Drei Frauen, das Putzen und die Suche nach dem Glück. ein Film von JUDITH KEIL & ANTJE KRUSKA
D 2001, 84 Min, Farbe, 35mm, 1:1,85 mit Ingeborg Martinsson, Delia Pereira-López, Gisela Weiss Buch und Regie JUDITH KEIL und ANTJE KRUSKA Kamera MARCUS WINTERBAUER Schnitt INGE SCHNEIDER Ton ULLA KÖSTERKE Tonschnitt MARKUS BÖHM Musik ARMIN JANDA, PETER WITZEL Produktionsleitung KATRIN SPRINGER Producer BETTINA HAASEN Produzent JENS MEURER Redaktion CHRISTIAN CLOOS eine Produktion von EGOLI TOSSELL FILM in Zusammenarbeit mit ZDF DAS KLEINE FERNSEHSPIEL mit freundlicher Unterstützung durch FILMBOARD BERLIN-BRANDENBURG im Verleih der EDITION SALZGEBER Weltvertrieb D.NET.SALES Internationale Hofer Filmtage 2001 Internationale Filmfestspiele Berlin 2002 Drei Mal Leben: Delia, Gisela und Ingeborg. Alle drei sind Putzfrauen in Berlin. Verpaßte und ersehnte Träume, Alltagsprobleme, Routine und die Suche nach der großen Liebe zwischen Bügelbrett und Besen, Komödie und Tragödie. -2-
Drei Frauen, das Putzen und die Suche nach dem Glück. Ingeborg, Gisela und Delia sind zwischen Mitte 40 und Ende 50. Sie leben, putzen und träumen in Berlin. Delia kam als junge Frau aus Argentinien nach Europa, um Malerin zu werden. Seit zwölf Jahren putzt sie die Wohnungen betuchter Berliner. Zwischen dem Stolz, eine gute Putzfrau zu sein und dem Scheitern ihres Traums an den Ansprüchen der Wirklichkeit versucht sie, mit bodenständiger Klugheit ihren Weg zu finden. Gisela Weiss, genannt Weissi, ist der lustige Pol in ihrer Putzkolonne, die nachts die Nobel-Boutiquen der Friedrichstadtpassage zum Glänzen bringt. Zu Hause durchlebt sie mit ihrem Ehemann die wohl organisierte Routine einer 35-jährigen Ehe genauso wie die zauberhaften Momente einer all diese Jahre bestehenden Liebe zwischen penibelst abgestaubtem Einbauschrank und abgewetzter Couchgarnitur. Ingeborg ist attraktiv, einsam und arbeitslos. Im ständigen Bestreben, ihren Alltag auszufüllen, macht sie sich auf die Suche nach einer Putzstelle genauso wie nach einem geeigneten Lebenspartner. Beides ist sehr schwer zu finden. DER GLANZ VON BERLIN ist ein Film, bei dem nicht die glänzenden Fassaden der Hauptstadt im Vordergrund stehen, sondern der bescheidene, aber kraftvolle Glanz dreier ganz alltäglicher Menschen. Sie gewähren uns vorbehaltlos und offen Einblick in ihr momentanes Leben mit allen Höhen und Tiefen. Der Film zeigt eindrucksvoll wie großartig und wunderbar das ganz normale Leben ist voll von absurden Momenten, komischen Begegnungen, philosophischen Gedankengängen, gefühlsgeladenen Tiefpunkten und Höhenflügen DER GLANZ VON BERLIN ist nach AUSFAHRT OST der zweite abendfüllende Film von Antje Kruska und Judith Keil. Ein intimer, tragikomischer, berührender und immer liebevoller Blick in das Leben von ganz alltäglichen Helden gefeiert von Publikum und Kritik bei den Internationalen Hofer Filmtagen und den Internationalen Filmfestspielen Berlin. -3-
Judith Keil und Antje Kruska zur Entstehung des Films Als Kind waren Putzfrauen diejenigen Frauen, die da waren, wenn man aus der Schule kam, für die man das Zimmer aufräumen mußte, damit sie saugen konnten, die einem gezeigt haben, wie man aus Zucker Karamel macht und einen getröstet haben, wenn das Meerschweinchen gestorben ist. Danach folgten viele Jahre, in denen keine Putzfrauen vorkamen. Und dann ganz zufällig taucht wieder eine Putzfrau auf, bei einem Studentenjob: sie putzt, wäscht und bügelt in einem vernachlässigten Vater-Sohn- Haushalt und sagt von sich, sie sei die beste Putzfrau Berlins. Die angeschimmelten Spülberge und schmutzigen Boxershorts in der Badezimmerecke können sie nicht schrecken. Sie hat sowas schon zu oft gesehen und auch noch ganz andere Dinge. Denn sie hat ein bewegtes Leben hinter sich, von dem sie ganz nebenbei anfängt zu erzählen. Die Idee, sich in einem Film mit Putzfrauen zu beschäftigen, entstand hier, und wir machten uns ein gutes Jahr später auf die Suche nach ihnen. Judith Keil Antje Kruska Berlin hat viele Putzfrauen, eigentlich gibt es sie überall. Aber sie zu treffen war gar nicht so leicht. In der Rubrik Stellengesuche diverser Berliner Tageszeitungen boten etliche Frauen ihre Dienste an, aber nach den telefonisch vereinbarten Verabredungen blieben wir in unzähligen Berliner Cafés in Tempelhof, Steglitz oder Reinickendorf