Predigt (Hebr 4,14-16): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

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Transkript:

Predigt (Hebr 4,14-16): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. Ich lese Worte aus dem 4. Kapitel des Hebräerbriefes: 14 Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so blasst uns festhalten an dem Bekenntnis. 15 Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. 16 Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben. Liebe Gemeinde, ich gebe ehrlich zu: Ich tat mich anfangs der Woche schwer, einen Zugang zum Bibeltext aus dem Hebräerbrief zu bekommen. Und ich merkte im Gespräch mit anderen Menschen über den Text: Damit bin ich nicht ganz allein. Manches wird hier wie selbstverständlich als Wissen vorausgesetzt. Aber es ist gar nicht selbstverständlich. Schon dieser Hohepriester, von dem der Verfasser des Hebräerbriefes spricht - wer ist das eigentlich und was hat der für eine Funktion? Ich gebe daher heute ein bisschen Hintergrundwissen, Information. Ich werde dazu etwas weiter ausholen und das so ein bisschen auch an Bildern visualisieren. Bild Stiftshütte Ich fange da bei der Stiftshütte an. Die Stiftshütte gab es zur Zeit des Mose, als das Volk Israel von Gott durch die Wüste geführt wurde. Das war ein großes Zelt, das das Volk mit sich führte, als es umher wanderte. In dem Zelt befanden sich viele besondere, heilige Gegenstände, vor allem:

Bild Bundeslade Die Bundeslade - ein Kasten, in dem die zehn Gebote sich befanden. Auf dem Kasten befand sich ein Deckel mit zwei Engeln, die einen Thron bedeckten. Dieser Thron - er wurde auch Gnadenthron genannt - stand für das Allerheiligste, für die Gegenwart Gottes. Und diesem Gott, diesem Allerheiligsten durfte man sich nicht so ohne weiteres nähern, geschweige denn etwas anfassen und berühren. Deswegen gab es einen Vorhang, der das ganz verhüllte. Vor dem Vorhang gab es einen Tisch mit Broten drauf, einen siebenarmigen Leuchter, und viele Altäre in und vor dem Zelt, wo man Opfer brachte und vieles mehr. Insgesamt kann man sagen: Die Stiftshütte war ein Heiligtum. Sie hatte als Zelt den Vorteil, dass man sie mitnehmen, abbauen und aufbauen konnte. Das war wichtig, denn damals wanderte das Volk Israel. Bild Tempel Das änderte sich, als das Volk Israel sesshaft wurde, Häuser und Städte im eigenen Land baute. Das gab es dann nicht mehr die Stiftshütte, sondern den Tempel in Jerusalem auf dem Berg Zion. Den ersten Tempel hat der weise König Salomo errichten lassen. Der zweite Tempel nach der Zerstörung und dem Wiederaufbau fiel eine Nummer kleiner aus. Aber der Aufbau und die heiligen Gegenstände innen drin waren ähnlich. Egal jetzt ob der Tempel oder die Stiftshütte - klar ist: Das waren heilige Orte. Orte, wo Gott ganz besonders gegenwärtig war. Und diesem herrlichen und heiligen Gott konnte man nicht einfach so begegnen, da man ein sündiger, schuldhafter, schwacher Mensch ist. Dazu braucht es einen Vermittler zwischen Gott und dem Volk. Bild Hohepriester Und genau diese Funktion übernahm der Priester und der höchste unter ihnen war der Hohepriester. Der Hohepriester konnte im Tempel tätig sein. Er konnte

die Opfer Gott bringen, sich ihm nähern. Er konnte für das Volk vor Gott eintreten und die Verbindung herstellen. Kurz etwas Persönliches: Meine Frau und ich lesen zur Zeit die Jahresbibel. Da versucht man einmal im Jahr die komplette Bibel zu lesen. Und wir sind gerade im 2. Mosebuch in den Kapiteln, wo ausführlich beschrieben wird, was für ein Aufwand für die Stiftshütte betrieben wird. Gold und Silber, edelste Hölzer, kostbarste Stoffe und Felle werden dazu verwendet. Und natürlich dürfen nur die besten künstlerischen Handwerker daran. Wenn man das so liest, merkt man: Meine Güte, dafür knien die sich ganz schön rein. Die meinen das echt ernst. Das ist der heilige Ort Gottes schlechthin und auch der Hohepriester ist was ganz Besonderes. Der wird mit den edelsten Kleidungsstücken ausgestattet. Mir wurde beim Lesen deutlich vor Augen geführt: Gott ist ein heiliger Gott, der an einem besonderen heiligen Ort ist. Dem kann man sich so nicht einfach nähern. Dazu braucht man einen Hohepriester, der zwischen Gott und Volk vermittelt. Und genau dieses Bild hat der Verfasser des Hebräerbriefes vor Augen! Genau das meint er, wenn er sagt: Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben. Die theologische Aussage, die damit gemacht wird, ist folgende: Ich brauche keinen Hohenpriester mehr wie damals, der Tieropfer für mich vor Gott bringt. Ich brauche diesen ganzen Opferkult nicht mehr, so ernst und wichtig das damals auch war. Es gibt nur einen wahren Hohenpriester, der sich selbst opfert und so Zugang zum heiligen Gott ermöglicht. Das ist Jesus Christus.

