1 Joh 12, 34-36 28. 1. 2007 Letzt. n. Epiph. Heute ist der letzte Sonntag der Epiphaniaszeit. Damit endet der weihnachtliche Festkreis des Kirchenjahres. Die Paramente sind noch einmal in weißer Farbe als Hinweis darauf, dass dies eine auf Christus bezogene Festzeit war und ist. Am nächsten Sonntag beginnt die so genannte Vorfastenzeit. Drei Sonntag bereiten uns auf die Passionszeit vor, in der das Leiden Jesu und das Leiden der Welt in den Blick genommen werden. So gehen wir die Gedanken des 2. Artikels des Glaubensbekenntnisses im Kirchenjahr nach: empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria dieses wird im Weihnachtsfestkreis bedacht und ab nächsten Sonntag geht es weiter mit: gelitten unter Pontius Pilatus. Eben noch Festfreude und dann geht es auf den Weg zum Ende dieses Lebens hin. In diesem Ablauf liegt sehr viel symbolisches drin, was auch in unserem heutigen Bibeltext verborgen ist, der uns zur Auslegung vorgegeben ist. Ich lese ihn noch einmal, denn gerade die Johannestexte sind nicht so eingängig, wenn man sie nur hört. Jesus sprach: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich
2 alle zu mir ziehen. sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde. Das Volk sprach. Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen. Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Jesus deutet seinen Tod an. Das was jetzt noch im Johannesevangelium erzählt wird, ist der Weg ans Kreuz. Im Gegensatz zu den Menschen damals, haben wir keine Zeit des Lichtes unter uns, so wie es die Jünger damals hatten. Wir können das so nicht nacherleben. Aber die Worte wurde aufgeschrieben etwa 70 Jahre nach dem Tod von Jesus. Warum hat Johannes sie so aufgeschrieben? Doch nicht nur um etwas von damals zu erzählen, was heute keine Bedeutung mehr hat. Für mich steckt da ein wunderbares Bild hinter, das etwas mit dem Übergang des heutigen Tages zu tun hat. Im Glauben gibt es ja Zeiten, in denen man zutiefst
3 aus dem lebt, was uns angesprochen hat. Es ist sozusagen gläubige Festzeit, in der das Bewusstsein des Glaubens groß ist. Zeiten in denen alles hell und klar und lichtvoll vor Augen steht. Ja, ich glaube. Ich kann und will Gott vertrauen. Die Worte Jesu sind mir wichtig, sie bedeuten mir etwas. Festlich, feierliche Hochstimmung, wie eben zu Weihnachten. Es steht alles hell und klar vor uns, eben weihnachtliche Glaubenszeit. Ich hoffe zumindest, dass wir solche Zeiten kennen oder mal erlebt haben. Und dann und das kennen wir wahrscheinlich eher dann sieht das Leben anders aus. Es kommen Lebenserfahrungen, die diesen lichtvollen Gedanken entgegenstehen. Da kommen die Zweifel über einen, die Fragen, und das Dunkel des Lebens. Wo bist du Gott? Warum muss ich dies erdulden? Dann kommt sozusagen die Glaubenszeit der Passion. Jetzt verdunkelt sich das, was in der weihnachtlichen Zeit so hell war. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit die Finsternis euch nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Im Alltag können wir das gut nachvollziehen. Im Dunkeln können wir nichts sehen. Was vor Augen liegt, wohin der Weg geht, das können wir nicht wahrnehmen. Für unseren Glaubensweg ist das nicht viel anders. Wandelt