alleine sitzen. Der bloße Gedanke an einen Film verunsicherte die Frauen. Sie konnten nicht verstehen, was an ihnen interessant sein sollte. Da gab es Ehemänner, die partout nicht wollten, daß ihre Frauen sich auf so etwas einließen, oder die allgemein verbreitete und sicher auch berechtigte Angst, ihre Schwarzarbeit könne auffliegen und eine sichere Existenz gefährden. Also gingen wir dazu über, selber Annoncen zu schalten, um diejenigen Frauen zu erreichen, die von sich aus neugierig auf unser Filmprojekt waren. Und unsere Suche hatte endlich Erfolg. Wir trafen auf Frauen, die ein starkes Bedürfnis hatten, von sich und ihrem Leben zu erzählen, und es stellte sich schnell heraus, daß sie über mehr reden wollten als über ihren Arbeitsalltag: wir erfuhren von nicht gradlinig verlaufenen Lebenswegen, von Familienschicksalen, Ehemännern, Kindern, Träumen und der Sehnsucht nach Unabhängigkeit. Von drei dieser Frauen handelt unser Film, und trotz ihrer offensichtlichen Unterschiede zeigte sich, daß sie im Wesentlichen vieles gemeinsam haben: den festen Willen, sich im Beruf mit Stolz und Würde zu behaupten und das lebenslange Streben nach einer erfüllten Liebe und persönlichem Glück. -4-
Judith Keil Geboren am 12.04.1973 in Straubing. 1992 Abitur am Comenius Gymnasium Deggendorf, seit 1993 Studium der Germanistik, Publizistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften ( 2 Semester Kunstgeschichte ) an der FU Berlin. Seit 1994 Assistenzen und Praktika bei verschiedenen Produktionen Filmographie 1996 ROCHSTR. 9 PORTRAIT EINES HOCHHAUSES UND SEINER BEWOHNER Dokumentarfilm im Rahmen der Kulturwissenschaft an der Humboldt Universität, Preisträger bei Jugend und Video in Kiel 1998 Super-8 Filmproduktion für Inszenierung DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN am Deutschen Theater Göttingen 1999 AUSFAHRT OST INS LEBEN VON NICO, LENNE UND TOMCAT Dokumentarfilm, 77 min, in Zusammenarbeit mit Antje Kruska, nominiert für den Adolf-Grimme-Preis 2000 2001 DER GLANZ VON BERLIN Antje Kruska Geboren am 13.7.1973 in Dortmund. 1992 Abitur am Pestalozzi-Gymnasium Unna, seit 1993 Studium der Publizistik, Spanischen Philologie, Nordischen Philologie und Theaterwissenschaften in Münster und Berlin. Seit 1995 Praktika und Hospitanzen bei verschiedenen Radio-, Fernsehund Filmproduktionen. Filmographie 1999 AUSFAHRT OST INS LEBEN VON NICO, LENNE UND TOMCAT Dokumentarfilm, 77 min, in Zusammenarbeit mit Judith Keil, nominiert für den Adolf-Grimme-Preis 2000 2001 DER GLANZ VON BERLIN -5-
Pressestimmen Dass das Kino nicht auf das Genre zurückgreifen muss, um Helden vorzubringen, beweist der Dokumentarfilm DER GLANZ VON BERLIN einmal mehr. Judith Keil und Antje Kruska porträtieren drei Berliner Putzfrauen. Offen wird über geplatzte Lebensträume geredet, von den Demütigungen bei der Arbeit berichtet. Vor der Kamera sprechen sich die Frauen frei, gewinnen sich selbst und ihrer Arbeit Würde und Respekt ab. Auf ganz eigene Weise meistert jede der drei Frauen ihr Schicksal und wird dadurch zur wahren Heldin. (Berliner Zeitung) DER GLANZ VON BERLIN ist ein Film, der seine Heldinnen zugleich klar und mit großer Zärtlichkeit betrachtet, eine ethnografische Exkursion in die nahe Fremde hinter gewissenhaft polierten Glasscheiben. (die tageszeitung) Keil und Kruska haben ihre Alltagsheldinnen gut gewählt: Alle drei sind begabte Selbstdarstellerinnen, die im Laufe des Films unverwechselbar Gesicht und Geschichte gewinnen. (Frankfurter Allgemeine Zeitung) Der schönste Dokumentarfilm der,perspektive Deutsches Kino [...] die volle Dröhnung Alltagswirklichkeit. (Tagesspiegel) Judith Keil und Antje Kruska filmen [...] unspektakulär mit einem wahrhaftigen Blick auf kleine menschliche Tragödien und Glücksmomente. (Die Welt) Erfrischendes deutsches Kino! DER GLANZ VON BERLIN hat genau die Dosis Leben, die dem deutschen Kino derzeit oft fehlt. (tip) Der ganz normale Alltagswahnsinn: kurzweilig und mit großer Beobachtungsgabe. (Nürnberger Zeitung) Zitate Die Regisseurinnen haben die Dramaturgie der Wirklichkeit in eine Filmdramaturgie gewandelt, die den Dokumentarfilm zum Melodram macht. (Alfred Holighaus, Leiter der Berlinalesektion,Perspektive Deutsches Kino ) Meine Familie ist Gott sei Dank tot und weiß nicht, daß ich Putze bin. (Delia Pereira-López im Film) -6-