Hexenverfolgung - Hexenprozesse in Hessen 1

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Transkript:

5. September 2016 Hexenverfolgung - Hexenprozesse in Hessen 1 Titelbild des Buches Beiträge zur Geschichte der Hexenverfolgungen im Stift Fulda 1600-1606 von Berthold Jäger 1 Hessen bedeutet hier nicht nur das heutige Bundesland Hessen; es werden auch alle Gebiete berücksichtigt, die einmal unter dem Staatsnamen Hessen firmierten: Großherzogtum Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Rheinhessen, Kurhessen, Hessen Waldeck, Volksstaat Hessen Da sind dann auch Mainz dabei und Worms, Lahnstein und Kloster Arnstein oder Aschaffenburg Seite 1 von 10

Es mutet seltsam an, wenn man sich in einer Gegend aufhält, dort gearbeitet hat oder geboren wurde oder lebte, in der Hexenverfolgungen stattfanden und das sind in Hessen nicht wenige Gegenden. Schon eine kleine Auflistung aus der Akte 369 im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden HHStAW zeigt andeutungsweise was im Bereich Untere Lahn 2 geschah. Abteilung 369 aus HHStAW - Titel Hexenprozesse Laufzeit Mitte 16. Jh. bis Mitte 18. Jh. In Abt. 369 sind Prozessakten aus folgenden Territorien zusammengestellt worden: Fürstentum Dillenburg, Grafschaft Diez und Herrschaft Beilstein, Fürstentum Nassau-Hadamar, Esterau, Grafschaft Nassau-Weilburg, Grafschaft Nassau-Usingen, Herrschaften Idstein und Wiesbaden, Kurtrier, Gemeinschaften Nassau und Vogtei Ems, Gemeinschaft Kirberg, Gemeinschaft Camberg, Gemeinschaft Wehrheim, Gemeinschaft Mensfelden, Gemeinschaft Cleeberg, Landgrafschaft Hessen Homburg, Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Kurmainz, Kloster Arnstein. Hexenverfolgungen in Lahnstein Hexenverfolgungen in Hessen-Nassau: www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/alphabetisch/ho/art/nassau_hexenv/html/artikel/1640/ca/b954306ff4/ Hexenverfolgung in Hessen: www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/alphabetisch/ho/artikel/hexenverfolgung_in_hessen/ Wolf Weber, 11 Jahre, Anne aus Dreieich, 16 Jahre - hingerichtet im August 1582 in Darmstadt: https://www.historicum.net/persistent/old-purl/917 Wieviel menschliches Leid dahinter steckt! Allein die dauernde Bedrohung, jederzeit durch falsche Beschuldigungen, die auf der Folter entstanden sind, auch in die Hexentürme geworfen zu werden und dort unter schlimmsten Umständen zu schmachten mit der fast sicheren Aussicht auf den Tod. Der Pfarrer Anton Prätorius, der auch in den Gefängnissen seiner Zeit zugegen war, beschreibt in seinem Buch Von Zauberey und Zauberen 1613 die schrecklichen Orte:.Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte die Kirche in der Auseinandersetzung mit Ketzerei und Aberglaube die so genannte Hexenlehre. Danach setzt sich das schon seit dem Altertum bekannte Delikt der "Zauberei" aus den Elementen Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Hexenflug, 2 Von 1968 bis 1975 habe ich dort gearbeitet und von Hexenverfolgungen nie etwas gehört. Seite 2 von 10

