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Transkript:

Predigt am Sonntag Sexagesimae, 19.2.2017 Text: Markus 4,26-29 Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst er weiß nicht, wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da. Liebe Gemeinde! Von der Kirche und vom christlichen Glauben wird oft erwartet, dass sie fertige Lösungen haben für alle möglichen Welt- und Lebensprobleme. Aber der christliche Glaube gibt uns keine fertigen Lösungen, sondern er will in uns die inneren Voraussetzungen schaffen, dass wir gemeinsam durch kluges und rücksichtsvolles Diskutieren und Handeln Problemlösungen gelangen können. Ich möchte das verdeutlichen durch eine kleine Geschichte, eine kleine Legende: 1

Ein junger Mann hatte einen Traum. Er betrat einen Laden. Hinter der Ladentheke sah er einen Engel stehen. Hastig fragte er den Engel: Was verkaufen Sie, mein Herr? Der Engel gab freundlich zur Antwort: Alles, was Sie wollen. Da fing der junge Mann sofort an zu bestellen: Dann hätte ich gern: eine gute Regierung in den USA, in Russland, in der Türkei, in Frankreich und in Deutschland, die Überwindung des Terrors, das Ende aller Bürgerkriege, Lösungen für die Flüchtlingsprobleme, bessere Bedingungen für die Randgruppen in aller Welt, Überwindung des Hungers, effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel, usw. usw. Da fiel ihm der Engel ins Wort und sagte: Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich verkehrt verstanden. Wir verkaufen hier keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen. So ist es in der Tat: In der Kirche werden keine Früchte verkauft, sondern Samen verschenkt. Diese Samen sind die Worte Gottes. Genau darum geht es am heutigen Sonntag, am 2.Sonntag vor der Passionszeit: um das Wort Gottes als kostbarem Saatgut. Die kostbaren Samen sind die Worte Gottes, besonders die Worte Jesu. Auch unser heutiges Gleichnis ist ein solches Samenkorn. 2

Das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat ist ein Gleichnis von großer innerer Leuchtkraft. Es strahlt etwas Wunderbares aus von dieser kleinen Geschichte: ein großer Friede und ein tiefes, gelassenes Vertrauen in Gottes Güte. Man muss es eine Weile auf sich wirken lassen, um diese Ausstrahlung in sich spüren zu können: Da wird erzählt von einem Bauern, der seine Saat ausstreut und dann schläft und wieder aufsteht und es Nacht und wieder Tag werden lässt, und der Same keimt und wächst, und der Mann weiß selbst nicht wie. Welch ein Gegensatz zu unserer hektischen, gewalttätigen Welt voller Macher und Selbstoptimierer! Welch ein ruhiges Vertrauen in unserer Welt voller Hetze, Hast und Hektik! Der Mann, der Bauer schläft und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Same keimt und wächst, und der Mann weiß selbst nicht wie. Jesus weist uns mit diesem Gleichnis auf stille und behutsame Weise auf das Wichtigste im Leben hin. Was ist das Wichtigste, das Wesentliche im Leben? Nun, viele denken: Das Wichtigste im Leben ist eine gesicherte Existenz, Geld, Hab und Gut. Zweifellos ist das wichtig. Jeder, der Armut und Not einmal erlebt hat, weiß, wie wichtig es ist, materiell gesichert zu sein. 3