4 solange ihr das Licht habt, das verstehe ich als einen Hinweis darauf, dass wir in den Zeiten des unangefochtenen Glaubens sozusagen einen Lichtvorrat anlegen. Was wir da in uns tragen, dass sollen wir stark machen, dass sollen wir ganz intensiv wahrnehmen. Wir sollen es umsetzen in unserem Leben, damit es sich festsetzt in uns. Aus dem, wie wir leben, sollen wir merken: Jawohl, das ist gut und wichtig, dass ich so lebe. Es ist gut, aus dem Licht des Glaubens, aus dem Licht Jesu heraus das Leben zu gestalten. Das weihnachtliche Licht soll sich ganz intensiv in uns ausbreiten. Denn, und das weiß jeder Menschen und eben auch die biblischen Schriftsteller, so bleibt es nicht. Das Leben ist nicht immer auf dem Höhepunkt, es gibt nicht nur die Hochzeiten, es gibt den Alltag, es gibt den Trott und es gibt das Tief, das unser Leben begleitet, genauso wie die Anfechtung und die schiefe Bahn. In dieser Zeit da braucht man das Licht, in dem man vorher gelebt hat. Es gibt eine wunderbar Kindergeschichte, die mancher von ihnen kennt. Die Maus Frederick hat etwas ganz wunderbares gemacht. Während die anderen Mäuse den Vorrat für den Winter organisierten, lag er nur in der Sonne. Als die anderen Mäuse fragten, was er den da tue, während sie alle doch so hart arbeiteten, da antwortet er: er sammle Sonnenstrahlen
5 und Farben. Dass die anderen Mäuse wütend darüber wurden, können wir uns lebhaft vorstellen. Der Wintervorrat war eine handfeste Sache, die das Überleben sicherte. Nun denn, Frederick ließ sich nicht beirren und sammelte weiter Farben. Der Winter kam und damit die Dunkelheit. Es wurde immer kälter und die Mäuse trauten sich auch nicht mehr nach draußen. Die Zeit wurde lang und auch die Vorräte wurden weniger. Irgendwann fragten die Mäuse dann Frederick, wo er denn seine Vorräte hat, konnte er ihnen nichts zu essen geben. Aber er konnte erzählen. Er erzählte von der wärmenden Sonne, von den Farben der Blumen und Blüten. Und er konnte so wunderbar und erwärmend davon erzählen, dass die Mäuse ihre Langeweile vergaßen und auch den Hunger den sie hatten. Sie hatten in diesem Jahr den schönsten Winter, den Mäuse nur haben konnten. Wandelt, solange ihr das Licht habt. Lebt den Glauben, genießt die Hochzeit des Vertrauens, lasst euch von der Wahrheit der göttlichen Botschaft ansprechen und lasst sie tief in euch wirken, damit sie viel Raum einnimmt. So verstehe ich diese Worte. Die Zeit der Dunkelheit kommt und da braucht man Vorräte, auf die man zurückgreifen kann. Und das gilt eben nicht nur für Mäuse, sondern in gleicher Weise auch für den Glauben von uns Menschen. Denn nur wer das Licht in
6 sich trägt, der kann auch in den dunklen Zeiten davon zehren, der wird auch in dunklen Zeiten nicht verloren gehen. Glaubensvorräte schaffen, das heißt, die Fest- und Hochzeiten für sich lebendig machen. Das Licht der Weihnachtszeit genießen und erleben als eine Zeit, die erfüllt mit der Güte Gottes, der so menschlich unter uns wirkt. Das Licht leuchtet in der Welt, der Stern er wandert mit uns durch alle Zeiten. Wie gut das zu hören, das zu erleben, das zu wissen und darauf zu vertrauen und danach zu leben. Und das ist so ein zweiter wichtiger Gedanke, der für mich in diesen Worten steckt. Neben dem Glaubensvorrat, den wir brauchen, den wir schöpfen aus den Hochzeiten, brauchen wir auch eine gute Lebensgrundlage, an denen wir unser Leben ausrichten können, das ihm Orientierung gibt. Ich weiß nicht, wer von ihnen am Donnerstagabend das Heute Journal gesehen hat. Da gibt es neuerdings so etwas wie einen persönlichen Zwischenruf. Der Benediktinermönch Anselm Grün hat an diesem Abend über Werte gesprochen angesichts der Verurteilung von Peter Harz und der Hauptversammlung der Siemensaktionäre. Ich fand diesen Beitrag sehr erhellend. Nicht nur seine auf die Wirtschaft ausgerichteten Sätze haben mich angesprochen, sondern auch die unser ganz persönliches Leben betreffenden Sätze.