Diese Theologie durchzieht den Hebräerbrief wie ein roter Faden. Und genau dieses Bild des Hohenpriesters überträgt er auf Jesus Christus. Soweit zur Information, zum Wissen. Ich halte das für wichtig, auch wenn es jetzt vielleicht etwas ausführlich in der Predigt war. Aber ohne Wissen geht es m.e. nicht. Allerdings frage ich mich schon: Können die Leute in unserer Kirche und unserer Gesellschaft mit diesem Wissen allein etwas anfangen? Ich vermute: Wohl eher nicht. Vielleicht, weil der Glaube fehlt und man das als archaisch, veraltet abtut. Vielleicht aber auch, weil Kirche selbst mit dazu beiträgt. Manchmal habe ich den Eindruck: Kirche ist eine Institution der Fach- und Fremdwörter. Manchmal überrascht es mich, über welche theologischen Details man sich streitet. In manchen theologischen Gremien und Ausschüssen, in denen ich sitze, wird über Sachen debattiert, wo ich denke: Das geht doch völlig an den Menschen in der Kirche und in der Gesellschaft vorbei. Um im Denken des Hebräerbriefes zu bleiben: Da wird eben kein Zugang zu Gott ermöglicht. Und ich selbst mir gedacht: Vielleicht müsste man das Bild auch einfach mal umkehren. Damals stand die Frage im Raum: Wie kann ich Mensch einen Zugang zu Gott bekommen, Gott erreichen? Heute steht vielleicht umgekehrt die Frage im Raum: Wie kann man in Punkto Gott und Glaube einen Zugang zum Menschen bekommen? Wie kann ich ihn da erreichen? Diese Frage ist für mich total wichtig. Das bewegt mich schon: Wie können ich den christlichen Glauben ansprechender machen und ihn wieder entdecken? Ich kann mir jetzt sagen: Mach den Glauben doch schmackhaft, indem du stark auftrittst, andere total überwältigst und die anderen mit deinem starken Gott überzeugst.

Samuel, du hast das so schön in der Christmette verdeutlicht. Mir ist noch in Erinnerung, wie du das eine Bild enthüllt hast und ein starker muskulöser Arm drauf zu sehen war: So ist Gott, wie ein Muckiman, echt stark! Da ist ja auch was dran, der allmächtige Gott, der alles in seiner Hand hat und schafft. Du hast, aber Samuel, auch ein weiteres sehr schönes Bild damals verwendet: Die Krippe. Dieser so starke Gott wird schwach! Und heute, am Beginn der Passionszeit ist es zwar nicht die Krippe, sondern das Kreuz. Und das ist für mich was ganz Entscheidendes, Besonderes am christlichen Glauben. Dieser Gott hat noch eine ganz andere Seite. Der lässt Schwachheiten zu, lässt sich darauf ein. Genau darum geht s auch im Abschnitt aus dem Hebräerbrief: Dieser Gott ist sich nicht zu schade, in unsere Schwachheiten rein zu kommen. Das ist kein herrlich bekleideter Hohepriester in voller Montur und Ornat. Das ist ein Hohepriester der schwach, bescheiden daher kommt und sich auf meine Seite stellt. Mit so einem Gott kann ich viel anfangen. Der spricht mich an. Da bekomme ich einen Zugang zu. Denn so ein Gott akzeptiert mich mit meinen Schwachheiten, mit meinen Fehlern, mit meiner Schuld. Der tritt für mich ein und steht da zu mir! So hat es damals übrigens auch die Christengemeinde zu Zeiten des Hebräerbriefes erlebt. Da war nicht alles stark, sondern manches auch echt schwach. Die ersten systematischen Christenverfolgungen begannen. Die Leute fielen zu mehreren vom Glauben ab. Es brökelte überall. Und bei uns, in unserer Kirche, ja in unserer Philippusgemeinde heute?

Ja, es gibt vieles, über das wir uns freuen können, ohne Frage. Aber auch wir haben unsere Schwachheiten. Und wenn man genauer drüber nachdenkt: Wer kennt sie nicht? Die eigenen schwachen Momente. Das Tolle und Wunderbare an Gott und was ich so an ihm liebe: Gott selbst akzeptiert das, kommt in meine Schwachheit, wird selbst schwach, total menschlich, so menschenfreundlich. Das heißt für mich: Vor Gott muss ich nichts vormachen und immer den starken Mann machen. Da kann ich offen und ehrlich so hintreten, wie ich bin, auch mit meinen Schwachheiten. Das spricht mich bei Gott total an und ich denke, das ist auch das Besondere am christlichen Glauben, was man noch heute den Menschen sagen kann, sie ansprechen kann. Das ist für mich der Schlüssel, um einen Zugang zu Gott wieder zu kriegen. Oder wie es der Hebräerbrief sagt: Lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade. Man denke wieder an das Bild in der Stiftshütte, im Tempel - der Deckel der Bundelade mit den beiden Engeln und dem Gnadenthron. Ein Bild für Gott selbst. Ich bekomme zu Gott wieder einen Zugang. Diesen, meinen Gott, den kann ich auch lieben, weil er zu mir steht in meiner Schwachheit, weil er für mich eintritt und für mich da ist! Ich wünsche mir und uns allen, dass wir in der Passionszeit das neu entdecken, davon uns neu ansprechen lassen und einen Zugang zu Gott bekommen! Amen. Kanzelsegen: Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.