Aber zumindest jeder, der einmal ernsthaft krank war, der z.b. die Grippe hatte und eine Woche lang mit Fieber und Kopfschmerzen daniederlag, der weiß, dass Hab und Gut nicht das Allerwichtigste sind. Was nützen sie einem, wenn man krank wird? So könnte man denken und viele sagen es auch so: Das Wichtigste ist die Gesundheit. Gewiss ist Gesundheit ein hohes und kostbares Gut. Es ist durch nichts Materielles aufzuwiegen. Aber selbst in einem gesunden Körper kann eine kranke Seele stecken, eine Seele, die traurig, unzufrieden und unglücklich ist. Also wäre am wichtigsten eine glückliche Seele. Aber wie kann ich für mich selber glücklich sein, wenn um mich herum Unglück, Jammer und Not sind? Ist es nicht ein abstoßender, geradezu zynischer Egoismus, dann trotzdem zu sagen: Hauptsache, mir selbst geht s gut? Nein, liebe Gemeinde, das Wichtigste im Leben sind weder Geld noch Gesundheit, noch unser privates Glück das Wichtigste, sagt uns Jesus, ist das Reich Gottes! Darum sagt ER in der Bergpredigt: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen. 4

Dass dieses Reich, das Jesus gepredigt hat, wächst und gedeiht und Frucht bringt, das ist, liebe Gemeinde, das Allerwichtigste. Dieses Reich ist das Reich des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, das Reich, das alle Menschen erreichen soll. Diese Dimension haben wir im Blick, wenn wir im Vaterunser beten: Dein Reich komme! Dieses Reich ist das Wichtigste! Von diesem Reich sagt nun Jesus in seinem Gleichnis von der selbstwachsenden Saat: Es wächst von selbst ohne unser Zutun. (automate) Von Jesus gesät, bricht es sich selbst die Bahn. Das ist tröstlich für uns. Denn wir machen uns ja immerzu unzählige Mühe und Sorge, um dies und jenes, um unsere Kinder und Enkelkinder, um unsere eigene Zukunft, um die Zukunft der Welt. Das Entscheidende aber, das Reich Gottes, das unser Leben trägt und unsere Wunden heilt, wächst im Stillen, im Verborgenen. Wie eine heilige Saat ist es von Jesus ausgesät worden, und an uns liegt es, unsere Herzen dafür zu öffnen. Wir müssen ihm Raum geben durch Stille, Gebet, Treue zum Wort Gottes, damit es wachsen kann. 5

L.G., wenn wir die Beschreibung Jesu in den Evangelien betrachten, fällt uns immer wieder auf, dass er kein Macher war, der unentwegt gearbeitet und gewirkt hat. Eine große Ruhe strahlt von ihm aus, oft heißt es, er habe sich von den Menschen zurückgezogen, sei auf einen Berg gegangen, in die Stille, ins Gebet. Und seine Ruhe, seine Gelassenheit, sein Gebet waren mindestens ebenso wirkkräftig wie seine Taten. Vor guten und verantwortlichen Taten steht in der Regel die Stille des Denkens und Fühlens und Betens. Es geht darum, in der Stille den Willen Gottes zu erforschen! (Exerzitien im Alltag) So sollen auch wir lernen: Wahres Tun ist, wenn man genau hinschaut, Geschehenlassen! Wirklich heilsames und produktives Wirken kommt aus dem Loslassen, aus dem Sich-Einlassen in den Willen Gottes. In der Stille wachsen die Halme. Und die wichtigsten Halme unseres Lebens heißen: Gelassenheit, Mut und Weisheit, gemäß dem Gebet, das der große Mystiker Christoph Oetinger einmal so treffend formuliert hat: Herr, schenke mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden! Ein Gebet, das es wert ist, sich zu merken! 6

Gelassenheit, Mut und Weisheit sind die Halme, an denen die guten Früchte reifen können. Ich komme damit auf den Anfang meiner Predigt, zurück. Wir haben es gehört: In der Kirche werden keine Früchte verkauft, sondern Samen verschenkt, die Samen des göttlichen Wortes. Möge Gott es geben, dass der heutige Same, das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat, mitsamt dem Frieden und dem Gottvertrauen, die von ihm ausstrahlen, tief in euer aller Herz fällt, dort Wurzeln schlägt und seine Frucht bringt: zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Möge Gott es geben, dass wir im Herzen friedvoll werden und voll kraftvoller Hoffnung auf sein kommendes, sein von selbst wachsendes Reich. Amen. 7