7 Er sagte, wir Menschen brauchen Werte. Werte können eine Firma wertvoll machen.. Aber Werte sind auch wichtig, um Menschen wertvoll zu machen. Wer Werte hat, der nimmt sich selber wichtig, der nimmt den anderen wichtig. Wer um kurzfristiger Erfolge willen sich selber verbiegt und andere verbiegt, der wird auf Dauer keinen Erfolg haben. Wer mit Werten lebt, der achtet sich selber, der achtet auf sich und er achtet auf andere. Wer Werte hat, macht das Leben wertvoll, das eigene Leben und das Leben anderer. Das sind tolle Gedanken. Nach Werten leben, hat etwas damit zu tun, dass Leben dadurch wertvoll wird, dass es in seiner unantastbaren Würde geachtet und erst genommen wird. Ich denke, das hat auch etwas zu tun mit dem Satz: Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Im Licht leben, das heißt für mich, so zu leben, dass ich mich mit dem, was ich tue und wie ich es tue, nicht verstecken muss. Wie war das noch bei Adam, nachdem er den Apfel gegessen hat. Er versteckte sich, als Gott in den Garten kam. Wer im Licht wandelt, der handelt offen. Sein Leben, sein Tun sind nachprüfbar und es liegt auch offen vor Gott. Wir müssen darin gewiss nicht Übermenschen werden, die keine Fehler begehen, aber wandeln im Licht heißt auch, die dunklen Seiten sehen und mit ihnen umgehen. Und zwar so, wie Jesus, das Licht der Welt, es getan hat. ER hat den
8 Menschen ihre Fehler gezeigt, hat sie offen angesprochen und damit die Schuld auch offen gelegt, aber er hat die Menschen niemals fallen gelassen, er hat ihnen neue Lebensmöglichkeiten gegeben. So hat immer vom Wohl der Menschen aus gedacht und gehandelt, und er hat immer von einer positiven Zukunft aus gedacht und gehandelt. Das Leben kann immer wieder neue und andere Wege ergeben, die zu ermöglichen, lag ihm am Herzen. Vielleicht ist dies auch ein Gedanke in der Debatte um die Freilassung von RAF- Häftlingen. Wandelt im Licht. Wandelt im Licht von Weihnachten und Ostern, von Himmelfahrt und Pfingsten. Lebt von dem, was Jesus in die Welt gebracht hat an Licht und Erleuchtung, denn das ist die Kraft für die Zeit der Passion, für die dunklen Zeiten des Lebens, aber auch für die Zeit, die bildhaft in der zweiten Kirchenjahreshälfte verborgen liegt, die Zeit des Alltages, die Zeit des Trottes, in der so manches verloren zu gehen droht. Aus dem Licht leben, heißt sein Leben im Lichte Gottes zu führen, das Licht, das uns das Leben wertvoll macht. Möge es uns scheinen und durch uns widerspiegeln. Amen Orgelvorspiel Liturgischer Ablauf
9 Lied: 70,1-4 Psalm 97 Eingangsliturgie Gebet Christus, du bist Mensch geworden und unser Bruder, so hast du Gott in unser Leben gebracht. In unserer Menschlichkeit willst du deine göttliche Liebe aufleuchten lassen. Wir stehen vor dir mit unserem ganzen Leben, manchmal strahlend in unserem Vertrauen zu dir, manchmal düster und kalt wie ein erloschenes Feuer. Doch deine Liebe hat Bestand, jetzt und alle Zeit. Darum bitten wir dich: Erleuchte unsere Herzen durch den Glanz deiner Erscheinung, dass wir mitten im Dunkel der Welt dein Licht bezeugen. Das bitten wir Lesung 2. Kor. 4, 6-10 Lied 74,1-4 Lesung Joh 12, 34-36 Glaubensbekenntnis Lied 197,1-3 Predigt Lied 72,1-6
10 Abkündigungen Fürbittengebet Gott, du Macht des Lebens und Licht der Welt. Wir danken dir, dass du mit Jesus Christus dein Licht in unsere Dunkelheit gebracht hast. Durch sein Licht wird es in uns und um uns hell. Wir sind schwache Menschen und doch lässt du uns an diesem Licht teilhaben, ja mehr noch wir sollen es weitergeben. Darum bitten wir dich, hilf uns auf diesem Weg. Stärke unseren Glauben und unser Tun, auf dass wir deine Boten werden. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten für alle Menschen, die wegen ihres Glaubens bedrängt oder gar verfolgt werden. Gib ihnen das Licht, das sie nicht verzagen lässt in der Dunkelheit, und stärke sie für ihren Weg des Zeugnisses. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich für alle, deren Leben verdunkelt ist und denen das Licht des Lebens fehlt. Lass du es aufleuchten, auf dass das Licht der Zukunft und Hoffnung für sie sichtbar wird. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Stille Vaterunser Segen
11 163 Jürgen Grote Am Pfarrgarten 5 38274 Elbe