem kleinen Fleck Erde eskalieren. Ein sicherlich ganz wichtiges Thema!

Nur kurz meine Meinung dazu: Ich fühle mich mit dem Judentum als Gottes Volk verbunden, ja habe eine Liebe zu ihm. Ich setze aber das keineswegs mit dem Staat Israel gleich. Da kann ich hoffentlich politisch sachlich auch manches kritisch betrachten und Unrecht auf beiden Seiten erkennen. Aber darauf werde ich in der Predigt heute nicht hauptsächlich schauen. Ich halte es nämlich für verfehlt, wenn man den Bibeltext in die aktuelle politische Lage mit reinzieht und eine theologische Wertung da vornimmt. Das gibt der Briefabschnitt von Paulus so nicht her. Der redet da nicht von Palästinensern und Israelis, von Landverlust oder Landgewinn. Es gibt aber noch ein anderes Problem, das in unserem Briefabschnitt eine Rolle spielt. Der Brief ist an die Christengemeinde in Rom geschrieben ist. Vermutlich bestand diese Gemeinde aus Judenchristen und Heidenchristen. Zum besseren Verständnis der beiden Gruppen: Das waren beides Menschen, die an Jesus glaubten. Die einen kamen direkt aus dem Judentum. Die anderen kamen aus den verschiedensten Völkern der Welt, was sich in Rom halt so alles angesammelt hatte. Und man kann sich vielleicht vorstellen, das ging nicht ohne Reibungsverluste ab. Da hatte man so seine Schwierigkeiten miteinander auszukommen. Das kennen wir im Kleinen vor Ort vielleicht auch, wenn wir es mit unseren Gemeinden untereinander manchmal nicht so können. Das war damals, zu Zeiten des Paulus nicht wesentlich anders. Kurz vorher warnt er die Heidenchristen vor Überheblichkeit und sagt ihnen: Seid doch nicht so arrogant und stellt euch über den anderen. Meint nicht, ihr seid was Besonderes und Besseres als die anderen. Ja, und meint bloß nicht, ihr habt Gottes Volk Israel abgelöst und seid das eigentliche Volk. Meint bloß nicht: Wir sind Kirche und die anderen mögen ja noch so viele tolle Vorzüge von früher haben, aber zu denen hält Gott nicht mehr.

Mit diesem Problem schlägt sich Paulus rum, vielleicht sogar am meisten. Und das Problem finde ich nicht nur historisch, als was von damals. Nein, das ist etwas, das mich auch noch heute betrifft. Das kenne ich doch auch. Ich gebe zu, das habe ich mir früher nicht ehrlich eingestanden. Da habe ich mir gesagt: Da steh ich drüber. Da habe ich Größe und kann mich mitfreuen, wenn der andere großen Erfolg hat und manche großen Vorzüge hat. Das ist aber leider so nicht. Ich merke manchmal, wie das einen Stich in mir setzt, wenn der andere verflixt nochmal so viel besser ist und so richtig gut ankommt. Das frisst an mir. Da kommt Neid in mir auf. Da bin ich drauf und dran, den anderen schlecht zu reden. Da vergleiche ich mich ganz schnell und sehe mich in Konkurrenz mit dem anderen und versuche, ihn auszuspielen. Für mich ist daher der Schlussvers aus dem Abschnitt des Römerbriefes das Entscheidende, was ich heute für mich aus dem Gottesdienst mitnehmen möchte. Da schreibt der Apostel: Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme. Ganz einfach gesagt: Da ist keiner besser als der andere. Da hat keiner mehr die blütenreine Weste. Aber Gott wendet sich jedem in Liebe zu. Er gibt jedem die Chance umzukehren und zu glauben. Da kommt keiner zur kurz! Da kommt jeder mal dran! Das finde ich, ist die entscheidende Message für diesen Sonntag. Ich steh eben nicht außen vor. Ich darf mich von Gott geliebt wissen. Ich darf darauf vertrauen: Ich bin angenommen. Ich gehöre zu ihm, zu seinem Volk. Da bin ich verbunden mit seinem Volk, mit Israel und seiner Kirche. Das macht mir der Israelsonntag auch klar! Dafür steht ja auch die Taufe, der Taufbund! In dem Vertrauen werden wir gleich unsere zwei Kinder Rieke und Mara im Namen Gottes taufen! Daraus höre ich Gottes großes, weites Herz sprechen, dass er sich allen im Namen Jesu zuwendet. Und indem ich mich von Gott geliebt weiß, bin ich vielleicht etwas unabhängiger und freier von diesen ewigen falschen Vergleichen,

Konkurrenzkämpfen. Da habe ich es vielleicht nicht nötig, mich über den anderen zu stellen oder seine vermeintlichen Vorzüge, dass er vielleicht besser dasteht, ihm zu missgönnen und darauf voller Neid zu schielen. Da kann ich mich tatsächlich mitfreuen an dem anderen, ja an Gott selbst, weil er keinen von sich aus ausschließt, sondern jedem offen und in Liebe begegnet. Das ist der wunderbare Grund für ein gutes Miteinander, mit Gottes Volk Israel, mit seiner Kirche, mit all den Menschen, groß und klein, die mir tagtäglich begegnen. Das möchte ich mit in meinen vollen Alltag nehmen und mir die Schlussworte des Apostels echt zu Herzen nehmen: Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme. Amen. Kanzelsegen: Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.