Teilnahme am Hexensabbat und Schadenszauber zusammen. Das alles war natürlich auch Gotteslästerung. Die Hexenlehre stellte in der Frühen Neuzeit die Grundlage für die massenhafte Verfolgung ihrer vermeintlichen Anhänger in Europa dar. Diese wurden beschuldigt, einer vom Teufel geleiteten Verschwörung gegen das Christentum anzugehören, was seit dem Ende des 15. Jahrhunderts vor allem in Frankreich und der Schweiz zu groß angelegten Hexenprozessen führte. In Deutschland brachen besonders in der zweiten Hälfte des 16. Und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (30jähriger Krieg) Verfolgungswellen aus. Auslöser waren Missernten (Trockenheit, Regen, Frost im Übermaß), Teuerung, Krankheiten (Pest), Säuglingssterblickeit (Hebammen als Hexen) Krieg, Streitigkeiten in den Dorfgemeinschaften, Geldgier korrupter Obrigkeiten, religiöser Wahn Heinrich Institoris (Kramer), Peter Binsfeld, Martin Delrio - Ideologen des Hexenwahns Titelseite der 7. Kölner Ausgabe von 1520 - (University of Sydney Library). Die ideologische und praktische Grundlage für die Verfolgung der Menschen als Hexen war der HEXENHAMMER (MALLEUS MALEFICaRUM) des Heinrich Kramer 3 von 1487, legitimiert durch die päpstliche Bulle Summis desiderantes affectibus von Innozenz VIII. 1484. Heinrich Kramer hatte sie selbst entworfen und dem Papst zur Unterschrift vorgelegt. 1487 fügte er eine Approbation des Notariats der Universität zu Köln hinzu, die möglicherweise gefälscht ist. Karl V. erließ 1532 die reichseinheitliche Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Carolina (CCC) auch Carolina genannt. Der Hexenhammer stimmt in einigen wesentlichen Punkten nicht mit der Carolina überein, z.b. Verteidiger, Folter, Beweise Das Inhaltsverzeichnis 3 Jakob Sprenger war nach dem heutigen Stand der Forschung nicht Mitautor. Seite 3 von 10

I. Teil Was sich bei der Hexerei zusammenfindet 1. Der Teufel 2. Der Hexer oder die Hexe 3. Die göttliche Zulassung II. Teil Die verschiedenen Arten und Wirkungen der Hexerei und wie solche wieder behoben werden können. III. Teil Der Kriminal-Kodex: Über die Arten der Ausrottung oder wenigstens Bestrafung durch die gebührende Gerechtigkeit vor dem geistlichen oder weltlichen Gericht. Nach 1560 fanden auch in Deutschland größere Hexenverfolgungen statt. Deren Opfer - überwiegend Frauen und Angehörige der unteren Gesellschaftsschichten - wurden verantwortlich gemacht für auftretende Ernteausfälle und Seuchen, ausgelöst durch eine allgemeine Klimaverschlechterung und die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges. Das Verfahren der Hexenprozesse war nach folgendem Muster aufgebaut: 1. Anklage (meist aufgrund einer Denunziation) - 2. Inhaftierung (Hexentürme) - 3. Verhör (bestehend aus Gütlicher Befragung, Territion, d.h. das Vorzeigen der Folterinstrumente, Peinlicher Befragung) - 4. Hexenprobe - 5. Geständnis - 6. Befragung nach Mitschuldigen - 7. Hinrichtung. HHStAW Die Hexenverfolgungen waren "nach den Judenverfolgungen die größte nicht kriegsbedingte Massentötung von Menschen durch Menschen" in Deutschland, der zwischen 20.000 und 40.000 Menschen, überwiegend (etwa 80-85%) weiblichen Geschlechts, jedoch auch Männer, sogar Kleriker und Kinder zum Opfer gefallen sind. 4 4 Zur Geschichte der Hexenprozesse im Stift Fulda. Forschungsstand - Kritik Perspektiven - Berthold Jäger - [Fuldaer Geschichtsblätter 73 (1997), S. 7-64] hier aus historicum.net Seite 4 von 10

Es mutet auch seltsam an, wenn heute Ulk und Klamauk mit dem Hexenunwesen getrieben wird. Was würde wohl passieren, wenn jemand heute seinen Mummenschanz mit KZ-Opfern und ihren Mördern treiben würde? BILANZ DER HEXENOPFER IN HESSEN von 1580 bis 1680 Inzwischen gibt es an vielen Orten Gedenktafeln oder Gedenksteine für die Opfer der Verfolgungen. Nicht alle unten aufgeführte Städte erwähnen heute die in ihren Mauern durchgeführten Hexenverfolgungen in ihren Internet-Seiten. Vom Geschrey der Leute in Arbeit, wird ständig ergänzt. Überall, z.b. in Babenhaus, Dieburg, Gelnhausen, auch mal in Lahnstein hat das Volk die Obrigkeiten bedrängt, gegen die Hexen und Zauberer vorzugehen. Aus den Ortsberichten unten kann man das teilweise entnehmen. Und manchmal hat das Geschrey der Leute der Hexerei Verdächtige und Eingekerkerte gerettet (Büdingen- Prätorius). Heute nennt man das Geschrey der Leute Pegida und AfD. Oder bedeutete es einfach nur Gerücht? Dann kommt es leise daher. - Die Flüchtlingsfreunde schreien nicht sie helfen. Diese Hilfe ist lauter als die Sprüche der AfD und ihrer Wähler, Hofheim Büdingen Dreieichenhain Gelnhausen Babenhausen Marburg Alsfeld Bad Homburg Fritzlar Lahnstein Steinheim Dieburg 5Hexenverfolgungen Hexenprozesse Opfer Täter Anlässe Widerstand in 6 5 Dieburg: Beim Bau des neuen Kreiskrankenhauses abgerissen. 6 Die Berichte und Opferzahlen werden allmählich ergänzt und bearbeitet. Seite 5 von 10

Babenhausen Bad Camberg Bad Wildungen Bad Homburg Büdingen Dieburg Fritzlar Fulda Elz Flörsheim - Gelnhausen - Helsa - Höchst/ Hofheim, Oberamt (mit Königstein) - Idstein - Lahnstein Langen/Kelsterbach Lindheim Rinderbügen Runkel Seligenstadt Steinheim, Amt mit Niederroden In Frankfurt gab es offenbar keine Hexenverfolgungen. Die Lersne rsche Chronik 1706, die z.b. alle Hinrichtungen auf der Alten Brücke aufzählt und die Laster und Thaten, kennt keine Zaubereioder Hexereiverfolgung. Interessant ist, dass verschiedentlich Frankfurter Rechtsanwälte bei Hexenverfolgungen im Umland Frauen retten, z.b. in Hofheim und in Kelsterbach. Ist das damals schon weltoffene, liberale Denken der Messe- und Kaiserstadt der Grund dafür? Interessant ist auch, dass die zweite Ausgabe der Cautio Criminalis des Jesuiten Friedrich von Spee 1632 in Frankfurt gedruckt wurde: Seite 6 von 10

Das Hessische Staatsarchiv Darmstadt hat 1994 eine umfangreiche Ausstellung mit dem Thema "... möchten verbrennet werden" Ausgrenzung und Gewalt gegen Ketzer, Juden, Hexen... auch in der hessischen Geschichte erstellt: http://www.hstadonline.de/ausstellungen/online/webhexen/literatur/tabelle.htm Ausführliche Informationen findet man auch in Geschichte der Hexen Processe, Wilhelm Gottlieb Soldan 1843 www.anton-praetorius.de www.hexenprozesse-kurmainz.de Seite 7 von 10

Die Streiter gegen den Hexenwahn Anton Prätorius Friedrich von Spee von Langenfeld S.J. mit seiner Cautio Criminalis Christian Thomasius De crimine magiae Johann Fichard, im Reich angesehener Frankfurter Advokat, Rechtsgelehrter und Stadtjustitiar schreibt 1564(1590) in seinen Consilia: S. 209 Übersetzung in Hexen und Hexenprozesse, dtv 2957, S.334 unter der Überschrift Skrupel in Frankfurt. Das Original ist verständlicher! Seite 8 von 10

Wie waren die Hexenprozesse möglich? Da die Hexenprozesse in unterschiedlichen Gebieten auf unterschiedliche Auslöser, Dauer und Intensivität zurückzuführen und Verallgemeinerungen kaum möglich sind, zeichnen sich in der jüngeren Forschung auch verschiedene Schwerpunktsetzungen und Erklärungsversuche ab. So betont Wolfgang BEHRINGER die Rolle wirtschaftlicher und ökologischer Krisenerscheinungen für den Ausbruch von Hexenprozessen[16], während Gerhard SCHORMANN eine eher "etatistische" Betrachtung wählt - für ihn stehen die Hexenprozesse im Dienste der sich konsolidierenden, die Untertanen durch einheitlichen religiösen Kultus bindenden Territorialstaaten[17], wobei katholische Landesfürsten wohl etwas weniger Skrupel als ihre protestantischen Standesgenossen hatten, kein frühneuzeitlicher Territorial- und Gerichtsherr aber die Rechtmäßigkeit von Hexenprozessen in Frage stellte. Walter RUMMEL und Eva LABOUVIE schließlich haben für das Rhein-Mosel-Saar-Gebiet die Rolle der von der Landesherrschaft unabhängigen dörflichen "Hexen-Kommissionen" herausgearbeitet - erst auf deren Druck hin kamen viele Hexenprozesse vor landesherrlichen Gerichten in Gang[18]. Zu letzterem bedurfte es allerdings auch einer verfolgungsbereiten Obrigkeit. [14] Bemerkenswert ist jedoch hier wie andernorts die Beobachtung, daß den Hexenprozessen eine Phase intensiver Glaubensunterweisung und Sozialdisziplinierung vorausging. Um aus einzelnen Zaubereianklagen Verfolgungswellen entstehen zu lassen, mußte neben den angeführten Faktoren die Akzeptanz der von Geistlichen entwickelten dämonologischen Lehre (Schadenzauber, Teufelspakt, Hexensabbat, Hexenflug, Teufelsbuhlschaft) bei der geistigen und gesellschaftlichen "Elite"[19] wie bei den "einfachen Leuten" hinzutreten. Und schließlich ist die Rolle der Einzelperson zu bedenken: "Furchtbare Juristen" und Hexenkommissare konnten, formaljuristisch abgesichert und im Einklang mit der Mentalität weiter Bevölkerungskreise, einen verheerenden Einfluß ausüben[20] - Fulda ist hierfür in der Geschichte der Hexenprozesse in Deutschland geradezu ein Modellfall. Berthold Jäger in www.historicum...siehe unten Nach 1680 nahm die Verfolgung in Hessen zunehmend ab. Die letzte Hinrichtung wurde in Gambach (Grafschaft Solms-Braunfels) nach einer Anklage wegen Brandstiftung und Zauberei 1718 vollzogen (Vetter Seite 9 von 10

1983/84). Der letzte Prozess mit unbekanntem Ausgang fand in dem zum Kurfürstentum Mainz gehörenden Nieder-Mörlen 1739 statt (Hönack 1997). https://www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/alphabetisch/ho/artikel/hexenverfolgung_in_hessen/ Quellen Hexen und Hexenprozesse Wolfgang Behringer, Hgb. dtv- Dokumente 2957, München 1988 http://www.hstadonline.de/ausstellungen/online/webhexen/literatur/tabelle.htm Geschichte der Hexen Processe, Wilhelm Gottlieb Soldan 1843 www.anton-praetorius.de www.hexenprozesse-kurmainz.de www.historicum.net/de/themen/hexenforschung/lexikon/sachbegriffe/arti kel/hexenverfolgungen_in_der_dt_geschichtsschreibung_des_19_jahr hunderts/ Seite 10 von 10